Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.kennen lernten, Gentlemen; aber es ist doch ein gar zu arger Widerspruch, Stehen die Actien des Lloyd 80 Gulden unter Pari, (i20 statt S00) so Eine Uebersicht über Triests Handel im Jahre 18S6 zeigt, daß die Ein¬ Das sind große Zahlen, aber sie könnten um Vieles größer sein. In Wir geben zu, daß sich ein echter Kaufwannsgeist, rüstig, unternehmend, kennen lernten, Gentlemen; aber es ist doch ein gar zu arger Widerspruch, Stehen die Actien des Lloyd 80 Gulden unter Pari, (i20 statt S00) so Eine Uebersicht über Triests Handel im Jahre 18S6 zeigt, daß die Ein¬ Das sind große Zahlen, aber sie könnten um Vieles größer sein. In Wir geben zu, daß sich ein echter Kaufwannsgeist, rüstig, unternehmend, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0354" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104021"/> <p xml:id="ID_1017" prev="#ID_1016"> kennen lernten, Gentlemen; aber es ist doch ein gar zu arger Widerspruch,<lb/> wenn sie, die Beamten einer Gesellschaft, welche vorzugsweise deutschen Inter¬<lb/> essen dienen soll, zwar mit Russisch und Türkisch aufwarten, auf eine deutsche<lb/> Frage dagegen nicht antworten können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1018"> Stehen die Actien des Lloyd 80 Gulden unter Pari, (i20 statt S00) so<lb/> sind die Ursachen davon in der Theuerung der Kohlenpreise, vorzüglich aber<lb/> in dem Bau des neuen Arsenals zu suchen, welches Million auf Million<lb/> verschlingt und keine erhebliche Dividende aufkommen läßt. In Zukunft wird<lb/> es in dieser Hinsicht zweifelsohne zu bessern Ergebnissen kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1019"> Eine Uebersicht über Triests Handel im Jahre 18S6 zeigt, daß die Ein¬<lb/> fuhr zur See einen Geldwerth von 121, die zu Lande einen Werth von 32^ Mil¬<lb/> lionen Gulden hatte, und daß die Stadt zur See für 109, zu Lande für 3iVs<lb/> Millionen Gulden Waare ausführte, wonach sich der Gesammtumsatz auf<lb/> 29SV4 Millionen Gulden beläuft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1020"> Das sind große Zahlen, aber sie könnten um Vieles größer sein. In<lb/> Hamburg wird jährlich nahezu das Dreifache dieser Summe umgesetzt, obwpl<lb/> neben ihm noch Altona, Harburg, Bremen, Stettin und Danzig in großem<lb/> Maßstabe den Verkehr Norddeutschlands mit den überseeischen Ländern ver¬<lb/> mitteln. Man entgegnet, daß Oestreich keine solche Industrie wie norddeutsche<lb/> land' hat, und baß der Orient nicht so viel Waare liefert und nimmt als<lb/> Amerika, dem unsre Seestädte das Gesicht zukehren. Man klagt dann, daß<lb/> die Vollendung der Eisenbahn nach Wien so lange auf sich warten läßt-<lb/> Man hofft, baß vom Eröffnungstage der Fahrten eine neue Aera für die<lb/> Stadt beginnen wirb. Man denkt fleißig an die Durchstechung der Landenge<lb/> von Suez und träumt sich Wunder davon. Zugegeben, aber der Haupt¬<lb/> grund, weshalb Trieft nicht das ist, was es sein könnte, dürfte anderswo<lb/> zu suchen sein. Rü'ßland hat Holz, Hanf, Flachs und andere Erfordernisse<lb/> genug, um die schönste Flotte zu bauen, und es hat doch nur eine sehr mittel¬<lb/> mäßige, doch keine Flotte wie England. Trieft hat eine ungewöhnlich gün¬<lb/> stige Lage, die Regierung fördert und unterstützt es auf alle Weise, eS<lb/> hat reiche Länder hinter und vor sich, deren Natur zum Austausch zwischen<lb/> ihren Producten auffordert, und deren Waaren, wie man glauben sollte, kaum<lb/> einen andern Weg als den über Trieft nehmen können, es vereinigt in sieh<lb/> alle Bedingungen eines mächtigen EmporiumS, und es ist doch nicht, was<lb/> es nach diesen Voraussetzungen sein könnte, doch nicht, was Hamburg ist-<lb/> Was uns den Vergleich eingibt? Nußland hat nicht die Flotte wie England,<lb/> weil es keine Seeleute wie England, Trieft nicht die Bedeutung wie H"»^<lb/> bürg, weil es keine Kaufleute wie Hamburg hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1021" next="#ID_1022"> Wir geben zu, daß sich ein echter Kaufwannsgeist, rüstig, unternehmend,<lb/> solid, umsichtig, rastlos speculirend, in einer Bürgerschaft erst in Jahrhunderten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0354]
kennen lernten, Gentlemen; aber es ist doch ein gar zu arger Widerspruch,
wenn sie, die Beamten einer Gesellschaft, welche vorzugsweise deutschen Inter¬
essen dienen soll, zwar mit Russisch und Türkisch aufwarten, auf eine deutsche
Frage dagegen nicht antworten können.
Stehen die Actien des Lloyd 80 Gulden unter Pari, (i20 statt S00) so
sind die Ursachen davon in der Theuerung der Kohlenpreise, vorzüglich aber
in dem Bau des neuen Arsenals zu suchen, welches Million auf Million
verschlingt und keine erhebliche Dividende aufkommen läßt. In Zukunft wird
es in dieser Hinsicht zweifelsohne zu bessern Ergebnissen kommen.
Eine Uebersicht über Triests Handel im Jahre 18S6 zeigt, daß die Ein¬
fuhr zur See einen Geldwerth von 121, die zu Lande einen Werth von 32^ Mil¬
lionen Gulden hatte, und daß die Stadt zur See für 109, zu Lande für 3iVs
Millionen Gulden Waare ausführte, wonach sich der Gesammtumsatz auf
29SV4 Millionen Gulden beläuft.
Das sind große Zahlen, aber sie könnten um Vieles größer sein. In
Hamburg wird jährlich nahezu das Dreifache dieser Summe umgesetzt, obwpl
neben ihm noch Altona, Harburg, Bremen, Stettin und Danzig in großem
Maßstabe den Verkehr Norddeutschlands mit den überseeischen Ländern ver¬
mitteln. Man entgegnet, daß Oestreich keine solche Industrie wie norddeutsche
land' hat, und baß der Orient nicht so viel Waare liefert und nimmt als
Amerika, dem unsre Seestädte das Gesicht zukehren. Man klagt dann, daß
die Vollendung der Eisenbahn nach Wien so lange auf sich warten läßt-
Man hofft, baß vom Eröffnungstage der Fahrten eine neue Aera für die
Stadt beginnen wirb. Man denkt fleißig an die Durchstechung der Landenge
von Suez und träumt sich Wunder davon. Zugegeben, aber der Haupt¬
grund, weshalb Trieft nicht das ist, was es sein könnte, dürfte anderswo
zu suchen sein. Rü'ßland hat Holz, Hanf, Flachs und andere Erfordernisse
genug, um die schönste Flotte zu bauen, und es hat doch nur eine sehr mittel¬
mäßige, doch keine Flotte wie England. Trieft hat eine ungewöhnlich gün¬
stige Lage, die Regierung fördert und unterstützt es auf alle Weise, eS
hat reiche Länder hinter und vor sich, deren Natur zum Austausch zwischen
ihren Producten auffordert, und deren Waaren, wie man glauben sollte, kaum
einen andern Weg als den über Trieft nehmen können, es vereinigt in sieh
alle Bedingungen eines mächtigen EmporiumS, und es ist doch nicht, was
es nach diesen Voraussetzungen sein könnte, doch nicht, was Hamburg ist-
Was uns den Vergleich eingibt? Nußland hat nicht die Flotte wie England,
weil es keine Seeleute wie England, Trieft nicht die Bedeutung wie H"»^
bürg, weil es keine Kaufleute wie Hamburg hat.
Wir geben zu, daß sich ein echter Kaufwannsgeist, rüstig, unternehmend,
solid, umsichtig, rastlos speculirend, in einer Bürgerschaft erst in Jahrhunderten
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