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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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und ritt weg nach Kroatien. Und die Sache mußte länger auftehn und meiner
Frau Gnaden ward traurig, daß der Schwachherzige jetzt um die Sache wußte,
und auch ich war in.großen Sorgen. --

AIs nun die rechte Zeit kam, in der Gott der Allmächtige seine Wunder¬
werke bewirken wollte, da schickte er uns einen Mann, welcher willig war, die
heilige Krone herauszugewinnen, der war ein Ungar, und war genannt
der..........der faßte die Sache weise, getreu und männlich an. Wir
richteten zu, was wir zu der That bedurften, und nahmen etliche Schlösser
und zwei Feilen mit.' Der mit mir sein Leben wagen wollte, der legte einen
schwarzen sammtnen Bettrock an und zween Filzschuhe, und in jeden Schuh
steckte er eine Feile, und die Schlösser nahm er unter den Rock. Und ich
nahm meiner gnädigen Frau kleines Siegel, und ich hatte die Schlüssel zu der
vmdern Thür, denn bei der Thürangel war auch eine Kette und eine Klammer,
daran hatten wir auch ein Schloß angeschlagen, ehe wir fortgingen, damit
niemand anders ein Schloß dorthin schlagen möchte. Als wir nun bereit
waren, sandte meiner Frau Gnade einen Boten voraus auf die Plintenburg,
und that dem Burggrafen und den Jungfrauen zu wissen, daß diese sich dar¬
nach richten sollten, und daß sie bereit wären nach Komorn zu fahren zu
Ihrer Gnaden, sobald der Wagen käme. Als nun der Wagen bereit war,
den man nach den Jungfrauen schicken wollte und der Schlitten, woraus ich
fahren sollte und er, der mit mir in der Sorge war, da ordnete man uns
zwei ungarische Herren zu, die mit mir zu den Jungfrauen reiten sollten.
Wir zogen nun hin, da kam dem Burggrafen die Kunde, daß ich nach den
Jungfrauen' käme. Ihn und daS Hofgesinde meiner Frau nahm es Wunder,
daß man mich fortließ von meiner jungen Herrin, weil sie noch klein war,
denn man ließ mjch "icht gern von ihr, das wußten sie alle wohl. Der
Burggraf war ein wenig krank, und hatte den Willen gehabt, er wollte sich
zu der Thür legen, durch die der erste Eingang zu der heiligen Krone war.
Da wollte Gott haben, daß sich sein Unwohlsein vergrößerte, und die Knechte
durste er nicht dahin legen, weil es doch in dem Frauengemach war. Er legte
deshalb ein leinenes Tüchel um das Schloß, das wir an der Angel an¬
geschlagen hatten, und ein Siegel darauf.

Als wir nun auf die Plintenburg kamen, waren die Jungfrauen fröhlich,
daß sie zu meiner Frau Gnaden reisen sollten, und richteten sich zu und ließen
eine Truhe machen zu ihren Kleidern. Damit hatte man lange zu thun, und
pochte bis in die achte Stunde. Und der mit mir war, der kam auch in die
Frauenstube und hatte seinen Scherz mit den Jungfrauen. Nun lag ein
wenig Holz vor dem Ofen, womit man einbeizen wollte, darunter verbarg er



Der Name scheint in der alten Handschrift vernichtet.

und ritt weg nach Kroatien. Und die Sache mußte länger auftehn und meiner
Frau Gnaden ward traurig, daß der Schwachherzige jetzt um die Sache wußte,
und auch ich war in.großen Sorgen. —

AIs nun die rechte Zeit kam, in der Gott der Allmächtige seine Wunder¬
werke bewirken wollte, da schickte er uns einen Mann, welcher willig war, die
heilige Krone herauszugewinnen, der war ein Ungar, und war genannt
der..........der faßte die Sache weise, getreu und männlich an. Wir
richteten zu, was wir zu der That bedurften, und nahmen etliche Schlösser
und zwei Feilen mit.' Der mit mir sein Leben wagen wollte, der legte einen
schwarzen sammtnen Bettrock an und zween Filzschuhe, und in jeden Schuh
steckte er eine Feile, und die Schlösser nahm er unter den Rock. Und ich
nahm meiner gnädigen Frau kleines Siegel, und ich hatte die Schlüssel zu der
vmdern Thür, denn bei der Thürangel war auch eine Kette und eine Klammer,
daran hatten wir auch ein Schloß angeschlagen, ehe wir fortgingen, damit
niemand anders ein Schloß dorthin schlagen möchte. Als wir nun bereit
waren, sandte meiner Frau Gnade einen Boten voraus auf die Plintenburg,
und that dem Burggrafen und den Jungfrauen zu wissen, daß diese sich dar¬
nach richten sollten, und daß sie bereit wären nach Komorn zu fahren zu
Ihrer Gnaden, sobald der Wagen käme. Als nun der Wagen bereit war,
den man nach den Jungfrauen schicken wollte und der Schlitten, woraus ich
fahren sollte und er, der mit mir in der Sorge war, da ordnete man uns
zwei ungarische Herren zu, die mit mir zu den Jungfrauen reiten sollten.
Wir zogen nun hin, da kam dem Burggrafen die Kunde, daß ich nach den
Jungfrauen' käme. Ihn und daS Hofgesinde meiner Frau nahm es Wunder,
daß man mich fortließ von meiner jungen Herrin, weil sie noch klein war,
denn man ließ mjch „icht gern von ihr, das wußten sie alle wohl. Der
Burggraf war ein wenig krank, und hatte den Willen gehabt, er wollte sich
zu der Thür legen, durch die der erste Eingang zu der heiligen Krone war.
Da wollte Gott haben, daß sich sein Unwohlsein vergrößerte, und die Knechte
durste er nicht dahin legen, weil es doch in dem Frauengemach war. Er legte
deshalb ein leinenes Tüchel um das Schloß, das wir an der Angel an¬
geschlagen hatten, und ein Siegel darauf.

Als wir nun auf die Plintenburg kamen, waren die Jungfrauen fröhlich,
daß sie zu meiner Frau Gnaden reisen sollten, und richteten sich zu und ließen
eine Truhe machen zu ihren Kleidern. Damit hatte man lange zu thun, und
pochte bis in die achte Stunde. Und der mit mir war, der kam auch in die
Frauenstube und hatte seinen Scherz mit den Jungfrauen. Nun lag ein
wenig Holz vor dem Ofen, womit man einbeizen wollte, darunter verbarg er



Der Name scheint in der alten Handschrift vernichtet.
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[0021] und ritt weg nach Kroatien. Und die Sache mußte länger auftehn und meiner Frau Gnaden ward traurig, daß der Schwachherzige jetzt um die Sache wußte, und auch ich war in.großen Sorgen. — AIs nun die rechte Zeit kam, in der Gott der Allmächtige seine Wunder¬ werke bewirken wollte, da schickte er uns einen Mann, welcher willig war, die heilige Krone herauszugewinnen, der war ein Ungar, und war genannt der..........der faßte die Sache weise, getreu und männlich an. Wir richteten zu, was wir zu der That bedurften, und nahmen etliche Schlösser und zwei Feilen mit.' Der mit mir sein Leben wagen wollte, der legte einen schwarzen sammtnen Bettrock an und zween Filzschuhe, und in jeden Schuh steckte er eine Feile, und die Schlösser nahm er unter den Rock. Und ich nahm meiner gnädigen Frau kleines Siegel, und ich hatte die Schlüssel zu der vmdern Thür, denn bei der Thürangel war auch eine Kette und eine Klammer, daran hatten wir auch ein Schloß angeschlagen, ehe wir fortgingen, damit niemand anders ein Schloß dorthin schlagen möchte. Als wir nun bereit waren, sandte meiner Frau Gnade einen Boten voraus auf die Plintenburg, und that dem Burggrafen und den Jungfrauen zu wissen, daß diese sich dar¬ nach richten sollten, und daß sie bereit wären nach Komorn zu fahren zu Ihrer Gnaden, sobald der Wagen käme. Als nun der Wagen bereit war, den man nach den Jungfrauen schicken wollte und der Schlitten, woraus ich fahren sollte und er, der mit mir in der Sorge war, da ordnete man uns zwei ungarische Herren zu, die mit mir zu den Jungfrauen reiten sollten. Wir zogen nun hin, da kam dem Burggrafen die Kunde, daß ich nach den Jungfrauen' käme. Ihn und daS Hofgesinde meiner Frau nahm es Wunder, daß man mich fortließ von meiner jungen Herrin, weil sie noch klein war, denn man ließ mjch „icht gern von ihr, das wußten sie alle wohl. Der Burggraf war ein wenig krank, und hatte den Willen gehabt, er wollte sich zu der Thür legen, durch die der erste Eingang zu der heiligen Krone war. Da wollte Gott haben, daß sich sein Unwohlsein vergrößerte, und die Knechte durste er nicht dahin legen, weil es doch in dem Frauengemach war. Er legte deshalb ein leinenes Tüchel um das Schloß, das wir an der Angel an¬ geschlagen hatten, und ein Siegel darauf. Als wir nun auf die Plintenburg kamen, waren die Jungfrauen fröhlich, daß sie zu meiner Frau Gnaden reisen sollten, und richteten sich zu und ließen eine Truhe machen zu ihren Kleidern. Damit hatte man lange zu thun, und pochte bis in die achte Stunde. Und der mit mir war, der kam auch in die Frauenstube und hatte seinen Scherz mit den Jungfrauen. Nun lag ein wenig Holz vor dem Ofen, womit man einbeizen wollte, darunter verbarg er Der Name scheint in der alten Handschrift vernichtet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/21>, abgerufen am 23.07.2024.