Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie aus dem Empfang und aus dem ganzen Benehmen mit Ihnen in Weimar
müssen bemerkt haben. Sie vermissen vielleicht eine Herzlichkeit an ihm, daS
kann sein. Von dieser Seite zeigt er sich nicht oft und alsdann nur, wenn
er die Menschen lange geprüft und bewährt gefunden hat."

Böttiger, der seine Hand bekanntlich überall im Spiel, hatte sich auch
in die Sache gemischt und Goethe schrieb ihm:

"Ew. Wohlgeb. ist bekannt, wie sehr wir Herrn Jffland hier zu sehen
und, als wir ihn gesehen hatten, zu besitzen wünschten; er schien den weima¬
rischen Verhältnissen nicht abgeneigt, und daher entstand jene Unterhandlung,
die Ihnen bekannt ist.

Herrn Ifflands Zusage war bedingt, wie er sich nämlich von Mannheim
lossagen könnte. Schwierigkeiten, bei so alten und mannigfaltigen Verbin¬
dungen, ließen sich voraussehn; diejenigen, welche er in dem Brief an Sie
gegenwärtig anführt, sind von der Art, daß man unbillig sein würde, wenn
man auf eine Entscheidung der Sache in diesem Augenblicke dringen wollte.
Sie mag also noch eine Zeitlang ruhen; nur müssen wir freilich von unserer
Seite wünschen, daß Herrn Ifflands Entschluß sich nicht allzulang verzögern
möchte, indem, sobald wir die Unmöglichkeit sehen ihn zu besitzen, wir bei
unserm Theater gewisse Maßregeln ergreifen und manche Einrichtungen treffen
würden, welche wir bisher, in Hoffnung seiner baldigen Mitwirkung, auf¬
geschoben haben.

Weimar, den 12. August 1796.


G."

Später an KirmS:

"Den Ifflandschen Bries mit meiner Antwort an Mad. Beck schicke ich
zurück. Es erscheint aus jenem, daß er meine Erklärung, - die ich Böttigern
zugestellt, noch nicht erhalten hat; was mag das vorstellen? Was aus der
ganzen Sache werden soll, sehe ich nicht ein. Ich* mag, da doch eigentlich,
wenn ich früh oder spät weggehe, die ganze Sache aus Ihnen ruht, nichts
r"then und vorschlagen, als was Ihrem Wunsche gemäß ist. Was wäre denn
aber zu riskiren,. wenn man Jffland statt eines Engagements, wie wir gethan,
Direction und Contract, wie ihn Bellomo gehabt hat, offerirten, und ihm
außer der Bedingung, daß er unsere dreijährigen Contracte einhalten müßte,
Erlaubniß gäben, zu engagiren, wen er wollte? So weit wäre die Sache ab¬
gethan, und er möchte sehen, wie er zurecht käme; er müßte sich anstrengen
dem Publicum gefällig zu fein und es würde ihm gelingen. Das war mein
erster Vorschlag und ist immer noch mein Wunsch, ob ich ihn gleich gegen
niemand als gegen Sie äußern will. Wir haben für alle unsere Bemühungen
weder von oben noch von unten eine Spur von Dank zu erwarten, und im
Grunde sehe ich es täglich mehr ein, daß das Verhältniß, besonders für mich,
ganz unanständig ist.


Zi*

Sie aus dem Empfang und aus dem ganzen Benehmen mit Ihnen in Weimar
müssen bemerkt haben. Sie vermissen vielleicht eine Herzlichkeit an ihm, daS
kann sein. Von dieser Seite zeigt er sich nicht oft und alsdann nur, wenn
er die Menschen lange geprüft und bewährt gefunden hat."

Böttiger, der seine Hand bekanntlich überall im Spiel, hatte sich auch
in die Sache gemischt und Goethe schrieb ihm:

„Ew. Wohlgeb. ist bekannt, wie sehr wir Herrn Jffland hier zu sehen
und, als wir ihn gesehen hatten, zu besitzen wünschten; er schien den weima¬
rischen Verhältnissen nicht abgeneigt, und daher entstand jene Unterhandlung,
die Ihnen bekannt ist.

Herrn Ifflands Zusage war bedingt, wie er sich nämlich von Mannheim
lossagen könnte. Schwierigkeiten, bei so alten und mannigfaltigen Verbin¬
dungen, ließen sich voraussehn; diejenigen, welche er in dem Brief an Sie
gegenwärtig anführt, sind von der Art, daß man unbillig sein würde, wenn
man auf eine Entscheidung der Sache in diesem Augenblicke dringen wollte.
Sie mag also noch eine Zeitlang ruhen; nur müssen wir freilich von unserer
Seite wünschen, daß Herrn Ifflands Entschluß sich nicht allzulang verzögern
möchte, indem, sobald wir die Unmöglichkeit sehen ihn zu besitzen, wir bei
unserm Theater gewisse Maßregeln ergreifen und manche Einrichtungen treffen
würden, welche wir bisher, in Hoffnung seiner baldigen Mitwirkung, auf¬
geschoben haben.

Weimar, den 12. August 1796.


G."

Später an KirmS:

„Den Ifflandschen Bries mit meiner Antwort an Mad. Beck schicke ich
zurück. Es erscheint aus jenem, daß er meine Erklärung, - die ich Böttigern
zugestellt, noch nicht erhalten hat; was mag das vorstellen? Was aus der
ganzen Sache werden soll, sehe ich nicht ein. Ich* mag, da doch eigentlich,
wenn ich früh oder spät weggehe, die ganze Sache aus Ihnen ruht, nichts
r«then und vorschlagen, als was Ihrem Wunsche gemäß ist. Was wäre denn
aber zu riskiren,. wenn man Jffland statt eines Engagements, wie wir gethan,
Direction und Contract, wie ihn Bellomo gehabt hat, offerirten, und ihm
außer der Bedingung, daß er unsere dreijährigen Contracte einhalten müßte,
Erlaubniß gäben, zu engagiren, wen er wollte? So weit wäre die Sache ab¬
gethan, und er möchte sehen, wie er zurecht käme; er müßte sich anstrengen
dem Publicum gefällig zu fein und es würde ihm gelingen. Das war mein
erster Vorschlag und ist immer noch mein Wunsch, ob ich ihn gleich gegen
niemand als gegen Sie äußern will. Wir haben für alle unsere Bemühungen
weder von oben noch von unten eine Spur von Dank zu erwarten, und im
Grunde sehe ich es täglich mehr ein, daß das Verhältniß, besonders für mich,
ganz unanständig ist.


Zi*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103328"/>
            <p xml:id="ID_661" prev="#ID_660"> Sie aus dem Empfang und aus dem ganzen Benehmen mit Ihnen in Weimar<lb/>
müssen bemerkt haben. Sie vermissen vielleicht eine Herzlichkeit an ihm, daS<lb/>
kann sein. Von dieser Seite zeigt er sich nicht oft und alsdann nur, wenn<lb/>
er die Menschen lange geprüft und bewährt gefunden hat."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_662"> Böttiger, der seine Hand bekanntlich überall im Spiel, hatte sich auch<lb/>
in die Sache gemischt und Goethe schrieb ihm:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_663"> &#x201E;Ew. Wohlgeb. ist bekannt, wie sehr wir Herrn Jffland hier zu sehen<lb/>
und, als wir ihn gesehen hatten, zu besitzen wünschten; er schien den weima¬<lb/>
rischen Verhältnissen nicht abgeneigt, und daher entstand jene Unterhandlung,<lb/>
die Ihnen bekannt ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_664"> Herrn Ifflands Zusage war bedingt, wie er sich nämlich von Mannheim<lb/>
lossagen könnte. Schwierigkeiten, bei so alten und mannigfaltigen Verbin¬<lb/>
dungen, ließen sich voraussehn; diejenigen, welche er in dem Brief an Sie<lb/>
gegenwärtig anführt, sind von der Art, daß man unbillig sein würde, wenn<lb/>
man auf eine Entscheidung der Sache in diesem Augenblicke dringen wollte.<lb/>
Sie mag also noch eine Zeitlang ruhen; nur müssen wir freilich von unserer<lb/>
Seite wünschen, daß Herrn Ifflands Entschluß sich nicht allzulang verzögern<lb/>
möchte, indem, sobald wir die Unmöglichkeit sehen ihn zu besitzen, wir bei<lb/>
unserm Theater gewisse Maßregeln ergreifen und manche Einrichtungen treffen<lb/>
würden, welche wir bisher, in Hoffnung seiner baldigen Mitwirkung, auf¬<lb/>
geschoben haben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_665"> Weimar, den 12. August 1796.</p><lb/>
            <note type="bibl"> G."</note><lb/>
            <p xml:id="ID_666"> Später an KirmS:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_667"> &#x201E;Den Ifflandschen Bries mit meiner Antwort an Mad. Beck schicke ich<lb/>
zurück. Es erscheint aus jenem, daß er meine Erklärung, - die ich Böttigern<lb/>
zugestellt, noch nicht erhalten hat; was mag das vorstellen? Was aus der<lb/>
ganzen Sache werden soll, sehe ich nicht ein. Ich* mag, da doch eigentlich,<lb/>
wenn ich früh oder spät weggehe, die ganze Sache aus Ihnen ruht, nichts<lb/>
r«then und vorschlagen, als was Ihrem Wunsche gemäß ist. Was wäre denn<lb/>
aber zu riskiren,. wenn man Jffland statt eines Engagements, wie wir gethan,<lb/>
Direction und Contract, wie ihn Bellomo gehabt hat, offerirten, und ihm<lb/>
außer der Bedingung, daß er unsere dreijährigen Contracte einhalten müßte,<lb/>
Erlaubniß gäben, zu engagiren, wen er wollte? So weit wäre die Sache ab¬<lb/>
gethan, und er möchte sehen, wie er zurecht käme; er müßte sich anstrengen<lb/>
dem Publicum gefällig zu fein und es würde ihm gelingen. Das war mein<lb/>
erster Vorschlag und ist immer noch mein Wunsch, ob ich ihn gleich gegen<lb/>
niemand als gegen Sie äußern will. Wir haben für alle unsere Bemühungen<lb/>
weder von oben noch von unten eine Spur von Dank zu erwarten, und im<lb/>
Grunde sehe ich es täglich mehr ein, daß das Verhältniß, besonders für mich,<lb/>
ganz unanständig ist.</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Zi*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0195] Sie aus dem Empfang und aus dem ganzen Benehmen mit Ihnen in Weimar müssen bemerkt haben. Sie vermissen vielleicht eine Herzlichkeit an ihm, daS kann sein. Von dieser Seite zeigt er sich nicht oft und alsdann nur, wenn er die Menschen lange geprüft und bewährt gefunden hat." Böttiger, der seine Hand bekanntlich überall im Spiel, hatte sich auch in die Sache gemischt und Goethe schrieb ihm: „Ew. Wohlgeb. ist bekannt, wie sehr wir Herrn Jffland hier zu sehen und, als wir ihn gesehen hatten, zu besitzen wünschten; er schien den weima¬ rischen Verhältnissen nicht abgeneigt, und daher entstand jene Unterhandlung, die Ihnen bekannt ist. Herrn Ifflands Zusage war bedingt, wie er sich nämlich von Mannheim lossagen könnte. Schwierigkeiten, bei so alten und mannigfaltigen Verbin¬ dungen, ließen sich voraussehn; diejenigen, welche er in dem Brief an Sie gegenwärtig anführt, sind von der Art, daß man unbillig sein würde, wenn man auf eine Entscheidung der Sache in diesem Augenblicke dringen wollte. Sie mag also noch eine Zeitlang ruhen; nur müssen wir freilich von unserer Seite wünschen, daß Herrn Ifflands Entschluß sich nicht allzulang verzögern möchte, indem, sobald wir die Unmöglichkeit sehen ihn zu besitzen, wir bei unserm Theater gewisse Maßregeln ergreifen und manche Einrichtungen treffen würden, welche wir bisher, in Hoffnung seiner baldigen Mitwirkung, auf¬ geschoben haben. Weimar, den 12. August 1796. G." Später an KirmS: „Den Ifflandschen Bries mit meiner Antwort an Mad. Beck schicke ich zurück. Es erscheint aus jenem, daß er meine Erklärung, - die ich Böttigern zugestellt, noch nicht erhalten hat; was mag das vorstellen? Was aus der ganzen Sache werden soll, sehe ich nicht ein. Ich* mag, da doch eigentlich, wenn ich früh oder spät weggehe, die ganze Sache aus Ihnen ruht, nichts r«then und vorschlagen, als was Ihrem Wunsche gemäß ist. Was wäre denn aber zu riskiren,. wenn man Jffland statt eines Engagements, wie wir gethan, Direction und Contract, wie ihn Bellomo gehabt hat, offerirten, und ihm außer der Bedingung, daß er unsere dreijährigen Contracte einhalten müßte, Erlaubniß gäben, zu engagiren, wen er wollte? So weit wäre die Sache ab¬ gethan, und er möchte sehen, wie er zurecht käme; er müßte sich anstrengen dem Publicum gefällig zu fein und es würde ihm gelingen. Das war mein erster Vorschlag und ist immer noch mein Wunsch, ob ich ihn gleich gegen niemand als gegen Sie äußern will. Wir haben für alle unsere Bemühungen weder von oben noch von unten eine Spur von Dank zu erwarten, und im Grunde sehe ich es täglich mehr ein, daß das Verhältniß, besonders für mich, ganz unanständig ist. Zi*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/195
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/195>, abgerufen am 23.07.2024.