Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.aber die häufige Wiederholung derselben Farbenstimmung, der gleichen Formen¬ Schade daß der Raum mangelt, die niederländischen Genremaler eingehen¬ aber die häufige Wiederholung derselben Farbenstimmung, der gleichen Formen¬ Schade daß der Raum mangelt, die niederländischen Genremaler eingehen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105033"/> <p xml:id="ID_846" prev="#ID_845"> aber die häufige Wiederholung derselben Farbenstimmung, der gleichen Formen¬<lb/> gliederung. Charakteristisch sind in dieser Beziehung nicht allein die Birken¬<lb/> stämme und stehenden Wasser, welche NuyödaelS Vordergrund ausfüllen, son¬<lb/> dern auch Hobbemas Waldwege, welche sich gegen die Mitte abschüssig hinziehen<lb/> und der Sonnenschein, der den Mittelgrund durch eine wirkungsvolle Beleuch¬<lb/> tung von der Umgebung abhebt. Freilich würde man auf der andern Seite<lb/> auch unbillig Verfahren, wollte man einzelne Meister nur nach ihrer Vertretung<lb/> in Manchester beurtheilen. Evrdingen ist so gut wie gar nicht repräsentirt,<lb/> bei Claude Lorrain ersetzen die an sich interessanten Skizzen und Studien in<lb/> der Abtheilung der Handzeichnungen nicht den Mangel an bedeutenderen Bil¬<lb/> dern und auch Ruysdael lernt man z. B. in Dresden besser kennen, als dies<lb/> in Manchester möglich war. Die Gunst des Zufalles winkte am freundlichsten<lb/> Hobbema, der hier wenigstens seinen Lehrer und Meister Ruysdael weit<lb/> überragte.</p><lb/> <p xml:id="ID_847" next="#ID_848"> Schade daß der Raum mangelt, die niederländischen Genremaler eingehen¬<lb/> der zu besprechen. Wer Ludwigs XIV. Kunstanschauungen theilt, mag immerhin<lb/> über die „waxols" die Achseln mele«. Dem Unbefangenen und jedem, der<lb/> auf innere Wahrheit der Darstellung steht, that es wohl, wenn er sich von<lb/> dem gleißnenschen Idealismus der spätern Italiener erholen konnte an der in<lb/> der Naivetät der Auffassung an die eycksche Schule erinnernden Anbetung der<lb/> Hirten von A. van Ostade, einem wahren Prachtwerke der Technik, das leider bei¬<lb/> nah völlig unbeachtei blieb, oder an der derben Humoreske, zu welcher die Hoch'<lb/> zeit zu Kana dem lustigen Schenkwirt!) von Delft das willkommne Motiv bot.<lb/> Was geht es da lustig einher! Nöthig ist es nicht, daß oben auf der Empor¬<lb/> bühne die Musikanten zur Heiterkeit auffordern, unten an den reichbeladenen<lb/> Tischen und auf den Stufen, die zu jenen führen, hat der Wein schon alle<lb/> jubiliren gemacht. Und der Jubel und die Freude ist ihnen von ganzem Her¬<lb/> zen vergönnt. Der Hochzeitsvater grollt dem Philister, der von dem vorsorg¬<lb/> licher Weibe allzufrüh nach Hause geleitet wird und drückt das Auge zu, wen»<lb/> er ein Bettelweib gewahrt, die reiche Spolien vom leckeren Mahle unter der<lb/> Schürze verbergend sich davonschleicht. Das Bild ist auch technisch trefflich<lb/> und verdient in jeder Beziehung den Vorzug vor den andern Proben des<lb/> steenschen Humors, die auf der Ausstellung vorhanden waren, eine Gruppe<lb/> von Männern, die sich um einen wandernden Musikanten im freien Felde ge¬<lb/> schart haben, etwa ausgenommen. Denn auch hier wird die Charakteristik nicht<lb/> bis zum Zerrbilde fortgesetzt, auch hier auf das Eigentlich Malerische ein gro¬<lb/> ßer Nachdruck gelegt. Die Reihe der trefflichen und genußreichen Bilder aus<lb/> der spätern niederländischen Schule ließe sich noch lange fortspinnen. Doch<lb/> es ist ja allbekannt, wie groß die Niederländer im Kleinen waren, und so mag<lb/> denn hier die Hinweisung auf ein einziges Bildchen genügen, einen der größ-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0298]
aber die häufige Wiederholung derselben Farbenstimmung, der gleichen Formen¬
gliederung. Charakteristisch sind in dieser Beziehung nicht allein die Birken¬
stämme und stehenden Wasser, welche NuyödaelS Vordergrund ausfüllen, son¬
dern auch Hobbemas Waldwege, welche sich gegen die Mitte abschüssig hinziehen
und der Sonnenschein, der den Mittelgrund durch eine wirkungsvolle Beleuch¬
tung von der Umgebung abhebt. Freilich würde man auf der andern Seite
auch unbillig Verfahren, wollte man einzelne Meister nur nach ihrer Vertretung
in Manchester beurtheilen. Evrdingen ist so gut wie gar nicht repräsentirt,
bei Claude Lorrain ersetzen die an sich interessanten Skizzen und Studien in
der Abtheilung der Handzeichnungen nicht den Mangel an bedeutenderen Bil¬
dern und auch Ruysdael lernt man z. B. in Dresden besser kennen, als dies
in Manchester möglich war. Die Gunst des Zufalles winkte am freundlichsten
Hobbema, der hier wenigstens seinen Lehrer und Meister Ruysdael weit
überragte.
Schade daß der Raum mangelt, die niederländischen Genremaler eingehen¬
der zu besprechen. Wer Ludwigs XIV. Kunstanschauungen theilt, mag immerhin
über die „waxols" die Achseln mele«. Dem Unbefangenen und jedem, der
auf innere Wahrheit der Darstellung steht, that es wohl, wenn er sich von
dem gleißnenschen Idealismus der spätern Italiener erholen konnte an der in
der Naivetät der Auffassung an die eycksche Schule erinnernden Anbetung der
Hirten von A. van Ostade, einem wahren Prachtwerke der Technik, das leider bei¬
nah völlig unbeachtei blieb, oder an der derben Humoreske, zu welcher die Hoch'
zeit zu Kana dem lustigen Schenkwirt!) von Delft das willkommne Motiv bot.
Was geht es da lustig einher! Nöthig ist es nicht, daß oben auf der Empor¬
bühne die Musikanten zur Heiterkeit auffordern, unten an den reichbeladenen
Tischen und auf den Stufen, die zu jenen führen, hat der Wein schon alle
jubiliren gemacht. Und der Jubel und die Freude ist ihnen von ganzem Her¬
zen vergönnt. Der Hochzeitsvater grollt dem Philister, der von dem vorsorg¬
licher Weibe allzufrüh nach Hause geleitet wird und drückt das Auge zu, wen»
er ein Bettelweib gewahrt, die reiche Spolien vom leckeren Mahle unter der
Schürze verbergend sich davonschleicht. Das Bild ist auch technisch trefflich
und verdient in jeder Beziehung den Vorzug vor den andern Proben des
steenschen Humors, die auf der Ausstellung vorhanden waren, eine Gruppe
von Männern, die sich um einen wandernden Musikanten im freien Felde ge¬
schart haben, etwa ausgenommen. Denn auch hier wird die Charakteristik nicht
bis zum Zerrbilde fortgesetzt, auch hier auf das Eigentlich Malerische ein gro¬
ßer Nachdruck gelegt. Die Reihe der trefflichen und genußreichen Bilder aus
der spätern niederländischen Schule ließe sich noch lange fortspinnen. Doch
es ist ja allbekannt, wie groß die Niederländer im Kleinen waren, und so mag
denn hier die Hinweisung auf ein einziges Bildchen genügen, einen der größ-
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