Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

gönner? Je besser es einem gehet, je mehr Mißgönner hat man. Darum
sagen die Holländer: i6t is betör, beriieclt, als bslilakFt, als leid man onsvn
liövsn llssr dsdasAt. Was meinst Du wol, wieviel Mißgönner ich habe, wo¬
von ich aber die wenigsten kenne, die meisten aber kenne ich nicht. Dawider
muß man aus der Litanei singen: unsern Feinden, Verfolgern und Lästerern
wollestu Herr vergeben und sie bekehren. Ich hätte gern gesehen, daß , als
Frick und Anflug Dich S Mal molliret, Du zu sie gegangen wärest. Du
schreibest, daß sie Dich würden haben etwas abfragen wollen. Aber Du bist ja
kein Kind, daß sie Dir hätten können was abfragen, besonders hättest Du ihnen
ja nur können antworten, was Du gewollt und sie wissen sollen. Du schreibst
auch, daß Frick vor Dir den Hut nicht abnähme; nun bist Du ja jünger als
Frick, und kommt also Dir ja zuvörderst zu, daß Du ihn' zuerst grüßest. Du
meldest' auch, daß Anflug gute Worte gäbe und habe er Galle im Herzen,
darauf dienet, daß man Füchse mit Füchsen müsse pflügen. Gib Du auch
allen Leuten, sie seien geiht- oder weltlich, zu allen Zeiten gute Worte und
gedenke das Deine daneben, das ist der Welt Lauf.

Es ist uns aus Deinem Schreiben sonderlich lieb zu vernehmen, daß Du
hoffest in der portugiesischen Sprache bald zu avanciren, welches Dir ein groß
oontsntemönt geben wird, und ob Du zwar wegen Mangel der Sprache sür
jetzt keine sonderliche Hilfe und Assistenz im Kaufen und Verkaufen leisten
kannst, so kannst Du doch die Bücher halten und alles fleißig anschreiben und
verzeichnen. --

Vermählte Deinen jungen Heinrich zur Gottesfurcht und mithin zu Beten
und Lesen und laß ihn des Sonntags Vormittags Dir deS Uollsri postillg,
auf Deiner Kammer vorlesen.

Deine Mutter hat mit Günther Andreas geredet und ihm gesaget, er soll
Acht haben, wenn ein Schiffer an der Börse angeschlagen, daß er auf Lissabon
laden wolle, alsdann soll die Tonne Bier ungefärbt werden. Du hast bei
Deiner Frau Mutter nicht 8 Mark 10 Schill., sondern 8 Nthlr. gut, das habe
ich Dir auch vor diesem geschrieben. Und wenn die 8 Nthlr. schon zu Ende
sein, so wird eS auf eine Tonne Bier nicht ankommen. Du hast alle Zeit so
viel und mehr gut. Wir werden Dir, ob Gott will, auch einen frischen ge¬
räucherten Elblachs übersenden und verehren, denn ich habe bereits vor
3 Tagen zwei Lachse in den Rauch schneiden lassen, wovon wir Dir einen zuge¬
dacht haben. Und läßt sich der Lachsfang ziemlich an, wiewol sie das Pfund
annoch für 1 Mark verkaufen.

Am vergangenen Montag hielten wir unsre Petri- und gestern unsere
Matthiä-Collation, da ich denn bequeme Gelegenheit gehabt, Dich und Deinen
Eonfrater dem Herrn Bümmelmann zu recvmmandiren. Derselbe rühmte mir,
daß er Briefe von Dir hatte, und ließ sich der gute ehrliche Mann gegen Mich


gönner? Je besser es einem gehet, je mehr Mißgönner hat man. Darum
sagen die Holländer: i6t is betör, beriieclt, als bslilakFt, als leid man onsvn
liövsn llssr dsdasAt. Was meinst Du wol, wieviel Mißgönner ich habe, wo¬
von ich aber die wenigsten kenne, die meisten aber kenne ich nicht. Dawider
muß man aus der Litanei singen: unsern Feinden, Verfolgern und Lästerern
wollestu Herr vergeben und sie bekehren. Ich hätte gern gesehen, daß , als
Frick und Anflug Dich S Mal molliret, Du zu sie gegangen wärest. Du
schreibest, daß sie Dich würden haben etwas abfragen wollen. Aber Du bist ja
kein Kind, daß sie Dir hätten können was abfragen, besonders hättest Du ihnen
ja nur können antworten, was Du gewollt und sie wissen sollen. Du schreibst
auch, daß Frick vor Dir den Hut nicht abnähme; nun bist Du ja jünger als
Frick, und kommt also Dir ja zuvörderst zu, daß Du ihn' zuerst grüßest. Du
meldest' auch, daß Anflug gute Worte gäbe und habe er Galle im Herzen,
darauf dienet, daß man Füchse mit Füchsen müsse pflügen. Gib Du auch
allen Leuten, sie seien geiht- oder weltlich, zu allen Zeiten gute Worte und
gedenke das Deine daneben, das ist der Welt Lauf.

Es ist uns aus Deinem Schreiben sonderlich lieb zu vernehmen, daß Du
hoffest in der portugiesischen Sprache bald zu avanciren, welches Dir ein groß
oontsntemönt geben wird, und ob Du zwar wegen Mangel der Sprache sür
jetzt keine sonderliche Hilfe und Assistenz im Kaufen und Verkaufen leisten
kannst, so kannst Du doch die Bücher halten und alles fleißig anschreiben und
verzeichnen. —

Vermählte Deinen jungen Heinrich zur Gottesfurcht und mithin zu Beten
und Lesen und laß ihn des Sonntags Vormittags Dir deS Uollsri postillg,
auf Deiner Kammer vorlesen.

Deine Mutter hat mit Günther Andreas geredet und ihm gesaget, er soll
Acht haben, wenn ein Schiffer an der Börse angeschlagen, daß er auf Lissabon
laden wolle, alsdann soll die Tonne Bier ungefärbt werden. Du hast bei
Deiner Frau Mutter nicht 8 Mark 10 Schill., sondern 8 Nthlr. gut, das habe
ich Dir auch vor diesem geschrieben. Und wenn die 8 Nthlr. schon zu Ende
sein, so wird eS auf eine Tonne Bier nicht ankommen. Du hast alle Zeit so
viel und mehr gut. Wir werden Dir, ob Gott will, auch einen frischen ge¬
räucherten Elblachs übersenden und verehren, denn ich habe bereits vor
3 Tagen zwei Lachse in den Rauch schneiden lassen, wovon wir Dir einen zuge¬
dacht haben. Und läßt sich der Lachsfang ziemlich an, wiewol sie das Pfund
annoch für 1 Mark verkaufen.

Am vergangenen Montag hielten wir unsre Petri- und gestern unsere
Matthiä-Collation, da ich denn bequeme Gelegenheit gehabt, Dich und Deinen
Eonfrater dem Herrn Bümmelmann zu recvmmandiren. Derselbe rühmte mir,
daß er Briefe von Dir hatte, und ließ sich der gute ehrliche Mann gegen Mich


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0358" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102953"/>
            <p xml:id="ID_1169" prev="#ID_1168"> gönner? Je besser es einem gehet, je mehr Mißgönner hat man. Darum<lb/>
sagen die Holländer: i6t is betör, beriieclt, als bslilakFt, als leid man onsvn<lb/>
liövsn llssr dsdasAt. Was meinst Du wol, wieviel Mißgönner ich habe, wo¬<lb/>
von ich aber die wenigsten kenne, die meisten aber kenne ich nicht. Dawider<lb/>
muß man aus der Litanei singen: unsern Feinden, Verfolgern und Lästerern<lb/>
wollestu Herr vergeben und sie bekehren. Ich hätte gern gesehen, daß , als<lb/>
Frick und Anflug Dich S Mal molliret, Du zu sie gegangen wärest. Du<lb/>
schreibest, daß sie Dich würden haben etwas abfragen wollen. Aber Du bist ja<lb/>
kein Kind, daß sie Dir hätten können was abfragen, besonders hättest Du ihnen<lb/>
ja nur können antworten, was Du gewollt und sie wissen sollen. Du schreibst<lb/>
auch, daß Frick vor Dir den Hut nicht abnähme; nun bist Du ja jünger als<lb/>
Frick, und kommt also Dir ja zuvörderst zu, daß Du ihn' zuerst grüßest. Du<lb/>
meldest' auch, daß Anflug gute Worte gäbe und habe er Galle im Herzen,<lb/>
darauf dienet, daß man Füchse mit Füchsen müsse pflügen. Gib Du auch<lb/>
allen Leuten, sie seien geiht- oder weltlich, zu allen Zeiten gute Worte und<lb/>
gedenke das Deine daneben, das ist der Welt Lauf.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1170"> Es ist uns aus Deinem Schreiben sonderlich lieb zu vernehmen, daß Du<lb/>
hoffest in der portugiesischen Sprache bald zu avanciren, welches Dir ein groß<lb/>
oontsntemönt geben wird, und ob Du zwar wegen Mangel der Sprache sür<lb/>
jetzt keine sonderliche Hilfe und Assistenz im Kaufen und Verkaufen leisten<lb/>
kannst, so kannst Du doch die Bücher halten und alles fleißig anschreiben und<lb/>
verzeichnen. &#x2014;</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1171"> Vermählte Deinen jungen Heinrich zur Gottesfurcht und mithin zu Beten<lb/>
und Lesen und laß ihn des Sonntags Vormittags Dir deS Uollsri postillg,<lb/>
auf Deiner Kammer vorlesen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1172"> Deine Mutter hat mit Günther Andreas geredet und ihm gesaget, er soll<lb/>
Acht haben, wenn ein Schiffer an der Börse angeschlagen, daß er auf Lissabon<lb/>
laden wolle, alsdann soll die Tonne Bier ungefärbt werden. Du hast bei<lb/>
Deiner Frau Mutter nicht 8 Mark 10 Schill., sondern 8 Nthlr. gut, das habe<lb/>
ich Dir auch vor diesem geschrieben. Und wenn die 8 Nthlr. schon zu Ende<lb/>
sein, so wird eS auf eine Tonne Bier nicht ankommen. Du hast alle Zeit so<lb/>
viel und mehr gut. Wir werden Dir, ob Gott will, auch einen frischen ge¬<lb/>
räucherten Elblachs übersenden und verehren, denn ich habe bereits vor<lb/>
3 Tagen zwei Lachse in den Rauch schneiden lassen, wovon wir Dir einen zuge¬<lb/>
dacht haben. Und läßt sich der Lachsfang ziemlich an, wiewol sie das Pfund<lb/>
annoch für 1 Mark verkaufen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1173" next="#ID_1174"> Am vergangenen Montag hielten wir unsre Petri- und gestern unsere<lb/>
Matthiä-Collation, da ich denn bequeme Gelegenheit gehabt, Dich und Deinen<lb/>
Eonfrater dem Herrn Bümmelmann zu recvmmandiren. Derselbe rühmte mir,<lb/>
daß er Briefe von Dir hatte, und ließ sich der gute ehrliche Mann gegen Mich</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0358] gönner? Je besser es einem gehet, je mehr Mißgönner hat man. Darum sagen die Holländer: i6t is betör, beriieclt, als bslilakFt, als leid man onsvn liövsn llssr dsdasAt. Was meinst Du wol, wieviel Mißgönner ich habe, wo¬ von ich aber die wenigsten kenne, die meisten aber kenne ich nicht. Dawider muß man aus der Litanei singen: unsern Feinden, Verfolgern und Lästerern wollestu Herr vergeben und sie bekehren. Ich hätte gern gesehen, daß , als Frick und Anflug Dich S Mal molliret, Du zu sie gegangen wärest. Du schreibest, daß sie Dich würden haben etwas abfragen wollen. Aber Du bist ja kein Kind, daß sie Dir hätten können was abfragen, besonders hättest Du ihnen ja nur können antworten, was Du gewollt und sie wissen sollen. Du schreibst auch, daß Frick vor Dir den Hut nicht abnähme; nun bist Du ja jünger als Frick, und kommt also Dir ja zuvörderst zu, daß Du ihn' zuerst grüßest. Du meldest' auch, daß Anflug gute Worte gäbe und habe er Galle im Herzen, darauf dienet, daß man Füchse mit Füchsen müsse pflügen. Gib Du auch allen Leuten, sie seien geiht- oder weltlich, zu allen Zeiten gute Worte und gedenke das Deine daneben, das ist der Welt Lauf. Es ist uns aus Deinem Schreiben sonderlich lieb zu vernehmen, daß Du hoffest in der portugiesischen Sprache bald zu avanciren, welches Dir ein groß oontsntemönt geben wird, und ob Du zwar wegen Mangel der Sprache sür jetzt keine sonderliche Hilfe und Assistenz im Kaufen und Verkaufen leisten kannst, so kannst Du doch die Bücher halten und alles fleißig anschreiben und verzeichnen. — Vermählte Deinen jungen Heinrich zur Gottesfurcht und mithin zu Beten und Lesen und laß ihn des Sonntags Vormittags Dir deS Uollsri postillg, auf Deiner Kammer vorlesen. Deine Mutter hat mit Günther Andreas geredet und ihm gesaget, er soll Acht haben, wenn ein Schiffer an der Börse angeschlagen, daß er auf Lissabon laden wolle, alsdann soll die Tonne Bier ungefärbt werden. Du hast bei Deiner Frau Mutter nicht 8 Mark 10 Schill., sondern 8 Nthlr. gut, das habe ich Dir auch vor diesem geschrieben. Und wenn die 8 Nthlr. schon zu Ende sein, so wird eS auf eine Tonne Bier nicht ankommen. Du hast alle Zeit so viel und mehr gut. Wir werden Dir, ob Gott will, auch einen frischen ge¬ räucherten Elblachs übersenden und verehren, denn ich habe bereits vor 3 Tagen zwei Lachse in den Rauch schneiden lassen, wovon wir Dir einen zuge¬ dacht haben. Und läßt sich der Lachsfang ziemlich an, wiewol sie das Pfund annoch für 1 Mark verkaufen. Am vergangenen Montag hielten wir unsre Petri- und gestern unsere Matthiä-Collation, da ich denn bequeme Gelegenheit gehabt, Dich und Deinen Eonfrater dem Herrn Bümmelmann zu recvmmandiren. Derselbe rühmte mir, daß er Briefe von Dir hatte, und ließ sich der gute ehrliche Mann gegen Mich

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/358
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/358>, abgerufen am 23.07.2024.