Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.Verfassung anzuregen. Der Bürger lerne seine Rechte kennen, und er wird die Nur die Nation ist gesund, die sich an ihrem Staatsleben stetig betheiligt, Die Gothik und die moderne Bmlkunst. Gothisches Musterbuch. Herausgegeben von V. Statz und G. Ungewitter. Mit einer Einleitung von A. N el es e n so erger. Leipzig, T. O. Weigel. -- Mittelalterliche Bauwerke nach Merian. Von Vincenz Statz. Mit einer Ein¬ leitung von A. Reichensv erger. Leipzig, T. O. Weigel. -- Die beiden Schriften müssen von zwei verschiedenen Seiten betrachtet Verfassung anzuregen. Der Bürger lerne seine Rechte kennen, und er wird die Nur die Nation ist gesund, die sich an ihrem Staatsleben stetig betheiligt, Die Gothik und die moderne Bmlkunst. Gothisches Musterbuch. Herausgegeben von V. Statz und G. Ungewitter. Mit einer Einleitung von A. N el es e n so erger. Leipzig, T. O. Weigel. — Mittelalterliche Bauwerke nach Merian. Von Vincenz Statz. Mit einer Ein¬ leitung von A. Reichensv erger. Leipzig, T. O. Weigel. — Die beiden Schriften müssen von zwei verschiedenen Seiten betrachtet <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102911"/> <p xml:id="ID_1069" prev="#ID_1068"> Verfassung anzuregen. Der Bürger lerne seine Rechte kennen, und er wird die<lb/> Einsicht gewinnen, daß ihre Geltendmachung zur Erhebung seiner Nation aus<lb/> keineswegs erfreulichen Zuständen und auch zur Beförderung seiner eignen<lb/> materiellen Wohlfahrt dienen wird. Das größte Unglück, welches eine Nation<lb/> treffen kann, ist das Abwechseln zwischen Zuständen langjährigen Schlafes und<lb/> kurzem fieberhaften Auffahre» aus diesem Schlafe, Während jeuer Zeiten der<lb/> Apathie werden gewöhnlich die Angelegenheiten einer Nation nicht in ihrem,<lb/> sondern im Interesse von Coterien verwaltet. Bei diesem Auffahren aus dem<lb/> Schlafe, in Revolutionen, verwaltet eine Nation ihre Angelegenheiten freilich<lb/> selbst, aber gewöhnlich herzlich schlecht, etwa so wie ein Fieberkranker, der auf<lb/> den Einfall kommt, sich in seinen Phantasien' die Arzneien selbst zu verordnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1070"> Nur die Nation ist gesund, die sich an ihrem Staatsleben stetig betheiligt,<lb/> unausgesetzt ihre Rechte benutzt, um den,Leitern des Gemeinwesens Achtung<lb/> vor diesen Rechten und im Gebiet der materiellen und geistigen Interessen<lb/> denjenigen Impuls zu geben, ohne welchen ein Staatswesen, außer uuter<lb/> seltenen und außerordentlichen Männern wie Friedrich der Große war, nimmer¬<lb/> mehr gedeiht. In England fehlen der Verfassung nicht nur die Garantien,<lb/> welche wir an der preußischen vermissen, sondern auch andre, welche die preu¬<lb/> ßische hat. Sollen wir jene deshalb unvollkommen nennen? Aber sie hat,<lb/> was wir bei uns noch schmerzlich vermissen: ein festes Herkommen, das die<lb/> Jahrhunderte geheiligt haben und den verfassungstreuen Sinn ihrer Bürger,<lb/> eine Garantie, ohne welche auch die beste Verfassung nichts ist als ein<lb/> Blatt Papier.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Gothik und die moderne Bmlkunst.</head><lb/> <list> <item> Gothisches Musterbuch. Herausgegeben von V. Statz und G. Ungewitter.<lb/> Mit einer Einleitung von A. N el es e n so erger. Leipzig, T. O. Weigel. —</item> <item> Mittelalterliche Bauwerke nach Merian. Von Vincenz Statz. Mit einer Ein¬<lb/> leitung von A. Reichensv erger. Leipzig, T. O. Weigel. —</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_1071" next="#ID_1072"> Die beiden Schriften müssen von zwei verschiedenen Seiten betrachtet<lb/> werden, einmal als dankenswerthe Bereicherungen der Kunstgeschichte, sodann<lb/> als Organe einer bestimmten Partei. Das letztere tritt namentlich in den<lb/> beiden Vorreden hervor, allein ebenso in der Auswahl und Einrichtung der<lb/> Vorbilder. Reichensperger hatte um so mehr Grund, sich dieser beiden Werke<lb/> anzunehmen, da er sie zum Theil veranlaßt hat, indem er zuerst auf die land-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0316]
Verfassung anzuregen. Der Bürger lerne seine Rechte kennen, und er wird die
Einsicht gewinnen, daß ihre Geltendmachung zur Erhebung seiner Nation aus
keineswegs erfreulichen Zuständen und auch zur Beförderung seiner eignen
materiellen Wohlfahrt dienen wird. Das größte Unglück, welches eine Nation
treffen kann, ist das Abwechseln zwischen Zuständen langjährigen Schlafes und
kurzem fieberhaften Auffahre» aus diesem Schlafe, Während jeuer Zeiten der
Apathie werden gewöhnlich die Angelegenheiten einer Nation nicht in ihrem,
sondern im Interesse von Coterien verwaltet. Bei diesem Auffahren aus dem
Schlafe, in Revolutionen, verwaltet eine Nation ihre Angelegenheiten freilich
selbst, aber gewöhnlich herzlich schlecht, etwa so wie ein Fieberkranker, der auf
den Einfall kommt, sich in seinen Phantasien' die Arzneien selbst zu verordnen.
Nur die Nation ist gesund, die sich an ihrem Staatsleben stetig betheiligt,
unausgesetzt ihre Rechte benutzt, um den,Leitern des Gemeinwesens Achtung
vor diesen Rechten und im Gebiet der materiellen und geistigen Interessen
denjenigen Impuls zu geben, ohne welchen ein Staatswesen, außer uuter
seltenen und außerordentlichen Männern wie Friedrich der Große war, nimmer¬
mehr gedeiht. In England fehlen der Verfassung nicht nur die Garantien,
welche wir an der preußischen vermissen, sondern auch andre, welche die preu¬
ßische hat. Sollen wir jene deshalb unvollkommen nennen? Aber sie hat,
was wir bei uns noch schmerzlich vermissen: ein festes Herkommen, das die
Jahrhunderte geheiligt haben und den verfassungstreuen Sinn ihrer Bürger,
eine Garantie, ohne welche auch die beste Verfassung nichts ist als ein
Blatt Papier.
Die Gothik und die moderne Bmlkunst.
Gothisches Musterbuch. Herausgegeben von V. Statz und G. Ungewitter.
Mit einer Einleitung von A. N el es e n so erger. Leipzig, T. O. Weigel. —
Mittelalterliche Bauwerke nach Merian. Von Vincenz Statz. Mit einer Ein¬
leitung von A. Reichensv erger. Leipzig, T. O. Weigel. —
Die beiden Schriften müssen von zwei verschiedenen Seiten betrachtet
werden, einmal als dankenswerthe Bereicherungen der Kunstgeschichte, sodann
als Organe einer bestimmten Partei. Das letztere tritt namentlich in den
beiden Vorreden hervor, allein ebenso in der Auswahl und Einrichtung der
Vorbilder. Reichensperger hatte um so mehr Grund, sich dieser beiden Werke
anzunehmen, da er sie zum Theil veranlaßt hat, indem er zuerst auf die land-
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