Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Klanges. Wir sind nicht im Stande zu sagen, ob diejenige Nation, der man
am wenigsten Muth und Körperüberlegenheit zuzutrauen pflegt, die israelitische,
in England für die Kunst des Boxens besondere Anlagen zeigt, oder ob die
Erfolge Davids gegen Goliath zu dem Annehmen jüdischer Beinamen mit¬
wirken. Wir lesen von Cohen, von Aaron, von Josua. Gewöhnlich kommt
bei den Herausforderungen das Gewicht der Parteien in Betracht, und wo
einer zu leicht ist, wird dies erstere zuweilen auf Äußerlichen Wege erhöht,
um die Wette möglich zu machen. So fordert in einer der Wettzeitungen
der Borer Spinne jeden beliebigen Borer im Gewicht von sieben Stein vier
Pfund bis acht Stein (112 Pfund englisch) heraus, Preis des Gewinnes
hundert Pfund, von beiden Seiten vor dem Kampfe baar einzuzahlen. Bei
einem Gewicht von acht Stein acht Pfund will ers mit Ben Robinson auf¬
nehmen. Ein anderer, Bill Barry, nachdem er Ben Canut besiegte, will eS
mit der ganzen Welt aufnehmen, ohne Gewichtsbeschränkung. Brekeke erwie¬
dert auf eine Herausforderung Bob BroomeS, er wundre sich, wie dieser ihn
auf zehn Stein vier Pfund herausfordern möge, da er doch wisse, sein Ge¬
wicht sei neun Stein zwölf Pfund. Bis zu zehn Pfund aber wolle er mit
Grant kämpfen, und zwar halte er auf Verlangen bis V00 Pf. Se.

In dieser Weise geht eS noch durch ein halbes hundert Anzeigen fort.
Natürlich sind die Borer selbst arme Schlucker. Reiche Taugenichtse, welche
aus die Knochen und Gliedmaßen jener halten, um die Leidenschaft des Wet-
ters zu befriedigen, stehen hinter ihnen. Für die Witwe eines dieser Opfer
der britischen Arena, Mrs. Wharton, wird in einer der Zeitungen gesammelt.
Uebrigens hat die Gesittung doch so weit Fortschritte gemacht, daß man sich
in den Kampfbulletins der größten Kürze befleißigt, und das Detail zer¬
quetschter Nasen und eingestoßener Schlüsselbeine bei Seite läßt. Von Jack
Bath heißt es da kurzweg, er habe zuerst geblutet; von Bill Barry, er sei
zuerst gestürzt. O'Neit und M'Glvne haben 213 Gänge gemacht; daS Geld
des letztern, welcher erlag, wird dem Sprithändler Mr. M'Nulty zugesandt.
Dieser veranlaßte natürlich den Kampf, um Gäste heranzuziehen, und ver¬
mittelte die Einzahlungen zu den Wetten. -- Yemmy Massey zeigt seine
Wiederherstellung an.

Eine große Anzahl von Wirthschaftslocalen, Tempel des Fausthandschuhs
und der sogenannten Grogmustk, laden behändig zum Besuch ein. Gentlemen
finden die größten Bequemlichkeiten, können Anweisungen zum Gebrauch des
Fausthandschuhs, der Dumb bells (Handeln) ze. erhalten, und ihr Besuch
dieser Locale "bleibt das sicherst versiegelte Geheimniß". Athleten rin¬
gen oder boren miteinander und bleiben dem Wohlwollen ihrer Gönner
empfohlen.

Bulwer hat in seinen "letzten Tagen von Pompeji" das heimische Fechter-


Klanges. Wir sind nicht im Stande zu sagen, ob diejenige Nation, der man
am wenigsten Muth und Körperüberlegenheit zuzutrauen pflegt, die israelitische,
in England für die Kunst des Boxens besondere Anlagen zeigt, oder ob die
Erfolge Davids gegen Goliath zu dem Annehmen jüdischer Beinamen mit¬
wirken. Wir lesen von Cohen, von Aaron, von Josua. Gewöhnlich kommt
bei den Herausforderungen das Gewicht der Parteien in Betracht, und wo
einer zu leicht ist, wird dies erstere zuweilen auf Äußerlichen Wege erhöht,
um die Wette möglich zu machen. So fordert in einer der Wettzeitungen
der Borer Spinne jeden beliebigen Borer im Gewicht von sieben Stein vier
Pfund bis acht Stein (112 Pfund englisch) heraus, Preis des Gewinnes
hundert Pfund, von beiden Seiten vor dem Kampfe baar einzuzahlen. Bei
einem Gewicht von acht Stein acht Pfund will ers mit Ben Robinson auf¬
nehmen. Ein anderer, Bill Barry, nachdem er Ben Canut besiegte, will eS
mit der ganzen Welt aufnehmen, ohne Gewichtsbeschränkung. Brekeke erwie¬
dert auf eine Herausforderung Bob BroomeS, er wundre sich, wie dieser ihn
auf zehn Stein vier Pfund herausfordern möge, da er doch wisse, sein Ge¬
wicht sei neun Stein zwölf Pfund. Bis zu zehn Pfund aber wolle er mit
Grant kämpfen, und zwar halte er auf Verlangen bis V00 Pf. Se.

In dieser Weise geht eS noch durch ein halbes hundert Anzeigen fort.
Natürlich sind die Borer selbst arme Schlucker. Reiche Taugenichtse, welche
aus die Knochen und Gliedmaßen jener halten, um die Leidenschaft des Wet-
ters zu befriedigen, stehen hinter ihnen. Für die Witwe eines dieser Opfer
der britischen Arena, Mrs. Wharton, wird in einer der Zeitungen gesammelt.
Uebrigens hat die Gesittung doch so weit Fortschritte gemacht, daß man sich
in den Kampfbulletins der größten Kürze befleißigt, und das Detail zer¬
quetschter Nasen und eingestoßener Schlüsselbeine bei Seite läßt. Von Jack
Bath heißt es da kurzweg, er habe zuerst geblutet; von Bill Barry, er sei
zuerst gestürzt. O'Neit und M'Glvne haben 213 Gänge gemacht; daS Geld
des letztern, welcher erlag, wird dem Sprithändler Mr. M'Nulty zugesandt.
Dieser veranlaßte natürlich den Kampf, um Gäste heranzuziehen, und ver¬
mittelte die Einzahlungen zu den Wetten. -- Yemmy Massey zeigt seine
Wiederherstellung an.

Eine große Anzahl von Wirthschaftslocalen, Tempel des Fausthandschuhs
und der sogenannten Grogmustk, laden behändig zum Besuch ein. Gentlemen
finden die größten Bequemlichkeiten, können Anweisungen zum Gebrauch des
Fausthandschuhs, der Dumb bells (Handeln) ze. erhalten, und ihr Besuch
dieser Locale „bleibt das sicherst versiegelte Geheimniß". Athleten rin¬
gen oder boren miteinander und bleiben dem Wohlwollen ihrer Gönner
empfohlen.

Bulwer hat in seinen „letzten Tagen von Pompeji" das heimische Fechter-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0319" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103452"/>
          <p xml:id="ID_1136" prev="#ID_1135"> Klanges. Wir sind nicht im Stande zu sagen, ob diejenige Nation, der man<lb/>
am wenigsten Muth und Körperüberlegenheit zuzutrauen pflegt, die israelitische,<lb/>
in England für die Kunst des Boxens besondere Anlagen zeigt, oder ob die<lb/>
Erfolge Davids gegen Goliath zu dem Annehmen jüdischer Beinamen mit¬<lb/>
wirken. Wir lesen von Cohen, von Aaron, von Josua. Gewöhnlich kommt<lb/>
bei den Herausforderungen das Gewicht der Parteien in Betracht, und wo<lb/>
einer zu leicht ist, wird dies erstere zuweilen auf Äußerlichen Wege erhöht,<lb/>
um die Wette möglich zu machen. So fordert in einer der Wettzeitungen<lb/>
der Borer Spinne jeden beliebigen Borer im Gewicht von sieben Stein vier<lb/>
Pfund bis acht Stein (112 Pfund englisch) heraus, Preis des Gewinnes<lb/>
hundert Pfund, von beiden Seiten vor dem Kampfe baar einzuzahlen. Bei<lb/>
einem Gewicht von acht Stein acht Pfund will ers mit Ben Robinson auf¬<lb/>
nehmen. Ein anderer, Bill Barry, nachdem er Ben Canut besiegte, will eS<lb/>
mit der ganzen Welt aufnehmen, ohne Gewichtsbeschränkung. Brekeke erwie¬<lb/>
dert auf eine Herausforderung Bob BroomeS, er wundre sich, wie dieser ihn<lb/>
auf zehn Stein vier Pfund herausfordern möge, da er doch wisse, sein Ge¬<lb/>
wicht sei neun Stein zwölf Pfund. Bis zu zehn Pfund aber wolle er mit<lb/>
Grant kämpfen, und zwar halte er auf Verlangen bis V00 Pf. Se.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1137"> In dieser Weise geht eS noch durch ein halbes hundert Anzeigen fort.<lb/>
Natürlich sind die Borer selbst arme Schlucker. Reiche Taugenichtse, welche<lb/>
aus die Knochen und Gliedmaßen jener halten, um die Leidenschaft des Wet-<lb/>
ters zu befriedigen, stehen hinter ihnen. Für die Witwe eines dieser Opfer<lb/>
der britischen Arena, Mrs. Wharton, wird in einer der Zeitungen gesammelt.<lb/>
Uebrigens hat die Gesittung doch so weit Fortschritte gemacht, daß man sich<lb/>
in den Kampfbulletins der größten Kürze befleißigt, und das Detail zer¬<lb/>
quetschter Nasen und eingestoßener Schlüsselbeine bei Seite läßt. Von Jack<lb/>
Bath heißt es da kurzweg, er habe zuerst geblutet; von Bill Barry, er sei<lb/>
zuerst gestürzt. O'Neit und M'Glvne haben 213 Gänge gemacht; daS Geld<lb/>
des letztern, welcher erlag, wird dem Sprithändler Mr. M'Nulty zugesandt.<lb/>
Dieser veranlaßte natürlich den Kampf, um Gäste heranzuziehen, und ver¬<lb/>
mittelte die Einzahlungen zu den Wetten. -- Yemmy Massey zeigt seine<lb/>
Wiederherstellung an.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1138"> Eine große Anzahl von Wirthschaftslocalen, Tempel des Fausthandschuhs<lb/>
und der sogenannten Grogmustk, laden behändig zum Besuch ein. Gentlemen<lb/>
finden die größten Bequemlichkeiten, können Anweisungen zum Gebrauch des<lb/>
Fausthandschuhs, der Dumb bells (Handeln) ze. erhalten, und ihr Besuch<lb/>
dieser Locale &#x201E;bleibt das sicherst versiegelte Geheimniß". Athleten rin¬<lb/>
gen oder boren miteinander und bleiben dem Wohlwollen ihrer Gönner<lb/>
empfohlen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1139" next="#ID_1140"> Bulwer hat in seinen &#x201E;letzten Tagen von Pompeji" das heimische Fechter-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0319] Klanges. Wir sind nicht im Stande zu sagen, ob diejenige Nation, der man am wenigsten Muth und Körperüberlegenheit zuzutrauen pflegt, die israelitische, in England für die Kunst des Boxens besondere Anlagen zeigt, oder ob die Erfolge Davids gegen Goliath zu dem Annehmen jüdischer Beinamen mit¬ wirken. Wir lesen von Cohen, von Aaron, von Josua. Gewöhnlich kommt bei den Herausforderungen das Gewicht der Parteien in Betracht, und wo einer zu leicht ist, wird dies erstere zuweilen auf Äußerlichen Wege erhöht, um die Wette möglich zu machen. So fordert in einer der Wettzeitungen der Borer Spinne jeden beliebigen Borer im Gewicht von sieben Stein vier Pfund bis acht Stein (112 Pfund englisch) heraus, Preis des Gewinnes hundert Pfund, von beiden Seiten vor dem Kampfe baar einzuzahlen. Bei einem Gewicht von acht Stein acht Pfund will ers mit Ben Robinson auf¬ nehmen. Ein anderer, Bill Barry, nachdem er Ben Canut besiegte, will eS mit der ganzen Welt aufnehmen, ohne Gewichtsbeschränkung. Brekeke erwie¬ dert auf eine Herausforderung Bob BroomeS, er wundre sich, wie dieser ihn auf zehn Stein vier Pfund herausfordern möge, da er doch wisse, sein Ge¬ wicht sei neun Stein zwölf Pfund. Bis zu zehn Pfund aber wolle er mit Grant kämpfen, und zwar halte er auf Verlangen bis V00 Pf. Se. In dieser Weise geht eS noch durch ein halbes hundert Anzeigen fort. Natürlich sind die Borer selbst arme Schlucker. Reiche Taugenichtse, welche aus die Knochen und Gliedmaßen jener halten, um die Leidenschaft des Wet- ters zu befriedigen, stehen hinter ihnen. Für die Witwe eines dieser Opfer der britischen Arena, Mrs. Wharton, wird in einer der Zeitungen gesammelt. Uebrigens hat die Gesittung doch so weit Fortschritte gemacht, daß man sich in den Kampfbulletins der größten Kürze befleißigt, und das Detail zer¬ quetschter Nasen und eingestoßener Schlüsselbeine bei Seite läßt. Von Jack Bath heißt es da kurzweg, er habe zuerst geblutet; von Bill Barry, er sei zuerst gestürzt. O'Neit und M'Glvne haben 213 Gänge gemacht; daS Geld des letztern, welcher erlag, wird dem Sprithändler Mr. M'Nulty zugesandt. Dieser veranlaßte natürlich den Kampf, um Gäste heranzuziehen, und ver¬ mittelte die Einzahlungen zu den Wetten. -- Yemmy Massey zeigt seine Wiederherstellung an. Eine große Anzahl von Wirthschaftslocalen, Tempel des Fausthandschuhs und der sogenannten Grogmustk, laden behändig zum Besuch ein. Gentlemen finden die größten Bequemlichkeiten, können Anweisungen zum Gebrauch des Fausthandschuhs, der Dumb bells (Handeln) ze. erhalten, und ihr Besuch dieser Locale „bleibt das sicherst versiegelte Geheimniß". Athleten rin¬ gen oder boren miteinander und bleiben dem Wohlwollen ihrer Gönner empfohlen. Bulwer hat in seinen „letzten Tagen von Pompeji" das heimische Fechter-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/319
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/319>, abgerufen am 22.12.2024.