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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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Dies alles ist so vollkommen klar, daß die Sklavenstaaten selbst, -- denen
es keineswegs an verständigen Leuten und tüchtigen Staatsmännern fehlt,
und in denen man den Werth des "8obsr ssoonä tkouxlit" nicht weniger kennt
als in den nördlichen, -- sich unmöglich darüber täuschen können. Die Wuth
der Sklavenhalter ist die der Furcht und der Schwäche. Auch mag bei den
Ausbrüchen derselben viel Kriegslist im Spiel sein; denn man kann zuversicht¬
lich annehmen, daß ihre Drohung, sich von der Union loszusagen, keinen
andern Zweck hatte, als auf die Präsidentenwahl einzuwirken d. h. die Stim¬
men der Aengstlichen dem gefürchteten Fremont zu entziehen und dem demokra¬
tischen Candidaten zuzuwenden, was ihnen auch bei Vielen gelungen sein
mag. Wären die freien Staaten sich ihrer Stellung und ihres Uebergewichtes
deutlich bewußt, und besäßen sie die Energie und Einheit ihrer Gegner, so
könnten sie mit größerm Rechte dieselbe Drohung gegen den Süden anwenden
und die Sklavenhalter würden dann bald, im Gefühle ihrer Hilflosigkeit, sich
gemäßigter und nachgiebiger zeigen. Man hat zwar gesagt, daß der Süden,
im Fall einer-Trennung der Union, durch Bündnisse mit England oder Frank¬
reich das Gleichgewicht seiner Macht gegen den Norden wieder gewinnen könne.
Allein man vergißt, daß weder England noch Frankreich leicht zu bewegen
sein würden, die Waffen für das Sklnvenwesen zu ergreisen, dem sie in ihren
eignen Besitzungen auf so energische Weise ein Ende gemacht haben, und das
sie auf dem Meere fortwährend mit ihren Kriegsschiffen bekämpfen; -- ferner,
daß auf jeden Fall eine solche Hilfe mit sehr großen Opfern erkauft werden
müßte, und endlich, daß, wenn der Süden seine Macht durch Bündnisse ver¬
größern sollte, dasselbe Mittel auch dem Norden freistehen würde.

Gesetzt übrigens, es käme wirklich, aller Wahrscheinlichkeit zuwider, zu
einer solchen Trennung, so könnte man sich, von dem kosmopolitischen Stand¬
punkt aus, leicht mit dem Gedanken trösten, daß das allgemeine Interesse der
Menschheit dabei'mehr gewinnen als verlieren würde. Man sähe dann, statt
einem, zwei freie Staaten nebeneinander bestehen. Den einen -- den südlichen --
müßte mein freilich mit einem "dadeai, 8ibi" dem Schicksale überlassen, dem das
sündhafte Sklavenwesen ihn früher oder später zuführen muß, der andere hin¬
gegen würde eine um so glänzendere Erscheinung bieten. Auch als Großmacht
würde er einst in der Wagschale der Weltgeschichte nicht viel weniger wiegen,
da sein Gebiet, mit Einschluß der dazu gehörigen Territorien, reichlichen Raum
für eine Bevölkerung von 150 Millionen bietet.


wachsen der Bevölkerung zeigt sich bei Vergleichung der übrigen Sklavenstaaten mit den freien.
Der durchschnittliche Gesammtwerth der Prvdu ete des Bodens in den freien Staaten über¬
trifft um mehr als das Dreifache den der Sklavenstaate", obwol die Bodenfläche der lejztcrn
um mehr als 200,000 Quadratmeilen größer ist. Die Fabriken, Bergwerke und sonstigen
Industriezweige der Vereinigten Staaten reprnsentireu ein Total von es. i>3" Millionen Dollars
und davon kommen nnr <-->,. 93 Millionen ans die Sklavenstaaten.

Dies alles ist so vollkommen klar, daß die Sklavenstaaten selbst, — denen
es keineswegs an verständigen Leuten und tüchtigen Staatsmännern fehlt,
und in denen man den Werth des „8obsr ssoonä tkouxlit" nicht weniger kennt
als in den nördlichen, — sich unmöglich darüber täuschen können. Die Wuth
der Sklavenhalter ist die der Furcht und der Schwäche. Auch mag bei den
Ausbrüchen derselben viel Kriegslist im Spiel sein; denn man kann zuversicht¬
lich annehmen, daß ihre Drohung, sich von der Union loszusagen, keinen
andern Zweck hatte, als auf die Präsidentenwahl einzuwirken d. h. die Stim¬
men der Aengstlichen dem gefürchteten Fremont zu entziehen und dem demokra¬
tischen Candidaten zuzuwenden, was ihnen auch bei Vielen gelungen sein
mag. Wären die freien Staaten sich ihrer Stellung und ihres Uebergewichtes
deutlich bewußt, und besäßen sie die Energie und Einheit ihrer Gegner, so
könnten sie mit größerm Rechte dieselbe Drohung gegen den Süden anwenden
und die Sklavenhalter würden dann bald, im Gefühle ihrer Hilflosigkeit, sich
gemäßigter und nachgiebiger zeigen. Man hat zwar gesagt, daß der Süden,
im Fall einer-Trennung der Union, durch Bündnisse mit England oder Frank¬
reich das Gleichgewicht seiner Macht gegen den Norden wieder gewinnen könne.
Allein man vergißt, daß weder England noch Frankreich leicht zu bewegen
sein würden, die Waffen für das Sklnvenwesen zu ergreisen, dem sie in ihren
eignen Besitzungen auf so energische Weise ein Ende gemacht haben, und das
sie auf dem Meere fortwährend mit ihren Kriegsschiffen bekämpfen; — ferner,
daß auf jeden Fall eine solche Hilfe mit sehr großen Opfern erkauft werden
müßte, und endlich, daß, wenn der Süden seine Macht durch Bündnisse ver¬
größern sollte, dasselbe Mittel auch dem Norden freistehen würde.

Gesetzt übrigens, es käme wirklich, aller Wahrscheinlichkeit zuwider, zu
einer solchen Trennung, so könnte man sich, von dem kosmopolitischen Stand¬
punkt aus, leicht mit dem Gedanken trösten, daß das allgemeine Interesse der
Menschheit dabei'mehr gewinnen als verlieren würde. Man sähe dann, statt
einem, zwei freie Staaten nebeneinander bestehen. Den einen — den südlichen —
müßte mein freilich mit einem „dadeai, 8ibi" dem Schicksale überlassen, dem das
sündhafte Sklavenwesen ihn früher oder später zuführen muß, der andere hin¬
gegen würde eine um so glänzendere Erscheinung bieten. Auch als Großmacht
würde er einst in der Wagschale der Weltgeschichte nicht viel weniger wiegen,
da sein Gebiet, mit Einschluß der dazu gehörigen Territorien, reichlichen Raum
für eine Bevölkerung von 150 Millionen bietet.


wachsen der Bevölkerung zeigt sich bei Vergleichung der übrigen Sklavenstaaten mit den freien.
Der durchschnittliche Gesammtwerth der Prvdu ete des Bodens in den freien Staaten über¬
trifft um mehr als das Dreifache den der Sklavenstaate», obwol die Bodenfläche der lejztcrn
um mehr als 200,000 Quadratmeilen größer ist. Die Fabriken, Bergwerke und sonstigen
Industriezweige der Vereinigten Staaten reprnsentireu ein Total von es. i>3» Millionen Dollars
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[0429] Dies alles ist so vollkommen klar, daß die Sklavenstaaten selbst, — denen es keineswegs an verständigen Leuten und tüchtigen Staatsmännern fehlt, und in denen man den Werth des „8obsr ssoonä tkouxlit" nicht weniger kennt als in den nördlichen, — sich unmöglich darüber täuschen können. Die Wuth der Sklavenhalter ist die der Furcht und der Schwäche. Auch mag bei den Ausbrüchen derselben viel Kriegslist im Spiel sein; denn man kann zuversicht¬ lich annehmen, daß ihre Drohung, sich von der Union loszusagen, keinen andern Zweck hatte, als auf die Präsidentenwahl einzuwirken d. h. die Stim¬ men der Aengstlichen dem gefürchteten Fremont zu entziehen und dem demokra¬ tischen Candidaten zuzuwenden, was ihnen auch bei Vielen gelungen sein mag. Wären die freien Staaten sich ihrer Stellung und ihres Uebergewichtes deutlich bewußt, und besäßen sie die Energie und Einheit ihrer Gegner, so könnten sie mit größerm Rechte dieselbe Drohung gegen den Süden anwenden und die Sklavenhalter würden dann bald, im Gefühle ihrer Hilflosigkeit, sich gemäßigter und nachgiebiger zeigen. Man hat zwar gesagt, daß der Süden, im Fall einer-Trennung der Union, durch Bündnisse mit England oder Frank¬ reich das Gleichgewicht seiner Macht gegen den Norden wieder gewinnen könne. Allein man vergißt, daß weder England noch Frankreich leicht zu bewegen sein würden, die Waffen für das Sklnvenwesen zu ergreisen, dem sie in ihren eignen Besitzungen auf so energische Weise ein Ende gemacht haben, und das sie auf dem Meere fortwährend mit ihren Kriegsschiffen bekämpfen; — ferner, daß auf jeden Fall eine solche Hilfe mit sehr großen Opfern erkauft werden müßte, und endlich, daß, wenn der Süden seine Macht durch Bündnisse ver¬ größern sollte, dasselbe Mittel auch dem Norden freistehen würde. Gesetzt übrigens, es käme wirklich, aller Wahrscheinlichkeit zuwider, zu einer solchen Trennung, so könnte man sich, von dem kosmopolitischen Stand¬ punkt aus, leicht mit dem Gedanken trösten, daß das allgemeine Interesse der Menschheit dabei'mehr gewinnen als verlieren würde. Man sähe dann, statt einem, zwei freie Staaten nebeneinander bestehen. Den einen — den südlichen — müßte mein freilich mit einem „dadeai, 8ibi" dem Schicksale überlassen, dem das sündhafte Sklavenwesen ihn früher oder später zuführen muß, der andere hin¬ gegen würde eine um so glänzendere Erscheinung bieten. Auch als Großmacht würde er einst in der Wagschale der Weltgeschichte nicht viel weniger wiegen, da sein Gebiet, mit Einschluß der dazu gehörigen Territorien, reichlichen Raum für eine Bevölkerung von 150 Millionen bietet. wachsen der Bevölkerung zeigt sich bei Vergleichung der übrigen Sklavenstaaten mit den freien. Der durchschnittliche Gesammtwerth der Prvdu ete des Bodens in den freien Staaten über¬ trifft um mehr als das Dreifache den der Sklavenstaate», obwol die Bodenfläche der lejztcrn um mehr als 200,000 Quadratmeilen größer ist. Die Fabriken, Bergwerke und sonstigen Industriezweige der Vereinigten Staaten reprnsentireu ein Total von es. i>3» Millionen Dollars und davon kommen nnr <-->,. 93 Millionen ans die Sklavenstaaten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/429>, abgerufen am 23.07.2024.