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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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Während die ministerielle Denkschrift nach dem letzten neunjährigen
Durchschnitt die Vermehrung der ordentlichen Staatseinkünfte auf 893,788 Thlr.
berechnet, veranschlagen die Motive dieselbe auf daS Doppelte, indem sie nur
die Resultate der letzten drei oder vier Jahre zum Anhaltspunkte nehmen, da
es nicht gerechtfertigt scheine, in die Fraction Jahre hineinzuziehn, in welcher
ganz außerordentliche, hoffentlich niemals wiederkehrende Zustände und Ver¬
wicklungen auf die Finanzlage des Landes einen tiefgreifenden, störenden Einfluß
ausübten. Jedenfalls lasse sich mit großer Sicherheit aus eine Zunahme der
Einkünfte um 1,200,000 Thlr. rechnen.

Hierzu treten schon pro 1858 durch die Tilgung der Seehandlungsprämien¬
anleihe und der danzigcr Schuld, nach Abzug der im Etat pro 1837 durch
Auszehrung von Beständen gedeckten und aus jenen Summen zu bestreitenden
700,000 Thlr., 870,000 Thlr., ferner pro -1863 die bei der ältern Staatsschuld
alsdann--nämlich nach Ablauf des Tilgungsdecenniums 18^'''/^ -- vorkom¬
mende Zinsenersparniß, welche die ministerielle Denkschrift auf etwa 730,000 Thlr.
anschlägt.

Durch die Veräußerung kleiner und ungünstig gelegener Domänen, Vor¬
werke und Etablissements, schwer zu beaufsichtigender und zu cultivirendcr
Forstparzellen, so wie der im Besitz des Staats befindlichen Hüttenwerke und
einzelner Salinen, die in den Händen der Staatsregierung sich nicht rentiren,
und die Verwendung der Kausgelder zu einer extraordinären Tilgung von
Staatsschulden, glauben die Motive einen sehr erheblichen Ueberschuß der
Ersparniß von Zinsen und Amortisationsbeitrügen über den bisherigen Rein¬
ertrag des zu veräußernden StaatSeigenthums zu erzielen.

Im Betreff zu machender Ersparungen detailliren die Motive folgende
Punkte: die Aushebung der besondern Verwaltung des Staatsschatzes und
Finanzwesens (10,000 Thlr.); Beschränkung der etatsmäßigen Ausgaben für
daS Ministerium des Auswärtigen (20,000 Thlr.); Zurückführung des Disposi¬
tionsfonds für Gnadenbewilligungen auf seinen frühern Betrag von 300,000 Thlr.
(-100,000 Thlr.); der außerordentlichen Ausgaben sür die Potsdamer Jmmediat-
bauten auf den pro 1856.etatsmäßigen Betrag von 20.000 Thlr. (-10,000 Thlr.)*);
des Dispositionsfonds für die höhere Polizeiverwaltung auf den frühern Satz
von 23,000 Thlr. (35,000 Thlr.); Ersparung an den exorbitant hohen Kosten der
berliner Polizeiverwaltung durch Verminderung der Erecutivbeamten von 122-1
auf 900 (80,000 Thlr.); an den Kosten für die ländliche Polizeiverwaltung
(60,000 Thlr.); Verminderung der Gendarmerievffizicre, namentlich Beseitigung
der Kreisofstziere (-10,000 Thlr.); Wegfall der Prämien bei Pferderennen
(17,800 Thlr.); Aushebung der beiden Oberbergämter zu Halle und Dortmund



") In einer seiner letzten Sitzungen hat das Hans der Abgeordneten den seitens der Sie-
gierung geforderten Betrag von 30,000 Thlr- bewilligt.

Während die ministerielle Denkschrift nach dem letzten neunjährigen
Durchschnitt die Vermehrung der ordentlichen Staatseinkünfte auf 893,788 Thlr.
berechnet, veranschlagen die Motive dieselbe auf daS Doppelte, indem sie nur
die Resultate der letzten drei oder vier Jahre zum Anhaltspunkte nehmen, da
es nicht gerechtfertigt scheine, in die Fraction Jahre hineinzuziehn, in welcher
ganz außerordentliche, hoffentlich niemals wiederkehrende Zustände und Ver¬
wicklungen auf die Finanzlage des Landes einen tiefgreifenden, störenden Einfluß
ausübten. Jedenfalls lasse sich mit großer Sicherheit aus eine Zunahme der
Einkünfte um 1,200,000 Thlr. rechnen.

Hierzu treten schon pro 1858 durch die Tilgung der Seehandlungsprämien¬
anleihe und der danzigcr Schuld, nach Abzug der im Etat pro 1837 durch
Auszehrung von Beständen gedeckten und aus jenen Summen zu bestreitenden
700,000 Thlr., 870,000 Thlr., ferner pro -1863 die bei der ältern Staatsschuld
alsdann—nämlich nach Ablauf des Tilgungsdecenniums 18^'''/^ — vorkom¬
mende Zinsenersparniß, welche die ministerielle Denkschrift auf etwa 730,000 Thlr.
anschlägt.

Durch die Veräußerung kleiner und ungünstig gelegener Domänen, Vor¬
werke und Etablissements, schwer zu beaufsichtigender und zu cultivirendcr
Forstparzellen, so wie der im Besitz des Staats befindlichen Hüttenwerke und
einzelner Salinen, die in den Händen der Staatsregierung sich nicht rentiren,
und die Verwendung der Kausgelder zu einer extraordinären Tilgung von
Staatsschulden, glauben die Motive einen sehr erheblichen Ueberschuß der
Ersparniß von Zinsen und Amortisationsbeitrügen über den bisherigen Rein¬
ertrag des zu veräußernden StaatSeigenthums zu erzielen.

Im Betreff zu machender Ersparungen detailliren die Motive folgende
Punkte: die Aushebung der besondern Verwaltung des Staatsschatzes und
Finanzwesens (10,000 Thlr.); Beschränkung der etatsmäßigen Ausgaben für
daS Ministerium des Auswärtigen (20,000 Thlr.); Zurückführung des Disposi¬
tionsfonds für Gnadenbewilligungen auf seinen frühern Betrag von 300,000 Thlr.
(-100,000 Thlr.); der außerordentlichen Ausgaben sür die Potsdamer Jmmediat-
bauten auf den pro 1856.etatsmäßigen Betrag von 20.000 Thlr. (-10,000 Thlr.)*);
des Dispositionsfonds für die höhere Polizeiverwaltung auf den frühern Satz
von 23,000 Thlr. (35,000 Thlr.); Ersparung an den exorbitant hohen Kosten der
berliner Polizeiverwaltung durch Verminderung der Erecutivbeamten von 122-1
auf 900 (80,000 Thlr.); an den Kosten für die ländliche Polizeiverwaltung
(60,000 Thlr.); Verminderung der Gendarmerievffizicre, namentlich Beseitigung
der Kreisofstziere (-10,000 Thlr.); Wegfall der Prämien bei Pferderennen
(17,800 Thlr.); Aushebung der beiden Oberbergämter zu Halle und Dortmund



") In einer seiner letzten Sitzungen hat das Hans der Abgeordneten den seitens der Sie-
gierung geforderten Betrag von 30,000 Thlr- bewilligt.
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[0350] Während die ministerielle Denkschrift nach dem letzten neunjährigen Durchschnitt die Vermehrung der ordentlichen Staatseinkünfte auf 893,788 Thlr. berechnet, veranschlagen die Motive dieselbe auf daS Doppelte, indem sie nur die Resultate der letzten drei oder vier Jahre zum Anhaltspunkte nehmen, da es nicht gerechtfertigt scheine, in die Fraction Jahre hineinzuziehn, in welcher ganz außerordentliche, hoffentlich niemals wiederkehrende Zustände und Ver¬ wicklungen auf die Finanzlage des Landes einen tiefgreifenden, störenden Einfluß ausübten. Jedenfalls lasse sich mit großer Sicherheit aus eine Zunahme der Einkünfte um 1,200,000 Thlr. rechnen. Hierzu treten schon pro 1858 durch die Tilgung der Seehandlungsprämien¬ anleihe und der danzigcr Schuld, nach Abzug der im Etat pro 1837 durch Auszehrung von Beständen gedeckten und aus jenen Summen zu bestreitenden 700,000 Thlr., 870,000 Thlr., ferner pro -1863 die bei der ältern Staatsschuld alsdann—nämlich nach Ablauf des Tilgungsdecenniums 18^'''/^ — vorkom¬ mende Zinsenersparniß, welche die ministerielle Denkschrift auf etwa 730,000 Thlr. anschlägt. Durch die Veräußerung kleiner und ungünstig gelegener Domänen, Vor¬ werke und Etablissements, schwer zu beaufsichtigender und zu cultivirendcr Forstparzellen, so wie der im Besitz des Staats befindlichen Hüttenwerke und einzelner Salinen, die in den Händen der Staatsregierung sich nicht rentiren, und die Verwendung der Kausgelder zu einer extraordinären Tilgung von Staatsschulden, glauben die Motive einen sehr erheblichen Ueberschuß der Ersparniß von Zinsen und Amortisationsbeitrügen über den bisherigen Rein¬ ertrag des zu veräußernden StaatSeigenthums zu erzielen. Im Betreff zu machender Ersparungen detailliren die Motive folgende Punkte: die Aushebung der besondern Verwaltung des Staatsschatzes und Finanzwesens (10,000 Thlr.); Beschränkung der etatsmäßigen Ausgaben für daS Ministerium des Auswärtigen (20,000 Thlr.); Zurückführung des Disposi¬ tionsfonds für Gnadenbewilligungen auf seinen frühern Betrag von 300,000 Thlr. (-100,000 Thlr.); der außerordentlichen Ausgaben sür die Potsdamer Jmmediat- bauten auf den pro 1856.etatsmäßigen Betrag von 20.000 Thlr. (-10,000 Thlr.)*); des Dispositionsfonds für die höhere Polizeiverwaltung auf den frühern Satz von 23,000 Thlr. (35,000 Thlr.); Ersparung an den exorbitant hohen Kosten der berliner Polizeiverwaltung durch Verminderung der Erecutivbeamten von 122-1 auf 900 (80,000 Thlr.); an den Kosten für die ländliche Polizeiverwaltung (60,000 Thlr.); Verminderung der Gendarmerievffizicre, namentlich Beseitigung der Kreisofstziere (-10,000 Thlr.); Wegfall der Prämien bei Pferderennen (17,800 Thlr.); Aushebung der beiden Oberbergämter zu Halle und Dortmund ") In einer seiner letzten Sitzungen hat das Hans der Abgeordneten den seitens der Sie- gierung geforderten Betrag von 30,000 Thlr- bewilligt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/350>, abgerufen am 22.12.2024.