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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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ziemlich langweilig, obwol ich nicht viel Ruhe hatte, da ich Proviant zu schaffen
hatte und mich darum sehr bemühen mußte., --

Indem nun Fürstliche Gnaden sahen, daß es schwer war, sich auf dem
Gröditzberg zu erhalten und von Herzog Friedrich auch kein Deputat bekommen
konnten, wurde der arnövorser Teich früher gefischt, als sonst, und mein Herr
bekam Nachricht, daß in den Zügen etliche Schock Karpfen gefangen wären
und in Behältern ständen. Deshalb befahlen Sie mir, etliche Wagen zu
bestellen und Fürstliche Gnaden ritten selbst mit fünfzehn Rossen nach Armsdorf.
Da es ziemlich am Abend und niemand als der Teichwärter bei den Haltern
zu finden war, so ließen Fürstliche Gnaden aus den Haltern allerlei Fische
aufladen, so viel sie auf die fünf Wagen bringen konnten und zogen damit
dem Gröditzberg zu.

Während der Herzog über den Fischen lud, kommt das Geschrei nach
Liegnitz. Darauf kommen Kessel, der Burggraf, und Hans Tschammer, Stall¬
meister, mit fünf Rossen gerannt, zu wehren, daß keine Fische weggeladen
würden, aber zu langsam, denn die Wagen mit den Fischen waren zum größten
Theil weg. Auch sahen sie, daß Fürstliche Gnaden in Person da waren, und
stärker als sie. Dazu gaben Fürstliche Gnaden ihnen auch kein gutes Wort,
rückten dem Kessel an die Seite und sagten: wo er ein Wort verlauten ließe,
das ihm nicht gezieme, so sollte er sein Gefangener sein, und würde finden,
was der Herzog mit ihm als einem Rebellen thun wollte. Deshalb mußten
sie fünf gerade sein lassen und dankten Gott, daß sie so davon kamen.

Am folgenden Tag mußte der Teich wieder gefischt werden. Da erwartet
Herzog Friedrich, daß Herzog Heinrich wiederkomme und mehr Fische hole. Des¬
halb zieht er in eigner Person aus und nimmt 25 reisige Rosse mit, desgleichen
30 Hakenschützen, die unter dem Damm in die Sträucher versteckt werden.
Fürstliche Gnaden aber blieben zu Hause, und schickten mich und einen Aus¬
länder, Hans Fuchs, einen Laudöknechthauptmann mit sechs Rossen nach
Armsdorf mit dem Auftrag, Herzog Friedrich freundlich zu grüßen. Was mein
Herr am vorigen Tage von Fischen selbst weggeführt hätte, dazu hätte ihn
vie Noth gezwungen, und er bitte, es ihm nicht übel zu nehmen. Herzog
Friedrich sollte es an dem schuldigen Deputat abrechnen und Fürstliche Gnaden
bäten freundlich, noch mehr Fische auf das Deputat verabfolgen zu lassen.

Herzog Friedrich aber sahe sauer, zog die Stirn sehr kraus und gab selber
Antwort: "Für den Gruß Fürstlicher Gnaden, wenn er aus brüderlichem Herzen
geschähe, danke er. Daß ihm vor zwei Tagen die Fische aus dem Halter
weggeführt worden, das sei ihm schmerzlich, und wäre er dazu gekommen, so
würde nichts Gutes entstanden sein." Er war ganz unfreundlich und sprach:
'er würde keine Fische mehr verabfolgen lassen und sollten mehr Fische mit Gewalt
abgeholt werden, so würde er es auch mit Gewalt wehren. -- So schied ich


ziemlich langweilig, obwol ich nicht viel Ruhe hatte, da ich Proviant zu schaffen
hatte und mich darum sehr bemühen mußte., —

Indem nun Fürstliche Gnaden sahen, daß es schwer war, sich auf dem
Gröditzberg zu erhalten und von Herzog Friedrich auch kein Deputat bekommen
konnten, wurde der arnövorser Teich früher gefischt, als sonst, und mein Herr
bekam Nachricht, daß in den Zügen etliche Schock Karpfen gefangen wären
und in Behältern ständen. Deshalb befahlen Sie mir, etliche Wagen zu
bestellen und Fürstliche Gnaden ritten selbst mit fünfzehn Rossen nach Armsdorf.
Da es ziemlich am Abend und niemand als der Teichwärter bei den Haltern
zu finden war, so ließen Fürstliche Gnaden aus den Haltern allerlei Fische
aufladen, so viel sie auf die fünf Wagen bringen konnten und zogen damit
dem Gröditzberg zu.

Während der Herzog über den Fischen lud, kommt das Geschrei nach
Liegnitz. Darauf kommen Kessel, der Burggraf, und Hans Tschammer, Stall¬
meister, mit fünf Rossen gerannt, zu wehren, daß keine Fische weggeladen
würden, aber zu langsam, denn die Wagen mit den Fischen waren zum größten
Theil weg. Auch sahen sie, daß Fürstliche Gnaden in Person da waren, und
stärker als sie. Dazu gaben Fürstliche Gnaden ihnen auch kein gutes Wort,
rückten dem Kessel an die Seite und sagten: wo er ein Wort verlauten ließe,
das ihm nicht gezieme, so sollte er sein Gefangener sein, und würde finden,
was der Herzog mit ihm als einem Rebellen thun wollte. Deshalb mußten
sie fünf gerade sein lassen und dankten Gott, daß sie so davon kamen.

Am folgenden Tag mußte der Teich wieder gefischt werden. Da erwartet
Herzog Friedrich, daß Herzog Heinrich wiederkomme und mehr Fische hole. Des¬
halb zieht er in eigner Person aus und nimmt 25 reisige Rosse mit, desgleichen
30 Hakenschützen, die unter dem Damm in die Sträucher versteckt werden.
Fürstliche Gnaden aber blieben zu Hause, und schickten mich und einen Aus¬
länder, Hans Fuchs, einen Laudöknechthauptmann mit sechs Rossen nach
Armsdorf mit dem Auftrag, Herzog Friedrich freundlich zu grüßen. Was mein
Herr am vorigen Tage von Fischen selbst weggeführt hätte, dazu hätte ihn
vie Noth gezwungen, und er bitte, es ihm nicht übel zu nehmen. Herzog
Friedrich sollte es an dem schuldigen Deputat abrechnen und Fürstliche Gnaden
bäten freundlich, noch mehr Fische auf das Deputat verabfolgen zu lassen.

Herzog Friedrich aber sahe sauer, zog die Stirn sehr kraus und gab selber
Antwort: „Für den Gruß Fürstlicher Gnaden, wenn er aus brüderlichem Herzen
geschähe, danke er. Daß ihm vor zwei Tagen die Fische aus dem Halter
weggeführt worden, das sei ihm schmerzlich, und wäre er dazu gekommen, so
würde nichts Gutes entstanden sein." Er war ganz unfreundlich und sprach:
'er würde keine Fische mehr verabfolgen lassen und sollten mehr Fische mit Gewalt
abgeholt werden, so würde er es auch mit Gewalt wehren. — So schied ich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/120>, abgerufen am 23.07.2024.