Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.fand hier in nahe 1S00 meist trefflichen Blättern eine erwünschte Gelegenheit, Stieg man nun von den Galerien herab in den Raum des Mittelschiffes, Ob der Name Cellini, den man in dieser Abtheilung öfter antrifft, immer fand hier in nahe 1S00 meist trefflichen Blättern eine erwünschte Gelegenheit, Stieg man nun von den Galerien herab in den Raum des Mittelschiffes, Ob der Name Cellini, den man in dieser Abtheilung öfter antrifft, immer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105037"/> <p xml:id="ID_854" prev="#ID_853"> fand hier in nahe 1S00 meist trefflichen Blättern eine erwünschte Gelegenheit,<lb/> die Fortschritte in derselben von den ersten Jncunabeln bis auf ihren moder¬<lb/> nen Zustand stetig zu verfolgen. Uns Deutschen mußte besonders der Besuch<lb/> dieser Galerie eine große Genugthuung gewähren. Fanden wir unsere alte<lb/> Kunst in der 'Abtheilung der Maler vernachlässigt, so strahlten dafür hier desto<lb/> Heller Dürer und Schongauer, Lucas von Leyden und Israel von Meckenheim<lb/> u. s. w. Alle guten Eigenschaften unserer Altvordern, der Reichthum im<lb/> Ersinner und Erfinden treten in den Vordergrund, keiner ihrer Mängel, in<lb/> Oelbilbern so störend, wurde bemerkbar.</p><lb/> <p xml:id="ID_855"> Stieg man nun von den Galerien herab in den Raum des Mittelschiffes,<lb/> so fand man aufgespeichert in Kisten und Glastischen einen endlosen Stoff<lb/> zum Genusse. Das „ornamentale Museum" blieb, wie das nicht anders zu<lb/> erwarten war, von der großen Menge unbeachtet, die meisten Besucher mein¬<lb/> ten, es sei, ähnlich wie die allerdings im Ganzen werthlosen Sculpturen hier<lb/> nur, um den Raum zu füllen, aufgestellt. Und doch lag, wenigstens nach<lb/> der Ueberzeugung des Verfassers dieser Zeilen, grade in dem „ornamentalen<lb/> Museum" die Haupt stärke der Ausstellung. Man kann auch nach dem Be¬<lb/> suche der Manchester-Ausstellung keine einzige europäische Bildergalerie missen.<lb/> Dem genauen Betrachter des ornamentalen Museums jedoch wird schwerlich<lb/> eine andere Sammlung noch viel des Neuen und Interessanten bieten. Kein<lb/> Zweig des Kunsthandwerkes, der hier nicht vollständig und auf das glänzend¬<lb/> ste vertreten gewesen wäre. So fand sich, leider in mehren Schreinen zer¬<lb/> streut, ein überaus reiches Material für die Geschichte der Emaillirkunst vor.<lb/> Wir sahen byzantinische Emaille, kenntlich an den Goldfäden, welche die ein¬<lb/> zelnen Farbenfelder scheiden, dann alte limousinische Werke, eigentliche Gold-<lb/> schmidarbeit, und als Uebergang zu der Emailmalerei der späteren Limousiner,<lb/> die hier in allen ihren bedeutenden Namen repräsentirt sind, die in Italien<lb/> ausgebildete Emaillirkunst mit durchscheinenden Farben. Auch in den ausge¬<lb/> stellten Metallarbeiten ist kaum eine einzige erhebliche Lücke bemerkbar. Von<lb/> dem ehrwürdigen Dunoeganbecher aus dem 11. Jahrhundert geht die Bei^piel-<lb/> sammlung das ganze Mittelalter herab in die Nenaissanceperiode, die auf diesem<lb/> Gebiete so schöpferisch und kunstreich auftrat, und schließt erst mit unserem<lb/> Zeitgenossen Vendee, der CelliniS Kunst wieder zu neuem Ansehen brachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_856" next="#ID_857"> Ob der Name Cellini, den man in dieser Abtheilung öfter antrifft, immer<lb/> richtig gewählt sei, wollen wir dahingestellt sein lassen. Es ist seine Weise<lb/> wenigstens, der wir begegnen, ähnlich wie in der Abtheilung der Elfenbein¬<lb/> schnitzereien die reizenden Pu-dem zwar nicht stets ans Fiammingo, aber doch<lb/> auf seinen belebenden Einfluß hinweisen. Jedenfalls wird kein Unbefangener<lb/> sich dadurch, daß manche Werke namenlos erscheine», im Genuß ihrer Schön¬<lb/> heit stören lassen, und der Bewunderung über die Fülle von Goldschmidarbeiten,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0302]
fand hier in nahe 1S00 meist trefflichen Blättern eine erwünschte Gelegenheit,
die Fortschritte in derselben von den ersten Jncunabeln bis auf ihren moder¬
nen Zustand stetig zu verfolgen. Uns Deutschen mußte besonders der Besuch
dieser Galerie eine große Genugthuung gewähren. Fanden wir unsere alte
Kunst in der 'Abtheilung der Maler vernachlässigt, so strahlten dafür hier desto
Heller Dürer und Schongauer, Lucas von Leyden und Israel von Meckenheim
u. s. w. Alle guten Eigenschaften unserer Altvordern, der Reichthum im
Ersinner und Erfinden treten in den Vordergrund, keiner ihrer Mängel, in
Oelbilbern so störend, wurde bemerkbar.
Stieg man nun von den Galerien herab in den Raum des Mittelschiffes,
so fand man aufgespeichert in Kisten und Glastischen einen endlosen Stoff
zum Genusse. Das „ornamentale Museum" blieb, wie das nicht anders zu
erwarten war, von der großen Menge unbeachtet, die meisten Besucher mein¬
ten, es sei, ähnlich wie die allerdings im Ganzen werthlosen Sculpturen hier
nur, um den Raum zu füllen, aufgestellt. Und doch lag, wenigstens nach
der Ueberzeugung des Verfassers dieser Zeilen, grade in dem „ornamentalen
Museum" die Haupt stärke der Ausstellung. Man kann auch nach dem Be¬
suche der Manchester-Ausstellung keine einzige europäische Bildergalerie missen.
Dem genauen Betrachter des ornamentalen Museums jedoch wird schwerlich
eine andere Sammlung noch viel des Neuen und Interessanten bieten. Kein
Zweig des Kunsthandwerkes, der hier nicht vollständig und auf das glänzend¬
ste vertreten gewesen wäre. So fand sich, leider in mehren Schreinen zer¬
streut, ein überaus reiches Material für die Geschichte der Emaillirkunst vor.
Wir sahen byzantinische Emaille, kenntlich an den Goldfäden, welche die ein¬
zelnen Farbenfelder scheiden, dann alte limousinische Werke, eigentliche Gold-
schmidarbeit, und als Uebergang zu der Emailmalerei der späteren Limousiner,
die hier in allen ihren bedeutenden Namen repräsentirt sind, die in Italien
ausgebildete Emaillirkunst mit durchscheinenden Farben. Auch in den ausge¬
stellten Metallarbeiten ist kaum eine einzige erhebliche Lücke bemerkbar. Von
dem ehrwürdigen Dunoeganbecher aus dem 11. Jahrhundert geht die Bei^piel-
sammlung das ganze Mittelalter herab in die Nenaissanceperiode, die auf diesem
Gebiete so schöpferisch und kunstreich auftrat, und schließt erst mit unserem
Zeitgenossen Vendee, der CelliniS Kunst wieder zu neuem Ansehen brachte.
Ob der Name Cellini, den man in dieser Abtheilung öfter antrifft, immer
richtig gewählt sei, wollen wir dahingestellt sein lassen. Es ist seine Weise
wenigstens, der wir begegnen, ähnlich wie in der Abtheilung der Elfenbein¬
schnitzereien die reizenden Pu-dem zwar nicht stets ans Fiammingo, aber doch
auf seinen belebenden Einfluß hinweisen. Jedenfalls wird kein Unbefangener
sich dadurch, daß manche Werke namenlos erscheine», im Genuß ihrer Schön¬
heit stören lassen, und der Bewunderung über die Fülle von Goldschmidarbeiten,
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