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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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pour patrie, an plus vilain pa^s 6u monÄe que iss niZauäs appellent 1a
thus Kranes. Die materielle Sicherheit des Lebens stumpft das Volk immer
mehr ab. Man versteht nicht mehr zu leben, man versteht nicht mehr lustig
zu sein. Er sieht in Frankreich uns Sollseiten cle Fens vsrtusux, as tous
vllo^eus, ü'excellents perch Ah kannte, cke Kons n^^osiants, mais s'est Wut;
1s peuple kranoais est un peuple mun^eux. Dies Mal ist er aber auch mit
seinen Italienern nicht zufrieden; auch dies glückselige Volk hat sich dem
Laster der Ideen ergeben; er erkennt seine Lieblinge von 1818 nicht wieder.
I^'Italis est amoureuse ü'une cdose pu'elle n'a pas. I^es beaux-arts, pour
lesqusls ssuls eile est kalte, ne sont plus c^u'un pis-aller: eilf est prokonäe-
ment numiliee, 6ans son amour-propre sxeessik, cle ne pas avoir uns rode
illas corrime öff soeurs ainees 1a Trance, 1'LspaKne. I^lais si eile 1'avait,
file ne pourrait la porter. ^.vaut tout, it kauärait vinxt ans us la verxe 6e
ter Z'um ?reäsrio II. pour penärs les assassins et emprisonnsr les volsurs.
Mörder und Diebe! daS sind die Schattenseiten des künstlerischen Natur-
wuchseS.

Die Liebe war daS große Geschäft seines Lebens; eS versteht sich, die
rein sinnliche Liebe. In einer zahllosen Menge bald tragischer, bald komischer
Abenteuer hatte er Gelegenheit, diese Leidenschaft von allen Seiten zu studiren.
Er legte seine Ersahrungen und seine Ideen 1822 in dem Werk <Ze l'^mour
nieder, welches vielleicht ihn am meisten charakterisirt. In seinem Abscheu gegen
jede Regel hielt er es sür unpassend, in einem schriftstellerischen Werk einen
bestimmten Plan festzuhalten. Zum Theil lag das in der Flüchtigkeit seines
Geistes, zum Theil in der Furcht, pedantisch zu erscheinen. Schon von Natur
standen seine Ideen in keinem sehr innigen Zusammenhang; aber er verstärkte
diesen Fehler künstlich, durch gewaltsam herbeigeführte Unterbrechungen, durch
unvollendete Redensarten, seltsame Ausdrücke und dergleichen. Der Leser
sollte auf jede Weise in Verwirrung gesetzt werden. Dazu kam seine Ab¬
neigung gegen Gemeinplätze und Abstraktionen. Er stellt seine Grundsätze in
der Form von Anekdoten zusammen, deren bildliche Symbolik in die Augen
springt, während die Abstraction der Seele keine bestimmte Vorstellung zuführt.
Trotz dieser anscheinenden Leichtfertigkeit, trotz dieser schillernden Farbe und
grellen Contraste ist das Buch doch pedantisch. ES enthält eine wunderliche
Terminologie und eine genaue Zerlegung und Clasststcation des Begriffs Liebe,
die an ein Lehrbuch erinnern; mathematische Deductionen, zwischen den Bil¬
dern und Anekdoten, welche gegen den Ton des Ganzen verstoßen, und eine
Gründlichkeit in Bezug auf die materiellen Grundlagen, die nach der Medicin
schmeckt. II a, <Zeh 1e sommsuesmsnt 6s l'smour, uns hause pd^si-zue, un
eommsnesmsnt ac tolle, uns sNuenee du faux an cerveau, un clesoräre


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aux vertus qui viennent se 1a vario, oomme la vaillanse a la xuerre, et,
pour patrie, an plus vilain pa^s 6u monÄe que iss niZauäs appellent 1a
thus Kranes. Die materielle Sicherheit des Lebens stumpft das Volk immer
mehr ab. Man versteht nicht mehr zu leben, man versteht nicht mehr lustig
zu sein. Er sieht in Frankreich uns Sollseiten cle Fens vsrtusux, as tous
vllo^eus, ü'excellents perch Ah kannte, cke Kons n^^osiants, mais s'est Wut;
1s peuple kranoais est un peuple mun^eux. Dies Mal ist er aber auch mit
seinen Italienern nicht zufrieden; auch dies glückselige Volk hat sich dem
Laster der Ideen ergeben; er erkennt seine Lieblinge von 1818 nicht wieder.
I^'Italis est amoureuse ü'une cdose pu'elle n'a pas. I^es beaux-arts, pour
lesqusls ssuls eile est kalte, ne sont plus c^u'un pis-aller: eilf est prokonäe-
ment numiliee, 6ans son amour-propre sxeessik, cle ne pas avoir uns rode
illas corrime öff soeurs ainees 1a Trance, 1'LspaKne. I^lais si eile 1'avait,
file ne pourrait la porter. ^.vaut tout, it kauärait vinxt ans us la verxe 6e
ter Z'um ?reäsrio II. pour penärs les assassins et emprisonnsr les volsurs.
Mörder und Diebe! daS sind die Schattenseiten des künstlerischen Natur-
wuchseS.

Die Liebe war daS große Geschäft seines Lebens; eS versteht sich, die
rein sinnliche Liebe. In einer zahllosen Menge bald tragischer, bald komischer
Abenteuer hatte er Gelegenheit, diese Leidenschaft von allen Seiten zu studiren.
Er legte seine Ersahrungen und seine Ideen 1822 in dem Werk <Ze l'^mour
nieder, welches vielleicht ihn am meisten charakterisirt. In seinem Abscheu gegen
jede Regel hielt er es sür unpassend, in einem schriftstellerischen Werk einen
bestimmten Plan festzuhalten. Zum Theil lag das in der Flüchtigkeit seines
Geistes, zum Theil in der Furcht, pedantisch zu erscheinen. Schon von Natur
standen seine Ideen in keinem sehr innigen Zusammenhang; aber er verstärkte
diesen Fehler künstlich, durch gewaltsam herbeigeführte Unterbrechungen, durch
unvollendete Redensarten, seltsame Ausdrücke und dergleichen. Der Leser
sollte auf jede Weise in Verwirrung gesetzt werden. Dazu kam seine Ab¬
neigung gegen Gemeinplätze und Abstraktionen. Er stellt seine Grundsätze in
der Form von Anekdoten zusammen, deren bildliche Symbolik in die Augen
springt, während die Abstraction der Seele keine bestimmte Vorstellung zuführt.
Trotz dieser anscheinenden Leichtfertigkeit, trotz dieser schillernden Farbe und
grellen Contraste ist das Buch doch pedantisch. ES enthält eine wunderliche
Terminologie und eine genaue Zerlegung und Clasststcation des Begriffs Liebe,
die an ein Lehrbuch erinnern; mathematische Deductionen, zwischen den Bil¬
dern und Anekdoten, welche gegen den Ton des Ganzen verstoßen, und eine
Gründlichkeit in Bezug auf die materiellen Grundlagen, die nach der Medicin
schmeckt. II a, <Zeh 1e sommsuesmsnt 6s l'smour, uns hause pd^si-zue, un
eommsnesmsnt ac tolle, uns sNuenee du faux an cerveau, un clesoräre


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/115>, abgerufen am 25.08.2024.