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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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fallet, und man kann ihn nicht vergleichen, so lasse man eS fahren. Dies
hier streitet nicht wider die Artikel des Glaubens, denn in dem stimmen alle
Evangelisten miteinander überein, daß Christus für unsre Sünde gestor¬
ben sei: sonst von seinen Thaten und Mirakeln da halten ste keine Ordnung;
denn sie setzen oft etwas zuvor, was hernach erst geschehen ist.

XXII, p. 2093: Ich halte, Hiob habe zur Zeit Salomonis gelebt, und
halte sein Buch für eine rechte Historia: daß aber alles also sollte geschehen
und gehandelt sein, glaube ich nicht. S. 2082: Hiob hat nicht also ge¬
redet, wie es in seinem Buch geschrieben stehet, sondern hats gedacht; denn
redet sich nicht also in der Anfechtung und Versuchung, doch ists also ergangen
mit der That und im Werk. Und ist sicher ein srxumsnwm kabulse, wie man
ein Spiel regiert und hält, in welchem etliche Personen angeführt werden,
da einer mit dem andern redet und diSputiret, wie eS ihm ums Herz ist, da¬
her es auch der Meister genommen und beschrieben hat, wie Terentius seine
Comödien, damit hat er wollen anzeigen ein Erempel der Geduld.

XXII, 2077: Vom Buch Salomonis, dem Prediger sagte er: Dies Buch
sollte völliger sein, ihm ist zu viel abgebrochen, eS hat weder Stiefel noch
Sporn, es reitet nur in Socken gleichwie ich, da ich noch im Kloster war.

XXII, 2080: Und da er, der Doctor, das andere Buch der Maccabäer
corrigirte, sprach er: Ich bin dem Buch und Esther so feind, daß ich wollte,
sie wären gar nicht vorhanden, denn sie judenzen zu sehr und haben viel heid¬
nische Unart.

XIV, 93: Sehr geringe ist dies Buch, wer auch der gute Baruch ist.

XXII, 2079: Das dritte Buch Esdrae werfe ich in die Elbe.

Ibidem: Am 6. Buch, darinne waS dem Esra geträumet hat, sind schöne
und sonst auch gute Pösslein, als: Der Wein ist stark, der König stärker, die
Weiber noch stärker, aber die Wahrheit am allerstärkesten.

XIV, 10i (Vorr. auf Das N. T. 1326): Aus diesem allen kannst du
nun recht urtheilen unter allen Büchern, welches die besten sind. Denn näm¬
lich ist Joh. Evang. und Se. Pauli Episteln, sonderlich zu den Römern und
Se. Peters 1. Epistel, ver, rechte Kern und Mark unter allen Büchern. Denn
in diesen findest du nicht viel Werke und Wunderthaten Christi beschrie¬
ben, du findest aber gar meisterlich ausgestrichen, wie der Glauben an Christum
Sünde, Tod und Hölle überwindet und das Leben, Gerechtigkeit und Selig¬
keit gibt. Weil nun Johannes gar wenig Werke von Christo, aber gar viel
seiner Predigten schreibt, wiederum die andern drei Evangelisten viele seiner
Werke, wenig seiner Worte beschrieben, ist Joh. Evang. das einige, zarte,
rechte Hauptevang. und denen andern dreien weit vorzuziehen und höher zu
heben. Also auch Se. Pauli und Peters Episteln wett über die drei Evan-
gelia, Matth., Marci und Lucä vorgehen: Summa, Se. Joh. Evang. und


fallet, und man kann ihn nicht vergleichen, so lasse man eS fahren. Dies
hier streitet nicht wider die Artikel des Glaubens, denn in dem stimmen alle
Evangelisten miteinander überein, daß Christus für unsre Sünde gestor¬
ben sei: sonst von seinen Thaten und Mirakeln da halten ste keine Ordnung;
denn sie setzen oft etwas zuvor, was hernach erst geschehen ist.

XXII, p. 2093: Ich halte, Hiob habe zur Zeit Salomonis gelebt, und
halte sein Buch für eine rechte Historia: daß aber alles also sollte geschehen
und gehandelt sein, glaube ich nicht. S. 2082: Hiob hat nicht also ge¬
redet, wie es in seinem Buch geschrieben stehet, sondern hats gedacht; denn
redet sich nicht also in der Anfechtung und Versuchung, doch ists also ergangen
mit der That und im Werk. Und ist sicher ein srxumsnwm kabulse, wie man
ein Spiel regiert und hält, in welchem etliche Personen angeführt werden,
da einer mit dem andern redet und diSputiret, wie eS ihm ums Herz ist, da¬
her es auch der Meister genommen und beschrieben hat, wie Terentius seine
Comödien, damit hat er wollen anzeigen ein Erempel der Geduld.

XXII, 2077: Vom Buch Salomonis, dem Prediger sagte er: Dies Buch
sollte völliger sein, ihm ist zu viel abgebrochen, eS hat weder Stiefel noch
Sporn, es reitet nur in Socken gleichwie ich, da ich noch im Kloster war.

XXII, 2080: Und da er, der Doctor, das andere Buch der Maccabäer
corrigirte, sprach er: Ich bin dem Buch und Esther so feind, daß ich wollte,
sie wären gar nicht vorhanden, denn sie judenzen zu sehr und haben viel heid¬
nische Unart.

XIV, 93: Sehr geringe ist dies Buch, wer auch der gute Baruch ist.

XXII, 2079: Das dritte Buch Esdrae werfe ich in die Elbe.

Ibidem: Am 6. Buch, darinne waS dem Esra geträumet hat, sind schöne
und sonst auch gute Pösslein, als: Der Wein ist stark, der König stärker, die
Weiber noch stärker, aber die Wahrheit am allerstärkesten.

XIV, 10i (Vorr. auf Das N. T. 1326): Aus diesem allen kannst du
nun recht urtheilen unter allen Büchern, welches die besten sind. Denn näm¬
lich ist Joh. Evang. und Se. Pauli Episteln, sonderlich zu den Römern und
Se. Peters 1. Epistel, ver, rechte Kern und Mark unter allen Büchern. Denn
in diesen findest du nicht viel Werke und Wunderthaten Christi beschrie¬
ben, du findest aber gar meisterlich ausgestrichen, wie der Glauben an Christum
Sünde, Tod und Hölle überwindet und das Leben, Gerechtigkeit und Selig¬
keit gibt. Weil nun Johannes gar wenig Werke von Christo, aber gar viel
seiner Predigten schreibt, wiederum die andern drei Evangelisten viele seiner
Werke, wenig seiner Worte beschrieben, ist Joh. Evang. das einige, zarte,
rechte Hauptevang. und denen andern dreien weit vorzuziehen und höher zu
heben. Also auch Se. Pauli und Peters Episteln wett über die drei Evan-
gelia, Matth., Marci und Lucä vorgehen: Summa, Se. Joh. Evang. und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/430>, abgerufen am 25.08.2024.