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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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fasser für sein Unternehmen Dank wissen kann. Nur in diesem Sinne lohnt es die
Geduldprobe, die der wundersame Stil dem Leser auferlegt. --

Lorcks Eisenbahnbücher. -- Von dieser Sammlung kleiner wohlfeiler
Schriften sind uns wiederum vier Bändchen zugegangen: "Das Klosterleben Karls V.
von William H. Prescott" "Aus den Annalen der englischen Aristokratie nach
I. B. Burke" -- "Bilder aus den Alpen. Erinnerungen eines Malers von Lud¬
wig Thiele" -- und "die Entdeckungsreisen in Nord- und Mittelafrika von Nichard-
son, Overweg, Barth und Vogel. Herausgegeben von Karl Arenz." Das pres-
cottsche Werk ist unsern Lesern bekannt, und sie wissen aus ihm, daß Karl in
Se. Just sich zwar vom Weltleben zurückgezogen, es aber keineswegs vergessen, daß
er die Ascese des Mönchs durchaus nicht zur alleinigen Lebensregel gemacht, son¬
dern sich einen sehr deutlich hervortretenden Sinn für die guten Dinge dieser Welt,
Tafelfreuden u. s. w. bewahrt hatte, und daß er durch seinen Rath noch häufig
auf die Politik seines Nachfolgers einwirkte. -- Die "Bilder ans den Alpen" schil¬
dern in ansprechender Weise eine Tour durch Tyrol und das Salzburgische, Zirl,
Innsbruck, den Brenner, Botzen, Meran, den KönigSsec n. a. Namentlich die
Landschastsbeschreibungen sind recht gelungen, und manche davon gehört zu dem
Besten, was wir in dieser Beziehung haben. -- Das Buch über die afrikanischen
Reisenden hat eine Arbeit des Dänen Steenstrup zur Grundlage und ist eine recht
gute Zusammenstellung dessen, was aus diesem Bereiche allgemeineres Interesse be¬
ansprucht. -- Die Mittheilungen aus den Annalen der englischen Aristokratie be¬
stehen in , zehn Criminalgeschichten aus den Kreisen der vornehmen Gesellschaft
Englands. Man erblickt die Nachtseite zu dem Bilde des britischen Adels, die
auch in ihren Auswüchsen noch die Energie zeigt, welche sie in löblichem Dingen
so Großes erreichen ließ. Der Darstellung "liegen überall gerichtliche Acten oder
andere zuverlässige Urkunden zu Grunde"; bei den eingeflochtenen Gesprächen, die
ganz in der Weise von Nomanconversationen gehalten sind, ist dies aber schwerlich
der Fall, und so gehört das Buch mehr zur Unterhaltungslectüre, als in das histo¬
rische Gebiet. --

Reise nach Spanien von Alfred Freiherr" v. Wolzogen. Leipzig,
Hermann Schutze. -- Wenn der Verfasser bedacht hätte, daß es gegen die Regel
der Aesthetik ist, wenn man viel von seiner Person spricht, wenn er es verschmäht
hätte, sich mit Citaten zu putzen und wenn er nicht in der Manier der Hahn-Hahn
unablässig mit französischen, englischen, spanischen und italienischen Redensarten
kokettirte, so würde sein Buch einen bessern Eindruck machen. Viel Neues bringt
er nicht, besonders tief in die Zustände des Landes einzudringen war ihm nicht
gestattet. Was er indeß gibt, ist ziemlich hübsch erzählt, voll munterer Lanne und
ohne mehr Rosenrot!) so wie ohne mehr Schwarz, als die Wahrheit zeigt, und so
kann man aus dem Buche zwar wenig lernen, aber sich damit ein Weilchen ziemlich
gut unterhalten. --




Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

fasser für sein Unternehmen Dank wissen kann. Nur in diesem Sinne lohnt es die
Geduldprobe, die der wundersame Stil dem Leser auferlegt. —

Lorcks Eisenbahnbücher. — Von dieser Sammlung kleiner wohlfeiler
Schriften sind uns wiederum vier Bändchen zugegangen: „Das Klosterleben Karls V.
von William H. Prescott" „Aus den Annalen der englischen Aristokratie nach
I. B. Burke" — „Bilder aus den Alpen. Erinnerungen eines Malers von Lud¬
wig Thiele" — und „die Entdeckungsreisen in Nord- und Mittelafrika von Nichard-
son, Overweg, Barth und Vogel. Herausgegeben von Karl Arenz." Das pres-
cottsche Werk ist unsern Lesern bekannt, und sie wissen aus ihm, daß Karl in
Se. Just sich zwar vom Weltleben zurückgezogen, es aber keineswegs vergessen, daß
er die Ascese des Mönchs durchaus nicht zur alleinigen Lebensregel gemacht, son¬
dern sich einen sehr deutlich hervortretenden Sinn für die guten Dinge dieser Welt,
Tafelfreuden u. s. w. bewahrt hatte, und daß er durch seinen Rath noch häufig
auf die Politik seines Nachfolgers einwirkte. — Die „Bilder ans den Alpen" schil¬
dern in ansprechender Weise eine Tour durch Tyrol und das Salzburgische, Zirl,
Innsbruck, den Brenner, Botzen, Meran, den KönigSsec n. a. Namentlich die
Landschastsbeschreibungen sind recht gelungen, und manche davon gehört zu dem
Besten, was wir in dieser Beziehung haben. — Das Buch über die afrikanischen
Reisenden hat eine Arbeit des Dänen Steenstrup zur Grundlage und ist eine recht
gute Zusammenstellung dessen, was aus diesem Bereiche allgemeineres Interesse be¬
ansprucht. — Die Mittheilungen aus den Annalen der englischen Aristokratie be¬
stehen in , zehn Criminalgeschichten aus den Kreisen der vornehmen Gesellschaft
Englands. Man erblickt die Nachtseite zu dem Bilde des britischen Adels, die
auch in ihren Auswüchsen noch die Energie zeigt, welche sie in löblichem Dingen
so Großes erreichen ließ. Der Darstellung „liegen überall gerichtliche Acten oder
andere zuverlässige Urkunden zu Grunde"; bei den eingeflochtenen Gesprächen, die
ganz in der Weise von Nomanconversationen gehalten sind, ist dies aber schwerlich
der Fall, und so gehört das Buch mehr zur Unterhaltungslectüre, als in das histo¬
rische Gebiet. —

Reise nach Spanien von Alfred Freiherr» v. Wolzogen. Leipzig,
Hermann Schutze. — Wenn der Verfasser bedacht hätte, daß es gegen die Regel
der Aesthetik ist, wenn man viel von seiner Person spricht, wenn er es verschmäht
hätte, sich mit Citaten zu putzen und wenn er nicht in der Manier der Hahn-Hahn
unablässig mit französischen, englischen, spanischen und italienischen Redensarten
kokettirte, so würde sein Buch einen bessern Eindruck machen. Viel Neues bringt
er nicht, besonders tief in die Zustände des Landes einzudringen war ihm nicht
gestattet. Was er indeß gibt, ist ziemlich hübsch erzählt, voll munterer Lanne und
ohne mehr Rosenrot!) so wie ohne mehr Schwarz, als die Wahrheit zeigt, und so
kann man aus dem Buche zwar wenig lernen, aber sich damit ein Weilchen ziemlich
gut unterhalten. —




Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/288>, abgerufen am 12.12.2024.