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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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bestehenden Ordnung der Dinge, und vielleicht sogar auch auf die Absichten
der Negierung des Königs zu schwächen, während sie zugleich eine Waffe in
die Hände derer gelegt hat, die minder gut gegen uns gestimmt sind.

Von dem Augenblick an, wo die skandinavische Idee im Auslande An¬
klang findet und sich Sympathien außerhalb der nordischen Länder selbst er¬
worben zu haben scheint, sind die Gefahren, die aus ihr für die Stabilität
und die Consolidirung der bestehenden Ordnung entspringen können, augenfällig;
denn je mehr es ihr gelungen scheint, sich im Auslande eine wohlwollende
Aufnahme bei den Regierungen oder bei 5e,n Publicum im Allgemeinen zu
erwirken, um so mehr muß sie nothwendig an Kraft und Consistenz bei uns
gewinnen. Während die Zahl derer, die sich bei uns der skandinavischen Idee
wirklich hingegeben haben, eine entschieden sehr geringe ist, ist die Zahl
beler eine weit weniger beschränkte, welche der Stellung eines Theiles der
Staaten des Königs im deutschen Bunde eine politische Tragweite beimessen,
die dieser Stellung in Wirklichkeit nicht zukommt, und welche folglich um so
Mehr den Einfluß der deutschen Nationalität auf jede einheitliche Organisation
der dänischen Monarchie fürchten können; und unter diesen Verhältnissen kann
eine Idee, welche, indem sie dem Nationalitätsgefühl schmeichelt, auch ein
sicheres und rcidicaleS Mittel gegen die politischen Uebel zu bieten scheint, an
denen man zu leiden glaubt, die verderblichsten Wirkungen haben.

Ich will nicht von den Gefahren reden, denen wir ausgesetzt wären, wenn
die skandinavische Idee vom Uebelwollen und zu Zwecken eines Umsturzes der
bestehenden Ordnung ausgebeutet würde; aber in den Händen derer, welche
Mißtrauen und MißHelligkeit zwischen den Völkern verschiedener Nationalität
verbreiten möchten, die unter dem Scepter des Königs, unseres erhabenen
Gebieters stehen, könnte jene Idee eine der gefährlichsten Waffen werden.

Man begreift also leicht, daß die Negierung des Königs jetzt, wo die
skandinavische Idee auch zum Gegenstand lebhafterer Agitation im Auslande
gemacht worden ist, nicht länger Schweigen beobachten kann. Sie erachtet es
jedenfalls für ihre Pflicht, die fremden Regierungen über ihre wirklichen Ab¬
sichten ins Klare zu setzen, damit sie nicht meinen, sie sanctionire stillschweigend
die Verbreitung dieser Idee, und zu diesem Zweck sehe ich mich zu der Er¬
klärung aufgefordert, daß die Negierung des Königs keine andere politische
Organisation der dänischen Monarchie als ihren eignen Absichten und ihren
Anschauungen von dem entsprechend betrachtet, was den unter dem Scepter des
Königs vereinigten Ländern nützlich oder heilsam ist oder in Zukunft nach den
Gesetzen der Geschichte sein wird, als diejenige Organisation, die sich für die
genannte Monarchie aus den londoner Protokollen vom 2. August und vom
23. August 1850 ergibt, so wie aus dem gleichfalls zu London am 8. Mai
4852 geschlossene" Vertrag und aus dem königlichen Gesetz vom 31. Juli 1855


bestehenden Ordnung der Dinge, und vielleicht sogar auch auf die Absichten
der Negierung des Königs zu schwächen, während sie zugleich eine Waffe in
die Hände derer gelegt hat, die minder gut gegen uns gestimmt sind.

Von dem Augenblick an, wo die skandinavische Idee im Auslande An¬
klang findet und sich Sympathien außerhalb der nordischen Länder selbst er¬
worben zu haben scheint, sind die Gefahren, die aus ihr für die Stabilität
und die Consolidirung der bestehenden Ordnung entspringen können, augenfällig;
denn je mehr es ihr gelungen scheint, sich im Auslande eine wohlwollende
Aufnahme bei den Regierungen oder bei 5e,n Publicum im Allgemeinen zu
erwirken, um so mehr muß sie nothwendig an Kraft und Consistenz bei uns
gewinnen. Während die Zahl derer, die sich bei uns der skandinavischen Idee
wirklich hingegeben haben, eine entschieden sehr geringe ist, ist die Zahl
beler eine weit weniger beschränkte, welche der Stellung eines Theiles der
Staaten des Königs im deutschen Bunde eine politische Tragweite beimessen,
die dieser Stellung in Wirklichkeit nicht zukommt, und welche folglich um so
Mehr den Einfluß der deutschen Nationalität auf jede einheitliche Organisation
der dänischen Monarchie fürchten können; und unter diesen Verhältnissen kann
eine Idee, welche, indem sie dem Nationalitätsgefühl schmeichelt, auch ein
sicheres und rcidicaleS Mittel gegen die politischen Uebel zu bieten scheint, an
denen man zu leiden glaubt, die verderblichsten Wirkungen haben.

Ich will nicht von den Gefahren reden, denen wir ausgesetzt wären, wenn
die skandinavische Idee vom Uebelwollen und zu Zwecken eines Umsturzes der
bestehenden Ordnung ausgebeutet würde; aber in den Händen derer, welche
Mißtrauen und MißHelligkeit zwischen den Völkern verschiedener Nationalität
verbreiten möchten, die unter dem Scepter des Königs, unseres erhabenen
Gebieters stehen, könnte jene Idee eine der gefährlichsten Waffen werden.

Man begreift also leicht, daß die Negierung des Königs jetzt, wo die
skandinavische Idee auch zum Gegenstand lebhafterer Agitation im Auslande
gemacht worden ist, nicht länger Schweigen beobachten kann. Sie erachtet es
jedenfalls für ihre Pflicht, die fremden Regierungen über ihre wirklichen Ab¬
sichten ins Klare zu setzen, damit sie nicht meinen, sie sanctionire stillschweigend
die Verbreitung dieser Idee, und zu diesem Zweck sehe ich mich zu der Er¬
klärung aufgefordert, daß die Negierung des Königs keine andere politische
Organisation der dänischen Monarchie als ihren eignen Absichten und ihren
Anschauungen von dem entsprechend betrachtet, was den unter dem Scepter des
Königs vereinigten Ländern nützlich oder heilsam ist oder in Zukunft nach den
Gesetzen der Geschichte sein wird, als diejenige Organisation, die sich für die
genannte Monarchie aus den londoner Protokollen vom 2. August und vom
23. August 1850 ergibt, so wie aus dem gleichfalls zu London am 8. Mai
4852 geschlossene» Vertrag und aus dem königlichen Gesetz vom 31. Juli 1855


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[0173] bestehenden Ordnung der Dinge, und vielleicht sogar auch auf die Absichten der Negierung des Königs zu schwächen, während sie zugleich eine Waffe in die Hände derer gelegt hat, die minder gut gegen uns gestimmt sind. Von dem Augenblick an, wo die skandinavische Idee im Auslande An¬ klang findet und sich Sympathien außerhalb der nordischen Länder selbst er¬ worben zu haben scheint, sind die Gefahren, die aus ihr für die Stabilität und die Consolidirung der bestehenden Ordnung entspringen können, augenfällig; denn je mehr es ihr gelungen scheint, sich im Auslande eine wohlwollende Aufnahme bei den Regierungen oder bei 5e,n Publicum im Allgemeinen zu erwirken, um so mehr muß sie nothwendig an Kraft und Consistenz bei uns gewinnen. Während die Zahl derer, die sich bei uns der skandinavischen Idee wirklich hingegeben haben, eine entschieden sehr geringe ist, ist die Zahl beler eine weit weniger beschränkte, welche der Stellung eines Theiles der Staaten des Königs im deutschen Bunde eine politische Tragweite beimessen, die dieser Stellung in Wirklichkeit nicht zukommt, und welche folglich um so Mehr den Einfluß der deutschen Nationalität auf jede einheitliche Organisation der dänischen Monarchie fürchten können; und unter diesen Verhältnissen kann eine Idee, welche, indem sie dem Nationalitätsgefühl schmeichelt, auch ein sicheres und rcidicaleS Mittel gegen die politischen Uebel zu bieten scheint, an denen man zu leiden glaubt, die verderblichsten Wirkungen haben. Ich will nicht von den Gefahren reden, denen wir ausgesetzt wären, wenn die skandinavische Idee vom Uebelwollen und zu Zwecken eines Umsturzes der bestehenden Ordnung ausgebeutet würde; aber in den Händen derer, welche Mißtrauen und MißHelligkeit zwischen den Völkern verschiedener Nationalität verbreiten möchten, die unter dem Scepter des Königs, unseres erhabenen Gebieters stehen, könnte jene Idee eine der gefährlichsten Waffen werden. Man begreift also leicht, daß die Negierung des Königs jetzt, wo die skandinavische Idee auch zum Gegenstand lebhafterer Agitation im Auslande gemacht worden ist, nicht länger Schweigen beobachten kann. Sie erachtet es jedenfalls für ihre Pflicht, die fremden Regierungen über ihre wirklichen Ab¬ sichten ins Klare zu setzen, damit sie nicht meinen, sie sanctionire stillschweigend die Verbreitung dieser Idee, und zu diesem Zweck sehe ich mich zu der Er¬ klärung aufgefordert, daß die Negierung des Königs keine andere politische Organisation der dänischen Monarchie als ihren eignen Absichten und ihren Anschauungen von dem entsprechend betrachtet, was den unter dem Scepter des Königs vereinigten Ländern nützlich oder heilsam ist oder in Zukunft nach den Gesetzen der Geschichte sein wird, als diejenige Organisation, die sich für die genannte Monarchie aus den londoner Protokollen vom 2. August und vom 23. August 1850 ergibt, so wie aus dem gleichfalls zu London am 8. Mai 4852 geschlossene» Vertrag und aus dem königlichen Gesetz vom 31. Juli 1855

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/173>, abgerufen am 28.07.2024.