Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.der Abschluß deS ersten Theils des "Faust", der erste Theil der "Pandora" Jetzt sind aber für unsre Frage die Worte von Wichtigkeit, mit denen Ueberblicken wir diese Umstände, so werden wir eine auf Calderon gegrün¬ Werke, B. 32, S. 423,
der Abschluß deS ersten Theils des „Faust", der erste Theil der „Pandora" Jetzt sind aber für unsre Frage die Worte von Wichtigkeit, mit denen Ueberblicken wir diese Umstände, so werden wir eine auf Calderon gegrün¬ Werke, B. 32, S. 423,
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der Abschluß deS ersten Theils des „Faust", der erste Theil der „Pandora"
füllen neben kleineren Schöpfungen die Zeit bis ins Jahr 1807 und es findet
sich bis dahin keine Lücke, in welche sich mit Wahrscheinlichkeit die Muße zur
Beschäftigung mit einem neuen Trauerspiele einschieben ließe.
Jetzt sind aber für unsre Frage die Worte von Wichtigkeit, mit denen
Goethe in den Tages- und Jahresheften 1807 den standhaften Prinzen wieder
bespricht; sie lauten: „Eine höhere Bedeutung für die Zukunft gab sodann
der standhafte Prinz, der, wie er einmal zur Sprache gekommen, im Stillen
unaufhaltsam fortwirkte." Berücksichtigt man, daß dem Zusammenhange nach
diese gehaltvollen Worte auf Goethe selbst zu beziehen sind, so läßt sich nicht
verkennen, daß sie sehr nachdrücklich auf die Vorbereitung eines größern Werks,
das im standhaften Prinzen seine Grundlage hat, hinweisen. Die Bearbeitung
desselben für die Aufführung kann damit nicht gemeint sein; denn da diese
Goethe 1810 viele Unruhe machte und doch erst zum Schlüsse des Jahres
zu Stande kam, so kann sie ihn nicht schon 1807 so durch und durch beschäftigt
haben, um jene gewichtigen Worte zu rechtfertigen. Bemerkenswerth ist auch,
daß nach der 1807 beendigten Pandora eine Lücke in Goethes bekannten Büh¬
nenarbeiten wahrzunehmen ist, wie sonst in seinem ganzen Leben bis 1817 nicht.
Ueberblicken wir diese Umstände, so werden wir eine auf Calderon gegrün¬
dete Bühnenarbeit Goethes gegen das Ende des Jahres 1807 oder spätestens
in den Anfang des folgenden zu setzen haben. Wäre indessen nicht jene Er¬
wähnung in den Annalen von 1807, so wären auch die Jahre bis 1810
von der Annahme, daß aus ihnen eine solche Arbeit herrühre, nicht ausge¬
schlossen; ein späteres Jahr könnte aber keinesfalls in Frage kommen, da Goethe
nach der Vorstellung des standhaften Prinzen sich nicht mehr enthusiastisch,
sondern nur geschäftsmäßig oder kritisch gegen das spanische Theater ».erhält.
Zur weitern Bestätigung dieser Entwicklung stellt eine andere Auslassung
Goethes diese Grenzen sest. In seinem Aufsatz „Epochen deutscher Literatur" ^)
gibt er nämlich für die Zeit von 1790 bis 1810 „spanische Cultur" an. Diese
Epochen hat er unverkennbar wesentlich nach seinem eignen Bildungsgange
entworfen, waS hier schon daraus hervorleuchtet, daß bekanntlich für andere
deutsche Dichter die spanische Epoche und ihre Nachwehen 1810 noch keines¬
wegs vorüber waren, obwol er nicht vermeiden konnte, dasjenige Jahr wirklich
als Anfangspunkt der spanischen Literatur in Deutschland zu bezeichnen, in wel¬
chem sie hier zuerst Aufsehen erregte, ihm aber vorerst noch ein wesenloser
Klang blieb. Zu dieser aus die Voraussetzung einer erfolgten Nachbildung
Calderons gegründeten Zeitbestimmung für die Entstehung der Fragmente einer
Tragödie waren wir gelangt, bevor wir Riemers Mittheilungen darüber zu Rathe
Werke, B. 32, S. 423,
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