Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.Die Schuhmacherassociation zu Delitzsch, die erste von allen, Die aä 2 und 3 gedachten Beamten haben Kaution bestellt und werden Die Schuhmacherassociation zu Delitzsch, die erste von allen, Die aä 2 und 3 gedachten Beamten haben Kaution bestellt und werden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0140" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104875"/> <p xml:id="ID_398"> Die Schuhmacherassociation zu Delitzsch, die erste von allen,<lb/> Ende 18i9 von 36 Meistern gegründet, zählt jetzt 76 Mitglieder, und setzte<lb/> in dem Geschäftsjahr von Michaelis 1835 bis dahjn 1836 für circa 8000 Thlr.<lb/> Waare (meist Leder) aus ihrem Lager an die Mitglieder ab. In dem Michaelis<lb/> dieses JahreS ablaufenden Geschäftsjahre, über welches die förmliche Rech¬<lb/> nung noch nicht abgeschlossen ist, beträgt dagegen der Umsatz gegen<lb/> 10,000 Thaler. Die Form der Gesellschaft ist die einer Sveiötö en riom<lb/> eolleeM und die Verwaltung wird geführt: 1) von einem Vorstand, bestehend<lb/> aus 1 Obmann und 2 Beisitzern, welche den Einkauf und die Bestimmung der<lb/> Verkaufspreise, überhaupt den ganzen Geschäftsgang überwachen und die Ver¬<lb/> sammlungen anberaumen und leiten; 2) von einem Lagerhalter, der die Waaren-<lb/> vorräthe bewahrt und verkauft und darüber Buch führt; 3) von einem Kassirer<lb/> und Controleur, der vom Lagerhalter die eingehenden Gelder übernimmt und<lb/> aufbewahrt und zugleich die Protokolle in der Versammlung, so wie die Gegen¬<lb/> bücher führt.</p><lb/> <p xml:id="ID_399" next="#ID_400"> Die aä 2 und 3 gedachten Beamten haben Kaution bestellt und werden<lb/> dergestalt besoldet, daß der Lagerhalter, der das Verkaufslocal besorgt, 2^2,<lb/> der Kasstrer aber V4 Procent vom Verkaufserlös des Associationsgeschäfts<lb/> erhalten. Zur Deckung der Zinsen der Associationsgläubiger, so wie der Ge¬<lb/> schäftsunkosten :c. :c. wird ein Aufschlag von 6—7 Procent über den Ein¬<lb/> kaufspreis der Lagerbestände bei deren Verkauf zu Grunde gelegt, der so<lb/> gering ist, daß ihn die Entnchmer einzelner Partien kaum fühlen. Wenn<lb/> man nun auch annimmt, daß von diesen Aufschlagsprocenten 3V2 Procent<lb/> durch die Geschäftsunkosten (einschließlich der Gehalte der Beamten) absorbirt<lb/> werden und daher nur 3 Procent circa für die Association übrig bleiben, so<lb/> betragen diese doch, da der Umsatz deS angelegten Capitals allermindestens<lb/> dreimal iiri Jahre stattfindet, zusammen schlecht gerechnet 9 Procent, so daß<lb/> wenn man hiervon noch 3 Procent Zinsen für die Vereinsgläubiger abrechnet,<lb/> immer ein hübscher Ertrag als Reingewinn für die Mitglieder übrig bleibt.<lb/> Aus diesem Reingewinn hat man zunächst den bei einem solchen Geschäft<lb/> unerläßlichen Reservefond gegründet, sodann aber den Mitgliedern eine<lb/> Dividende gewährt, die sich nach Höhe dessen richtete, was jeder Einzelne in<lb/> dem bestimmten Rechnungsjahr für entnommene Waaren in die Associations¬<lb/> kasse gezahlt hatte. Doch zahlte man die Dividende nicht aus, sondern be¬<lb/> hielt sie bjs zum Betrage von 23 Thlr. in der Vereinskasse zurück, wodurch<lb/> man den Mitgliedern ein Guthaben bildete, was mit der Zeit Darlehne bei<lb/> Fremden immer entbehrlicher machen wird und zugleich als Deckung für den¬<lb/> jenigen Credit dient, welchen einer etwa im Associationsgeschäft beanspruchen<lb/> möchte. Das Betriebscapital der Association besteht gegenwärtig aus:<lb/> 3000 Thlr. gegen solidarische Haft der Mitglieder, aufgenommen zu i'/s und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0140]
Die Schuhmacherassociation zu Delitzsch, die erste von allen,
Ende 18i9 von 36 Meistern gegründet, zählt jetzt 76 Mitglieder, und setzte
in dem Geschäftsjahr von Michaelis 1835 bis dahjn 1836 für circa 8000 Thlr.
Waare (meist Leder) aus ihrem Lager an die Mitglieder ab. In dem Michaelis
dieses JahreS ablaufenden Geschäftsjahre, über welches die förmliche Rech¬
nung noch nicht abgeschlossen ist, beträgt dagegen der Umsatz gegen
10,000 Thaler. Die Form der Gesellschaft ist die einer Sveiötö en riom
eolleeM und die Verwaltung wird geführt: 1) von einem Vorstand, bestehend
aus 1 Obmann und 2 Beisitzern, welche den Einkauf und die Bestimmung der
Verkaufspreise, überhaupt den ganzen Geschäftsgang überwachen und die Ver¬
sammlungen anberaumen und leiten; 2) von einem Lagerhalter, der die Waaren-
vorräthe bewahrt und verkauft und darüber Buch führt; 3) von einem Kassirer
und Controleur, der vom Lagerhalter die eingehenden Gelder übernimmt und
aufbewahrt und zugleich die Protokolle in der Versammlung, so wie die Gegen¬
bücher führt.
Die aä 2 und 3 gedachten Beamten haben Kaution bestellt und werden
dergestalt besoldet, daß der Lagerhalter, der das Verkaufslocal besorgt, 2^2,
der Kasstrer aber V4 Procent vom Verkaufserlös des Associationsgeschäfts
erhalten. Zur Deckung der Zinsen der Associationsgläubiger, so wie der Ge¬
schäftsunkosten :c. :c. wird ein Aufschlag von 6—7 Procent über den Ein¬
kaufspreis der Lagerbestände bei deren Verkauf zu Grunde gelegt, der so
gering ist, daß ihn die Entnchmer einzelner Partien kaum fühlen. Wenn
man nun auch annimmt, daß von diesen Aufschlagsprocenten 3V2 Procent
durch die Geschäftsunkosten (einschließlich der Gehalte der Beamten) absorbirt
werden und daher nur 3 Procent circa für die Association übrig bleiben, so
betragen diese doch, da der Umsatz deS angelegten Capitals allermindestens
dreimal iiri Jahre stattfindet, zusammen schlecht gerechnet 9 Procent, so daß
wenn man hiervon noch 3 Procent Zinsen für die Vereinsgläubiger abrechnet,
immer ein hübscher Ertrag als Reingewinn für die Mitglieder übrig bleibt.
Aus diesem Reingewinn hat man zunächst den bei einem solchen Geschäft
unerläßlichen Reservefond gegründet, sodann aber den Mitgliedern eine
Dividende gewährt, die sich nach Höhe dessen richtete, was jeder Einzelne in
dem bestimmten Rechnungsjahr für entnommene Waaren in die Associations¬
kasse gezahlt hatte. Doch zahlte man die Dividende nicht aus, sondern be¬
hielt sie bjs zum Betrage von 23 Thlr. in der Vereinskasse zurück, wodurch
man den Mitgliedern ein Guthaben bildete, was mit der Zeit Darlehne bei
Fremden immer entbehrlicher machen wird und zugleich als Deckung für den¬
jenigen Credit dient, welchen einer etwa im Associationsgeschäft beanspruchen
möchte. Das Betriebscapital der Association besteht gegenwärtig aus:
3000 Thlr. gegen solidarische Haft der Mitglieder, aufgenommen zu i'/s und
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