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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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Goethe als Theaterdirector.
2. , Ifflands Gastspiele.

Die berühmten Gastspiele Ifflands in Weimar im Jahre 1796 und -1798
sind nach so vielen Seiten hin von Interesse, daß eine Reihe von Ackerstücken
über dieselben mitgetheilt zu werden verdient.

Dem wirklichen Erscheinen des Künstlers ging jedes Mal eine ziemlich
lange Unterhandlung und deshalb ein weitläufiger Briefwechsel voran, bei
dem sich verschiedene Personen zu betheiligen hatten.

Jffland hatte schon im October 1796 an den Schauspieler Schall in
Weimar berichtet, daß er dort eine Reihe von Gastvorstellungen zu geben
wünsche, denn Goethe schreibt an Kirmö:

"Schall bringt mir einen Brief. Ich dächte, ich schriebe Jffland selbst,
verspräche ihm die Reisekosten, Quartier und Tisch im Gasthause und ein an¬
ständiges Douceur für seine Bemühung. Er scheint in diesem Fall billig zu
denken, wie ich ihn auch sonst kenne; wir können ihn, wenn er eine Zeitlang
hier ist, sondiren lassen und ihn wohlzufrieden wieder abfertigen."

Der Brief, den Goethe an Jffland schrieb, lautet:

"Aus dem großen und unersetzlichen Uebel, das jene Gegenden (Mann¬
heim, -- Krieg) trifft, wird uns kein kleiner Gewinn, wenn Sie uns indessen
besuchen und mit Ihrem Talent erfreuen wollen. In mehr als einer Rücksicht
war mir Ihre Ankunft lange wünschenswerth. Die Kosten Ihrer Reise uno
Ihres hiesigen Aufenthaltes werden wir gern tragen, und außerdem soll es
an einem anständigen Douceur nicht fehlen, so daß Sie nicht unzufrieden von
uns scheiden werden, wenn wir gleich nicht glauben, Ihr Verdienst nach
Würden belohnen zu können.

Auf eine längere Unterhaltung mit Ihnen über mancherlei Gegenstände
freue ich mich sehr und wünsche nur, daß Sie bei uns einige Zeit die traurige
Lage vergessen können, in welcher Sie die schöne und geliebte Gegend ver¬
lassen.

Weimar, 4. November 1796.


Goethe."

KirmS schreibt unter demselben Datum ebenfalls an Jffland:

"Herr Schall macht ven Herrn Geh. R. von Goethe die Hoffnung,
daß, wenn Mannheim nicht capituliren und dabei neutral bleiben sollte, Sie
vielleicht Weimar auf einige Zeit besuchen würden. Daß dieses dem Herrn
Geh. R. sehr lieb sein würde, davon könnten Sie sich durch die Beilage
überzeugen und können auch versichert sein, daß der Autor von so vielen
schönen dramatischen Stücken von Weimars kleinem Häuflein ebensogut auf¬
genommen werde, als jene Stücke selbst.

Un'terzeichneter, der bei dem hiesigen Theater einen gewissen Nervum zu


Goethe als Theaterdirector.
2. , Ifflands Gastspiele.

Die berühmten Gastspiele Ifflands in Weimar im Jahre 1796 und -1798
sind nach so vielen Seiten hin von Interesse, daß eine Reihe von Ackerstücken
über dieselben mitgetheilt zu werden verdient.

Dem wirklichen Erscheinen des Künstlers ging jedes Mal eine ziemlich
lange Unterhandlung und deshalb ein weitläufiger Briefwechsel voran, bei
dem sich verschiedene Personen zu betheiligen hatten.

Jffland hatte schon im October 1796 an den Schauspieler Schall in
Weimar berichtet, daß er dort eine Reihe von Gastvorstellungen zu geben
wünsche, denn Goethe schreibt an Kirmö:

„Schall bringt mir einen Brief. Ich dächte, ich schriebe Jffland selbst,
verspräche ihm die Reisekosten, Quartier und Tisch im Gasthause und ein an¬
ständiges Douceur für seine Bemühung. Er scheint in diesem Fall billig zu
denken, wie ich ihn auch sonst kenne; wir können ihn, wenn er eine Zeitlang
hier ist, sondiren lassen und ihn wohlzufrieden wieder abfertigen."

Der Brief, den Goethe an Jffland schrieb, lautet:

„Aus dem großen und unersetzlichen Uebel, das jene Gegenden (Mann¬
heim, — Krieg) trifft, wird uns kein kleiner Gewinn, wenn Sie uns indessen
besuchen und mit Ihrem Talent erfreuen wollen. In mehr als einer Rücksicht
war mir Ihre Ankunft lange wünschenswerth. Die Kosten Ihrer Reise uno
Ihres hiesigen Aufenthaltes werden wir gern tragen, und außerdem soll es
an einem anständigen Douceur nicht fehlen, so daß Sie nicht unzufrieden von
uns scheiden werden, wenn wir gleich nicht glauben, Ihr Verdienst nach
Würden belohnen zu können.

Auf eine längere Unterhaltung mit Ihnen über mancherlei Gegenstände
freue ich mich sehr und wünsche nur, daß Sie bei uns einige Zeit die traurige
Lage vergessen können, in welcher Sie die schöne und geliebte Gegend ver¬
lassen.

Weimar, 4. November 1796.


Goethe."

KirmS schreibt unter demselben Datum ebenfalls an Jffland:

„Herr Schall macht ven Herrn Geh. R. von Goethe die Hoffnung,
daß, wenn Mannheim nicht capituliren und dabei neutral bleiben sollte, Sie
vielleicht Weimar auf einige Zeit besuchen würden. Daß dieses dem Herrn
Geh. R. sehr lieb sein würde, davon könnten Sie sich durch die Beilage
überzeugen und können auch versichert sein, daß der Autor von so vielen
schönen dramatischen Stücken von Weimars kleinem Häuflein ebensogut auf¬
genommen werde, als jene Stücke selbst.

Un'terzeichneter, der bei dem hiesigen Theater einen gewissen Nervum zu


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[0191] Goethe als Theaterdirector. 2. , Ifflands Gastspiele. Die berühmten Gastspiele Ifflands in Weimar im Jahre 1796 und -1798 sind nach so vielen Seiten hin von Interesse, daß eine Reihe von Ackerstücken über dieselben mitgetheilt zu werden verdient. Dem wirklichen Erscheinen des Künstlers ging jedes Mal eine ziemlich lange Unterhandlung und deshalb ein weitläufiger Briefwechsel voran, bei dem sich verschiedene Personen zu betheiligen hatten. Jffland hatte schon im October 1796 an den Schauspieler Schall in Weimar berichtet, daß er dort eine Reihe von Gastvorstellungen zu geben wünsche, denn Goethe schreibt an Kirmö: „Schall bringt mir einen Brief. Ich dächte, ich schriebe Jffland selbst, verspräche ihm die Reisekosten, Quartier und Tisch im Gasthause und ein an¬ ständiges Douceur für seine Bemühung. Er scheint in diesem Fall billig zu denken, wie ich ihn auch sonst kenne; wir können ihn, wenn er eine Zeitlang hier ist, sondiren lassen und ihn wohlzufrieden wieder abfertigen." Der Brief, den Goethe an Jffland schrieb, lautet: „Aus dem großen und unersetzlichen Uebel, das jene Gegenden (Mann¬ heim, — Krieg) trifft, wird uns kein kleiner Gewinn, wenn Sie uns indessen besuchen und mit Ihrem Talent erfreuen wollen. In mehr als einer Rücksicht war mir Ihre Ankunft lange wünschenswerth. Die Kosten Ihrer Reise uno Ihres hiesigen Aufenthaltes werden wir gern tragen, und außerdem soll es an einem anständigen Douceur nicht fehlen, so daß Sie nicht unzufrieden von uns scheiden werden, wenn wir gleich nicht glauben, Ihr Verdienst nach Würden belohnen zu können. Auf eine längere Unterhaltung mit Ihnen über mancherlei Gegenstände freue ich mich sehr und wünsche nur, daß Sie bei uns einige Zeit die traurige Lage vergessen können, in welcher Sie die schöne und geliebte Gegend ver¬ lassen. Weimar, 4. November 1796. Goethe." KirmS schreibt unter demselben Datum ebenfalls an Jffland: „Herr Schall macht ven Herrn Geh. R. von Goethe die Hoffnung, daß, wenn Mannheim nicht capituliren und dabei neutral bleiben sollte, Sie vielleicht Weimar auf einige Zeit besuchen würden. Daß dieses dem Herrn Geh. R. sehr lieb sein würde, davon könnten Sie sich durch die Beilage überzeugen und können auch versichert sein, daß der Autor von so vielen schönen dramatischen Stücken von Weimars kleinem Häuflein ebensogut auf¬ genommen werde, als jene Stücke selbst. Un'terzeichneter, der bei dem hiesigen Theater einen gewissen Nervum zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/191>, abgerufen am 22.12.2024.