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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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Die Allsstellung von Kunst- und Industrieerzeugnissen in Liegnitz.

Die königliche Regierung, Abtheilung des Innern, hat unterm S. Mai die
folgende Bekanntmachung erlassen, die wir auf Ersuchen hier mittheilen: "Der Herr
Regierungsrath von Minntoli hat, von dem Wunsche geleitet, der Gewe'rbethätigkeit
der Provinz durch Vorführung guter Musterbilder z.ur Bildung des Geschmackes
.Nachhilfe zu verschaffe", eine Sammlung von Kunst- und' Industrieerzeugnissen der
classischen Vorzeit zusammengetragen und dieselbe, wie unsere Amtsblattverordnnugen
vom 1. Januar -I8is und vom 6. Januar -1831 bereits ankündigten, dem gewerbe¬
treibenden Publicum zur Benutzung geöffnet. Da bei der Zusammenstellung haupt¬
sächlich der Gesichtspunkt festgehalten ist, für die wichtigsten Zweige der diesseitigen
Industrie geeignete Vorbilder zu gewinnen, so mußte sich diese Sammlung um so
eher empfehlen, als die meisten Gegenstände aus Zeiten und Werkstätten stammen,
die unter dem fruchtbaren Zusammenwirken der Industrie mit der Kunst, Producte
von unerreichter Schönheit und nachahmungswerther Technik lieferten, und weil
die ausgestellten Gegenstände in vielfachen Beispielen die großen Wirkungen ver¬
anschaulichen, welche die Anwendung einer geläuterten Verzierungsknnst auf die
Gewerbe geäußert haben.

Hauptzweige sind: die Arbeiten in Stein, Holz, der Töpferei, Glaswaaren-,
Wetallfabrikation, Weberei; aber auch für fast alle andere Gewerbe liegt eine zahl¬
reiche Reihe uachahmungswerther Erzeugnisse, besonders für den denkenden Hand¬
werker und Fabrikanten zur Benutzung vor.

Seit den gedachten Empfehlungen in unserem Amtsblatt haben diese Muster¬
sammlungen eine Vollständigkeit und einen Umfang erreicht, welcher dieselben zu
den größten und schönsten ihrer Art macht. Der Ruf ihrer Bedeutung und man
kann sagen ihrer Berühmtheit, hat nicht allein die Aufmerksamkeit anderer Pro¬
vinzen des Vaterlandes, sondern auch des Auslandes aus sich gezogen. Die Auf¬
merksamkeit aber, welche fremde Regierungen, und unter ihnen besonders diejenigen,
in welchen die Industrie die höchste Blüte erreicht hat, ihnen seit längerer Zeit
widmen, so wie die vielfachen Anerkennungen, welche dem Gründer des Instituts
dieserhalb zu Theil geworden sind, läßt keinen Zweifel mehr über den viel höheren
Nutzen, den das Vaterland und zunächst die Provinz davon zu erwarten hat. --

Der Besitzer will nun zur möglichen Förderung dieses Zweckes auch die bis¬
her nicht zugänglichen Theile der Sammlungen zur Schau und Benutzung des
Publicums stellen. Die königliche Gnade hat dies durch Gewährung einer Reihe
von Lvcalicn im hiesigen königlichen Schlosse möglich gemacht. So wird denn
die so großartige Mustersammlung in den ausgedehnten schönen Räumlichkeiten der
hiesigen laugen südlichen Schloßsrontc dem Publicum zur Schau gestellt sein, und
soll diese Schaustellung in der Zeit der breslauer Judustricausstellung statthaben,
damit die, welche das Interesse für diese letztere von ihrem Wohnorte führt, die
anregende Besichtigung dieser, auch durch den besonderen Geschmack der Ausstellung
aus'gezeichneten Sammlungen, ohne Schwierigkeit damit verbinden können. .

Wie wir in unseren oben gedachten Amtsblattverfügungen den Vereinen und


Die Allsstellung von Kunst- und Industrieerzeugnissen in Liegnitz.

Die königliche Regierung, Abtheilung des Innern, hat unterm S. Mai die
folgende Bekanntmachung erlassen, die wir auf Ersuchen hier mittheilen: „Der Herr
Regierungsrath von Minntoli hat, von dem Wunsche geleitet, der Gewe'rbethätigkeit
der Provinz durch Vorführung guter Musterbilder z.ur Bildung des Geschmackes
.Nachhilfe zu verschaffe», eine Sammlung von Kunst- und' Industrieerzeugnissen der
classischen Vorzeit zusammengetragen und dieselbe, wie unsere Amtsblattverordnnugen
vom 1. Januar -I8is und vom 6. Januar -1831 bereits ankündigten, dem gewerbe¬
treibenden Publicum zur Benutzung geöffnet. Da bei der Zusammenstellung haupt¬
sächlich der Gesichtspunkt festgehalten ist, für die wichtigsten Zweige der diesseitigen
Industrie geeignete Vorbilder zu gewinnen, so mußte sich diese Sammlung um so
eher empfehlen, als die meisten Gegenstände aus Zeiten und Werkstätten stammen,
die unter dem fruchtbaren Zusammenwirken der Industrie mit der Kunst, Producte
von unerreichter Schönheit und nachahmungswerther Technik lieferten, und weil
die ausgestellten Gegenstände in vielfachen Beispielen die großen Wirkungen ver¬
anschaulichen, welche die Anwendung einer geläuterten Verzierungsknnst auf die
Gewerbe geäußert haben.

Hauptzweige sind: die Arbeiten in Stein, Holz, der Töpferei, Glaswaaren-,
Wetallfabrikation, Weberei; aber auch für fast alle andere Gewerbe liegt eine zahl¬
reiche Reihe uachahmungswerther Erzeugnisse, besonders für den denkenden Hand¬
werker und Fabrikanten zur Benutzung vor.

Seit den gedachten Empfehlungen in unserem Amtsblatt haben diese Muster¬
sammlungen eine Vollständigkeit und einen Umfang erreicht, welcher dieselben zu
den größten und schönsten ihrer Art macht. Der Ruf ihrer Bedeutung und man
kann sagen ihrer Berühmtheit, hat nicht allein die Aufmerksamkeit anderer Pro¬
vinzen des Vaterlandes, sondern auch des Auslandes aus sich gezogen. Die Auf¬
merksamkeit aber, welche fremde Regierungen, und unter ihnen besonders diejenigen,
in welchen die Industrie die höchste Blüte erreicht hat, ihnen seit längerer Zeit
widmen, so wie die vielfachen Anerkennungen, welche dem Gründer des Instituts
dieserhalb zu Theil geworden sind, läßt keinen Zweifel mehr über den viel höheren
Nutzen, den das Vaterland und zunächst die Provinz davon zu erwarten hat. —

Der Besitzer will nun zur möglichen Förderung dieses Zweckes auch die bis¬
her nicht zugänglichen Theile der Sammlungen zur Schau und Benutzung des
Publicums stellen. Die königliche Gnade hat dies durch Gewährung einer Reihe
von Lvcalicn im hiesigen königlichen Schlosse möglich gemacht. So wird denn
die so großartige Mustersammlung in den ausgedehnten schönen Räumlichkeiten der
hiesigen laugen südlichen Schloßsrontc dem Publicum zur Schau gestellt sein, und
soll diese Schaustellung in der Zeit der breslauer Judustricausstellung statthaben,
damit die, welche das Interesse für diese letztere von ihrem Wohnorte führt, die
anregende Besichtigung dieser, auch durch den besonderen Geschmack der Ausstellung
aus'gezeichneten Sammlungen, ohne Schwierigkeit damit verbinden können. .

Wie wir in unseren oben gedachten Amtsblattverfügungen den Vereinen und


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[0367] Die Allsstellung von Kunst- und Industrieerzeugnissen in Liegnitz. Die königliche Regierung, Abtheilung des Innern, hat unterm S. Mai die folgende Bekanntmachung erlassen, die wir auf Ersuchen hier mittheilen: „Der Herr Regierungsrath von Minntoli hat, von dem Wunsche geleitet, der Gewe'rbethätigkeit der Provinz durch Vorführung guter Musterbilder z.ur Bildung des Geschmackes .Nachhilfe zu verschaffe», eine Sammlung von Kunst- und' Industrieerzeugnissen der classischen Vorzeit zusammengetragen und dieselbe, wie unsere Amtsblattverordnnugen vom 1. Januar -I8is und vom 6. Januar -1831 bereits ankündigten, dem gewerbe¬ treibenden Publicum zur Benutzung geöffnet. Da bei der Zusammenstellung haupt¬ sächlich der Gesichtspunkt festgehalten ist, für die wichtigsten Zweige der diesseitigen Industrie geeignete Vorbilder zu gewinnen, so mußte sich diese Sammlung um so eher empfehlen, als die meisten Gegenstände aus Zeiten und Werkstätten stammen, die unter dem fruchtbaren Zusammenwirken der Industrie mit der Kunst, Producte von unerreichter Schönheit und nachahmungswerther Technik lieferten, und weil die ausgestellten Gegenstände in vielfachen Beispielen die großen Wirkungen ver¬ anschaulichen, welche die Anwendung einer geläuterten Verzierungsknnst auf die Gewerbe geäußert haben. Hauptzweige sind: die Arbeiten in Stein, Holz, der Töpferei, Glaswaaren-, Wetallfabrikation, Weberei; aber auch für fast alle andere Gewerbe liegt eine zahl¬ reiche Reihe uachahmungswerther Erzeugnisse, besonders für den denkenden Hand¬ werker und Fabrikanten zur Benutzung vor. Seit den gedachten Empfehlungen in unserem Amtsblatt haben diese Muster¬ sammlungen eine Vollständigkeit und einen Umfang erreicht, welcher dieselben zu den größten und schönsten ihrer Art macht. Der Ruf ihrer Bedeutung und man kann sagen ihrer Berühmtheit, hat nicht allein die Aufmerksamkeit anderer Pro¬ vinzen des Vaterlandes, sondern auch des Auslandes aus sich gezogen. Die Auf¬ merksamkeit aber, welche fremde Regierungen, und unter ihnen besonders diejenigen, in welchen die Industrie die höchste Blüte erreicht hat, ihnen seit längerer Zeit widmen, so wie die vielfachen Anerkennungen, welche dem Gründer des Instituts dieserhalb zu Theil geworden sind, läßt keinen Zweifel mehr über den viel höheren Nutzen, den das Vaterland und zunächst die Provinz davon zu erwarten hat. — Der Besitzer will nun zur möglichen Förderung dieses Zweckes auch die bis¬ her nicht zugänglichen Theile der Sammlungen zur Schau und Benutzung des Publicums stellen. Die königliche Gnade hat dies durch Gewährung einer Reihe von Lvcalicn im hiesigen königlichen Schlosse möglich gemacht. So wird denn die so großartige Mustersammlung in den ausgedehnten schönen Räumlichkeiten der hiesigen laugen südlichen Schloßsrontc dem Publicum zur Schau gestellt sein, und soll diese Schaustellung in der Zeit der breslauer Judustricausstellung statthaben, damit die, welche das Interesse für diese letztere von ihrem Wohnorte führt, die anregende Besichtigung dieser, auch durch den besonderen Geschmack der Ausstellung aus'gezeichneten Sammlungen, ohne Schwierigkeit damit verbinden können. . Wie wir in unseren oben gedachten Amtsblattverfügungen den Vereinen und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/367>, abgerufen am 27.07.2024.