Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Momen. Und neben diesen. HnuptgeschäftSzweigen sind hier noch eine ganze
Reihe anderer minder wichtiger Handelszweige, die unter kleinern Verhältnissen
gewiß mit Nachdruck hervorgehoben würden. Wir nennen hier beispielsweise
dqS Steinkohlen- und das Baumwollengeschäft, den Transport von Schlacht¬
vieh und eingesalzenen Fleische, von Mobilien und andern Erzeugnissen hiesiger
Gcwerbindustrie u. s. w., die, verhältnißmäßig gering, doch bedeutende Capitalien
beschäftigen. Nicht grade seiner commerciellen Wichtigkeit, sondern des allge¬
mein sich daran knüpfenden Interesses willen wollen wir an dieser Stelle auch
der wenig bekannten Thatsache gedenken, daß von Hamburg aus nicht unbe¬
trächtliche Sendungen deutscher Gei stespro d unde über Meer gehen
und dort eifrige Käufer besonders an den transatlantisch angesessenen hansea¬
tischen und sonstigen deutschen Kaufleuten finden, zum tröstlichen Beweise da¬
für, daß der Deutsche doch immer mehr aufhört, sein Vaterland mit den Augen
auch aus dem Sinne zu verlieren. Wir können sogar die erfreuliche Thatsache
hinzufügen , daß nach der Auswahl der dorthin verlangten Erzeugnisse deutscher
Literatur der dortige Geschmack der Deutschen sich eher verbessert als verschlech¬
tert zu haben scheint. -- Hamburg besitzt endlich eine Anzahl von Fabriken^
die bekanntlich bei den beiden großen Weltausstellungen sich nicht unrühmlich
hervorgethan haben. Wollten wir aus den alljährlich erscheinenden amtlichen
Tabellen über den hamburgischen Handel das Register der Dinge abschreiben,
in denen hier Geschäfte gemacht werden, es würden zwischen Verlangen und
Befriedigung nur wenig Dinge sein, von denen man an der Hamburger Börse
nicht blos träumt, sondern sie auch umzusetzen vermag, darunter welche, über
deren Natur wir so wenig als unsere Leser Rechenschaft zu geben wüßten.
Nach allen diesen Beziehungen hin ist aber die Hamburger Börse nur das
getreue Spiegelbild des Hamburger Geschäfts.

Noch nach einer andern Beziehung unterscheidet sich die Hamburger von
sonstigen Börsen. An den meisten Handelsorten ist sie nur der Versammlungs¬
platz von besonders berechtigten Korporationen oder Geschäftstreibenden; in
Hamburg erschließen sich dagegen ihre Hallen jedermann, der da meint, an,
ihr Geld verdienen zu können. Da erscheint neben den eigentlichen Kaufleu¬
ten aus allen Branchen das Heer der Makler, der Commissionäre und Agen¬
ten, hiesige und fremde, welche letztere in Hamburg ganz frei verkehren dürfen,
da kommen ganz regelmäßig die Notare, selbst eine große Zahl Advocaten, da
stehen neben den Hausnattern auch die Architekten, und neben den Exporteurs
auch die Schiffscapitäne, da sieht man selbst viele Commis und Arbeiter von
bedeutenden Comptoiren; kurzum es fehlt niemand, dessen Anwesenheit zur
raschen Beförderung des Geschäftsbetriebs von Nutzen sein kann. Und so
wie kein Unterschied des Standes, so auch keiner des Glaubens. Als man
noch jedes Mal, wenn es anderswo Revolutionen gab, hier die Juden aus den


Momen. Und neben diesen. HnuptgeschäftSzweigen sind hier noch eine ganze
Reihe anderer minder wichtiger Handelszweige, die unter kleinern Verhältnissen
gewiß mit Nachdruck hervorgehoben würden. Wir nennen hier beispielsweise
dqS Steinkohlen- und das Baumwollengeschäft, den Transport von Schlacht¬
vieh und eingesalzenen Fleische, von Mobilien und andern Erzeugnissen hiesiger
Gcwerbindustrie u. s. w., die, verhältnißmäßig gering, doch bedeutende Capitalien
beschäftigen. Nicht grade seiner commerciellen Wichtigkeit, sondern des allge¬
mein sich daran knüpfenden Interesses willen wollen wir an dieser Stelle auch
der wenig bekannten Thatsache gedenken, daß von Hamburg aus nicht unbe¬
trächtliche Sendungen deutscher Gei stespro d unde über Meer gehen
und dort eifrige Käufer besonders an den transatlantisch angesessenen hansea¬
tischen und sonstigen deutschen Kaufleuten finden, zum tröstlichen Beweise da¬
für, daß der Deutsche doch immer mehr aufhört, sein Vaterland mit den Augen
auch aus dem Sinne zu verlieren. Wir können sogar die erfreuliche Thatsache
hinzufügen , daß nach der Auswahl der dorthin verlangten Erzeugnisse deutscher
Literatur der dortige Geschmack der Deutschen sich eher verbessert als verschlech¬
tert zu haben scheint. — Hamburg besitzt endlich eine Anzahl von Fabriken^
die bekanntlich bei den beiden großen Weltausstellungen sich nicht unrühmlich
hervorgethan haben. Wollten wir aus den alljährlich erscheinenden amtlichen
Tabellen über den hamburgischen Handel das Register der Dinge abschreiben,
in denen hier Geschäfte gemacht werden, es würden zwischen Verlangen und
Befriedigung nur wenig Dinge sein, von denen man an der Hamburger Börse
nicht blos träumt, sondern sie auch umzusetzen vermag, darunter welche, über
deren Natur wir so wenig als unsere Leser Rechenschaft zu geben wüßten.
Nach allen diesen Beziehungen hin ist aber die Hamburger Börse nur das
getreue Spiegelbild des Hamburger Geschäfts.

Noch nach einer andern Beziehung unterscheidet sich die Hamburger von
sonstigen Börsen. An den meisten Handelsorten ist sie nur der Versammlungs¬
platz von besonders berechtigten Korporationen oder Geschäftstreibenden; in
Hamburg erschließen sich dagegen ihre Hallen jedermann, der da meint, an,
ihr Geld verdienen zu können. Da erscheint neben den eigentlichen Kaufleu¬
ten aus allen Branchen das Heer der Makler, der Commissionäre und Agen¬
ten, hiesige und fremde, welche letztere in Hamburg ganz frei verkehren dürfen,
da kommen ganz regelmäßig die Notare, selbst eine große Zahl Advocaten, da
stehen neben den Hausnattern auch die Architekten, und neben den Exporteurs
auch die Schiffscapitäne, da sieht man selbst viele Commis und Arbeiter von
bedeutenden Comptoiren; kurzum es fehlt niemand, dessen Anwesenheit zur
raschen Beförderung des Geschäftsbetriebs von Nutzen sein kann. Und so
wie kein Unterschied des Standes, so auch keiner des Glaubens. Als man
noch jedes Mal, wenn es anderswo Revolutionen gab, hier die Juden aus den


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0092" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103759"/>
            <p xml:id="ID_279" prev="#ID_278"> Momen. Und neben diesen. HnuptgeschäftSzweigen sind hier noch eine ganze<lb/>
Reihe anderer minder wichtiger Handelszweige, die unter kleinern Verhältnissen<lb/>
gewiß mit Nachdruck hervorgehoben würden. Wir nennen hier beispielsweise<lb/>
dqS Steinkohlen- und das Baumwollengeschäft, den Transport von Schlacht¬<lb/>
vieh und eingesalzenen Fleische, von Mobilien und andern Erzeugnissen hiesiger<lb/>
Gcwerbindustrie u. s. w., die, verhältnißmäßig gering, doch bedeutende Capitalien<lb/>
beschäftigen. Nicht grade seiner commerciellen Wichtigkeit, sondern des allge¬<lb/>
mein sich daran knüpfenden Interesses willen wollen wir an dieser Stelle auch<lb/>
der wenig bekannten Thatsache gedenken, daß von Hamburg aus nicht unbe¬<lb/>
trächtliche Sendungen deutscher Gei stespro d unde über Meer gehen<lb/>
und dort eifrige Käufer besonders an den transatlantisch angesessenen hansea¬<lb/>
tischen und sonstigen deutschen Kaufleuten finden, zum tröstlichen Beweise da¬<lb/>
für, daß der Deutsche doch immer mehr aufhört, sein Vaterland mit den Augen<lb/>
auch aus dem Sinne zu verlieren. Wir können sogar die erfreuliche Thatsache<lb/>
hinzufügen , daß nach der Auswahl der dorthin verlangten Erzeugnisse deutscher<lb/>
Literatur der dortige Geschmack der Deutschen sich eher verbessert als verschlech¬<lb/>
tert zu haben scheint. &#x2014; Hamburg besitzt endlich eine Anzahl von Fabriken^<lb/>
die bekanntlich bei den beiden großen Weltausstellungen sich nicht unrühmlich<lb/>
hervorgethan haben. Wollten wir aus den alljährlich erscheinenden amtlichen<lb/>
Tabellen über den hamburgischen Handel das Register der Dinge abschreiben,<lb/>
in denen hier Geschäfte gemacht werden, es würden zwischen Verlangen und<lb/>
Befriedigung nur wenig Dinge sein, von denen man an der Hamburger Börse<lb/>
nicht blos träumt, sondern sie auch umzusetzen vermag, darunter welche, über<lb/>
deren Natur wir so wenig als unsere Leser Rechenschaft zu geben wüßten.<lb/>
Nach allen diesen Beziehungen hin ist aber die Hamburger Börse nur das<lb/>
getreue Spiegelbild des Hamburger Geschäfts.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_280" next="#ID_281"> Noch nach einer andern Beziehung unterscheidet sich die Hamburger von<lb/>
sonstigen Börsen. An den meisten Handelsorten ist sie nur der Versammlungs¬<lb/>
platz von besonders berechtigten Korporationen oder Geschäftstreibenden; in<lb/>
Hamburg erschließen sich dagegen ihre Hallen jedermann, der da meint, an,<lb/>
ihr Geld verdienen zu können. Da erscheint neben den eigentlichen Kaufleu¬<lb/>
ten aus allen Branchen das Heer der Makler, der Commissionäre und Agen¬<lb/>
ten, hiesige und fremde, welche letztere in Hamburg ganz frei verkehren dürfen,<lb/>
da kommen ganz regelmäßig die Notare, selbst eine große Zahl Advocaten, da<lb/>
stehen neben den Hausnattern auch die Architekten, und neben den Exporteurs<lb/>
auch die Schiffscapitäne, da sieht man selbst viele Commis und Arbeiter von<lb/>
bedeutenden Comptoiren; kurzum es fehlt niemand, dessen Anwesenheit zur<lb/>
raschen Beförderung des Geschäftsbetriebs von Nutzen sein kann. Und so<lb/>
wie kein Unterschied des Standes, so auch keiner des Glaubens. Als man<lb/>
noch jedes Mal, wenn es anderswo Revolutionen gab, hier die Juden aus den</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0092] Momen. Und neben diesen. HnuptgeschäftSzweigen sind hier noch eine ganze Reihe anderer minder wichtiger Handelszweige, die unter kleinern Verhältnissen gewiß mit Nachdruck hervorgehoben würden. Wir nennen hier beispielsweise dqS Steinkohlen- und das Baumwollengeschäft, den Transport von Schlacht¬ vieh und eingesalzenen Fleische, von Mobilien und andern Erzeugnissen hiesiger Gcwerbindustrie u. s. w., die, verhältnißmäßig gering, doch bedeutende Capitalien beschäftigen. Nicht grade seiner commerciellen Wichtigkeit, sondern des allge¬ mein sich daran knüpfenden Interesses willen wollen wir an dieser Stelle auch der wenig bekannten Thatsache gedenken, daß von Hamburg aus nicht unbe¬ trächtliche Sendungen deutscher Gei stespro d unde über Meer gehen und dort eifrige Käufer besonders an den transatlantisch angesessenen hansea¬ tischen und sonstigen deutschen Kaufleuten finden, zum tröstlichen Beweise da¬ für, daß der Deutsche doch immer mehr aufhört, sein Vaterland mit den Augen auch aus dem Sinne zu verlieren. Wir können sogar die erfreuliche Thatsache hinzufügen , daß nach der Auswahl der dorthin verlangten Erzeugnisse deutscher Literatur der dortige Geschmack der Deutschen sich eher verbessert als verschlech¬ tert zu haben scheint. — Hamburg besitzt endlich eine Anzahl von Fabriken^ die bekanntlich bei den beiden großen Weltausstellungen sich nicht unrühmlich hervorgethan haben. Wollten wir aus den alljährlich erscheinenden amtlichen Tabellen über den hamburgischen Handel das Register der Dinge abschreiben, in denen hier Geschäfte gemacht werden, es würden zwischen Verlangen und Befriedigung nur wenig Dinge sein, von denen man an der Hamburger Börse nicht blos träumt, sondern sie auch umzusetzen vermag, darunter welche, über deren Natur wir so wenig als unsere Leser Rechenschaft zu geben wüßten. Nach allen diesen Beziehungen hin ist aber die Hamburger Börse nur das getreue Spiegelbild des Hamburger Geschäfts. Noch nach einer andern Beziehung unterscheidet sich die Hamburger von sonstigen Börsen. An den meisten Handelsorten ist sie nur der Versammlungs¬ platz von besonders berechtigten Korporationen oder Geschäftstreibenden; in Hamburg erschließen sich dagegen ihre Hallen jedermann, der da meint, an, ihr Geld verdienen zu können. Da erscheint neben den eigentlichen Kaufleu¬ ten aus allen Branchen das Heer der Makler, der Commissionäre und Agen¬ ten, hiesige und fremde, welche letztere in Hamburg ganz frei verkehren dürfen, da kommen ganz regelmäßig die Notare, selbst eine große Zahl Advocaten, da stehen neben den Hausnattern auch die Architekten, und neben den Exporteurs auch die Schiffscapitäne, da sieht man selbst viele Commis und Arbeiter von bedeutenden Comptoiren; kurzum es fehlt niemand, dessen Anwesenheit zur raschen Beförderung des Geschäftsbetriebs von Nutzen sein kann. Und so wie kein Unterschied des Standes, so auch keiner des Glaubens. Als man noch jedes Mal, wenn es anderswo Revolutionen gab, hier die Juden aus den

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/92
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/92>, abgerufen am 28.07.2024.