Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Ländereien in Virginien zu sehen -- tausend Morgen Landes, die nicht länger
bebaut werden, die von Natur weit fruchtbarer sind, alö der Boden von Mas¬
sachusetts, die in einem angenehmeren Klima liegen, und sich zum Anbau weit
einträglicherer Pioducte eignen, und die in einem seit bei weitem längerer
Zeit colonisirten Staate sind, und die Armuth des einen mit dem Reichthum
des anderen zu vergleichen, um sich von dem verderblichen Einflüsse des Skla-
vensystemS auf die Agricultur eines Landes zu überzeugen. Ob wir nun
diesen Unterschied zwischen einem Sklaven- und einem Freistaate aus den
Marktpreisen für Land, durch den Unterschied in der Bevölkerung, oder nach
dem Verhältnisse der unangebautcn Ländereien erläutern, so werden wir doch
immer zu demselben Schlüsse kommen und hinlängliche Beweise von den schäd¬
lichen ökonomischen Resultaten der Sklaverei gewinnen. Wenn man die Grenze
zwischen Pennsylvanien und Virginien überschreitet, so kommt man, wie man
aus den Berichten der Regierung sehen kann, aus einem Staate, wo der
Morgen Landes neununbvierzig Dollars werth ist, in einen anderen, wo er
für einundzwanzig verkauft wird. In Südcarolina, dessen Reispflanzungen
weit berühmt sind, wird das Land für etwas über fünf Dollars verkauft,
während es' in dem freien Connecticut mit dreißig Dollars pr. Morgen be¬
zahlt wird. Oder wenn man in die westlichen Staaten kommt, würve es für
die, welche beabsichtigen, sich in Kansas anzusiedeln, genügen, einen Blick auf
den angrenzenden Sklavenstaat Missouri zu werfen. Sie würden dort sehen,
daß die zwölf südlichen Countieö des Staates nach dem Gouvernementsrapport
den Werth deö Landes auf dreizehn Dollars pr. Morgen schätzen, während
die zehn nördlichen Staaten, die an das freie Iowa grenzen, obwol sie we¬
niger produktiv sind, eine um ein Viertel größere Bevölkerung erhalten. Diese
Bevölkerung hat um die Hälfte mehr Boden urbar gemacht und hat den Werth
desselben um Die Hälfte erhöhr, nämlich auf neunzehn Dollars pr. Morgen,
und der Werth deS Landes, den sie besitzen, wiro um zwei und ein halb
Mal höher geschätzt, als der Her schöneren Counties des Südens desselben
Staates.

Man kann serner noch erwähnen, daß während 339 Schüler die öffent¬
lichen Schulen der zwölf südlichen Staaten besuchen, in den zehn Staaten,
die an Iowa grenzen, 2,329 Schüler ausgewiesen werden können. Und dieses
ist das Resultat der bloßen Annäherung an die Freiheit.

Wenn also das Sklavensystem im Gegensatz zu freier Arbeit immer von
unbedeutenderer Agricultur, erniedrigtem Werth des Landes, einer schwächeren
Bevölkerung, einem eingeschränkten Handel und einer allgemeinen und fast
barbarischen Unwissenheit begleitet ist, so gibt es außerdem noch viele specielle
Gründe, warum man verhindern sollte, daß es seinen lähmenden Einfluß auch
auf Kansas erstreckt. DaS Klima ist gemäßigt; also können die Producte, für


Grenzboten. IV. <8L7. -Is

Ländereien in Virginien zu sehen — tausend Morgen Landes, die nicht länger
bebaut werden, die von Natur weit fruchtbarer sind, alö der Boden von Mas¬
sachusetts, die in einem angenehmeren Klima liegen, und sich zum Anbau weit
einträglicherer Pioducte eignen, und die in einem seit bei weitem längerer
Zeit colonisirten Staate sind, und die Armuth des einen mit dem Reichthum
des anderen zu vergleichen, um sich von dem verderblichen Einflüsse des Skla-
vensystemS auf die Agricultur eines Landes zu überzeugen. Ob wir nun
diesen Unterschied zwischen einem Sklaven- und einem Freistaate aus den
Marktpreisen für Land, durch den Unterschied in der Bevölkerung, oder nach
dem Verhältnisse der unangebautcn Ländereien erläutern, so werden wir doch
immer zu demselben Schlüsse kommen und hinlängliche Beweise von den schäd¬
lichen ökonomischen Resultaten der Sklaverei gewinnen. Wenn man die Grenze
zwischen Pennsylvanien und Virginien überschreitet, so kommt man, wie man
aus den Berichten der Regierung sehen kann, aus einem Staate, wo der
Morgen Landes neununbvierzig Dollars werth ist, in einen anderen, wo er
für einundzwanzig verkauft wird. In Südcarolina, dessen Reispflanzungen
weit berühmt sind, wird das Land für etwas über fünf Dollars verkauft,
während es' in dem freien Connecticut mit dreißig Dollars pr. Morgen be¬
zahlt wird. Oder wenn man in die westlichen Staaten kommt, würve es für
die, welche beabsichtigen, sich in Kansas anzusiedeln, genügen, einen Blick auf
den angrenzenden Sklavenstaat Missouri zu werfen. Sie würden dort sehen,
daß die zwölf südlichen Countieö des Staates nach dem Gouvernementsrapport
den Werth deö Landes auf dreizehn Dollars pr. Morgen schätzen, während
die zehn nördlichen Staaten, die an das freie Iowa grenzen, obwol sie we¬
niger produktiv sind, eine um ein Viertel größere Bevölkerung erhalten. Diese
Bevölkerung hat um die Hälfte mehr Boden urbar gemacht und hat den Werth
desselben um Die Hälfte erhöhr, nämlich auf neunzehn Dollars pr. Morgen,
und der Werth deS Landes, den sie besitzen, wiro um zwei und ein halb
Mal höher geschätzt, als der Her schöneren Counties des Südens desselben
Staates.

Man kann serner noch erwähnen, daß während 339 Schüler die öffent¬
lichen Schulen der zwölf südlichen Staaten besuchen, in den zehn Staaten,
die an Iowa grenzen, 2,329 Schüler ausgewiesen werden können. Und dieses
ist das Resultat der bloßen Annäherung an die Freiheit.

Wenn also das Sklavensystem im Gegensatz zu freier Arbeit immer von
unbedeutenderer Agricultur, erniedrigtem Werth des Landes, einer schwächeren
Bevölkerung, einem eingeschränkten Handel und einer allgemeinen und fast
barbarischen Unwissenheit begleitet ist, so gibt es außerdem noch viele specielle
Gründe, warum man verhindern sollte, daß es seinen lähmenden Einfluß auch
auf Kansas erstreckt. DaS Klima ist gemäßigt; also können die Producte, für


Grenzboten. IV. <8L7. -Is
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0121" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104856"/>
          <p xml:id="ID_350" prev="#ID_349"> Ländereien in Virginien zu sehen &#x2014; tausend Morgen Landes, die nicht länger<lb/>
bebaut werden, die von Natur weit fruchtbarer sind, alö der Boden von Mas¬<lb/>
sachusetts, die in einem angenehmeren Klima liegen, und sich zum Anbau weit<lb/>
einträglicherer Pioducte eignen, und die in einem seit bei weitem längerer<lb/>
Zeit colonisirten Staate sind, und die Armuth des einen mit dem Reichthum<lb/>
des anderen zu vergleichen, um sich von dem verderblichen Einflüsse des Skla-<lb/>
vensystemS auf die Agricultur eines Landes zu überzeugen. Ob wir nun<lb/>
diesen Unterschied zwischen einem Sklaven- und einem Freistaate aus den<lb/>
Marktpreisen für Land, durch den Unterschied in der Bevölkerung, oder nach<lb/>
dem Verhältnisse der unangebautcn Ländereien erläutern, so werden wir doch<lb/>
immer zu demselben Schlüsse kommen und hinlängliche Beweise von den schäd¬<lb/>
lichen ökonomischen Resultaten der Sklaverei gewinnen. Wenn man die Grenze<lb/>
zwischen Pennsylvanien und Virginien überschreitet, so kommt man, wie man<lb/>
aus den Berichten der Regierung sehen kann, aus einem Staate, wo der<lb/>
Morgen Landes neununbvierzig Dollars werth ist, in einen anderen, wo er<lb/>
für einundzwanzig verkauft wird. In Südcarolina, dessen Reispflanzungen<lb/>
weit berühmt sind, wird das Land für etwas über fünf Dollars verkauft,<lb/>
während es' in dem freien Connecticut mit dreißig Dollars pr. Morgen be¬<lb/>
zahlt wird. Oder wenn man in die westlichen Staaten kommt, würve es für<lb/>
die, welche beabsichtigen, sich in Kansas anzusiedeln, genügen, einen Blick auf<lb/>
den angrenzenden Sklavenstaat Missouri zu werfen. Sie würden dort sehen,<lb/>
daß die zwölf südlichen Countieö des Staates nach dem Gouvernementsrapport<lb/>
den Werth deö Landes auf dreizehn Dollars pr. Morgen schätzen, während<lb/>
die zehn nördlichen Staaten, die an das freie Iowa grenzen, obwol sie we¬<lb/>
niger produktiv sind, eine um ein Viertel größere Bevölkerung erhalten. Diese<lb/>
Bevölkerung hat um die Hälfte mehr Boden urbar gemacht und hat den Werth<lb/>
desselben um Die Hälfte erhöhr, nämlich auf neunzehn Dollars pr. Morgen,<lb/>
und der Werth deS Landes, den sie besitzen, wiro um zwei und ein halb<lb/>
Mal höher geschätzt, als der Her schöneren Counties des Südens desselben<lb/>
Staates.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_351"> Man kann serner noch erwähnen, daß während 339 Schüler die öffent¬<lb/>
lichen Schulen der zwölf südlichen Staaten besuchen, in den zehn Staaten,<lb/>
die an Iowa grenzen, 2,329 Schüler ausgewiesen werden können. Und dieses<lb/>
ist das Resultat der bloßen Annäherung an die Freiheit.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_352" next="#ID_353"> Wenn also das Sklavensystem im Gegensatz zu freier Arbeit immer von<lb/>
unbedeutenderer Agricultur, erniedrigtem Werth des Landes, einer schwächeren<lb/>
Bevölkerung, einem eingeschränkten Handel und einer allgemeinen und fast<lb/>
barbarischen Unwissenheit begleitet ist, so gibt es außerdem noch viele specielle<lb/>
Gründe, warum man verhindern sollte, daß es seinen lähmenden Einfluß auch<lb/>
auf Kansas erstreckt. DaS Klima ist gemäßigt; also können die Producte, für</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. IV. &lt;8L7. -Is</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0121] Ländereien in Virginien zu sehen — tausend Morgen Landes, die nicht länger bebaut werden, die von Natur weit fruchtbarer sind, alö der Boden von Mas¬ sachusetts, die in einem angenehmeren Klima liegen, und sich zum Anbau weit einträglicherer Pioducte eignen, und die in einem seit bei weitem längerer Zeit colonisirten Staate sind, und die Armuth des einen mit dem Reichthum des anderen zu vergleichen, um sich von dem verderblichen Einflüsse des Skla- vensystemS auf die Agricultur eines Landes zu überzeugen. Ob wir nun diesen Unterschied zwischen einem Sklaven- und einem Freistaate aus den Marktpreisen für Land, durch den Unterschied in der Bevölkerung, oder nach dem Verhältnisse der unangebautcn Ländereien erläutern, so werden wir doch immer zu demselben Schlüsse kommen und hinlängliche Beweise von den schäd¬ lichen ökonomischen Resultaten der Sklaverei gewinnen. Wenn man die Grenze zwischen Pennsylvanien und Virginien überschreitet, so kommt man, wie man aus den Berichten der Regierung sehen kann, aus einem Staate, wo der Morgen Landes neununbvierzig Dollars werth ist, in einen anderen, wo er für einundzwanzig verkauft wird. In Südcarolina, dessen Reispflanzungen weit berühmt sind, wird das Land für etwas über fünf Dollars verkauft, während es' in dem freien Connecticut mit dreißig Dollars pr. Morgen be¬ zahlt wird. Oder wenn man in die westlichen Staaten kommt, würve es für die, welche beabsichtigen, sich in Kansas anzusiedeln, genügen, einen Blick auf den angrenzenden Sklavenstaat Missouri zu werfen. Sie würden dort sehen, daß die zwölf südlichen Countieö des Staates nach dem Gouvernementsrapport den Werth deö Landes auf dreizehn Dollars pr. Morgen schätzen, während die zehn nördlichen Staaten, die an das freie Iowa grenzen, obwol sie we¬ niger produktiv sind, eine um ein Viertel größere Bevölkerung erhalten. Diese Bevölkerung hat um die Hälfte mehr Boden urbar gemacht und hat den Werth desselben um Die Hälfte erhöhr, nämlich auf neunzehn Dollars pr. Morgen, und der Werth deS Landes, den sie besitzen, wiro um zwei und ein halb Mal höher geschätzt, als der Her schöneren Counties des Südens desselben Staates. Man kann serner noch erwähnen, daß während 339 Schüler die öffent¬ lichen Schulen der zwölf südlichen Staaten besuchen, in den zehn Staaten, die an Iowa grenzen, 2,329 Schüler ausgewiesen werden können. Und dieses ist das Resultat der bloßen Annäherung an die Freiheit. Wenn also das Sklavensystem im Gegensatz zu freier Arbeit immer von unbedeutenderer Agricultur, erniedrigtem Werth des Landes, einer schwächeren Bevölkerung, einem eingeschränkten Handel und einer allgemeinen und fast barbarischen Unwissenheit begleitet ist, so gibt es außerdem noch viele specielle Gründe, warum man verhindern sollte, daß es seinen lähmenden Einfluß auch auf Kansas erstreckt. DaS Klima ist gemäßigt; also können die Producte, für Grenzboten. IV. <8L7. -Is

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/121
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/121>, abgerufen am 23.07.2024.