Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.sich die Folgen des Concordats so handgreiflich herausgestellt haben, dazu Die Parthemgenesis in der Natur. C. F. E. v. Siebold. Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen Durch die Anzeige des vorliegenden Buches sollen die Leser mit einer In neuerer Zeit sind unter den niederen Thieren höchst merkwürdige Fort- sich die Folgen des Concordats so handgreiflich herausgestellt haben, dazu Die Parthemgenesis in der Natur. C. F. E. v. Siebold. Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen Durch die Anzeige des vorliegenden Buches sollen die Leser mit einer In neuerer Zeit sind unter den niederen Thieren höchst merkwürdige Fort- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0223" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102818"/> <p xml:id="ID_725" prev="#ID_724"> sich die Folgen des Concordats so handgreiflich herausgestellt haben, dazu<lb/> gehört doch namentlich für einen protestantischen Geistlichen eine ziemlich<lb/> starke Stirn.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Parthemgenesis in der Natur.</head><lb/> <p xml:id="ID_726"> C. F. E. v. Siebold. Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen<lb/> Leipzig 1836. —</p><lb/> <p xml:id="ID_727"> Durch die Anzeige des vorliegenden Buches sollen die Leser mit einer<lb/> überraschenden und wunderbaren Erscheinung im Thierleben und mit den<lb/> Untersuchungen eines höchst thätigen Naturforschers bekannt gemacht werden;<lb/> dessen Resultate, obgleich sie noch nicht in allen Punkten feststehen mögen,<lb/> doch die allgemeinste Beachtung verdienen.</p><lb/> <p xml:id="ID_728"> In neuerer Zeit sind unter den niederen Thieren höchst merkwürdige Fort-<lb/> Pflanzungsarten entdeckt worden, von welchen man früher keine Ahnung hatte.<lb/> Chamisso, unser deutscher Dichter, entdeckte zuerst eine seltsame Erscheinung,<lb/> welche der Däne Steenstrap 1842 unter dem Namen des Generationswechsels<lb/> als ein verbreitetes Naturgesetz nachwies. Was dieser Generationswechsel sei,<lb/> begreift man am leichtesten, wenn man ihn mit den bekannten Metamorphosen<lb/> der Schmetterlinge vergleicht. Hier entsteht aus dem Schmetterlings« die<lb/> Raupe, deren Körpersubstanz sich dann in die Puppe und den Schmetterling<lb/> umwandelt. Erzeugte aber die Raupe in sich durch eine Knospenbildung die<lb/> Puppe und stürbe dann selbst ab, so wäre das ein Generationswechsel zu<lb/> nennen; in diesem Falle würde dann die Puppe ebenfalls absterben, nachdem<lb/> sie ohne geschlechtliche Zeugung und ohne El den Schmetterling hervorgebracht<lb/> hätte und mit diesen würde wieder die geschlechtliche Zeugung beginnen, aus<lb/> welcher mittelst eines Eies die Raupe entstünde. Während also die Metamor¬<lb/> phosen von einem und demselben Thiere durchlaufen werden, gehen bei dem<lb/> Generationswechsel aus einer geschlechtlichen Generation eine oder mehre<lb/> .andere, anders gestaltete und ungeschlechtliche hervor, die sich durch Knospen¬<lb/> bildungen fortpflanzen und endlich wieder die geschlechtliche Urgeneration her¬<lb/> vorbringen. Bei den Blattläusen z. B. folgt auf eine Generation, welche<lb/> Männchen und Weibchen enthält, eine Reihe von Generationen, welche nur<lb/> eine geschlechtslose Form enthalten; in diesen geschlechtslosen Blattläusen ent¬<lb/> stehen pures eine innere Knospenbildung ohne vorhergegangene Befruchtung<lb/> lebendige Junge, die sich auf dieselbe Weise fortpflanzen, bis nach sieben bis<lb/> elf solcher Generationen wieder eine von Männchen und Weibchen zum Vor¬<lb/> schein kommt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0223]
sich die Folgen des Concordats so handgreiflich herausgestellt haben, dazu
gehört doch namentlich für einen protestantischen Geistlichen eine ziemlich
starke Stirn.
Die Parthemgenesis in der Natur.
C. F. E. v. Siebold. Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen
Leipzig 1836. —
Durch die Anzeige des vorliegenden Buches sollen die Leser mit einer
überraschenden und wunderbaren Erscheinung im Thierleben und mit den
Untersuchungen eines höchst thätigen Naturforschers bekannt gemacht werden;
dessen Resultate, obgleich sie noch nicht in allen Punkten feststehen mögen,
doch die allgemeinste Beachtung verdienen.
In neuerer Zeit sind unter den niederen Thieren höchst merkwürdige Fort-
Pflanzungsarten entdeckt worden, von welchen man früher keine Ahnung hatte.
Chamisso, unser deutscher Dichter, entdeckte zuerst eine seltsame Erscheinung,
welche der Däne Steenstrap 1842 unter dem Namen des Generationswechsels
als ein verbreitetes Naturgesetz nachwies. Was dieser Generationswechsel sei,
begreift man am leichtesten, wenn man ihn mit den bekannten Metamorphosen
der Schmetterlinge vergleicht. Hier entsteht aus dem Schmetterlings« die
Raupe, deren Körpersubstanz sich dann in die Puppe und den Schmetterling
umwandelt. Erzeugte aber die Raupe in sich durch eine Knospenbildung die
Puppe und stürbe dann selbst ab, so wäre das ein Generationswechsel zu
nennen; in diesem Falle würde dann die Puppe ebenfalls absterben, nachdem
sie ohne geschlechtliche Zeugung und ohne El den Schmetterling hervorgebracht
hätte und mit diesen würde wieder die geschlechtliche Zeugung beginnen, aus
welcher mittelst eines Eies die Raupe entstünde. Während also die Metamor¬
phosen von einem und demselben Thiere durchlaufen werden, gehen bei dem
Generationswechsel aus einer geschlechtlichen Generation eine oder mehre
.andere, anders gestaltete und ungeschlechtliche hervor, die sich durch Knospen¬
bildungen fortpflanzen und endlich wieder die geschlechtliche Urgeneration her¬
vorbringen. Bei den Blattläusen z. B. folgt auf eine Generation, welche
Männchen und Weibchen enthält, eine Reihe von Generationen, welche nur
eine geschlechtslose Form enthalten; in diesen geschlechtslosen Blattläusen ent¬
stehen pures eine innere Knospenbildung ohne vorhergegangene Befruchtung
lebendige Junge, die sich auf dieselbe Weise fortpflanzen, bis nach sieben bis
elf solcher Generationen wieder eine von Männchen und Weibchen zum Vor¬
schein kommt.
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