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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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eigen, die in der Küche solches hörte und in Aengsten stand. Doch ward die
Sache geschlichtet, da mein Vater sagte, es wäre ihm nichts lieber, als die
Tischgänger los zu werden, das könne aber nicht so im Augenblick geschehen.
Von da an war mein Vater etwas unlustig, was mir daher die ganze hoch¬
zeitliche Freude verbitterte. Man gab uns zusammen, ich verehrte meiner
Hochzeiten" das goldne Kettlein, das ich von Paris gebracht, darauf gab
mein Schwiegervater das Gastmahl mit gutem Gespräch und Tractation, doch
keine Musik dabei, die ich am liebsten gehabt hätte.

Nach dem Nachtessen, als ich eine gute Nacht gewünscht, begleitete mich
auch meiner Hochzeiterin Bruder Franz heim, welcher des Schölin Tochter
hatte, die ihm ziemlich viel zugebracht hatte. Er hatte sich mit seiner Schwester
von je nicht wohl vertragen können, weil er alles im Hause meistern und
verwirren wollte. Das hatte sie nicht leiden wollen und dem Vater geklagt,
welcher jederzeit auf ihrer Seite war. Derselbe Bruder, ein wenig berauscht,
wie er auch sonst oft phantastisch wurde, nahm mich im Heimgehn bei Seite,
und vermeldete mir, ich dauerte ihn, daß ich seine Schwester bekäme, die er
mir schalt. Daraus kann man seinen Verstand ermessen, mir aber machte er
dennoch Bedenken. Das war also der andere Anstoß bei meinen zukünftigen
Freuden.

Man rüstete streng zur Hochzeit, die am Montag nachher gehalten werden
sollte, mit Einkaufen und Schlachten, denn mein Vater ließ sich vernehmen,
weil er einen einzigen Sohn habe, so wolle er, obgleich wir von unserer Linie
keinen Blutsverwandten oder nahen Freund hatten, doch andere gute Gönner und
meinem Schwiegervater zu Gefallen auch dessen Freunde vollständig einladen.
Und so lud man am Samstag die Verwandten, die Nachbarn, unsere guten
Gönner, die Meister und Rathsherren von der Zunft zum Bären, einige von
der hohen Schule, vom Adel, vom Rath, von der Schule und von den Ge¬
sellen mit ihren Weibern und Kindern, die sie hatten.

Am Sonntag nachher, den 2-1. October, bot man uns aus, wie gebräuch¬
lich. Und man rüstete die Tische in meines Vaters beiden Häusern zu, und
was zur Hochzeit gehört, wobei viele halfen; und es kochte Meister Bald
Oesy, Wirth zum Engel. Am Abend zog ich in meines Schwiegervaters
Haus, sah zu, wie sie Sträuße machten, blieb so über das Nachtessen bei
ihnen. Als ich heim kam, sand ich den Herrn Schreiber Ruft, meines Vaters
alten Bekannten, der von Burtolf uns zu Liebe auf die Hochzeit gekommen
war und einen schönen emmenthaler Käse mitbrachte. Der ftß noch be
Tische mit meinem Vater, welcher in großem Aerger war, wie er morgen so
eine große Zahl Leute, die geladen waren, speisen und tractiren sollte; er be¬
redete sich selbst, es wäre unmöglich, er werde damit zu Schanden werden,
und that gar unwirsch. Besonders da ich heim kam, empfing er mich gar


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eigen, die in der Küche solches hörte und in Aengsten stand. Doch ward die
Sache geschlichtet, da mein Vater sagte, es wäre ihm nichts lieber, als die
Tischgänger los zu werden, das könne aber nicht so im Augenblick geschehen.
Von da an war mein Vater etwas unlustig, was mir daher die ganze hoch¬
zeitliche Freude verbitterte. Man gab uns zusammen, ich verehrte meiner
Hochzeiten« das goldne Kettlein, das ich von Paris gebracht, darauf gab
mein Schwiegervater das Gastmahl mit gutem Gespräch und Tractation, doch
keine Musik dabei, die ich am liebsten gehabt hätte.

Nach dem Nachtessen, als ich eine gute Nacht gewünscht, begleitete mich
auch meiner Hochzeiterin Bruder Franz heim, welcher des Schölin Tochter
hatte, die ihm ziemlich viel zugebracht hatte. Er hatte sich mit seiner Schwester
von je nicht wohl vertragen können, weil er alles im Hause meistern und
verwirren wollte. Das hatte sie nicht leiden wollen und dem Vater geklagt,
welcher jederzeit auf ihrer Seite war. Derselbe Bruder, ein wenig berauscht,
wie er auch sonst oft phantastisch wurde, nahm mich im Heimgehn bei Seite,
und vermeldete mir, ich dauerte ihn, daß ich seine Schwester bekäme, die er
mir schalt. Daraus kann man seinen Verstand ermessen, mir aber machte er
dennoch Bedenken. Das war also der andere Anstoß bei meinen zukünftigen
Freuden.

Man rüstete streng zur Hochzeit, die am Montag nachher gehalten werden
sollte, mit Einkaufen und Schlachten, denn mein Vater ließ sich vernehmen,
weil er einen einzigen Sohn habe, so wolle er, obgleich wir von unserer Linie
keinen Blutsverwandten oder nahen Freund hatten, doch andere gute Gönner und
meinem Schwiegervater zu Gefallen auch dessen Freunde vollständig einladen.
Und so lud man am Samstag die Verwandten, die Nachbarn, unsere guten
Gönner, die Meister und Rathsherren von der Zunft zum Bären, einige von
der hohen Schule, vom Adel, vom Rath, von der Schule und von den Ge¬
sellen mit ihren Weibern und Kindern, die sie hatten.

Am Sonntag nachher, den 2-1. October, bot man uns aus, wie gebräuch¬
lich. Und man rüstete die Tische in meines Vaters beiden Häusern zu, und
was zur Hochzeit gehört, wobei viele halfen; und es kochte Meister Bald
Oesy, Wirth zum Engel. Am Abend zog ich in meines Schwiegervaters
Haus, sah zu, wie sie Sträuße machten, blieb so über das Nachtessen bei
ihnen. Als ich heim kam, sand ich den Herrn Schreiber Ruft, meines Vaters
alten Bekannten, der von Burtolf uns zu Liebe auf die Hochzeit gekommen
war und einen schönen emmenthaler Käse mitbrachte. Der ftß noch be
Tische mit meinem Vater, welcher in großem Aerger war, wie er morgen so
eine große Zahl Leute, die geladen waren, speisen und tractiren sollte; er be¬
redete sich selbst, es wäre unmöglich, er werde damit zu Schanden werden,
und that gar unwirsch. Besonders da ich heim kam, empfing er mich gar


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[0243] eigen, die in der Küche solches hörte und in Aengsten stand. Doch ward die Sache geschlichtet, da mein Vater sagte, es wäre ihm nichts lieber, als die Tischgänger los zu werden, das könne aber nicht so im Augenblick geschehen. Von da an war mein Vater etwas unlustig, was mir daher die ganze hoch¬ zeitliche Freude verbitterte. Man gab uns zusammen, ich verehrte meiner Hochzeiten« das goldne Kettlein, das ich von Paris gebracht, darauf gab mein Schwiegervater das Gastmahl mit gutem Gespräch und Tractation, doch keine Musik dabei, die ich am liebsten gehabt hätte. Nach dem Nachtessen, als ich eine gute Nacht gewünscht, begleitete mich auch meiner Hochzeiterin Bruder Franz heim, welcher des Schölin Tochter hatte, die ihm ziemlich viel zugebracht hatte. Er hatte sich mit seiner Schwester von je nicht wohl vertragen können, weil er alles im Hause meistern und verwirren wollte. Das hatte sie nicht leiden wollen und dem Vater geklagt, welcher jederzeit auf ihrer Seite war. Derselbe Bruder, ein wenig berauscht, wie er auch sonst oft phantastisch wurde, nahm mich im Heimgehn bei Seite, und vermeldete mir, ich dauerte ihn, daß ich seine Schwester bekäme, die er mir schalt. Daraus kann man seinen Verstand ermessen, mir aber machte er dennoch Bedenken. Das war also der andere Anstoß bei meinen zukünftigen Freuden. Man rüstete streng zur Hochzeit, die am Montag nachher gehalten werden sollte, mit Einkaufen und Schlachten, denn mein Vater ließ sich vernehmen, weil er einen einzigen Sohn habe, so wolle er, obgleich wir von unserer Linie keinen Blutsverwandten oder nahen Freund hatten, doch andere gute Gönner und meinem Schwiegervater zu Gefallen auch dessen Freunde vollständig einladen. Und so lud man am Samstag die Verwandten, die Nachbarn, unsere guten Gönner, die Meister und Rathsherren von der Zunft zum Bären, einige von der hohen Schule, vom Adel, vom Rath, von der Schule und von den Ge¬ sellen mit ihren Weibern und Kindern, die sie hatten. Am Sonntag nachher, den 2-1. October, bot man uns aus, wie gebräuch¬ lich. Und man rüstete die Tische in meines Vaters beiden Häusern zu, und was zur Hochzeit gehört, wobei viele halfen; und es kochte Meister Bald Oesy, Wirth zum Engel. Am Abend zog ich in meines Schwiegervaters Haus, sah zu, wie sie Sträuße machten, blieb so über das Nachtessen bei ihnen. Als ich heim kam, sand ich den Herrn Schreiber Ruft, meines Vaters alten Bekannten, der von Burtolf uns zu Liebe auf die Hochzeit gekommen war und einen schönen emmenthaler Käse mitbrachte. Der ftß noch be Tische mit meinem Vater, welcher in großem Aerger war, wie er morgen so eine große Zahl Leute, die geladen waren, speisen und tractiren sollte; er be¬ redete sich selbst, es wäre unmöglich, er werde damit zu Schanden werden, und that gar unwirsch. Besonders da ich heim kam, empfing er mich gar 30*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/243>, abgerufen am 22.12.2024.