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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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das Versicherungswesen betreffenden Angelegenheiten ins Auge fassen sollte.
Die Kammern gingen auf den Plan ein, und die gesammelten Daten wurden
zuerst nur den Vereinsmitgliedern in einem Lehrsaale, dann aber auch dem
größern Publicum durch eine Zeitung bekannt gemacht.

In dieser Zeit, vor nunmehr zwanzig Jahren, war die Verbindung
Triests mit der Levante, nur durch Segelschiffe unterhalten, noch äußerst
mangelhaft. Man bekam die neuesten Nachrichten aus den türkischen und
ägyptischen Häfen häufiger aus Livorno und Marseille, ja eher aus London,
als direct. Auch hier war Abhilfe dringend nöthig, und auch hier wurde sie
auf v. BruckS Anregung und nach seinem Plane geschafft. Es bildete sich
1837 eine zweite Abtheilung des Lloyd, welche es unternahm, eine Dampf-
schiffahrtsverbindung zwischen Trieft und den vorzüglichsten Häfen des Orients
herzustellen. Am 16. Mai wurde die erste Fahrt nach Konstantinopel unter¬
nommen. Bald zog man ganz Griechenland, Kleinasten, die Nordküste deS
schwarzen Meeres, Syrien, Karamanien, Palästina und Aegypten in den
Bereich seiner Wirksamkeit, 18S2 auch die Schiffahrt auf dem Po. Die Zahl
der Dampfer wuchs von Jahr zu Jahr. Die Regierung förderte das Unter¬
nehmen durch directe und indirecte Unterstützung. Verträge mit englischen
und französischen Compagnien ähnlicher Art gewährten mancherlei Vortheile,
und die Gesellschaft wurde allmälig zu einer Macht, von der Mancher nicht
geglaubt hätte, daß sie auf solchem Boden entstehen könne.

Weniger bedeutende Resultate lieferte der Natur der Verhältnisse nach die
18i9 hinzugekommene dritte Abtheilung des Lloyd, welche literarisch-artistische
Zwecke verfolgt, die großen Zeitungssäle im Tergesteum, eine Buchdruckerei,
eine Stahl- und Kupferstecherei, eine Verlagsbuchhandlung und die Zeitungen!
OsservÄtore Iri.es tirw, triester Zeitung, DiavolsUo und Familienbuch umfaßt-
Mancherlei Umstände, unter denen die Lage Triests nicht der unwichtigste ist/
Hinberten hier das Gedeihen. Das Familienbuch errang durch große Wohl¬
feilheit einigen Erfolg. Die triester Zeitung bringt bisweilen lesenswerthe
Handelsberichte aus der Levante. Der Osservatore ist ein Ncgierungsjournal,
dessen Redaction die Straße behaglicher Mittelmäßigkeit hinwandelt. Won
den weitern Verlagsunternchmungen verdient nur die große Ausgabe der
italienischen Klassiker, diese aber auch die rühmlichste Erwähnung.

Die Stellung dieser drei Abtheilungen des Lloyd zueinander ist derartig,
daß jede von einem eignen Direktorium und nach eignen Statuten geleitet
wird. Die gemeinschaftlichen Angelegenheiten aller besorgt die Centraldelega-
tion, die aus je zwei Mitgliedern der drei Abtheilungsdirectorien besteht. D>e
erste Abtheilung umfaßt gegenwärtig 29 Versicherungskammern, welche alle
Zweige deö Versicherungswesens in den Kreis ihrer Wirksamkeit ziehen, und
an deren Spitze eine Commission aus fünf für die Dauer eines JahreS ge-


das Versicherungswesen betreffenden Angelegenheiten ins Auge fassen sollte.
Die Kammern gingen auf den Plan ein, und die gesammelten Daten wurden
zuerst nur den Vereinsmitgliedern in einem Lehrsaale, dann aber auch dem
größern Publicum durch eine Zeitung bekannt gemacht.

In dieser Zeit, vor nunmehr zwanzig Jahren, war die Verbindung
Triests mit der Levante, nur durch Segelschiffe unterhalten, noch äußerst
mangelhaft. Man bekam die neuesten Nachrichten aus den türkischen und
ägyptischen Häfen häufiger aus Livorno und Marseille, ja eher aus London,
als direct. Auch hier war Abhilfe dringend nöthig, und auch hier wurde sie
auf v. BruckS Anregung und nach seinem Plane geschafft. Es bildete sich
1837 eine zweite Abtheilung des Lloyd, welche es unternahm, eine Dampf-
schiffahrtsverbindung zwischen Trieft und den vorzüglichsten Häfen des Orients
herzustellen. Am 16. Mai wurde die erste Fahrt nach Konstantinopel unter¬
nommen. Bald zog man ganz Griechenland, Kleinasten, die Nordküste deS
schwarzen Meeres, Syrien, Karamanien, Palästina und Aegypten in den
Bereich seiner Wirksamkeit, 18S2 auch die Schiffahrt auf dem Po. Die Zahl
der Dampfer wuchs von Jahr zu Jahr. Die Regierung förderte das Unter¬
nehmen durch directe und indirecte Unterstützung. Verträge mit englischen
und französischen Compagnien ähnlicher Art gewährten mancherlei Vortheile,
und die Gesellschaft wurde allmälig zu einer Macht, von der Mancher nicht
geglaubt hätte, daß sie auf solchem Boden entstehen könne.

Weniger bedeutende Resultate lieferte der Natur der Verhältnisse nach die
18i9 hinzugekommene dritte Abtheilung des Lloyd, welche literarisch-artistische
Zwecke verfolgt, die großen Zeitungssäle im Tergesteum, eine Buchdruckerei,
eine Stahl- und Kupferstecherei, eine Verlagsbuchhandlung und die Zeitungen!
OsservÄtore Iri.es tirw, triester Zeitung, DiavolsUo und Familienbuch umfaßt-
Mancherlei Umstände, unter denen die Lage Triests nicht der unwichtigste ist/
Hinberten hier das Gedeihen. Das Familienbuch errang durch große Wohl¬
feilheit einigen Erfolg. Die triester Zeitung bringt bisweilen lesenswerthe
Handelsberichte aus der Levante. Der Osservatore ist ein Ncgierungsjournal,
dessen Redaction die Straße behaglicher Mittelmäßigkeit hinwandelt. Won
den weitern Verlagsunternchmungen verdient nur die große Ausgabe der
italienischen Klassiker, diese aber auch die rühmlichste Erwähnung.

Die Stellung dieser drei Abtheilungen des Lloyd zueinander ist derartig,
daß jede von einem eignen Direktorium und nach eignen Statuten geleitet
wird. Die gemeinschaftlichen Angelegenheiten aller besorgt die Centraldelega-
tion, die aus je zwei Mitgliedern der drei Abtheilungsdirectorien besteht. D>e
erste Abtheilung umfaßt gegenwärtig 29 Versicherungskammern, welche alle
Zweige deö Versicherungswesens in den Kreis ihrer Wirksamkeit ziehen, und
an deren Spitze eine Commission aus fünf für die Dauer eines JahreS ge-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/352>, abgerufen am 01.09.2024.