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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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wir zuweilen missen: aber die den größten Theil füllenden Proben sind sorgfältig
ausgewählt und getreu abgedruckt, eine bequeme Einrichtung, welche Personen,
biographische Notizen und abgedruckte Gedichte leicht finden läßt, ist dankenswerth.
Das Ganze ist als stattliche Gabe für solche zu empfehlen, welche mit geringer
Mühe einen flüchtigen Ueberblick über die Wandlungen unserer Sprache und Lite¬
ratur, über Leben, Stil und Darstellungsweise der Dichter und Prosaiker unserer
Vergangenheit erhalten wollen. --

Aus dem Gebiet der deutschen Antiquitäten ein in vieler Beziehung bedeutendes
Werk: Das Patriziat in den deutschen Städten, besonders Reichs¬
städten, als Beitrag zur Geschichte der deutschen Städte und des deutschen Adels
von C. H, Freiherr Noth von Schreckenstein. Tübingen, H. Laupvsche Buch¬
handlung. 1836.-- Das Buch macht hohe Ansprüche und verlangt bei einer großen
Anzahl seiner Behauptungen die Prüfung und Kritik unserer Germanisten. Lobend
kann hier hervorgehoben werden, daß der Verfasser auch über die deutschen Haus-
alterthümcr viel gesammelt und ausführliche Studien gemacht hat. Die Tendenz der
Schrift ist eine aristokratische, mit Selbstgefühl hebt der Verfasser hervor, daß er
Aristokrat und Katholik sei; der ständisch gegliederte christlich, germanische Staat
wird von ihm mit Wärme betrachtet, er findet die Blüte der mittelalterlichen
Städte abhängig vom Einklange des Patriziats mit dem Zunftbürgerthum. Seine
liberalen und aus massenhafte Detailstudien begründeten Untersuchungen über den
Ursprung und die allmälige Ausbildung des Patriziats bis zu Blüte und Verfall
werden in ein bis jetzt sehr vernachlässigtes Feld neue Forschung und kritische
Ordnung bringen. --

Zeitschrift für deutsche Culturgeschichte. Bilder und Züge aus dem
Leben des deutschen Volkes. Herausgegeben von M. Johannes Müller und Jo¬
hannes Falke. Jahrgang 18S6, und Januar und Februar 18S7. Nürnberg.
Bauer und Raspe. -- Die Arbeiter am germanischen Museum zu Nürnberg sind
redlich bemüht, "ach verschiedenen Richtungen hin Thätigkeit zu zeigen. Dies ist
die dritte ihrer Zeitschriften, welche in d. Bl. angezeigt wird. Die Artikel sind
von sehr ungleichem Werth. Neben manchen guten Arbeiten, z. B. von K. Bieder-
wann, steht auch Flüchtiges und was nicht besonders interessant ist. schätzenswerth
ist ein Verzeichnis? der culturhistorischen Schriften, namentlich auch der Monogra¬
phien. Da das Unternehmen von so vortrefflicher Tendenz ist. so möge bei den
Herausgebern eine Ansicht wohlwollende Aufnahme finden. Entweder müßte die
Zeitschrift so eingerichtet werden, daß sie angenehme Lectüre für die Gebildeten
werde, das aber kann sie nur werden, wenn die Herausgeber mehr Werth auf ge¬
fällige Unterhaltung legen, die Form, in welcher sie von deutschen Alterthümern
erzählen, anmuthiger machen und manches weglassen, was vorzugsweise der Wissen-
schaft angehört; oder die Zeitschrift muß als Archiv für die deutsche Alterthums-
wissenschaft, namentlich die Privataltcrthümer behandelt werden, was wir für zweck¬
dienlicher halten, und dann werden die Herausgeber eine strengere Kritik gegen
die aufzunehmenden Beiträge auszuüben haben. Jetzt gleicht die Zeitschrift noch
einer altdeutschen Otter, sie ist nicht Fleisch, nicht Fisch, und wird von Laien wie
von den Geweihten nicht so häufig genossen werden, als im Interesse der Sache
z Kpc. u wünschen ist.


wir zuweilen missen: aber die den größten Theil füllenden Proben sind sorgfältig
ausgewählt und getreu abgedruckt, eine bequeme Einrichtung, welche Personen,
biographische Notizen und abgedruckte Gedichte leicht finden läßt, ist dankenswerth.
Das Ganze ist als stattliche Gabe für solche zu empfehlen, welche mit geringer
Mühe einen flüchtigen Ueberblick über die Wandlungen unserer Sprache und Lite¬
ratur, über Leben, Stil und Darstellungsweise der Dichter und Prosaiker unserer
Vergangenheit erhalten wollen. —

Aus dem Gebiet der deutschen Antiquitäten ein in vieler Beziehung bedeutendes
Werk: Das Patriziat in den deutschen Städten, besonders Reichs¬
städten, als Beitrag zur Geschichte der deutschen Städte und des deutschen Adels
von C. H, Freiherr Noth von Schreckenstein. Tübingen, H. Laupvsche Buch¬
handlung. 1836.— Das Buch macht hohe Ansprüche und verlangt bei einer großen
Anzahl seiner Behauptungen die Prüfung und Kritik unserer Germanisten. Lobend
kann hier hervorgehoben werden, daß der Verfasser auch über die deutschen Haus-
alterthümcr viel gesammelt und ausführliche Studien gemacht hat. Die Tendenz der
Schrift ist eine aristokratische, mit Selbstgefühl hebt der Verfasser hervor, daß er
Aristokrat und Katholik sei; der ständisch gegliederte christlich, germanische Staat
wird von ihm mit Wärme betrachtet, er findet die Blüte der mittelalterlichen
Städte abhängig vom Einklange des Patriziats mit dem Zunftbürgerthum. Seine
liberalen und aus massenhafte Detailstudien begründeten Untersuchungen über den
Ursprung und die allmälige Ausbildung des Patriziats bis zu Blüte und Verfall
werden in ein bis jetzt sehr vernachlässigtes Feld neue Forschung und kritische
Ordnung bringen. —

Zeitschrift für deutsche Culturgeschichte. Bilder und Züge aus dem
Leben des deutschen Volkes. Herausgegeben von M. Johannes Müller und Jo¬
hannes Falke. Jahrgang 18S6, und Januar und Februar 18S7. Nürnberg.
Bauer und Raspe. — Die Arbeiter am germanischen Museum zu Nürnberg sind
redlich bemüht, »ach verschiedenen Richtungen hin Thätigkeit zu zeigen. Dies ist
die dritte ihrer Zeitschriften, welche in d. Bl. angezeigt wird. Die Artikel sind
von sehr ungleichem Werth. Neben manchen guten Arbeiten, z. B. von K. Bieder-
wann, steht auch Flüchtiges und was nicht besonders interessant ist. schätzenswerth
ist ein Verzeichnis? der culturhistorischen Schriften, namentlich auch der Monogra¬
phien. Da das Unternehmen von so vortrefflicher Tendenz ist. so möge bei den
Herausgebern eine Ansicht wohlwollende Aufnahme finden. Entweder müßte die
Zeitschrift so eingerichtet werden, daß sie angenehme Lectüre für die Gebildeten
werde, das aber kann sie nur werden, wenn die Herausgeber mehr Werth auf ge¬
fällige Unterhaltung legen, die Form, in welcher sie von deutschen Alterthümern
erzählen, anmuthiger machen und manches weglassen, was vorzugsweise der Wissen-
schaft angehört; oder die Zeitschrift muß als Archiv für die deutsche Alterthums-
wissenschaft, namentlich die Privataltcrthümer behandelt werden, was wir für zweck¬
dienlicher halten, und dann werden die Herausgeber eine strengere Kritik gegen
die aufzunehmenden Beiträge auszuüben haben. Jetzt gleicht die Zeitschrift noch
einer altdeutschen Otter, sie ist nicht Fleisch, nicht Fisch, und wird von Laien wie
von den Geweihten nicht so häufig genossen werden, als im Interesse der Sache
z Kpc. u wünschen ist.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/365>, abgerufen am 22.12.2024.