Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.von einer so großen Menge von Industriezweigen ausschließt? -- Die noth¬ Und hier kommen wir zur dritten Forderung: zur Absperrung gegen - Schon diese bei einer blos oberflächlichen Betrachtung sich darbietenden von einer so großen Menge von Industriezweigen ausschließt? — Die noth¬ Und hier kommen wir zur dritten Forderung: zur Absperrung gegen - Schon diese bei einer blos oberflächlichen Betrachtung sich darbietenden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0266" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104467"/> <p xml:id="ID_710" prev="#ID_709"> von einer so großen Menge von Industriezweigen ausschließt? — Die noth¬<lb/> wendige Folge würde sein, daß die gewaltsam gehemmte Industrie über, die<lb/> Grenzen zieht, daß ein solches Land in gewerblicher und commerzieller Hinsicht<lb/> zurückkommt, und daß die Nachbarländer den Markt mit ihren Producten über¬<lb/> schwemmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_711"> Und hier kommen wir zur dritten Forderung: zur Absperrung gegen<lb/> das Ausland, zur industriellen Kriegserklärung der Staaten gegeneinander,<lb/> ohne welche das System in keiner Weise aufrecht zu erhalten ist. Allerdings<lb/> bestanden solche Zustände im Mittelalter und bis tief in das 18. Jahrhundert<lb/> hinein, ein Zeitraum, welcher die größte Blüte des Handwerks umfaßt. Nicht<lb/> blos eine Anzahl von Na'chsstüdten und Reichsrittern bildeten dazumal in<lb/> Deutschland mit ihren Besitzungen völlig abgeschlossene Gebiete: jeder Ort war<lb/> durch die Schwierigkeit und Kostspieligkeit der Communication, die Menge von<lb/> Fehden und Privatknegen, von Zöllen und Geleiter, durch die überaus schlechte<lb/> Beschaffenheit so wie die Unsicherheit der wenigen Verkehrsstraßen thatsächlich<lb/> bis zu einem gewissen Grade abgesperrt, so daß die Einwohner nicht leicht in<lb/> Versuchung kamen, was irgend daselbst zu haben war, von anderswoher<lb/> kommen zu lassen. ,Allein wie will man ein solches Sperrsystem jetzt durch-'<lb/> führen, wo jene politische Zerrissenheit der Bildung großer geordneter Staaten<lb/> Platz gemacht hat, und die ungeheure Steigerung aller Verkehrsmittel die<lb/> fernsten Länder mit einer Leichtigkeit verbindet, wie dies früher bei Ortschaften<lb/> auf wenige Meilen Entfernung kaum der Fall war? Wenn auch ganze, große<lb/> Ländercomplere noch gewisse Zvlllinien gegeneinander aufrecht einhalten, so<lb/> schwinden diese doch täglich mehr und schließen überhaupt die Einfuhr aus¬<lb/> wärtiger Producte nicht in der Art aus, wie dies erforderlich wäre, um Pro¬<lb/> ducenten und Konsumenten ortsweise auseinander zu beschränken. Ohnehin<lb/> wäre das in unsern dichtbevölkerten Staaten unausführbar und würde die<lb/> Existenz der Einwohner ganzer großer Districte und Provinzen gefährden,<lb/> welche nur beim Absatz ihrer Producte in entfernte Gegenden bestehen können,<lb/> der ihnen durch obige Maßregel entzogen werden würde. Denn natürlich geht<lb/> die Hemmung der Einfuhr mit der Hemmung der Ausfuhr Hand in Hand<lb/> und die eine erzeugt nothwendig die andere. Nicht blos daß die Abschließung<lb/> des einen Staates in der Regel von den andern, die davon betroffen werden,<lb/> erwidert wird: das Land, dessen Producte in dem Nachbarlande nicht zu¬<lb/> gelassen werden, kann auch aus dem erstem nichts beziehen, weil ihm die<lb/> 'Zahlungsmittel fehlen, indem volkswirthschaftlich aller solcher Verkehr am<lb/> letzten Ende aus einen Produktenaustausch hinausläuft.</p><lb/> <p xml:id="ID_712" next="#ID_713"> - Schon diese bei einer blos oberflächlichen Betrachtung sich darbietenden<lb/> Gesichtspunkte sollten hinreichen, jeden Unbefangenen von der Unausführbar-<lb/> keit der obigen Forderungen zu überzeugen. Dennoch verschließt sich eine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0266]
von einer so großen Menge von Industriezweigen ausschließt? — Die noth¬
wendige Folge würde sein, daß die gewaltsam gehemmte Industrie über, die
Grenzen zieht, daß ein solches Land in gewerblicher und commerzieller Hinsicht
zurückkommt, und daß die Nachbarländer den Markt mit ihren Producten über¬
schwemmen.
Und hier kommen wir zur dritten Forderung: zur Absperrung gegen
das Ausland, zur industriellen Kriegserklärung der Staaten gegeneinander,
ohne welche das System in keiner Weise aufrecht zu erhalten ist. Allerdings
bestanden solche Zustände im Mittelalter und bis tief in das 18. Jahrhundert
hinein, ein Zeitraum, welcher die größte Blüte des Handwerks umfaßt. Nicht
blos eine Anzahl von Na'chsstüdten und Reichsrittern bildeten dazumal in
Deutschland mit ihren Besitzungen völlig abgeschlossene Gebiete: jeder Ort war
durch die Schwierigkeit und Kostspieligkeit der Communication, die Menge von
Fehden und Privatknegen, von Zöllen und Geleiter, durch die überaus schlechte
Beschaffenheit so wie die Unsicherheit der wenigen Verkehrsstraßen thatsächlich
bis zu einem gewissen Grade abgesperrt, so daß die Einwohner nicht leicht in
Versuchung kamen, was irgend daselbst zu haben war, von anderswoher
kommen zu lassen. ,Allein wie will man ein solches Sperrsystem jetzt durch-'
führen, wo jene politische Zerrissenheit der Bildung großer geordneter Staaten
Platz gemacht hat, und die ungeheure Steigerung aller Verkehrsmittel die
fernsten Länder mit einer Leichtigkeit verbindet, wie dies früher bei Ortschaften
auf wenige Meilen Entfernung kaum der Fall war? Wenn auch ganze, große
Ländercomplere noch gewisse Zvlllinien gegeneinander aufrecht einhalten, so
schwinden diese doch täglich mehr und schließen überhaupt die Einfuhr aus¬
wärtiger Producte nicht in der Art aus, wie dies erforderlich wäre, um Pro¬
ducenten und Konsumenten ortsweise auseinander zu beschränken. Ohnehin
wäre das in unsern dichtbevölkerten Staaten unausführbar und würde die
Existenz der Einwohner ganzer großer Districte und Provinzen gefährden,
welche nur beim Absatz ihrer Producte in entfernte Gegenden bestehen können,
der ihnen durch obige Maßregel entzogen werden würde. Denn natürlich geht
die Hemmung der Einfuhr mit der Hemmung der Ausfuhr Hand in Hand
und die eine erzeugt nothwendig die andere. Nicht blos daß die Abschließung
des einen Staates in der Regel von den andern, die davon betroffen werden,
erwidert wird: das Land, dessen Producte in dem Nachbarlande nicht zu¬
gelassen werden, kann auch aus dem erstem nichts beziehen, weil ihm die
'Zahlungsmittel fehlen, indem volkswirthschaftlich aller solcher Verkehr am
letzten Ende aus einen Produktenaustausch hinausläuft.
- Schon diese bei einer blos oberflächlichen Betrachtung sich darbietenden
Gesichtspunkte sollten hinreichen, jeden Unbefangenen von der Unausführbar-
keit der obigen Forderungen zu überzeugen. Dennoch verschließt sich eine
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |