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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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haben, in echt patriotischem Sinne ihre Ehren ertheilt? Daß diese Männer
der Linken des Landtags angehören oder angehörten, konnte sie doch schwerlich
davon abhalten und so wenig die Mitglieder der Rechten das Haus verlassen,
weil sie es nicht ziemlich halten, dort mit den gleich ihnen vom Volke er¬
nannten Männern der Linken zusammenzusitzen, so wenig war auch in einem
Falle der Wissenschaft für Konservative eine Ursache, diese Genossenschaft von
sich abzuweisen.

Und so ist es denn wahrlich nicht wunderbar, eS entspricht zum aller-
mindesten dem allgemeinen Zahlenverhältnisse politischer Richtung unter den
Gebildeten, wenn auch unter den zehn Promovenden der juristischen Facultät
sich einige Männer der Opposition befinden. Und welche Männer? Zunächst
Graf Schwerin-Putzar, ein Ehrenmann, gleich geachtet rechts und links,
ein Mann, dem auch die Conservativen mehrfach ihre Stimmen zum Präsidenten
der preußischen zweiten Kammer gegeben haben. Und weshalb ist er creirt worden?
weil er Opposition gemacht? würde man dann grade die Gesellschaft des
Grafen Arnim für ihn ausgewählt haben? würde man höchst bezeichnend auf
das Diplom gesetzt haben, daß er ein Mann sei treu dem Fürsten -- wohl¬
gemerkt dem Fürsten und dem Volke, daß er um die feste Begründung
des öffentlichen Rechtszustandes in Preußen sich hochverdient gemacht,
daß er ein geschäftskundiger und unparteiischer Präsident gewesen (et pro.-
vipi et populo ÄÄsUs, us,selen rsipubliva" üorussieae oouÄsnÄo meritis8unus,
IsAatorum populi Lornsslei orclmis sltörins nuper pruösss sollertissimus at-
>in<z inteAei'rwms) ? Und zeigt nicht der dritte Staatsmann unter dieser Zahl,
der eine Mittelstellung zwischen Arnim und Schwerin einnimmt, der königliche
Staatsratl) Herr v. Usedom, "durch Feinheit der Bildung ausgezeichnet wie
im Staatsdienst bewährt", daß man mit der höchsten Unparteilichkeit das Ver¬
dienst um die öffentlichen Rechtszustände anerkannte, auf welcher Seite man >
es fand, wie es wissenschaftlichen Männern geziemt, die als wissenschaftliche
Corporation frei und unabhängig dastehen, keiner Partei zu Liebe, keiner zu
Leide? und es ist ebenso deutlich als passend, daß man grade jene drei aus¬
gewählt, weil sie, sei es durch Geburt und Besitz, sei es durch ihre amtliche
Laufbahn, mit der Provinz und so auch mit der Universität durch ein näheres
Band verknüpft sind. Lag nicht zudem die Wahl der Herren Graf Schwerin
und v. Usedom um so näher, weil sie als Collatoren von Stiftungen
bei de'r Universität zur Unterstützung und Förderung der Studien aus derselben
beitragen? Und nun der zweite Oppositionsmann, wer ist es? der, auf den
selbst die Regierung, wenn ich nicht irre, in der Justizcommission des Unter¬
hauses das Wort jenes Censors über die Frauen anzuwenden gezwungen ist:
uso eum illo satis eowmocls, nee sins Mo Mo nono viol posse, daß eS sich
mit ihm etwas unbequem, ohne ihn absolut gar nicht fertig werden lasse, den


haben, in echt patriotischem Sinne ihre Ehren ertheilt? Daß diese Männer
der Linken des Landtags angehören oder angehörten, konnte sie doch schwerlich
davon abhalten und so wenig die Mitglieder der Rechten das Haus verlassen,
weil sie es nicht ziemlich halten, dort mit den gleich ihnen vom Volke er¬
nannten Männern der Linken zusammenzusitzen, so wenig war auch in einem
Falle der Wissenschaft für Konservative eine Ursache, diese Genossenschaft von
sich abzuweisen.

Und so ist es denn wahrlich nicht wunderbar, eS entspricht zum aller-
mindesten dem allgemeinen Zahlenverhältnisse politischer Richtung unter den
Gebildeten, wenn auch unter den zehn Promovenden der juristischen Facultät
sich einige Männer der Opposition befinden. Und welche Männer? Zunächst
Graf Schwerin-Putzar, ein Ehrenmann, gleich geachtet rechts und links,
ein Mann, dem auch die Conservativen mehrfach ihre Stimmen zum Präsidenten
der preußischen zweiten Kammer gegeben haben. Und weshalb ist er creirt worden?
weil er Opposition gemacht? würde man dann grade die Gesellschaft des
Grafen Arnim für ihn ausgewählt haben? würde man höchst bezeichnend auf
das Diplom gesetzt haben, daß er ein Mann sei treu dem Fürsten — wohl¬
gemerkt dem Fürsten und dem Volke, daß er um die feste Begründung
des öffentlichen Rechtszustandes in Preußen sich hochverdient gemacht,
daß er ein geschäftskundiger und unparteiischer Präsident gewesen (et pro.-
vipi et populo ÄÄsUs, us,selen rsipubliva« üorussieae oouÄsnÄo meritis8unus,
IsAatorum populi Lornsslei orclmis sltörins nuper pruösss sollertissimus at-
>in<z inteAei'rwms) ? Und zeigt nicht der dritte Staatsmann unter dieser Zahl,
der eine Mittelstellung zwischen Arnim und Schwerin einnimmt, der königliche
Staatsratl) Herr v. Usedom, „durch Feinheit der Bildung ausgezeichnet wie
im Staatsdienst bewährt", daß man mit der höchsten Unparteilichkeit das Ver¬
dienst um die öffentlichen Rechtszustände anerkannte, auf welcher Seite man >
es fand, wie es wissenschaftlichen Männern geziemt, die als wissenschaftliche
Corporation frei und unabhängig dastehen, keiner Partei zu Liebe, keiner zu
Leide? und es ist ebenso deutlich als passend, daß man grade jene drei aus¬
gewählt, weil sie, sei es durch Geburt und Besitz, sei es durch ihre amtliche
Laufbahn, mit der Provinz und so auch mit der Universität durch ein näheres
Band verknüpft sind. Lag nicht zudem die Wahl der Herren Graf Schwerin
und v. Usedom um so näher, weil sie als Collatoren von Stiftungen
bei de'r Universität zur Unterstützung und Förderung der Studien aus derselben
beitragen? Und nun der zweite Oppositionsmann, wer ist es? der, auf den
selbst die Regierung, wenn ich nicht irre, in der Justizcommission des Unter¬
hauses das Wort jenes Censors über die Frauen anzuwenden gezwungen ist:
uso eum illo satis eowmocls, nee sins Mo Mo nono viol posse, daß eS sich
mit ihm etwas unbequem, ohne ihn absolut gar nicht fertig werden lasse, den


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/348>, abgerufen am 23.07.2024.