Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.du ste; und Netze der zartesten Art auswerfen, aus denen Roß und Reiter ver¬ Und es lohnt sich schon, lebendige Muster auf diesen Markt zu schicken, du ste; und Netze der zartesten Art auswerfen, aus denen Roß und Reiter ver¬ Und es lohnt sich schon, lebendige Muster auf diesen Markt zu schicken, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0309" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103442"/> <p xml:id="ID_1097" prev="#ID_1096"> du ste; und Netze der zartesten Art auswerfen, aus denen Roß und Reiter ver¬<lb/> gebens sich wieder zu befreien streben mögen. Aber andres auch wird unter<lb/> dem Schutze dieser ehrwürdigen Linden gesponnen, denn jedes Alter und, so<lb/> weit die Kasse zu», Miethen eines Bucephalus ausreicht, jeder Stand sind hier<lb/> vertreten. Der rothhaarige Gentleman dort, dessen Schweißfuchs ungebührliche<lb/> Sprünge macht und sich mit so edlem Stolz gegen Stange und Kappzaum<lb/> zur Wehr setzt, daß bereits Wetten im Gange sind, ob das Thier für 10»<lb/> Pfund Sterling käuflich sei oder nicht — dieser rothharige Herr mit der ge¬<lb/> müthlichen Pachtermiene ist der gefährlichste Noßschwärzer in Schottland. Fünf¬<lb/> zig der Anwesenden wissens oder vermuthens, fünfhundert ahnen nichts und<lb/> lassen sich durch den' Betrüger, welcher hinter der Mähne des armen Fuchses<lb/> lauert, über das Temperament des Pferdes wider Willen irre führen. —<lb/> Jener windschiefe Herr auf dem geduldigen Schimmel ist in den Last Inctia<lb/> äooks heute Morgen mit dem Rheder, dessen Schiff er chartern möchte, nur halb<lb/> handelseinig geworden; 3 Schilling per Ton hat er geboten, 3 Schilling 6 Pence<lb/> soll er zahlen; er trabt seit einer Stunde den Reitweg auf und ab, weil er<lb/> weiß: der Rheder macht hier mit Frau und Tochter feinen NachmittagSritt<lb/> und wird ihm Anlaß geben, das Geschäft noch nach Wunsch abzuschließen. —<lb/> Der junge Dandy dort mit der seegrünen Halsbinde und dem Aurikelbündel<lb/> im Knopfloch hat keine andere Verpflichtung, als sein Vorhandensein zweien<lb/> argwöhnischen Wucherern zu documentiren, welche über die Flucht eines ihrer<lb/> Opfer, eines Busenfreundes des seegrünen Dandys, möglichst lange getäuscht<lb/> werden sollen. Ja, auch unter den Damen sind zwei oder drei, die weder<lb/> Herzensangelegenheiten noch der Lust an freier Bewegung ihre Anwe¬<lb/> senheit zuschreiben dürfen, — sie machen für das neue Reitcostume des<lb/> Hauses Moses und Sohn, Ur. 136, 165, 136 und 137 Minories Ur. 83,<lb/> 84, 83, 86 Oldgate City, London lopposits tu« coli-ok) Propaganda; Pferd<lb/> und Decke gratis, 2 Schilling Schaugeld die Stunde, 10°/o vom reinen Er¬<lb/> trag der eingehenden Bestellungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1098" next="#ID_1099"> Und es lohnt sich schon, lebendige Muster auf diesen Markt zu schicken,<lb/> denn die Zahl der zierlichen Reiterinnen übersteigt nicht selten das zweite<lb/> Hundert und es ist manche Altersstufe vertreten, welche bereits mit Recht auf<lb/> die Nachhilfe der Toilette einige Sorgfalt verwendet; daneben auch manche<lb/> ehrbare Mutter mit schlichtem grauen Haar, welche die Sorge für ihre Tochter,<lb/> die Freude an der Nähe ihres noch trefflich im Sattel sitzenden Hausvaters,<lb/> die Machtgebote des eignen, Bewegung verlangenden Arztes an den fröhlichen<lb/> Hydepark fesseln. Um die Zeit, wenn die Theater .sich aufthun und die<lb/> Straßenjugend sich anschickt, die letzten Kleidungsstücke abzuwerfen, um in dem<lb/> künstlichen Flusse des Parkes, in dem Serpentine, dem londoner Kohlenstaub<lb/> einen erfolglosen Krieg zu liefern, um diese nicht mehr gentile Stunde leert</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0309]
du ste; und Netze der zartesten Art auswerfen, aus denen Roß und Reiter ver¬
gebens sich wieder zu befreien streben mögen. Aber andres auch wird unter
dem Schutze dieser ehrwürdigen Linden gesponnen, denn jedes Alter und, so
weit die Kasse zu», Miethen eines Bucephalus ausreicht, jeder Stand sind hier
vertreten. Der rothhaarige Gentleman dort, dessen Schweißfuchs ungebührliche
Sprünge macht und sich mit so edlem Stolz gegen Stange und Kappzaum
zur Wehr setzt, daß bereits Wetten im Gange sind, ob das Thier für 10»
Pfund Sterling käuflich sei oder nicht — dieser rothharige Herr mit der ge¬
müthlichen Pachtermiene ist der gefährlichste Noßschwärzer in Schottland. Fünf¬
zig der Anwesenden wissens oder vermuthens, fünfhundert ahnen nichts und
lassen sich durch den' Betrüger, welcher hinter der Mähne des armen Fuchses
lauert, über das Temperament des Pferdes wider Willen irre führen. —
Jener windschiefe Herr auf dem geduldigen Schimmel ist in den Last Inctia
äooks heute Morgen mit dem Rheder, dessen Schiff er chartern möchte, nur halb
handelseinig geworden; 3 Schilling per Ton hat er geboten, 3 Schilling 6 Pence
soll er zahlen; er trabt seit einer Stunde den Reitweg auf und ab, weil er
weiß: der Rheder macht hier mit Frau und Tochter feinen NachmittagSritt
und wird ihm Anlaß geben, das Geschäft noch nach Wunsch abzuschließen. —
Der junge Dandy dort mit der seegrünen Halsbinde und dem Aurikelbündel
im Knopfloch hat keine andere Verpflichtung, als sein Vorhandensein zweien
argwöhnischen Wucherern zu documentiren, welche über die Flucht eines ihrer
Opfer, eines Busenfreundes des seegrünen Dandys, möglichst lange getäuscht
werden sollen. Ja, auch unter den Damen sind zwei oder drei, die weder
Herzensangelegenheiten noch der Lust an freier Bewegung ihre Anwe¬
senheit zuschreiben dürfen, — sie machen für das neue Reitcostume des
Hauses Moses und Sohn, Ur. 136, 165, 136 und 137 Minories Ur. 83,
84, 83, 86 Oldgate City, London lopposits tu« coli-ok) Propaganda; Pferd
und Decke gratis, 2 Schilling Schaugeld die Stunde, 10°/o vom reinen Er¬
trag der eingehenden Bestellungen.
Und es lohnt sich schon, lebendige Muster auf diesen Markt zu schicken,
denn die Zahl der zierlichen Reiterinnen übersteigt nicht selten das zweite
Hundert und es ist manche Altersstufe vertreten, welche bereits mit Recht auf
die Nachhilfe der Toilette einige Sorgfalt verwendet; daneben auch manche
ehrbare Mutter mit schlichtem grauen Haar, welche die Sorge für ihre Tochter,
die Freude an der Nähe ihres noch trefflich im Sattel sitzenden Hausvaters,
die Machtgebote des eignen, Bewegung verlangenden Arztes an den fröhlichen
Hydepark fesseln. Um die Zeit, wenn die Theater .sich aufthun und die
Straßenjugend sich anschickt, die letzten Kleidungsstücke abzuwerfen, um in dem
künstlichen Flusse des Parkes, in dem Serpentine, dem londoner Kohlenstaub
einen erfolglosen Krieg zu liefern, um diese nicht mehr gentile Stunde leert
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