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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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dem Spiegel des vorhergehenden zu liegen kommen. Daraus entstand,
was man eine Schlachtliru'e nennt. Dieselbe bietet in jedem Falle, (nur den
ausgenommen, wo die Fahrzeuge in dieser Ordnung eine Ankerlinie formiren
und dicht am Lande festgelegt sind, wie dies in der Schlacht vom 2. April
180-1 bei Kopenhagen von den Dänen geschehen) zwei Fronten dar, und gleich¬
zeitig zwei Spitzen, von denen die eine die Tete, die andere die Queue sein,
die erstere die Avantgarde führen und die andere die Arrisregarde abschließen
wird. Ein Raddampfer in solche Linie eingereiht wird sich gegen seine Natur
mit den Flanken in Fronte legen müssen, oder er wäre zu einer trans¬
versalen Stellung gezwungen, von der aus er weder im Stande wäre, den
Bewegungen der Linie zu folgen, noch sich in derselben zu erhalten.

Schiffe mit Schaufelrädern sind daher nur außerhalb der
Linie zu verwenden und zwar entweder so, daß man sie auf der dem
Gegner abgewendeten Fronte neben die Segelfahrzeuge koppelt, um deren Be¬
wegungen zu erleichter", ein Verfahren, das in einer Periode, wo man noch
wenige Schrauber besaß, von den Franzosen bei den Bombardements marok¬
kanischer Seeplätze mit Glück angewendet wurde, oder indem man sie durchaus
für sich agiren läßt. -- Admiral Sir Charles Napier, der, was man auch
von seinem Verhalten im baltischen Meere 1834 denken mag, dennoch in
praktischer Erfahrung und Urtheil als der erste Seemann unseres Zeitalters
gelten darf, bezeichnet die von den Schaufeldampfern im Seekriege, namentlich
im Massengefecht zu übernehmende Rolle als die einer leichten, hacelirenden
Reiterei, die es zur Aufgabe hat, den Feind fortdauernd in Alarm zu er¬
halten. Aus weiter Entfernung eine Kanonade einzuleiten, dem Ausweichenden
nachzufolgen und ihn mit den weittragenden Buggeschützen zu beschießen, dem
nahekommenden Gegner aber Feld zu geben, und im fliegenden Gefecht die
Stern- oder Spiegelkanonen gegen ihn wirken zu lassen, sei ihr Fall. Sie
haben sich zu hüten, nahe unter die feuersprühenden Flanken der großen Schiffe
anderen Systems zu gerathen, und bei der Action gegen die feindliche Schlacht¬
linie haben sie ausschließlich deren Spitzen anzugreifen, entweder indem sie
der Avantgarde vorausfahren und sie aus angemessener Entfernung mit den
Pairhans des Hinterschiffs beschießen, oder sich von weitem der Nachhut an¬
schließen und die Bugkanonen wider sie spielen lassen.

Wie das Rad, so ist auch die Maschine des Schaufeldampfers ausgesetzt,
zumal sie wegen der Radwelle ziemlich hoch über Wasser placirt werden muß;
und welche Stärke man auch den deckende" Seitenbvrden und den Radkasten
geben mag, so scheinen doch diese Maßregeln nicht ausreichend, um sie auch
nur gegen das Durchschlagen von Vollkugeln mäßigen Kalibers zu schützen.
Auch ein versuchtes Arrangement der Kohlenreservoirs zur Seite hat seinen
Zweck, die Maschinerie gegen das Flankenfeuer zu sichern, durchaus verfehlt,


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dem Spiegel des vorhergehenden zu liegen kommen. Daraus entstand,
was man eine Schlachtliru'e nennt. Dieselbe bietet in jedem Falle, (nur den
ausgenommen, wo die Fahrzeuge in dieser Ordnung eine Ankerlinie formiren
und dicht am Lande festgelegt sind, wie dies in der Schlacht vom 2. April
180-1 bei Kopenhagen von den Dänen geschehen) zwei Fronten dar, und gleich¬
zeitig zwei Spitzen, von denen die eine die Tete, die andere die Queue sein,
die erstere die Avantgarde führen und die andere die Arrisregarde abschließen
wird. Ein Raddampfer in solche Linie eingereiht wird sich gegen seine Natur
mit den Flanken in Fronte legen müssen, oder er wäre zu einer trans¬
versalen Stellung gezwungen, von der aus er weder im Stande wäre, den
Bewegungen der Linie zu folgen, noch sich in derselben zu erhalten.

Schiffe mit Schaufelrädern sind daher nur außerhalb der
Linie zu verwenden und zwar entweder so, daß man sie auf der dem
Gegner abgewendeten Fronte neben die Segelfahrzeuge koppelt, um deren Be¬
wegungen zu erleichter», ein Verfahren, das in einer Periode, wo man noch
wenige Schrauber besaß, von den Franzosen bei den Bombardements marok¬
kanischer Seeplätze mit Glück angewendet wurde, oder indem man sie durchaus
für sich agiren läßt. — Admiral Sir Charles Napier, der, was man auch
von seinem Verhalten im baltischen Meere 1834 denken mag, dennoch in
praktischer Erfahrung und Urtheil als der erste Seemann unseres Zeitalters
gelten darf, bezeichnet die von den Schaufeldampfern im Seekriege, namentlich
im Massengefecht zu übernehmende Rolle als die einer leichten, hacelirenden
Reiterei, die es zur Aufgabe hat, den Feind fortdauernd in Alarm zu er¬
halten. Aus weiter Entfernung eine Kanonade einzuleiten, dem Ausweichenden
nachzufolgen und ihn mit den weittragenden Buggeschützen zu beschießen, dem
nahekommenden Gegner aber Feld zu geben, und im fliegenden Gefecht die
Stern- oder Spiegelkanonen gegen ihn wirken zu lassen, sei ihr Fall. Sie
haben sich zu hüten, nahe unter die feuersprühenden Flanken der großen Schiffe
anderen Systems zu gerathen, und bei der Action gegen die feindliche Schlacht¬
linie haben sie ausschließlich deren Spitzen anzugreifen, entweder indem sie
der Avantgarde vorausfahren und sie aus angemessener Entfernung mit den
Pairhans des Hinterschiffs beschießen, oder sich von weitem der Nachhut an¬
schließen und die Bugkanonen wider sie spielen lassen.

Wie das Rad, so ist auch die Maschine des Schaufeldampfers ausgesetzt,
zumal sie wegen der Radwelle ziemlich hoch über Wasser placirt werden muß;
und welche Stärke man auch den deckende» Seitenbvrden und den Radkasten
geben mag, so scheinen doch diese Maßregeln nicht ausreichend, um sie auch
nur gegen das Durchschlagen von Vollkugeln mäßigen Kalibers zu schützen.
Auch ein versuchtes Arrangement der Kohlenreservoirs zur Seite hat seinen
Zweck, die Maschinerie gegen das Flankenfeuer zu sichern, durchaus verfehlt,


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[0481] dem Spiegel des vorhergehenden zu liegen kommen. Daraus entstand, was man eine Schlachtliru'e nennt. Dieselbe bietet in jedem Falle, (nur den ausgenommen, wo die Fahrzeuge in dieser Ordnung eine Ankerlinie formiren und dicht am Lande festgelegt sind, wie dies in der Schlacht vom 2. April 180-1 bei Kopenhagen von den Dänen geschehen) zwei Fronten dar, und gleich¬ zeitig zwei Spitzen, von denen die eine die Tete, die andere die Queue sein, die erstere die Avantgarde führen und die andere die Arrisregarde abschließen wird. Ein Raddampfer in solche Linie eingereiht wird sich gegen seine Natur mit den Flanken in Fronte legen müssen, oder er wäre zu einer trans¬ versalen Stellung gezwungen, von der aus er weder im Stande wäre, den Bewegungen der Linie zu folgen, noch sich in derselben zu erhalten. Schiffe mit Schaufelrädern sind daher nur außerhalb der Linie zu verwenden und zwar entweder so, daß man sie auf der dem Gegner abgewendeten Fronte neben die Segelfahrzeuge koppelt, um deren Be¬ wegungen zu erleichter», ein Verfahren, das in einer Periode, wo man noch wenige Schrauber besaß, von den Franzosen bei den Bombardements marok¬ kanischer Seeplätze mit Glück angewendet wurde, oder indem man sie durchaus für sich agiren läßt. — Admiral Sir Charles Napier, der, was man auch von seinem Verhalten im baltischen Meere 1834 denken mag, dennoch in praktischer Erfahrung und Urtheil als der erste Seemann unseres Zeitalters gelten darf, bezeichnet die von den Schaufeldampfern im Seekriege, namentlich im Massengefecht zu übernehmende Rolle als die einer leichten, hacelirenden Reiterei, die es zur Aufgabe hat, den Feind fortdauernd in Alarm zu er¬ halten. Aus weiter Entfernung eine Kanonade einzuleiten, dem Ausweichenden nachzufolgen und ihn mit den weittragenden Buggeschützen zu beschießen, dem nahekommenden Gegner aber Feld zu geben, und im fliegenden Gefecht die Stern- oder Spiegelkanonen gegen ihn wirken zu lassen, sei ihr Fall. Sie haben sich zu hüten, nahe unter die feuersprühenden Flanken der großen Schiffe anderen Systems zu gerathen, und bei der Action gegen die feindliche Schlacht¬ linie haben sie ausschließlich deren Spitzen anzugreifen, entweder indem sie der Avantgarde vorausfahren und sie aus angemessener Entfernung mit den Pairhans des Hinterschiffs beschießen, oder sich von weitem der Nachhut an¬ schließen und die Bugkanonen wider sie spielen lassen. Wie das Rad, so ist auch die Maschine des Schaufeldampfers ausgesetzt, zumal sie wegen der Radwelle ziemlich hoch über Wasser placirt werden muß; und welche Stärke man auch den deckende» Seitenbvrden und den Radkasten geben mag, so scheinen doch diese Maßregeln nicht ausreichend, um sie auch nur gegen das Durchschlagen von Vollkugeln mäßigen Kalibers zu schützen. Auch ein versuchtes Arrangement der Kohlenreservoirs zur Seite hat seinen Zweck, die Maschinerie gegen das Flankenfeuer zu sichern, durchaus verfehlt, Grenzboten I. ->8ö7. 60

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/481>, abgerufen am 23.07.2024.