Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.Korrespondenzen. Die. Domnfmstenthi'ttNNV Zwei Fragen von entscheidender Bedeutung für die Sollen sie von lebenslänglichen Wahlsürsten oder von einer erblichen Dynastie Durch den pariser Frieden sind diese beiden fundamentalen Fragen nicht erle¬ Es versteht sich von selbst, daß die jetzt zusammentretende Commission eben¬ Da indessen doch die Donaufürstenthümer selbst zunächst an dieser Entscheidung Die Erblichkeit des Fürstenthu ins -- das politische Leiden dieser Lar- Korrespondenzen. Die. Domnfmstenthi'ttNNV Zwei Fragen von entscheidender Bedeutung für die Sollen sie von lebenslänglichen Wahlsürsten oder von einer erblichen Dynastie Durch den pariser Frieden sind diese beiden fundamentalen Fragen nicht erle¬ Es versteht sich von selbst, daß die jetzt zusammentretende Commission eben¬ Da indessen doch die Donaufürstenthümer selbst zunächst an dieser Entscheidung Die Erblichkeit des Fürstenthu ins — das politische Leiden dieser Lar- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102674"/> </div> <div n="1"> <head> Korrespondenzen.</head><lb/> <div n="2"> <head> Die. Domnfmstenthi'ttNNV</head> <p xml:id="ID_252"> Zwei Fragen von entscheidender Bedeutung für die<lb/> ganze Zukunft der unteren Donauländer müssen in nächster Zeit ihre definitive Er¬<lb/> ledigung finden. Die eure betrifft die Macht und den Umfang, die zweite die Be-<lb/> herrschungssorm derselben. Sollen die beiden Donaufürstenthümer getrennt bleiben<lb/> oder vereinigt werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_253"> Sollen sie von lebenslänglichen Wahlsürsten oder von einer erblichen Dynastie<lb/> regiert werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_254"> Durch den pariser Frieden sind diese beiden fundamentalen Fragen nicht erle¬<lb/> digt; derselbe hat nur eine Commission angeordnet, welche die Meinung der Lan¬<lb/> desvertretung der Fürstenthümer über die künftige Organisation derselben erforschen<lb/> und dann den Mächten definitive Vorschläge über dieselben machen soll. Die letzte<lb/> Entscheidung werden die Großmächte und die Pforte haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_255"> Es versteht sich von selbst, daß die jetzt zusammentretende Commission eben¬<lb/> sowenig als die Landesvertretung der Donaufürstenthümer aus die Lösung jener<lb/> beiden Fragen einen entscheidenden Einfluß haben werden. Man wird ihren<lb/> Vorschlägen in Betreff der Organisation der Verwaltung, in Betreff ber constitutio-<lb/> nellen Garantien und ähnlichen Fragen im Wesentlichen natürlich die Bestätigung<lb/> nicht versagen, aber in jenen beiden Punkten werden von Anfang an die Kom¬<lb/> missäre nur diejenige Meinung aussprechen, die sie in ihren Jnstructionen von Hause<lb/> mitgenommen haben. Es sind nicht Fragen der Detailkunde, sondern der allge¬<lb/> meinen Politik und was die Nationalvertretung der Fürstenthümer anbetrifft, es<lb/> sind Fragen, die schwerlich aus dem Interesse der beiden Länder, sondern aus dem<lb/> Interesse der hohen Schntzmächte entschieden werden dürsten.</p><lb/> <p xml:id="ID_256"> Da indessen doch die Donaufürstenthümer selbst zunächst an dieser Entscheidung<lb/> betheiligt sind, so darf dieselbe immerhin auch von dem Standpunkt ihrer eignen<lb/> Interessen betrachtet werden und von diesem Standpunkt aus kann kaum eine zwei¬<lb/> fache Meinung stattfinden. Die Vereinigung — die beiden Fürstenthümer, ob-<lb/> wol seit Jahrhunderten regelmäßig getrennt, sind durch alles vereinigt, was die<lb/> Grundlage für eine staatliche Vereinigung bildet: dieselbe Nationalität der Bevöl¬<lb/> kerung, dieselbe Sitte und Sprache, dieselbe Religion, dieselben Bodenverhältnisse<lb/> und materiellen Interessen, endlich von mächtigen Nachbarn umgeben, dasselbe Be-<lb/> , dürfniß in sich selbst die Möglichst der Selbstständigkeit und nöthigenfalls die Kraft<lb/> des Widerstandes zu suchen. Die Walachei hat über 2,300.000, die Moldau über<lb/> 4,500,000 Einwohner. Getrennt vermögen sie sast so gut wie nichts, vereinigt<lb/> bilden sie immer einen Staat von der militärischen Stärke Belgiens oder Londons.</p><lb/> <p xml:id="ID_257" next="#ID_258"> Die Erblichkeit des Fürstenthu ins — das politische Leiden dieser Lar-<lb/> 'der ist seit Jahrhunderten ein Adel gewesen, der dem polnischen sast in allem ähn¬<lb/> lich ist, vor allem in der Tyrannei gegen seine Unterfassen und der Unbotmäßig-<lb/> wt gegen seine Fürsten, in Gleichgiltigkeit für das öffentliche Wohl, in Unwissen¬<lb/> heit und Sittenlosigkeit. und in der Unfähigkeit zu regieren und zu gehorchen. Die<lb/> türkische Herrschaft ist in diesen Ländern wie die russische in Polen nur durch die<lb/> Parteiungen und die Anarchie der Bojaren möglich geworden, und dieselben haben</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
Korrespondenzen.
Die. Domnfmstenthi'ttNNV Zwei Fragen von entscheidender Bedeutung für die
ganze Zukunft der unteren Donauländer müssen in nächster Zeit ihre definitive Er¬
ledigung finden. Die eure betrifft die Macht und den Umfang, die zweite die Be-
herrschungssorm derselben. Sollen die beiden Donaufürstenthümer getrennt bleiben
oder vereinigt werden?
Sollen sie von lebenslänglichen Wahlsürsten oder von einer erblichen Dynastie
regiert werden?
Durch den pariser Frieden sind diese beiden fundamentalen Fragen nicht erle¬
digt; derselbe hat nur eine Commission angeordnet, welche die Meinung der Lan¬
desvertretung der Fürstenthümer über die künftige Organisation derselben erforschen
und dann den Mächten definitive Vorschläge über dieselben machen soll. Die letzte
Entscheidung werden die Großmächte und die Pforte haben.
Es versteht sich von selbst, daß die jetzt zusammentretende Commission eben¬
sowenig als die Landesvertretung der Donaufürstenthümer aus die Lösung jener
beiden Fragen einen entscheidenden Einfluß haben werden. Man wird ihren
Vorschlägen in Betreff der Organisation der Verwaltung, in Betreff ber constitutio-
nellen Garantien und ähnlichen Fragen im Wesentlichen natürlich die Bestätigung
nicht versagen, aber in jenen beiden Punkten werden von Anfang an die Kom¬
missäre nur diejenige Meinung aussprechen, die sie in ihren Jnstructionen von Hause
mitgenommen haben. Es sind nicht Fragen der Detailkunde, sondern der allge¬
meinen Politik und was die Nationalvertretung der Fürstenthümer anbetrifft, es
sind Fragen, die schwerlich aus dem Interesse der beiden Länder, sondern aus dem
Interesse der hohen Schntzmächte entschieden werden dürsten.
Da indessen doch die Donaufürstenthümer selbst zunächst an dieser Entscheidung
betheiligt sind, so darf dieselbe immerhin auch von dem Standpunkt ihrer eignen
Interessen betrachtet werden und von diesem Standpunkt aus kann kaum eine zwei¬
fache Meinung stattfinden. Die Vereinigung — die beiden Fürstenthümer, ob-
wol seit Jahrhunderten regelmäßig getrennt, sind durch alles vereinigt, was die
Grundlage für eine staatliche Vereinigung bildet: dieselbe Nationalität der Bevöl¬
kerung, dieselbe Sitte und Sprache, dieselbe Religion, dieselben Bodenverhältnisse
und materiellen Interessen, endlich von mächtigen Nachbarn umgeben, dasselbe Be-
, dürfniß in sich selbst die Möglichst der Selbstständigkeit und nöthigenfalls die Kraft
des Widerstandes zu suchen. Die Walachei hat über 2,300.000, die Moldau über
4,500,000 Einwohner. Getrennt vermögen sie sast so gut wie nichts, vereinigt
bilden sie immer einen Staat von der militärischen Stärke Belgiens oder Londons.
Die Erblichkeit des Fürstenthu ins — das politische Leiden dieser Lar-
'der ist seit Jahrhunderten ein Adel gewesen, der dem polnischen sast in allem ähn¬
lich ist, vor allem in der Tyrannei gegen seine Unterfassen und der Unbotmäßig-
wt gegen seine Fürsten, in Gleichgiltigkeit für das öffentliche Wohl, in Unwissen¬
heit und Sittenlosigkeit. und in der Unfähigkeit zu regieren und zu gehorchen. Die
türkische Herrschaft ist in diesen Ländern wie die russische in Polen nur durch die
Parteiungen und die Anarchie der Bojaren möglich geworden, und dieselben haben
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |