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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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welche allein den Sieg möglich werden läßt. Jede Partei hat ihre Abzeichen
in bunten Farben, und gleichfarbige Fähnchen pflegen den Spielraum abzu¬
grenzen. In dem Schmucke dieser Parteiabzeichen erscheinen nun auch die
Freunde und Verwandten der Zuschauer, ja ihre Bedienung decorirt sich in
gleich gesinnungstüchtiger Weise. Selbst Babies mit ihren Wärterinnen bekom¬
men ihr buntes Schleifchen, und lernen mit der Sprache zugleich die Be¬
deutung dieses Aufputzes ahnen.

Man kann sicher sein, wo in der Nähe einer englischen Stadt nur ein
glatter Wiesenplan sich findet -- und die sammetweiche des englischen Rasens
ist ja bekannt genug -- da fehlt es an bestimmten Tagen deS Jahres auch
nicht an Cricketspielern. Die Herausforderungen der Clubs untereinander
dauern das ganze Jahr hindurch, werden mit allen Einzelnheiten und voller
Namensnennung durch die englischen Zeitungen aller Welt verkündet, und
nehmen das Interesse einer Menge von Personen in Anspruch, die man mit
Staats-, oder Handels-, oder Kunst-, oder hundert andern Angelegenheiten
vollauf beschäftigt glaubt, und die doch noch Muße genug finden, um die vielen
Phasen dieses Spielgetriebes von Anfang bis zu Ende zu verfolgen.

Wo immer gespielt wird, fehlt es nicht an Ersrischungszelten, vagirenden
Marketendern, orgelnden Virtuosen und allen jenen ehrenwerthen Befriedigern
menschlicher Bedürfnisse, die unsere Jahrmärkte so lärmend und lustig machen,
und die unsere Nerven foltern, ohne daß wirs doch anders haben möchten.
Kein Stand schließt sich hier aus. Die Söhne der Tones nicht minder, wie
die der Wighs, die Alten selbst nicht minder, wie die Jungen, die Studenten
Oxfords nicht minder, wie die Hopfenmänner aus Kent und Surrey -- alles
spielt, und wo sich ein Club hervorthut, da gibts Herausforderungen ohne
großes Ansehen der Person.

Um einen ungefähren Begriff von dem Zeitaufwand" zu geben, welchen
in England das Cricketspiel erfordert, lassen wir die Spieltage einiger Clubs
folgen, und zwar nur solche, an denen Herausforderungen gemacht wurden.

Unter Maryleboneclub-matches, 1836, finden wir in dem Zeitraum
von noch nicht zwei Monaten:

30. Juni Nordenglandelub gegen Südengland. 2. Juli Maryleboneclub
gegen Haileyburycollege. 7. Juli Grafschaft Kent und Susser gegen ganz
England. 10. Juli die Gentlemen von Surrey und Susser gegen diejenigen
Englands. 1V. Juli die Gentlemen von Kent und Susser gegen diejenigen
von ganz England. 17. Juli die häusliche Brigade gegen die Zigeuner (mit
Musik). 18. Juli großes Militärwettspiel: der Krimclub gegen den Rest der
Armee (zwei Musikbanden). So geht es am 21., 24., 28. Juli,, am 4., 7., 11-,
1L., -18. August; immer andere Wetikämpfe und immer neue Parteien, nur die
letzten vier Tage gelten für Return-Matches d. h. für solche, wo Revanche


welche allein den Sieg möglich werden läßt. Jede Partei hat ihre Abzeichen
in bunten Farben, und gleichfarbige Fähnchen pflegen den Spielraum abzu¬
grenzen. In dem Schmucke dieser Parteiabzeichen erscheinen nun auch die
Freunde und Verwandten der Zuschauer, ja ihre Bedienung decorirt sich in
gleich gesinnungstüchtiger Weise. Selbst Babies mit ihren Wärterinnen bekom¬
men ihr buntes Schleifchen, und lernen mit der Sprache zugleich die Be¬
deutung dieses Aufputzes ahnen.

Man kann sicher sein, wo in der Nähe einer englischen Stadt nur ein
glatter Wiesenplan sich findet — und die sammetweiche des englischen Rasens
ist ja bekannt genug — da fehlt es an bestimmten Tagen deS Jahres auch
nicht an Cricketspielern. Die Herausforderungen der Clubs untereinander
dauern das ganze Jahr hindurch, werden mit allen Einzelnheiten und voller
Namensnennung durch die englischen Zeitungen aller Welt verkündet, und
nehmen das Interesse einer Menge von Personen in Anspruch, die man mit
Staats-, oder Handels-, oder Kunst-, oder hundert andern Angelegenheiten
vollauf beschäftigt glaubt, und die doch noch Muße genug finden, um die vielen
Phasen dieses Spielgetriebes von Anfang bis zu Ende zu verfolgen.

Wo immer gespielt wird, fehlt es nicht an Ersrischungszelten, vagirenden
Marketendern, orgelnden Virtuosen und allen jenen ehrenwerthen Befriedigern
menschlicher Bedürfnisse, die unsere Jahrmärkte so lärmend und lustig machen,
und die unsere Nerven foltern, ohne daß wirs doch anders haben möchten.
Kein Stand schließt sich hier aus. Die Söhne der Tones nicht minder, wie
die der Wighs, die Alten selbst nicht minder, wie die Jungen, die Studenten
Oxfords nicht minder, wie die Hopfenmänner aus Kent und Surrey — alles
spielt, und wo sich ein Club hervorthut, da gibts Herausforderungen ohne
großes Ansehen der Person.

Um einen ungefähren Begriff von dem Zeitaufwand« zu geben, welchen
in England das Cricketspiel erfordert, lassen wir die Spieltage einiger Clubs
folgen, und zwar nur solche, an denen Herausforderungen gemacht wurden.

Unter Maryleboneclub-matches, 1836, finden wir in dem Zeitraum
von noch nicht zwei Monaten:

30. Juni Nordenglandelub gegen Südengland. 2. Juli Maryleboneclub
gegen Haileyburycollege. 7. Juli Grafschaft Kent und Susser gegen ganz
England. 10. Juli die Gentlemen von Surrey und Susser gegen diejenigen
Englands. 1V. Juli die Gentlemen von Kent und Susser gegen diejenigen
von ganz England. 17. Juli die häusliche Brigade gegen die Zigeuner (mit
Musik). 18. Juli großes Militärwettspiel: der Krimclub gegen den Rest der
Armee (zwei Musikbanden). So geht es am 21., 24., 28. Juli,, am 4., 7., 11-,
1L., -18. August; immer andere Wetikämpfe und immer neue Parteien, nur die
letzten vier Tage gelten für Return-Matches d. h. für solche, wo Revanche


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[0314] welche allein den Sieg möglich werden läßt. Jede Partei hat ihre Abzeichen in bunten Farben, und gleichfarbige Fähnchen pflegen den Spielraum abzu¬ grenzen. In dem Schmucke dieser Parteiabzeichen erscheinen nun auch die Freunde und Verwandten der Zuschauer, ja ihre Bedienung decorirt sich in gleich gesinnungstüchtiger Weise. Selbst Babies mit ihren Wärterinnen bekom¬ men ihr buntes Schleifchen, und lernen mit der Sprache zugleich die Be¬ deutung dieses Aufputzes ahnen. Man kann sicher sein, wo in der Nähe einer englischen Stadt nur ein glatter Wiesenplan sich findet — und die sammetweiche des englischen Rasens ist ja bekannt genug — da fehlt es an bestimmten Tagen deS Jahres auch nicht an Cricketspielern. Die Herausforderungen der Clubs untereinander dauern das ganze Jahr hindurch, werden mit allen Einzelnheiten und voller Namensnennung durch die englischen Zeitungen aller Welt verkündet, und nehmen das Interesse einer Menge von Personen in Anspruch, die man mit Staats-, oder Handels-, oder Kunst-, oder hundert andern Angelegenheiten vollauf beschäftigt glaubt, und die doch noch Muße genug finden, um die vielen Phasen dieses Spielgetriebes von Anfang bis zu Ende zu verfolgen. Wo immer gespielt wird, fehlt es nicht an Ersrischungszelten, vagirenden Marketendern, orgelnden Virtuosen und allen jenen ehrenwerthen Befriedigern menschlicher Bedürfnisse, die unsere Jahrmärkte so lärmend und lustig machen, und die unsere Nerven foltern, ohne daß wirs doch anders haben möchten. Kein Stand schließt sich hier aus. Die Söhne der Tones nicht minder, wie die der Wighs, die Alten selbst nicht minder, wie die Jungen, die Studenten Oxfords nicht minder, wie die Hopfenmänner aus Kent und Surrey — alles spielt, und wo sich ein Club hervorthut, da gibts Herausforderungen ohne großes Ansehen der Person. Um einen ungefähren Begriff von dem Zeitaufwand« zu geben, welchen in England das Cricketspiel erfordert, lassen wir die Spieltage einiger Clubs folgen, und zwar nur solche, an denen Herausforderungen gemacht wurden. Unter Maryleboneclub-matches, 1836, finden wir in dem Zeitraum von noch nicht zwei Monaten: 30. Juni Nordenglandelub gegen Südengland. 2. Juli Maryleboneclub gegen Haileyburycollege. 7. Juli Grafschaft Kent und Susser gegen ganz England. 10. Juli die Gentlemen von Surrey und Susser gegen diejenigen Englands. 1V. Juli die Gentlemen von Kent und Susser gegen diejenigen von ganz England. 17. Juli die häusliche Brigade gegen die Zigeuner (mit Musik). 18. Juli großes Militärwettspiel: der Krimclub gegen den Rest der Armee (zwei Musikbanden). So geht es am 21., 24., 28. Juli,, am 4., 7., 11-, 1L., -18. August; immer andere Wetikämpfe und immer neue Parteien, nur die letzten vier Tage gelten für Return-Matches d. h. für solche, wo Revanche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/314>, abgerufen am 23.07.2024.