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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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soilers, von drei Seiten bedrohten, bildete sich eine stärkere Schar in Santa
W in Missouri, welche von General Atchinson geführt, am 26. August die
Grenze überschritt, und deren Vortrab am 29. in Ossawatomi einrückte und
die den Ort vertheidigenden Einwohner in die Flucht trieb. Am Abend dessel¬
ben Tages verbrannten sie eine indianische Niederlassung, am nächsten Morg>n
erschienen sie in Prairie-City, ganz nahe bei Lawrence. Da brach General
Lane mit 300 Mann gegen die Hauptmacht Atchinsons, die beim Bullcreek
lagerte, auf, trieb sie in die Flucht und verfolgte sie bis an die Grenze von
Missouri, worauf er umkehrte und sich zu einem Angriff auf Lecompton an¬
schickte.

Die neuesten Nachrichten melden, daß Lane sich nach dem Norden zurück¬
gezogen habe, daß der neue Gouverneur Geary versöhnlich aufgetreten sei und
unter anderen die gefangenen Freesoilers, welche zu Anfang des Krieges ver¬
haftet und von denen in Lecompton mehre ermordet wurden, gegen Bürgschaft
entlassen habe. Die Krisis ist damit nicht gebannt, und die Waffen werden
unzweifelhaft noch wiederholt gebraucht werden, wofern nicht ein Präsident,
anders gesinnt als Pierce, dem wahren Rechte zur Geltung verhilft. Die Ge¬
setze, welche die Sklavcnhaltcrpartei dem Territorium gegeben hat, üben einen
Druck auf den Willen der Majorität aus, der ohne Gleichen selbst in den
Annalen deS Südens ist. Todesstrafe steht aus der bloßen Beihilfe zur Flucht
eines Sklaven, ähnlicher Androhungen nicht zu gedenken.

Aber werde die Angelegenheit in Kansas so oder anders geschlichtet, in
jedem Falle hat sie eine ungeheure Aufregung in den östlichen Staaten hervor¬
gerufen, und zwar im Norden nicht weniger als im Süden. Hier wird alles
aufgeboten, das Volk gegen Fremont zu fanatisiren, da man sich von diesem
energischer Maßregeln gegen die Umtriebe der Sklavenhalter versieht. In
Columbia schenkte d'le Bürgerschaft dem berüchtigten Abgeordneten Brooks von
Südcarolina für seinen Mordanfall auf den Senator Summer von Massachu¬
setts, für den man ihn im Osten w oMxis hängte und verbrannte, einen
vergoldeten Knüppel, und der Gefeierte machte in seiner Dankrede für den
Fall, daß Fremont den Präsidentenstuhl besteige, den Vorschlag, "das Volk des
Südens sollte sich in seiner Macht erheben, nach Washington marschiren, sich
der Bundesarchive und des Bundesschatzes bemächtigen und den Norden aus
der Union hinauswerfen." Die Blätter von Südcarolina und Virginien sind
voll von ähnlichen Plänen. Der Süden soll nach ihnen, wenn die Partei
der Republikaner im Wahlkampf siegt, seinen Austritt aus dem Bunde erklä¬
ren, zu den Waffen greifen, die südlichen Theile von Pennsylvanien, Ohio,
Jndiana und Illinois nebst ganz Californien sich einverleiben, ein Schutz- und
Trutzbündniß mit Nußland und Brasilien schließen und so den Norden auf
eine Situation reduciren, welche der gleich käme, die gegenwärtig von Canada


soilers, von drei Seiten bedrohten, bildete sich eine stärkere Schar in Santa
W in Missouri, welche von General Atchinson geführt, am 26. August die
Grenze überschritt, und deren Vortrab am 29. in Ossawatomi einrückte und
die den Ort vertheidigenden Einwohner in die Flucht trieb. Am Abend dessel¬
ben Tages verbrannten sie eine indianische Niederlassung, am nächsten Morg>n
erschienen sie in Prairie-City, ganz nahe bei Lawrence. Da brach General
Lane mit 300 Mann gegen die Hauptmacht Atchinsons, die beim Bullcreek
lagerte, auf, trieb sie in die Flucht und verfolgte sie bis an die Grenze von
Missouri, worauf er umkehrte und sich zu einem Angriff auf Lecompton an¬
schickte.

Die neuesten Nachrichten melden, daß Lane sich nach dem Norden zurück¬
gezogen habe, daß der neue Gouverneur Geary versöhnlich aufgetreten sei und
unter anderen die gefangenen Freesoilers, welche zu Anfang des Krieges ver¬
haftet und von denen in Lecompton mehre ermordet wurden, gegen Bürgschaft
entlassen habe. Die Krisis ist damit nicht gebannt, und die Waffen werden
unzweifelhaft noch wiederholt gebraucht werden, wofern nicht ein Präsident,
anders gesinnt als Pierce, dem wahren Rechte zur Geltung verhilft. Die Ge¬
setze, welche die Sklavcnhaltcrpartei dem Territorium gegeben hat, üben einen
Druck auf den Willen der Majorität aus, der ohne Gleichen selbst in den
Annalen deS Südens ist. Todesstrafe steht aus der bloßen Beihilfe zur Flucht
eines Sklaven, ähnlicher Androhungen nicht zu gedenken.

Aber werde die Angelegenheit in Kansas so oder anders geschlichtet, in
jedem Falle hat sie eine ungeheure Aufregung in den östlichen Staaten hervor¬
gerufen, und zwar im Norden nicht weniger als im Süden. Hier wird alles
aufgeboten, das Volk gegen Fremont zu fanatisiren, da man sich von diesem
energischer Maßregeln gegen die Umtriebe der Sklavenhalter versieht. In
Columbia schenkte d'le Bürgerschaft dem berüchtigten Abgeordneten Brooks von
Südcarolina für seinen Mordanfall auf den Senator Summer von Massachu¬
setts, für den man ihn im Osten w oMxis hängte und verbrannte, einen
vergoldeten Knüppel, und der Gefeierte machte in seiner Dankrede für den
Fall, daß Fremont den Präsidentenstuhl besteige, den Vorschlag, „das Volk des
Südens sollte sich in seiner Macht erheben, nach Washington marschiren, sich
der Bundesarchive und des Bundesschatzes bemächtigen und den Norden aus
der Union hinauswerfen." Die Blätter von Südcarolina und Virginien sind
voll von ähnlichen Plänen. Der Süden soll nach ihnen, wenn die Partei
der Republikaner im Wahlkampf siegt, seinen Austritt aus dem Bunde erklä¬
ren, zu den Waffen greifen, die südlichen Theile von Pennsylvanien, Ohio,
Jndiana und Illinois nebst ganz Californien sich einverleiben, ein Schutz- und
Trutzbündniß mit Nußland und Brasilien schließen und so den Norden auf
eine Situation reduciren, welche der gleich käme, die gegenwärtig von Canada


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/150>, abgerufen am 23.07.2024.