Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.warben sich wetteifernd um die Gunst von Menschen, die aus dem Sklavenstande Grenzboten. I. -1867. 49
warben sich wetteifernd um die Gunst von Menschen, die aus dem Sklavenstande Grenzboten. I. -1867. 49
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warben sich wetteifernd um die Gunst von Menschen, die aus dem Sklavenstande
sich zu Hosämtern emporgearbeitet hatten. Unter dem schwachköpfigen Claudius
war die Regierung des römischen Reichs völlig in den Händen der kaiserlichen
Freigelassenen, namentlich des Secretärs Narcissus und des Schatzmeisters Pallas.
Dieser letztere, ein Bruder des aus der Apostelgeschichte bekannten Procurators
von Judäa, Felir, gebot über Macht und Reichthum, wie kaum je ein Unter¬
than. Er besaß etwa zwanzig Millionen Thaler, ein Vermögen, das vermuthlich
größer war, als das des reichsten Mannes der Republik, des Triumvir Crassus,
und auch in der Kaiserzeit für einen enormen und seltenen Reichthum galt,
wenn gleich einzelne, wie Neros Lehrer, der Philosoph Seneca, ebenso viel,
andere sogar noch mehr hatten. Der römische Senat bewies gegen diesen
ehemaligen Sklaven eine Unterwürfigkeit, die selbst in diesen Zeiten der nieder¬
trächtigsten Servilität merkwürdig ist, und die Herablassung, mit der Pallas
die ihm dargebrachten Huldigungen entgegennahm, zeigte die Erniedrigung der
einst so stolzen Körperschaft im grellsten Lichte. Mit der plumpsten Schmeichelei
ersann man einen Stammbaum, der die Abkunft des kaiserlichen Schatzmeisters
von dem sagenhaften König Arkadiens, Pallas, herleitete, und ein Abkömmling
der Scipionen schlug im Senat eine Dankadresse vor, weil der Sprößling
eines Königshauses seinen uralten Adel dem Wohl des Staats nachsetze und
sich herablasse, Diener des Fürsten zu sein. Auf die Motion eines der Konsuln
im Jahr 52 wurden ihm als Anerkennung seiner Verdienste ein bedeutendes
Geldgeschenk und die Auszeichnungen angetragen, die einem der höchsten
Staatsämter zukommen; Pallas nahm aber nur die letztere an. Nun erfolgte
ein Decret, das fünfzig Jahre später der jüngere Plinius in den Staats¬
archiven mit Scham und Entrüstung las. Der Senat habe zwar dem ver¬
dienten Mann aus dem Staatsschatz eine ansehnliche Summe (von etwa
100,000 Thalern) zuerkannt, und je entfernter sein Gemüth von Habsucht sei,
um desto eifriger sich bei dem Kaiser, dem Vater des Vaterlandes, verwenden
wollen, daß er seinen Schatzmeister bewegen möchte, den Wünschen des Senats
nachzugeben. Da aber der Kaiser aus Pallas Wunsch und in dessen Namen
das Geldgeschenk abgelehnt, so bezeuge der Senat, daß er zwar jene Summe
unter den übrigen Pallas zuerkannten Ehrenbezeugungen verdientermaßen und
mit Freuden votirt habe; daß er jedoch dem Willen seines Fürsten, dem zu
widerstreben er in keiner Sache für zulässig achte, sich auch hierin füge. Zum
Ueberfluß wurde dieser Senatsbeschluß noch in einer Bronzetafel an einer
Statue Julius Cäsars aufgestellt, und der Besitzer- von zwanzig Millionen
als Muster strenger Uneigennützigkeit gepriesen. Es ist kein Wunder, daß die
Insolenz des Emporkömmlings, vor dem die Aristokratie Roms sich so tief
demüthigte, ins Grenzenlose ging. Ein Zug, den Tacitus berichtet, genügt,
sie zu charakterisiren. Als er unter Nero wegen Hochverraths vor Gericht
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