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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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richtig erhalten -- falten, und daraus ersehen -- drehen, daß der Herr Vetter---
Retter und die Frau Bas -- Has, und Sie wie recht wohlauf sind -- Rind;
wir sind auch Goftes Lob und Dank recht gesund -- Hund. Ich habe heute
den Brief -- schief von meinem Papa -- haha! auch richtig in meine Klauen
bekommen -- strommen. Ich hoffe, Sie werden auch meinen Brief --tri>f,
welchen ich Ihnen aus Mannheim geschrieben, erhalten haben -- schaben.
Desto besser, besser desto! Nun aber etwas Gescheutes. Mir ist sehr leid, daß
der Herr Prälat -- Salat schon wieder vom Schlag getroffen worden ist --
sist, doch hoffe ich, mit der Hilfe Gottes wird es von keinen Folgen sein --
Schwein, Sie schreiben mir -- Stier, daß Sie Ihr Versprechen, welches Sie
mir vor meiner Abreise von Augsburg gethan haben, halten werden, und das
bald -- kalt; ur?, das wird mich gewiß reuen. Sie schreiben noch ferners,
ja Sie lassen sich heraus, Sie geben sich bloß, Sie lassen sich verlauten, Sie
machen mir zu wissen, Sie erklären mir, Sie geben deutlich am Tage, Sie
verlangen, Sie begehren, Sie wünschen, Sie wollen, Sie mögen, Sie be¬
fehlen, Sie deuten mir an, Sie benachrichtigen mir, Sie machen mir kund,
daß ich Ihnen auch mein Porträt schicken soll u. s. w." -- Der Herausgeber
ist der Ansicht gewesen, baß auch diese Fähigkeit zu faseln (ässipers). wesent¬
lich zu dem Bilde Mozarts gehört, und wir theilen diese Ansicht; nur ein
hohler Kopf steckt beständig die Amtsmiene aus.

Der nächste erfreuliche Eindruck, den diese Darstellung macht, ist die Ver¬
bindung des Großen und Guten, des Genialen und des Soliden. Nicht
immer finden sich diese Gegensätze zusammen, aber doch häusig, und jeden
unbefangenen Leser wird dieses Buch zu dem Wunsch treiben, baß eS immer
so sei. Noch eine Bemerkung, die wesentlich für unsere Zeit paßt. Mit
unsern modernen Dichtern wird es bald so sein, wie mit den Franzosen,
wenn der Genius nicht alle Tage Champagner trinken und sich in Sammt
und Seide kleiden kann, so finden sie, daß in der göttlichen Weltordnung
auch noch ein Loch sein muß. Mozart hat von frühster Jugend auf mit
Sorgen und Noth zu kämpfen gehabt, trotzdem >ist die Blüte seines Genius
nicht blos völlig gezeitigt worden, sondern -- und das ist der schönste Ein¬
druck des Buches -- sein Leben war auch ein glückliches. Die Sorge ge¬
hört auch zum glücklichen Leben, und ein guter Mensch wird durch das Mi߬
geschick nur immer mehr geläutert. Nicht das Leben eines pariser Bankiers
soll das Ziel sein, das der deutsche Künstler sich in seinen Phantasien vorsteckt;
er soll als Bürger leben unter Bürgern, für sich und für die Seinigen schaffen.
Die Kränze des Ruhmes werden nicht geringer, wenn sie von keinem Flitter¬
gold überkleidet sind.




richtig erhalten — falten, und daraus ersehen — drehen, daß der Herr Vetter—-
Retter und die Frau Bas — Has, und Sie wie recht wohlauf sind — Rind;
wir sind auch Goftes Lob und Dank recht gesund — Hund. Ich habe heute
den Brief — schief von meinem Papa — haha! auch richtig in meine Klauen
bekommen — strommen. Ich hoffe, Sie werden auch meinen Brief —tri>f,
welchen ich Ihnen aus Mannheim geschrieben, erhalten haben — schaben.
Desto besser, besser desto! Nun aber etwas Gescheutes. Mir ist sehr leid, daß
der Herr Prälat — Salat schon wieder vom Schlag getroffen worden ist —
sist, doch hoffe ich, mit der Hilfe Gottes wird es von keinen Folgen sein —
Schwein, Sie schreiben mir — Stier, daß Sie Ihr Versprechen, welches Sie
mir vor meiner Abreise von Augsburg gethan haben, halten werden, und das
bald — kalt; ur?, das wird mich gewiß reuen. Sie schreiben noch ferners,
ja Sie lassen sich heraus, Sie geben sich bloß, Sie lassen sich verlauten, Sie
machen mir zu wissen, Sie erklären mir, Sie geben deutlich am Tage, Sie
verlangen, Sie begehren, Sie wünschen, Sie wollen, Sie mögen, Sie be¬
fehlen, Sie deuten mir an, Sie benachrichtigen mir, Sie machen mir kund,
daß ich Ihnen auch mein Porträt schicken soll u. s. w." — Der Herausgeber
ist der Ansicht gewesen, baß auch diese Fähigkeit zu faseln (ässipers). wesent¬
lich zu dem Bilde Mozarts gehört, und wir theilen diese Ansicht; nur ein
hohler Kopf steckt beständig die Amtsmiene aus.

Der nächste erfreuliche Eindruck, den diese Darstellung macht, ist die Ver¬
bindung des Großen und Guten, des Genialen und des Soliden. Nicht
immer finden sich diese Gegensätze zusammen, aber doch häusig, und jeden
unbefangenen Leser wird dieses Buch zu dem Wunsch treiben, baß eS immer
so sei. Noch eine Bemerkung, die wesentlich für unsere Zeit paßt. Mit
unsern modernen Dichtern wird es bald so sein, wie mit den Franzosen,
wenn der Genius nicht alle Tage Champagner trinken und sich in Sammt
und Seide kleiden kann, so finden sie, daß in der göttlichen Weltordnung
auch noch ein Loch sein muß. Mozart hat von frühster Jugend auf mit
Sorgen und Noth zu kämpfen gehabt, trotzdem >ist die Blüte seines Genius
nicht blos völlig gezeitigt worden, sondern — und das ist der schönste Ein¬
druck des Buches — sein Leben war auch ein glückliches. Die Sorge ge¬
hört auch zum glücklichen Leben, und ein guter Mensch wird durch das Mi߬
geschick nur immer mehr geläutert. Nicht das Leben eines pariser Bankiers
soll das Ziel sein, das der deutsche Künstler sich in seinen Phantasien vorsteckt;
er soll als Bürger leben unter Bürgern, für sich und für die Seinigen schaffen.
Die Kränze des Ruhmes werden nicht geringer, wenn sie von keinem Flitter¬
gold überkleidet sind.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/232>, abgerufen am 23.07.2024.