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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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auf Wolle und Zucker. In früherer Zeit bestand bekanntlich einer der großen
Streitpunkte zwischen den beiden Hauptp.nteicn in den Vereinigten Staaten (Whigs
und Demokraten) darin, daß die Whigs vermittelst der Eingangszölle nicht nur
der Union eine hinlängliche StaatSeinnahme verschaffen, sondern auch durch sehr
hohe Zollsätze auf manche Artikel der amerikanischen Industrie Vorschub leisten
wollten; während die Demokraten nur den ersten Gesichtspunkt billigten, den zweiten
aber als zum Monopol führend und als ein schreiendes Unrecht gegen die Masse
des Volkes zu Gunsten weniger Fabrikanten, stets entschieden verwarfen. Die
Whigpartei ist untergegangen und mit ihr die erwähnte Ansicht. Zwischen den
heutigen Parteien herrscht wenig oder gar keine Meinungsverschiedenheit in Betreff
der Zölle. Beide wollen nur Deckung der nöthigen Ausgaben der Centralregierung
vermittelst der Eingangszölle, die dem Volke gegenüber als indirecte Steuer wirken;
im Uebrigen begünstigen sie, der großen Mehrheit nach, die Idee des Freihandels.

Durchschnittliche U ebcrfahrtszeit zwischen Europa und Amerika.
Es dürfte manchem unserer Leser nicht uninteressant sein, hierüber Näheres zu
erfahren. Bekannt ist. daß die Ueberfahrt von Amerika nach Europa in der Regel
etwas weniger Zeit erfordert, als umgekehrt, weil in diesen Meeresgegcndcn die
Westwinde vorherrschen, ein günstiger Wind aber.auch bei der Dampfschiffahrt die
Schnelligkeit befördert, da bei solchem Wind der ungeduldige Dampfer auch noch
einige Segel aufzuspannen pflegt. Im Jahr 18SS nun war die Durchschnitts¬
dauer der Ueberfahrten folgende:

Von Amerika nach Europa.

Stunden

Tage

Die (amerikanische) Linie von Collins, von Neuyork nach Liverpool1020
Die (englische) Linie von Cunard, do.12
Die Postdampfer von Neuyork nach Bremen (Washington u. Herrmann1"19
Die frühern Postdampfer von Neuyork nach Havre14
Die neuen Va nderbiltschen Dampfer, do.1217

L. Von Europa nach Amerika.

Eollins, von Liverpool nach Neuyork11222/-.
Cunard, do.136
Postdampfer von Bremen nach NeuyorkIs12
Postdampfer von Havre nach Neuyork1i20
Vanderbiltsche Dampfer do.13Is

Die kürzesten aller Ueberfahrten hat übrigens im letzten Jahre das neueste
und größte Cunardsche Dampfschiff Persia (das im Jahr 18SS noch nicht
existirte) gemacht. Aber schon droht in Neuyork ein noch neuerer, noch größerer
und noch schönerer Dampfer vom Stapel zu laufen, der auch die Persia weit hinter
sich lassen will und die Ueberfahrt durchschnittlich in acht Tagen zu wachen ver¬
spricht. Sollte nicht unter solchen Umständen die Zeit nahe sein, wo europäische
Touristen auch einen Ausflug nach den Vereinigten Staaten in ihr gewöhnliches
Neiseprogramm aufnehmen werden? Gewiß ist, daß dabei mehr zu lernen wäre,
als bei manchem andern, den man jetzt als unentbehrlich zur Ausbildung eines
jungen Gentleman betrachtet.

Kriegsrecht zur See. Bekanntlich haben bei AbMeßung des letzten


auf Wolle und Zucker. In früherer Zeit bestand bekanntlich einer der großen
Streitpunkte zwischen den beiden Hauptp.nteicn in den Vereinigten Staaten (Whigs
und Demokraten) darin, daß die Whigs vermittelst der Eingangszölle nicht nur
der Union eine hinlängliche StaatSeinnahme verschaffen, sondern auch durch sehr
hohe Zollsätze auf manche Artikel der amerikanischen Industrie Vorschub leisten
wollten; während die Demokraten nur den ersten Gesichtspunkt billigten, den zweiten
aber als zum Monopol führend und als ein schreiendes Unrecht gegen die Masse
des Volkes zu Gunsten weniger Fabrikanten, stets entschieden verwarfen. Die
Whigpartei ist untergegangen und mit ihr die erwähnte Ansicht. Zwischen den
heutigen Parteien herrscht wenig oder gar keine Meinungsverschiedenheit in Betreff
der Zölle. Beide wollen nur Deckung der nöthigen Ausgaben der Centralregierung
vermittelst der Eingangszölle, die dem Volke gegenüber als indirecte Steuer wirken;
im Uebrigen begünstigen sie, der großen Mehrheit nach, die Idee des Freihandels.

Durchschnittliche U ebcrfahrtszeit zwischen Europa und Amerika.
Es dürfte manchem unserer Leser nicht uninteressant sein, hierüber Näheres zu
erfahren. Bekannt ist. daß die Ueberfahrt von Amerika nach Europa in der Regel
etwas weniger Zeit erfordert, als umgekehrt, weil in diesen Meeresgegcndcn die
Westwinde vorherrschen, ein günstiger Wind aber.auch bei der Dampfschiffahrt die
Schnelligkeit befördert, da bei solchem Wind der ungeduldige Dampfer auch noch
einige Segel aufzuspannen pflegt. Im Jahr 18SS nun war die Durchschnitts¬
dauer der Ueberfahrten folgende:

Von Amerika nach Europa.

Stunden

Tage

Die (amerikanische) Linie von Collins, von Neuyork nach Liverpool1020
Die (englische) Linie von Cunard, do.12
Die Postdampfer von Neuyork nach Bremen (Washington u. Herrmann1»19
Die frühern Postdampfer von Neuyork nach Havre14
Die neuen Va nderbiltschen Dampfer, do.1217

L. Von Europa nach Amerika.

Eollins, von Liverpool nach Neuyork11222/-.
Cunard, do.136
Postdampfer von Bremen nach NeuyorkIs12
Postdampfer von Havre nach Neuyork1i20
Vanderbiltsche Dampfer do.13Is

Die kürzesten aller Ueberfahrten hat übrigens im letzten Jahre das neueste
und größte Cunardsche Dampfschiff Persia (das im Jahr 18SS noch nicht
existirte) gemacht. Aber schon droht in Neuyork ein noch neuerer, noch größerer
und noch schönerer Dampfer vom Stapel zu laufen, der auch die Persia weit hinter
sich lassen will und die Ueberfahrt durchschnittlich in acht Tagen zu wachen ver¬
spricht. Sollte nicht unter solchen Umständen die Zeit nahe sein, wo europäische
Touristen auch einen Ausflug nach den Vereinigten Staaten in ihr gewöhnliches
Neiseprogramm aufnehmen werden? Gewiß ist, daß dabei mehr zu lernen wäre,
als bei manchem andern, den man jetzt als unentbehrlich zur Ausbildung eines
jungen Gentleman betrachtet.

Kriegsrecht zur See. Bekanntlich haben bei AbMeßung des letzten


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[0165] auf Wolle und Zucker. In früherer Zeit bestand bekanntlich einer der großen Streitpunkte zwischen den beiden Hauptp.nteicn in den Vereinigten Staaten (Whigs und Demokraten) darin, daß die Whigs vermittelst der Eingangszölle nicht nur der Union eine hinlängliche StaatSeinnahme verschaffen, sondern auch durch sehr hohe Zollsätze auf manche Artikel der amerikanischen Industrie Vorschub leisten wollten; während die Demokraten nur den ersten Gesichtspunkt billigten, den zweiten aber als zum Monopol führend und als ein schreiendes Unrecht gegen die Masse des Volkes zu Gunsten weniger Fabrikanten, stets entschieden verwarfen. Die Whigpartei ist untergegangen und mit ihr die erwähnte Ansicht. Zwischen den heutigen Parteien herrscht wenig oder gar keine Meinungsverschiedenheit in Betreff der Zölle. Beide wollen nur Deckung der nöthigen Ausgaben der Centralregierung vermittelst der Eingangszölle, die dem Volke gegenüber als indirecte Steuer wirken; im Uebrigen begünstigen sie, der großen Mehrheit nach, die Idee des Freihandels. Durchschnittliche U ebcrfahrtszeit zwischen Europa und Amerika. Es dürfte manchem unserer Leser nicht uninteressant sein, hierüber Näheres zu erfahren. Bekannt ist. daß die Ueberfahrt von Amerika nach Europa in der Regel etwas weniger Zeit erfordert, als umgekehrt, weil in diesen Meeresgegcndcn die Westwinde vorherrschen, ein günstiger Wind aber.auch bei der Dampfschiffahrt die Schnelligkeit befördert, da bei solchem Wind der ungeduldige Dampfer auch noch einige Segel aufzuspannen pflegt. Im Jahr 18SS nun war die Durchschnitts¬ dauer der Ueberfahrten folgende: Von Amerika nach Europa. Stunden Tage Die (amerikanische) Linie von Collins, von Neuyork nach Liverpool1020 Die (englische) Linie von Cunard, do.12 Die Postdampfer von Neuyork nach Bremen (Washington u. Herrmann1»19 Die frühern Postdampfer von Neuyork nach Havre14 Die neuen Va nderbiltschen Dampfer, do.1217 L. Von Europa nach Amerika. Eollins, von Liverpool nach Neuyork11222/-. Cunard, do.136 Postdampfer von Bremen nach NeuyorkIs12 Postdampfer von Havre nach Neuyork1i20 Vanderbiltsche Dampfer do.13Is Die kürzesten aller Ueberfahrten hat übrigens im letzten Jahre das neueste und größte Cunardsche Dampfschiff Persia (das im Jahr 18SS noch nicht existirte) gemacht. Aber schon droht in Neuyork ein noch neuerer, noch größerer und noch schönerer Dampfer vom Stapel zu laufen, der auch die Persia weit hinter sich lassen will und die Ueberfahrt durchschnittlich in acht Tagen zu wachen ver¬ spricht. Sollte nicht unter solchen Umständen die Zeit nahe sein, wo europäische Touristen auch einen Ausflug nach den Vereinigten Staaten in ihr gewöhnliches Neiseprogramm aufnehmen werden? Gewiß ist, daß dabei mehr zu lernen wäre, als bei manchem andern, den man jetzt als unentbehrlich zur Ausbildung eines jungen Gentleman betrachtet. Kriegsrecht zur See. Bekanntlich haben bei AbMeßung des letzten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/165>, abgerufen am 23.07.2024.