Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.kauft. Eine andere Straße folgt, die durch zahllose Paare rother und gelber Den Bazar verlassend folgen wir unserm Führer aufs Gerathewohl, bald kauft. Eine andere Straße folgt, die durch zahllose Paare rother und gelber Den Bazar verlassend folgen wir unserm Führer aufs Gerathewohl, bald <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104627"/> <p xml:id="ID_1111" prev="#ID_1110"> kauft. Eine andere Straße folgt, die durch zahllose Paare rother und gelber<lb/> Schnabelschuhe als den Schustern dieses Stadttheils gehörend bezeichnet wird.<lb/> Ein Stück weiterhin wenden wir uns rechts in den Bazar hinein, ein unregel¬<lb/> mäßiges Bauwerk mit düstern Gängen, weiten Höfen, an deren Wänden doppelte<lb/> Galerien hinlaufen, hochragenden Schwibbogen und Thoren und manchen<lb/> schönen Resten alter Bau- und Bildhauerkunst. Wir finden hier vor allem<lb/> orientalische Kleiber und Kleidungsstoffe, Gold- und Seidenstickereien, Burnusse,<lb/> Kaftane, Shawls, Teppiche, aber auch kostbare Waffen, Ringe, Armbänder<lb/> und juwelenbesctzte Bernsteinpfeifenspitzen, während im Erdgeschoß des einen<lb/> von den Höfen Kupferschmiede allerlei Küchengeschirr und jene großen ciselirten<lb/> Präsentirteller feilhaben, welche bei orientalischen Mahlzeiten die Stelle unsres<lb/> Tischtuchs vertreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1112" next="#ID_1113"> Den Bazar verlassend folgen wir unserm Führer aufs Gerathewohl, bald<lb/> bergan, bald bergab, bald an einer stolzen Moschee, bald an einer großen<lb/> düstern Pilgerherberge vorüber, jetzt rechts, jetzt links um die Ecke biegend<lb/> stets im Schatten, oft im Dämmerlicht, tiefer und immer tiefer in das von<lb/> Gittererkern überhangene Labyrinth. Wir gehen durch eine Straße der Kisten¬<lb/> macher, wo alle Gewölbe voll von jenen grünen Truhen sind, in denen die<lb/> Frauen Aegyptens ihre Kleider aufbewahren, durch eine Straße der Sattler,<lb/> wo wir den Geschmack des Orients an rothen Sammtschabracken und vielver¬<lb/> brämten, gestickten und beschlagenen Zäunen studiren können, durch eine Straße<lb/> der Tischler, wo die niedrigen, mir hübscher Holzmosaik verzierten Tischchen ver¬<lb/> kauft werden, an denen der vornehme Kairener zu speise» pflegt, durch eine<lb/> Klempner^, eine Töpfer- und eine zweite bunte Schusterstraße wieder nach<lb/> einem Bazar, wo hauptsächlich Verkäufer von Gold- und Silberdraht ihren<lb/> Stand haben. Eine Gasse mit zahlreichen Schneiderwerkstätten folgt, dann<lb/> ein dritter Bazar, wo wir die landesüblichen langen Flinten, krummen Säbel,<lb/> Pistolen, Aataghane und Dolche ausgestellt sehen. Unterwegs kommen wir an<lb/> Kaffeehäusern, von Griechen gehaltenen Liqueurläden, Barbierstuben, wo Köpfe<lb/> geschoren werden, Kleinkinderschulen, aus deren stallartigen, halbdunkeln Räumen<lb/> ein wüstes Durcheinander in näselndem Ton abgelesener Koranstelle» dringt, an<lb/> überaus schmuzigen Garküche», a» nicht weniger schmuzigen von Fliegenschwärmen<lb/> umsummten Läden von Scherbet- und DaUelnußverkäufern und von Zeit zu Zeit<lb/> wieder an Moscheen vorüber, von denen eine immer anmuthigere Tropfstein¬<lb/> nischen, Portalgemände, Balkone, Geländer, Rosetten, Arabesken und Säulen¬<lb/> bündel zeigt als die andere. Bald umwogt uns ein dichtes Gedränge von Fu߬<lb/> gängern, Reitern und beladenen Kameelen, bald lenkt unser Dragoman in<lb/> Nebengassen ein, so still und einsam, als ob sie einer ausgestorbenen Stadt<lb/> angehörten. Endlich wieder in den Lärm eines Bazars zurückgeführt, empfinden<lb/> wir, daß es für dies Mal genug ist, und daß wir Ursache haben, «n ruhigerer</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
kauft. Eine andere Straße folgt, die durch zahllose Paare rother und gelber
Schnabelschuhe als den Schustern dieses Stadttheils gehörend bezeichnet wird.
Ein Stück weiterhin wenden wir uns rechts in den Bazar hinein, ein unregel¬
mäßiges Bauwerk mit düstern Gängen, weiten Höfen, an deren Wänden doppelte
Galerien hinlaufen, hochragenden Schwibbogen und Thoren und manchen
schönen Resten alter Bau- und Bildhauerkunst. Wir finden hier vor allem
orientalische Kleiber und Kleidungsstoffe, Gold- und Seidenstickereien, Burnusse,
Kaftane, Shawls, Teppiche, aber auch kostbare Waffen, Ringe, Armbänder
und juwelenbesctzte Bernsteinpfeifenspitzen, während im Erdgeschoß des einen
von den Höfen Kupferschmiede allerlei Küchengeschirr und jene großen ciselirten
Präsentirteller feilhaben, welche bei orientalischen Mahlzeiten die Stelle unsres
Tischtuchs vertreten.
Den Bazar verlassend folgen wir unserm Führer aufs Gerathewohl, bald
bergan, bald bergab, bald an einer stolzen Moschee, bald an einer großen
düstern Pilgerherberge vorüber, jetzt rechts, jetzt links um die Ecke biegend
stets im Schatten, oft im Dämmerlicht, tiefer und immer tiefer in das von
Gittererkern überhangene Labyrinth. Wir gehen durch eine Straße der Kisten¬
macher, wo alle Gewölbe voll von jenen grünen Truhen sind, in denen die
Frauen Aegyptens ihre Kleider aufbewahren, durch eine Straße der Sattler,
wo wir den Geschmack des Orients an rothen Sammtschabracken und vielver¬
brämten, gestickten und beschlagenen Zäunen studiren können, durch eine Straße
der Tischler, wo die niedrigen, mir hübscher Holzmosaik verzierten Tischchen ver¬
kauft werden, an denen der vornehme Kairener zu speise» pflegt, durch eine
Klempner^, eine Töpfer- und eine zweite bunte Schusterstraße wieder nach
einem Bazar, wo hauptsächlich Verkäufer von Gold- und Silberdraht ihren
Stand haben. Eine Gasse mit zahlreichen Schneiderwerkstätten folgt, dann
ein dritter Bazar, wo wir die landesüblichen langen Flinten, krummen Säbel,
Pistolen, Aataghane und Dolche ausgestellt sehen. Unterwegs kommen wir an
Kaffeehäusern, von Griechen gehaltenen Liqueurläden, Barbierstuben, wo Köpfe
geschoren werden, Kleinkinderschulen, aus deren stallartigen, halbdunkeln Räumen
ein wüstes Durcheinander in näselndem Ton abgelesener Koranstelle» dringt, an
überaus schmuzigen Garküche», a» nicht weniger schmuzigen von Fliegenschwärmen
umsummten Läden von Scherbet- und DaUelnußverkäufern und von Zeit zu Zeit
wieder an Moscheen vorüber, von denen eine immer anmuthigere Tropfstein¬
nischen, Portalgemände, Balkone, Geländer, Rosetten, Arabesken und Säulen¬
bündel zeigt als die andere. Bald umwogt uns ein dichtes Gedränge von Fu߬
gängern, Reitern und beladenen Kameelen, bald lenkt unser Dragoman in
Nebengassen ein, so still und einsam, als ob sie einer ausgestorbenen Stadt
angehörten. Endlich wieder in den Lärm eines Bazars zurückgeführt, empfinden
wir, daß es für dies Mal genug ist, und daß wir Ursache haben, «n ruhigerer
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