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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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Partien zu dem Engrospreise überläßt. Auch die neuerlich so bedeutend ge¬
wordenen Vorschußvereine nach dem System von Schulze-Delitzsch gehören
hierher, welche das Bedürfniß ihrer Mitglieder aus dem Handwerker- und
Arbeiterstand nach der zu ihrem Gewerbebetriebe erforderlichen Baarschaft decken
und sich besonders in den kleinen und mittleren Stävten Deutschlands bereits
einer außerordentlichen Verbreitung erfreuen. In sämmtlichen angeführten
Fällen wird das BetriebScapital, außer etwaigen kleinen Beisteuern der Mit¬
glieder, durch Darlehen gegen deren solidarische Verhaftung aufgebracht. Doch
treten die Mitglieder, außer zu dem erklärten speciellen Zweck der Association,
in keine weitere Gemeinschaft, und selbst bei den gewerkschaftlichen und Credit-
associativnen, obschon dieselben ihnen für gewerbliche Bedürfnisse dienen, be¬
schränkt sich die Vergesellschaftung doch nur auf die Vorbedingungen zum
Gewerbebetrieb, nicht auf den letztern selbst, vielmehr bleibt in dieser Be¬
ziehung ein jeder nach wie vor für sich, und führt sein Geschäft für alleinige
Rechnung weiter.

DaS letztere, der gemeinsame Betrieb eines Gewerbes selbst durch eine
Anzahl von Handwerkern und Arbeitern für Rechnung und Gefahr der Ge¬
sammtheit, geschieht erst in der zweiten Classe der Association, der eigentlich
gewerblichen oder productiven. In ihr begrüßen wir den Gipfelpunkt deS
Systems, und sie hatten wir hauptsächlich bei der Lösung der schwierigen
Aufgabe, mit welcher wir uns beschäftigen, im Sinne. Während jene erst¬
erwähnten Associationen niederer Stufe ihren Mitgliedern nur in einzelnen
Beziehungen die Vortheile eines größern Capitals in ihren kleinen Geschäften
und Haushalt sichern -- freilich schon immer eine erhebliche Verbesserung
der bisherigen Sachlage -- setzt erst die Productivassociation die ihrigen in
den Stand, ein Etablissement aus großem Fuß, mit allen Vortheilen der
neuern Betriebsweise zu errichten und so die unermeßliche Kluft auszufüllen,
welche den Arbeiter und Kleinmeister bisher von der Classe der großen Unter¬
nehmer schied.

Was die rechtliche Form und geschäftliche Einrichtung der Arbeiterassocia-
tioncn anlangt, ihre bisherige Ausbreitung so wie die von ihnen erzielten
Resultate, so wird darüber in den folgenden Abschnitten besonders gehandelt
werden. Dagegen haben wir hier der heilsamen Einwirkung, welche sie nach
den verschiedensten Richtungen hin auf die Hebung der arbeitenden Classen ihrem
Wesen nach ausüben können und müssen, eine eingehende Betrachtung zu widmen.

An der Spitze steht hier, wie wir schon andeuteten, die Ermöglichung
der gewerblichen Selbstständigkeit, welche von Tag zu Tag einen immer grö¬
ßern Capitalbesitz erfordert, auch für die unbemittelten Arbeiter. Hierbei sind
die Handwerker ebenmäßig wie die Fabrikarbeiter interessirt, da sich beide
Classen den großen Etablissements gegenüber, welche die kleinen Geschäfte der


Partien zu dem Engrospreise überläßt. Auch die neuerlich so bedeutend ge¬
wordenen Vorschußvereine nach dem System von Schulze-Delitzsch gehören
hierher, welche das Bedürfniß ihrer Mitglieder aus dem Handwerker- und
Arbeiterstand nach der zu ihrem Gewerbebetriebe erforderlichen Baarschaft decken
und sich besonders in den kleinen und mittleren Stävten Deutschlands bereits
einer außerordentlichen Verbreitung erfreuen. In sämmtlichen angeführten
Fällen wird das BetriebScapital, außer etwaigen kleinen Beisteuern der Mit¬
glieder, durch Darlehen gegen deren solidarische Verhaftung aufgebracht. Doch
treten die Mitglieder, außer zu dem erklärten speciellen Zweck der Association,
in keine weitere Gemeinschaft, und selbst bei den gewerkschaftlichen und Credit-
associativnen, obschon dieselben ihnen für gewerbliche Bedürfnisse dienen, be¬
schränkt sich die Vergesellschaftung doch nur auf die Vorbedingungen zum
Gewerbebetrieb, nicht auf den letztern selbst, vielmehr bleibt in dieser Be¬
ziehung ein jeder nach wie vor für sich, und führt sein Geschäft für alleinige
Rechnung weiter.

DaS letztere, der gemeinsame Betrieb eines Gewerbes selbst durch eine
Anzahl von Handwerkern und Arbeitern für Rechnung und Gefahr der Ge¬
sammtheit, geschieht erst in der zweiten Classe der Association, der eigentlich
gewerblichen oder productiven. In ihr begrüßen wir den Gipfelpunkt deS
Systems, und sie hatten wir hauptsächlich bei der Lösung der schwierigen
Aufgabe, mit welcher wir uns beschäftigen, im Sinne. Während jene erst¬
erwähnten Associationen niederer Stufe ihren Mitgliedern nur in einzelnen
Beziehungen die Vortheile eines größern Capitals in ihren kleinen Geschäften
und Haushalt sichern — freilich schon immer eine erhebliche Verbesserung
der bisherigen Sachlage — setzt erst die Productivassociation die ihrigen in
den Stand, ein Etablissement aus großem Fuß, mit allen Vortheilen der
neuern Betriebsweise zu errichten und so die unermeßliche Kluft auszufüllen,
welche den Arbeiter und Kleinmeister bisher von der Classe der großen Unter¬
nehmer schied.

Was die rechtliche Form und geschäftliche Einrichtung der Arbeiterassocia-
tioncn anlangt, ihre bisherige Ausbreitung so wie die von ihnen erzielten
Resultate, so wird darüber in den folgenden Abschnitten besonders gehandelt
werden. Dagegen haben wir hier der heilsamen Einwirkung, welche sie nach
den verschiedensten Richtungen hin auf die Hebung der arbeitenden Classen ihrem
Wesen nach ausüben können und müssen, eine eingehende Betrachtung zu widmen.

An der Spitze steht hier, wie wir schon andeuteten, die Ermöglichung
der gewerblichen Selbstständigkeit, welche von Tag zu Tag einen immer grö¬
ßern Capitalbesitz erfordert, auch für die unbemittelten Arbeiter. Hierbei sind
die Handwerker ebenmäßig wie die Fabrikarbeiter interessirt, da sich beide
Classen den großen Etablissements gegenüber, welche die kleinen Geschäfte der


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[0454] Partien zu dem Engrospreise überläßt. Auch die neuerlich so bedeutend ge¬ wordenen Vorschußvereine nach dem System von Schulze-Delitzsch gehören hierher, welche das Bedürfniß ihrer Mitglieder aus dem Handwerker- und Arbeiterstand nach der zu ihrem Gewerbebetriebe erforderlichen Baarschaft decken und sich besonders in den kleinen und mittleren Stävten Deutschlands bereits einer außerordentlichen Verbreitung erfreuen. In sämmtlichen angeführten Fällen wird das BetriebScapital, außer etwaigen kleinen Beisteuern der Mit¬ glieder, durch Darlehen gegen deren solidarische Verhaftung aufgebracht. Doch treten die Mitglieder, außer zu dem erklärten speciellen Zweck der Association, in keine weitere Gemeinschaft, und selbst bei den gewerkschaftlichen und Credit- associativnen, obschon dieselben ihnen für gewerbliche Bedürfnisse dienen, be¬ schränkt sich die Vergesellschaftung doch nur auf die Vorbedingungen zum Gewerbebetrieb, nicht auf den letztern selbst, vielmehr bleibt in dieser Be¬ ziehung ein jeder nach wie vor für sich, und führt sein Geschäft für alleinige Rechnung weiter. DaS letztere, der gemeinsame Betrieb eines Gewerbes selbst durch eine Anzahl von Handwerkern und Arbeitern für Rechnung und Gefahr der Ge¬ sammtheit, geschieht erst in der zweiten Classe der Association, der eigentlich gewerblichen oder productiven. In ihr begrüßen wir den Gipfelpunkt deS Systems, und sie hatten wir hauptsächlich bei der Lösung der schwierigen Aufgabe, mit welcher wir uns beschäftigen, im Sinne. Während jene erst¬ erwähnten Associationen niederer Stufe ihren Mitgliedern nur in einzelnen Beziehungen die Vortheile eines größern Capitals in ihren kleinen Geschäften und Haushalt sichern — freilich schon immer eine erhebliche Verbesserung der bisherigen Sachlage — setzt erst die Productivassociation die ihrigen in den Stand, ein Etablissement aus großem Fuß, mit allen Vortheilen der neuern Betriebsweise zu errichten und so die unermeßliche Kluft auszufüllen, welche den Arbeiter und Kleinmeister bisher von der Classe der großen Unter¬ nehmer schied. Was die rechtliche Form und geschäftliche Einrichtung der Arbeiterassocia- tioncn anlangt, ihre bisherige Ausbreitung so wie die von ihnen erzielten Resultate, so wird darüber in den folgenden Abschnitten besonders gehandelt werden. Dagegen haben wir hier der heilsamen Einwirkung, welche sie nach den verschiedensten Richtungen hin auf die Hebung der arbeitenden Classen ihrem Wesen nach ausüben können und müssen, eine eingehende Betrachtung zu widmen. An der Spitze steht hier, wie wir schon andeuteten, die Ermöglichung der gewerblichen Selbstständigkeit, welche von Tag zu Tag einen immer grö¬ ßern Capitalbesitz erfordert, auch für die unbemittelten Arbeiter. Hierbei sind die Handwerker ebenmäßig wie die Fabrikarbeiter interessirt, da sich beide Classen den großen Etablissements gegenüber, welche die kleinen Geschäfte der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/454>, abgerufen am 12.12.2024.