Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.sten Verhältnisse durchschaute, und in der Unmittelbarkeit, mit der sich bei ihm Goethe als Theaterdirector. 3. Aus seiner Administration. In Bezug aus Urlaubsertheilungen, Engagements u, s. w. liegen viele An Kirms. "ES ist mir angenehm zu hören, daß Sie sich wohl befinden und daß alles Lager bei Maricnborn, i. Januar 1793. Goethe." An Kriegsrath von Egloffstein. "Herr K. . . konnte mir nicht besser als durch Ew. Hochwohlgeb. em¬ sten Verhältnisse durchschaute, und in der Unmittelbarkeit, mit der sich bei ihm Goethe als Theaterdirector. 3. Aus seiner Administration. In Bezug aus Urlaubsertheilungen, Engagements u, s. w. liegen viele An Kirms. „ES ist mir angenehm zu hören, daß Sie sich wohl befinden und daß alles Lager bei Maricnborn, i. Januar 1793. Goethe." An Kriegsrath von Egloffstein. „Herr K. . . konnte mir nicht besser als durch Ew. Hochwohlgeb. em¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103362"/> <p xml:id="ID_777" prev="#ID_776"> sten Verhältnisse durchschaute, und in der Unmittelbarkeit, mit der sich bei ihm<lb/> der Entschluß auf die Einsicht drängte, das Ideal des französischen Geistes ist,<lb/> so ist Thiers mit der Elasticität seines Talents der beste Kenner und Ausleger<lb/> desselben. In einer Zeit, wo der Einfluß des Auslandes mehr und mehr in<lb/> die französische Literatur eingedrungen ist, und die Unbefangenheit des fran¬<lb/> zösischen Denkens verkümmert hat, gibt es keinen Schriftsteller, der uns die<lb/> Fortdauer dieses altfranzösischen Geistes so unwiderleglich versinnlicht, als der<lb/><note type="byline"> I. S.</note> Geschichtschreiber der Revolution und des Kaiserreichs. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Goethe als Theaterdirector.</head><lb/> <div n="2"> <head> 3. Aus seiner Administration.</head><lb/> <p xml:id="ID_778"> In Bezug aus Urlaubsertheilungen, Engagements u, s. w. liegen viele<lb/> charakteristische Schreiben vor, von denen folgende hier stehn mögen.</p><lb/> <p xml:id="ID_779"> An Kirms.</p><lb/> <p xml:id="ID_780"> „ES ist mir angenehm zu hören, daß Sie sich wohl befinden und daß alles<lb/> bei dem Theater in seiner Ordnung fortgeht; man muß auch für den Sommer<lb/> das Beste hoffen. Veränderungen wünsche ich ohne dringende Ursachen nicht<lb/> sobald und was K. . . betrifft, so kann ich mich nach dem Vorgefallenen nicht<lb/> sogleich entschließen, ihn wieder anzunehmen. Unser Theater ist seiner Ver¬<lb/> fassung nach ein respectables Institut, und ich wünsche nicht, daß unruhige<lb/> Köpfe es für einen Taubenschlag ansähen, wo man aus- und einstiegen kann,<lb/> wie es beliebt. Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit, wie es geht. Zur<lb/> Uebergabe von Mainz ist noch keine Hoffnung, und eine Belagerung, wenn<lb/> sie auch noch unternommen wird, eine langweilige und böse Sache. Unser<lb/> gnädiger Herr sind wohl und munter. Leben Sie recht wohl.</p><lb/> <p xml:id="ID_781"> Lager bei Maricnborn, i. Januar 1793.</p><lb/> <p xml:id="ID_782"> Goethe."</p><lb/> <p xml:id="ID_783"> An Kriegsrath von Egloffstein.</p><lb/> <p xml:id="ID_784" next="#ID_785"> „Herr K. . . konnte mir nicht besser als durch Ew. Hochwohlgeb. em¬<lb/> pfohlen sein, und ich würde ihn mit besonderm Vergnügen bei dem Theater<lb/> wieder anstellen, wenn nicht eine solche Societät ein so wunderbarer mystischer<lb/> Körper wäre, bei dem man hundert Rücksichten zu nehmen hat. Das Rollen¬<lb/> fach, zu welchem Herr K. . . sich gegenwärtig bestimmen könnte, ist besetzt,<lb/> so daß bei seiner Aufnahme manches Unangenehme zu erwarten stünde, wobei<lb/> denn auch eine neue Gage bei der Kasse in Betracht zu ziehen ist. Diese<lb/> und andere Bedenklichkeiten hindern uns, in diesem Augenblicke eine bejahende<lb/> Entschließung zu fassen, eine völlig verneinende aber würde bei dem mannig¬<lb/> faltigen Wechsel, dem die theatralischen Verhältnisse ausgesetzt sind, gleichfalls</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0229]
sten Verhältnisse durchschaute, und in der Unmittelbarkeit, mit der sich bei ihm
der Entschluß auf die Einsicht drängte, das Ideal des französischen Geistes ist,
so ist Thiers mit der Elasticität seines Talents der beste Kenner und Ausleger
desselben. In einer Zeit, wo der Einfluß des Auslandes mehr und mehr in
die französische Literatur eingedrungen ist, und die Unbefangenheit des fran¬
zösischen Denkens verkümmert hat, gibt es keinen Schriftsteller, der uns die
Fortdauer dieses altfranzösischen Geistes so unwiderleglich versinnlicht, als der
I. S. Geschichtschreiber der Revolution und des Kaiserreichs.
Goethe als Theaterdirector.
3. Aus seiner Administration.
In Bezug aus Urlaubsertheilungen, Engagements u, s. w. liegen viele
charakteristische Schreiben vor, von denen folgende hier stehn mögen.
An Kirms.
„ES ist mir angenehm zu hören, daß Sie sich wohl befinden und daß alles
bei dem Theater in seiner Ordnung fortgeht; man muß auch für den Sommer
das Beste hoffen. Veränderungen wünsche ich ohne dringende Ursachen nicht
sobald und was K. . . betrifft, so kann ich mich nach dem Vorgefallenen nicht
sogleich entschließen, ihn wieder anzunehmen. Unser Theater ist seiner Ver¬
fassung nach ein respectables Institut, und ich wünsche nicht, daß unruhige
Köpfe es für einen Taubenschlag ansähen, wo man aus- und einstiegen kann,
wie es beliebt. Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit, wie es geht. Zur
Uebergabe von Mainz ist noch keine Hoffnung, und eine Belagerung, wenn
sie auch noch unternommen wird, eine langweilige und böse Sache. Unser
gnädiger Herr sind wohl und munter. Leben Sie recht wohl.
Lager bei Maricnborn, i. Januar 1793.
Goethe."
An Kriegsrath von Egloffstein.
„Herr K. . . konnte mir nicht besser als durch Ew. Hochwohlgeb. em¬
pfohlen sein, und ich würde ihn mit besonderm Vergnügen bei dem Theater
wieder anstellen, wenn nicht eine solche Societät ein so wunderbarer mystischer
Körper wäre, bei dem man hundert Rücksichten zu nehmen hat. Das Rollen¬
fach, zu welchem Herr K. . . sich gegenwärtig bestimmen könnte, ist besetzt,
so daß bei seiner Aufnahme manches Unangenehme zu erwarten stünde, wobei
denn auch eine neue Gage bei der Kasse in Betracht zu ziehen ist. Diese
und andere Bedenklichkeiten hindern uns, in diesem Augenblicke eine bejahende
Entschließung zu fassen, eine völlig verneinende aber würde bei dem mannig¬
faltigen Wechsel, dem die theatralischen Verhältnisse ausgesetzt sind, gleichfalls
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