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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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langt, so höre ich schon auch von andern, daß hier nur Zwangsmittel anzu¬
wenden sind, dies kostet mich nun wieder neuerdings Geld, hauptsächlich habe
ich dieses Herrn Adlersburg zu verdanken, da aber Karls Erziehung so viel als
möglich unabhängig von seiner Mutter muß festgestellt werden, auch wegen
der Zukunft, so muß auch dieses noch geschehen. Mit Hochachtung Ihr er¬
L. v. Beethoven,
''''' gebener Freund
'-''''''''


Ur. 27.

Den 6. Januar 1818.


?. ?.

Damit kein Irrthum obwalten möge, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen
gehorsamst anzuzeigen, daß es leider dabei bleiben muß, daß mein Neffe Ende
dieses Monats Ihr vortreffliches Institut verlasse; was Ihren andern mir ge¬
machten Vorschlag betrifft, so sind auch hier mir die Hände gebunden, indem
dadurch andere Zwecke zum Besten meines Neffen gänzlich vereitelt würden,
doch danke ich Ihnen recht sehr für Ihre gute Absicht.

Umstände können es heischen, daß Karl noch früher als Ende dieses Mo¬
nats abgeholt werde, und da ich wahrscheinlich nicht hier bin, von jemanden,
den ich dazu bestimme, ich sage Ihnen dieses jetzt schon, damit Ihnen nicht
irgend etwas hierbei besonders auffallen möge, übrigens wird mein Neffe und
ich Ihnen zeitlebens dankbar sein, an Karl habe ich bemerkt, daß er dieses
jetzt schon ist, und dieses ist mir ein Beweis, daß er zwar leichtsinnig aber doch
keine Bösartigkeit in ihm herrsche, noch viel weniger ein schlechtes Herz habe.

Ich hoffe alles Gute von ihm um so mehr, da er nun schon beinahe
2 Jahre sich unter Ihrer vortrefflichen Leitung befand. Mit wahrer Hochach¬
L. v. Beethoven. tung Ihr Freund


Ur. 28.

Wien am 24. Januar 1818.


e. e.

Ich komme nicht selbst, da es immer eine Art von Abschiednehmen wäre
und dergleichen habe ich von jeher vermieden.

Empfangen Sie die ungeheucheltsten Danksagungen für den Eifer und die
Rechtlichkeit und Redlichkeit, womit Sie sich der Erziehung meines Neffen an¬
genommen haben -- sobald ich nur ein wenig zu mir selbst komme, besuchen
wir Sie, übrigens wünsche ich der Mutter wegen, baß es eben nicht zu sehr
bekannt werde, daß mein Neffe jetzt bei mir ist.

Ich grüße Sie alle und danke der Frau A. G. noch insbesondere für
ihre an meinem Karl bewiesene mütterliche Fürsorge. Mit wahrer Achtung


L. v. Beethoven.


langt, so höre ich schon auch von andern, daß hier nur Zwangsmittel anzu¬
wenden sind, dies kostet mich nun wieder neuerdings Geld, hauptsächlich habe
ich dieses Herrn Adlersburg zu verdanken, da aber Karls Erziehung so viel als
möglich unabhängig von seiner Mutter muß festgestellt werden, auch wegen
der Zukunft, so muß auch dieses noch geschehen. Mit Hochachtung Ihr er¬
L. v. Beethoven,
''''' gebener Freund
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Ur. 27.

Den 6. Januar 1818.


?. ?.

Damit kein Irrthum obwalten möge, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen
gehorsamst anzuzeigen, daß es leider dabei bleiben muß, daß mein Neffe Ende
dieses Monats Ihr vortreffliches Institut verlasse; was Ihren andern mir ge¬
machten Vorschlag betrifft, so sind auch hier mir die Hände gebunden, indem
dadurch andere Zwecke zum Besten meines Neffen gänzlich vereitelt würden,
doch danke ich Ihnen recht sehr für Ihre gute Absicht.

Umstände können es heischen, daß Karl noch früher als Ende dieses Mo¬
nats abgeholt werde, und da ich wahrscheinlich nicht hier bin, von jemanden,
den ich dazu bestimme, ich sage Ihnen dieses jetzt schon, damit Ihnen nicht
irgend etwas hierbei besonders auffallen möge, übrigens wird mein Neffe und
ich Ihnen zeitlebens dankbar sein, an Karl habe ich bemerkt, daß er dieses
jetzt schon ist, und dieses ist mir ein Beweis, daß er zwar leichtsinnig aber doch
keine Bösartigkeit in ihm herrsche, noch viel weniger ein schlechtes Herz habe.

Ich hoffe alles Gute von ihm um so mehr, da er nun schon beinahe
2 Jahre sich unter Ihrer vortrefflichen Leitung befand. Mit wahrer Hochach¬
L. v. Beethoven. tung Ihr Freund


Ur. 28.

Wien am 24. Januar 1818.


e. e.

Ich komme nicht selbst, da es immer eine Art von Abschiednehmen wäre
und dergleichen habe ich von jeher vermieden.

Empfangen Sie die ungeheucheltsten Danksagungen für den Eifer und die
Rechtlichkeit und Redlichkeit, womit Sie sich der Erziehung meines Neffen an¬
genommen haben — sobald ich nur ein wenig zu mir selbst komme, besuchen
wir Sie, übrigens wünsche ich der Mutter wegen, baß es eben nicht zu sehr
bekannt werde, daß mein Neffe jetzt bei mir ist.

Ich grüße Sie alle und danke der Frau A. G. noch insbesondere für
ihre an meinem Karl bewiesene mütterliche Fürsorge. Mit wahrer Achtung


L. v. Beethoven.


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[0072] langt, so höre ich schon auch von andern, daß hier nur Zwangsmittel anzu¬ wenden sind, dies kostet mich nun wieder neuerdings Geld, hauptsächlich habe ich dieses Herrn Adlersburg zu verdanken, da aber Karls Erziehung so viel als möglich unabhängig von seiner Mutter muß festgestellt werden, auch wegen der Zukunft, so muß auch dieses noch geschehen. Mit Hochachtung Ihr er¬ L. v. Beethoven, ''''' gebener Freund '-'''''''' Ur. 27. Den 6. Januar 1818. ?. ?. Damit kein Irrthum obwalten möge, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen gehorsamst anzuzeigen, daß es leider dabei bleiben muß, daß mein Neffe Ende dieses Monats Ihr vortreffliches Institut verlasse; was Ihren andern mir ge¬ machten Vorschlag betrifft, so sind auch hier mir die Hände gebunden, indem dadurch andere Zwecke zum Besten meines Neffen gänzlich vereitelt würden, doch danke ich Ihnen recht sehr für Ihre gute Absicht. Umstände können es heischen, daß Karl noch früher als Ende dieses Mo¬ nats abgeholt werde, und da ich wahrscheinlich nicht hier bin, von jemanden, den ich dazu bestimme, ich sage Ihnen dieses jetzt schon, damit Ihnen nicht irgend etwas hierbei besonders auffallen möge, übrigens wird mein Neffe und ich Ihnen zeitlebens dankbar sein, an Karl habe ich bemerkt, daß er dieses jetzt schon ist, und dieses ist mir ein Beweis, daß er zwar leichtsinnig aber doch keine Bösartigkeit in ihm herrsche, noch viel weniger ein schlechtes Herz habe. Ich hoffe alles Gute von ihm um so mehr, da er nun schon beinahe 2 Jahre sich unter Ihrer vortrefflichen Leitung befand. Mit wahrer Hochach¬ L. v. Beethoven. tung Ihr Freund Ur. 28. Wien am 24. Januar 1818. e. e. Ich komme nicht selbst, da es immer eine Art von Abschiednehmen wäre und dergleichen habe ich von jeher vermieden. Empfangen Sie die ungeheucheltsten Danksagungen für den Eifer und die Rechtlichkeit und Redlichkeit, womit Sie sich der Erziehung meines Neffen an¬ genommen haben — sobald ich nur ein wenig zu mir selbst komme, besuchen wir Sie, übrigens wünsche ich der Mutter wegen, baß es eben nicht zu sehr bekannt werde, daß mein Neffe jetzt bei mir ist. Ich grüße Sie alle und danke der Frau A. G. noch insbesondere für ihre an meinem Karl bewiesene mütterliche Fürsorge. Mit wahrer Achtung L. v. Beethoven.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/72>, abgerufen am 01.09.2024.