Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.serons aoosdle's 6'iriMres. IZntin es xranä jour srrivera, w ^'ermesse kraneaiss Grenzboten. III. -1867. 44
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serons aoosdle's 6'iriMres. IZntin es xranä jour srrivera, w ^'ermesse kraneaiss
se reveiUera; eile sera etonnes, celle noble ^jeunssss, et'irvoir -rpplauäi si
lonAtsmps et spec tant 6e s^rieux, a as si xranäes riiaiseries. Seine Vor¬
liebe für den prosaischen Dialog erklärt sich ganz einfach aus seinem Haß gegen
alle Tiraden und Gemeinplätze, zu denen der Alexandriner nur zu leicht ver¬
führt. Er verspottete die beliebten dramatischen Dichter, welche alte Vorbilder
copiren, anstatt die Augen aufzumachen und die Natur nachzuahmen, welche
doch allein classisch ist. Die poetische Redeweise müsse klar, lebendig, einfach
sein und auf geradem Wege zum Zweck gehen. Freilich wird durch diese Ein¬
fachheit die höchste Gattung der Tragödie ausgeschlossen, die eine gehaltene
Erregung der Seele verlangt, und in den Entwürfen deS Kritikers wird man
nur zu sehr an einen seiner eignen Aussprüche erinnert, der freilich einem an¬
dern Verfasser gilt: Kien on presc^ne risn ne tui semble valoir la, peine gu'on
en parts avec Aravite. Der Skepticismus ist eine bedenkliche Grundlage, nicht
blos für den dramatischen Dichter, sondern auch sür den Aesthetiker. Doch
bleibt Beyle daS Verdienst, die französischen Poeten aus ihrer Trägheit auf¬
gerüttelt und sie an dreiste Formen und Stoffe gewöhnt zu haben. Seine
eigne Form wurde durch den übertriebenen norror vacui entstellt. Er sagt ein¬
mal selbst: ^'aime mieux encourir le repruone 6'avoir un stM neurte yue celui
ä'etre vente. Wenn eS sonst bei dem Dichter als die Hauptaufgabe gilt, bei
seinen Lesern die Illusion oder vielmehr den Glauben zu erregen, so arbeitet
Beyle geflissentlich diesem Zweck zuwider. Er ist argwöhnisch gegen sich selbst
und flößt auch seinen Lesern diesen Argwohn ein. ^'molte ü, 5e neuer ac Wut
!e morale, meine ne moi. . . . l>le ervz?e? Damals qu'ä es eine vous ave? vu,
n'aämirex gue ce <lui vou8 kalt plaisir, et gupposezü eine le voisin <mi vous
parle est un donne pa^e pour mentir. Diese Methode, die vollkommen richtig
ist, wo es, sich um die Wissenschaft handelt, paßt nicht für die Dichtung; um
so weniger, da er fortwährend darauf ausgeht, zu überraschen, und es mit
den Mitteln nicht genau nimmt. Seine Hauptkunst besteht darin, daß er
Mittelglieder ausläßt, die zum Verständniß nothwendig sind, und Anspielungen
wacht, die er nicht erklärt; und dabei fehlt ihm das Einzige, was dieser Form
eine gewisse Berechtigung gibt, die Heiterkeit und das Behagen. Er sieht sehr
scharf, aber er nimmt zu oft daS Mikroskop zu Hilfe, und dieses verwirrt,
wenn man es nur auf einzelne Theile des Bildes anwendet, die Perspektiven.
Ganz anders, als der Physiolog wendet der Moralist das Mikroskop nur an,
um Flecken aufzuspüren, und so ist seine Objectivität nur ein Deckmantel sür
seine Misanthropie. Der Eindruck würde noch peinlicher sein, wenn sich nicht
durchweg der feingebildete Weltmann geltend machte, der im Augenblick, wo
ihm die Thatsachen lästig werden, sich in die Frivolität flüchtet. Beyle wäre
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