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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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würden mir eine große Gefälligkeit erzeigen, mir ein ganzes Schema von den
Ausgaben bei Ihnen für Karl durch irgend jemanden aus Ihrem Hause machen
ZU lassen, jedoch müßte ich selbes morgen abholen lassen können -- ich hoffe
nicht, daß Sie mich mißverstanden haben, denn wenn von Großmut!) die
Acte gestern war, so können Sie unmöglich dabei gemeint sein; -- es betraf
nur die Königin der Nacht, die nicht aufhört alle Segel ihrer Rachsucht gegen
mich aufzuspannen, und nur deswegen bedarf ich, mehr wegen andern Menschen,
als wegen ihr (denn nimmermehr dürfte ich ihr von meinen Handlungen
Rechenschaft geben) einer Ausweisung. Kein Stempelbogen ist nöthig, auch
braucht nur die Summe überhaupt ohne Specificirung von jedem Vierteljahre
angegeben zu sein, da schon, wie ich glaube, die meisten Rechnungen sich gefunden
haben, man also blos solche Ihrem Schema beizulegen nöthig hat.
L. v. Beethoven. lSchluß unleserlich) in A. '


^A^chW.-j

Sonntag am 22. September 1816.

Gewisses läßt sich nicht aussprechen. -- So als ich die Nachricht von
Ihnen wegen Karls glücklich überstandener Operation erhielt, besonders meine
Gefühle des Dankes -- Sie ersparen mir hier Worte hervorzubringen oder
kaum zu stammeln -- Sie würden doch nichts sagen gegen das, was meine
Gefühle Ihnen gern zollen möchten, also still--Daß ich wünsche zu hören,
welchen Fortgang es jetzt mit meinem theuren Sohne nimmt, können Sie sich
wohl denken, vergessen Sie dabei nicht Ihre Wohnung mir deutlich anzuzeigen,
damit ich selbst unmittelbar an Sie schreiben kann.

Ich habe seit Sie fort von hier an Bernhard geschrieben, damit er sich
bei Ihnen erkundigen solle, habe aber keine Antwort erhalten, denn am Ende
könnten Sie mich für einen halben, sorglosen Barbaren halten, indem Herr
B. wahrscheinlich ebensowenig bei Ihnen gewesen, als er an mich geschrie¬
ben hat. --

Besorgnisse kann ich keine bei Jhrer^ trefflichen Gemahlin haben, rein
unmöglich, daß eS mir Wehe verursacht nicht Theil nehmen zu können an
den Schmerzen meines Karl und ich wenigstens öfter von seinem Zustande
zu wissen wünsche, dies wird Ihnen sehr begreiflich sein, da ich mich nun
aus einen so gemüthlosen, untheilnehmenden Freund, wie Herr B(ernhard)
verzichtet habe, so muß ich Ihre Freundschaft und Gefälligkeit in dieser Rück¬
sicht doch in Anspruch nehmen, ich hoffe bald einige Zeilen von Ihnen und
erbitte alles Schöne und tausend Dank Ihrer verehrten Frau Gemahlin zu
L. v. Beethoven. sagen. In Eile Ihr

An Smettano") bitte ich meine Verehrung und Hochachtung zu bezeigen.



Den Operateur.

würden mir eine große Gefälligkeit erzeigen, mir ein ganzes Schema von den
Ausgaben bei Ihnen für Karl durch irgend jemanden aus Ihrem Hause machen
ZU lassen, jedoch müßte ich selbes morgen abholen lassen können — ich hoffe
nicht, daß Sie mich mißverstanden haben, denn wenn von Großmut!) die
Acte gestern war, so können Sie unmöglich dabei gemeint sein; — es betraf
nur die Königin der Nacht, die nicht aufhört alle Segel ihrer Rachsucht gegen
mich aufzuspannen, und nur deswegen bedarf ich, mehr wegen andern Menschen,
als wegen ihr (denn nimmermehr dürfte ich ihr von meinen Handlungen
Rechenschaft geben) einer Ausweisung. Kein Stempelbogen ist nöthig, auch
braucht nur die Summe überhaupt ohne Specificirung von jedem Vierteljahre
angegeben zu sein, da schon, wie ich glaube, die meisten Rechnungen sich gefunden
haben, man also blos solche Ihrem Schema beizulegen nöthig hat.
L. v. Beethoven. lSchluß unleserlich) in A. '


^A^chW.-j

Sonntag am 22. September 1816.

Gewisses läßt sich nicht aussprechen. — So als ich die Nachricht von
Ihnen wegen Karls glücklich überstandener Operation erhielt, besonders meine
Gefühle des Dankes — Sie ersparen mir hier Worte hervorzubringen oder
kaum zu stammeln — Sie würden doch nichts sagen gegen das, was meine
Gefühle Ihnen gern zollen möchten, also still--Daß ich wünsche zu hören,
welchen Fortgang es jetzt mit meinem theuren Sohne nimmt, können Sie sich
wohl denken, vergessen Sie dabei nicht Ihre Wohnung mir deutlich anzuzeigen,
damit ich selbst unmittelbar an Sie schreiben kann.

Ich habe seit Sie fort von hier an Bernhard geschrieben, damit er sich
bei Ihnen erkundigen solle, habe aber keine Antwort erhalten, denn am Ende
könnten Sie mich für einen halben, sorglosen Barbaren halten, indem Herr
B. wahrscheinlich ebensowenig bei Ihnen gewesen, als er an mich geschrie¬
ben hat. —

Besorgnisse kann ich keine bei Jhrer^ trefflichen Gemahlin haben, rein
unmöglich, daß eS mir Wehe verursacht nicht Theil nehmen zu können an
den Schmerzen meines Karl und ich wenigstens öfter von seinem Zustande
zu wissen wünsche, dies wird Ihnen sehr begreiflich sein, da ich mich nun
aus einen so gemüthlosen, untheilnehmenden Freund, wie Herr B(ernhard)
verzichtet habe, so muß ich Ihre Freundschaft und Gefälligkeit in dieser Rück¬
sicht doch in Anspruch nehmen, ich hoffe bald einige Zeilen von Ihnen und
erbitte alles Schöne und tausend Dank Ihrer verehrten Frau Gemahlin zu
L. v. Beethoven. sagen. In Eile Ihr

An Smettano") bitte ich meine Verehrung und Hochachtung zu bezeigen.



Den Operateur.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/63>, abgerufen am 27.07.2024.