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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Da die englische Regierung dieser Beschwerde bereits durch den Befehl,
die Werbungen außerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten einzustellen,
zuvorgekommen war, so konnte sie in ihrer Antwort an Mr. Buchanan dieses
Aufgeben ihres unbezweifelten Rechts als ein Pfand für ihren aufrichtigen
Wunsch, jede Kollision mit der Regierung der Vereinigten Staaten zu ver¬
meiden, hervorheben, und bei dieser Gelegenheit die Versicherung wiederholen,
daß jeder Verstoß gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten im Widerspruch
mit ihren Wünschen und den ihren Beamten ertheilten Instruktionen stehe.
Daß ihre Agenten denselben zuwidergehandelt hätten, erlaubte sie sich aus
Mangel an Beweisen' vor der Hand zu bezweifeln.

So befriedigt war Mr. Buchanan mit dieser Antwort, daß er seiner voll¬
kommenen Zufriedenheit damit nicht allein in einer Note vom 18. Juli Ausdruck
gab, sondern auch eine mittlerweile von . seiner Regierung abgesandte Note
zurückhielt, welche zwar d.le Beschwerden in etwas bestimmterer Form wieder¬
holte, die er aber durch die ihm jetzt von der englischen Negierung mitgetheilte
Note für erledigt hielt. Nun ruhte die ganze Angelegenheit mehre Monate,
und das englische Ministerium hielt dieselbe sür vollständig abgemacht, als am
3. September eine neue amerikanische Note eintraf. Sie enthielt nicht etwa
neue Beschwerden über seit der letzten Note vorgekommene Verletzungen der Neu¬
tralitätsrechte durch britische Agenten, sondern wiederholte nur die alten in
ihrer Allgemeinheit, und beanspruchte abermals Satisfaction, obgleich nach
Mr.' Buchanans Urtheil, welches derselbe durch Jnnebehaltung der amerikani¬
schen Note vom 1ö. Juli kund that, diese bereits gegeben war, da England
nicht angestanden hatte, der Hoffnung des Präsidenten, "daß sie das Benehmen
ihrer Agenten (im Fall sie sich unterfangen sollten, auf amerikanischem Gebiet
Truppen zu werben) ernst rügen und entschiedene Maßregeln treffen werde, ihm
ein Ende zu machen," vollständig zu entsprechen. Es blieb daher der briti¬
schen Negierung nichts übrig, als auch ihrerseits auf das früher Gesagte zurück¬
zukommen und nochmals zu wiederholen, daß sie nicht glauben könne, einer
ihrer Vertreter oder Agenten habe ihren Jnstructionen, die Neutralität und die
Gesetze der Vereinigten Staaten auf daS sorgfältigste zu achten, zuwider¬
gehandelt.

Mit dieser Erklärung wollte sich aber Mr. Marcy, der amerikanische Staats¬
sekretär, nicht zufrieden stellen. In einer Note vom 13. October wiederholte er
die ganz im Allgemeinen gehaltenen Beschuldigungen, daß englische Beamte
die Gesetze der Vereinigten Staaten verletzt hätten, und kam auf die verschol¬
lene Note vom 1ö. Juli zurück, welche nach seiner Meinung aussprach, welches
Maß der Genugthuung die nordamerikanische Negierung beanspruche. Wie es
schien, wuchsen die Forderungen auf jener Seite mit her Nachgiebigkeit, welche
England an den Tag zu legen sich beeilte. Erst hatte der Präsident sich für


Da die englische Regierung dieser Beschwerde bereits durch den Befehl,
die Werbungen außerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten einzustellen,
zuvorgekommen war, so konnte sie in ihrer Antwort an Mr. Buchanan dieses
Aufgeben ihres unbezweifelten Rechts als ein Pfand für ihren aufrichtigen
Wunsch, jede Kollision mit der Regierung der Vereinigten Staaten zu ver¬
meiden, hervorheben, und bei dieser Gelegenheit die Versicherung wiederholen,
daß jeder Verstoß gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten im Widerspruch
mit ihren Wünschen und den ihren Beamten ertheilten Instruktionen stehe.
Daß ihre Agenten denselben zuwidergehandelt hätten, erlaubte sie sich aus
Mangel an Beweisen' vor der Hand zu bezweifeln.

So befriedigt war Mr. Buchanan mit dieser Antwort, daß er seiner voll¬
kommenen Zufriedenheit damit nicht allein in einer Note vom 18. Juli Ausdruck
gab, sondern auch eine mittlerweile von . seiner Regierung abgesandte Note
zurückhielt, welche zwar d.le Beschwerden in etwas bestimmterer Form wieder¬
holte, die er aber durch die ihm jetzt von der englischen Negierung mitgetheilte
Note für erledigt hielt. Nun ruhte die ganze Angelegenheit mehre Monate,
und das englische Ministerium hielt dieselbe sür vollständig abgemacht, als am
3. September eine neue amerikanische Note eintraf. Sie enthielt nicht etwa
neue Beschwerden über seit der letzten Note vorgekommene Verletzungen der Neu¬
tralitätsrechte durch britische Agenten, sondern wiederholte nur die alten in
ihrer Allgemeinheit, und beanspruchte abermals Satisfaction, obgleich nach
Mr.' Buchanans Urtheil, welches derselbe durch Jnnebehaltung der amerikani¬
schen Note vom 1ö. Juli kund that, diese bereits gegeben war, da England
nicht angestanden hatte, der Hoffnung des Präsidenten, „daß sie das Benehmen
ihrer Agenten (im Fall sie sich unterfangen sollten, auf amerikanischem Gebiet
Truppen zu werben) ernst rügen und entschiedene Maßregeln treffen werde, ihm
ein Ende zu machen," vollständig zu entsprechen. Es blieb daher der briti¬
schen Negierung nichts übrig, als auch ihrerseits auf das früher Gesagte zurück¬
zukommen und nochmals zu wiederholen, daß sie nicht glauben könne, einer
ihrer Vertreter oder Agenten habe ihren Jnstructionen, die Neutralität und die
Gesetze der Vereinigten Staaten auf daS sorgfältigste zu achten, zuwider¬
gehandelt.

Mit dieser Erklärung wollte sich aber Mr. Marcy, der amerikanische Staats¬
sekretär, nicht zufrieden stellen. In einer Note vom 13. October wiederholte er
die ganz im Allgemeinen gehaltenen Beschuldigungen, daß englische Beamte
die Gesetze der Vereinigten Staaten verletzt hätten, und kam auf die verschol¬
lene Note vom 1ö. Juli zurück, welche nach seiner Meinung aussprach, welches
Maß der Genugthuung die nordamerikanische Negierung beanspruche. Wie es
schien, wuchsen die Forderungen auf jener Seite mit her Nachgiebigkeit, welche
England an den Tag zu legen sich beeilte. Erst hatte der Präsident sich für


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[0412] Da die englische Regierung dieser Beschwerde bereits durch den Befehl, die Werbungen außerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten einzustellen, zuvorgekommen war, so konnte sie in ihrer Antwort an Mr. Buchanan dieses Aufgeben ihres unbezweifelten Rechts als ein Pfand für ihren aufrichtigen Wunsch, jede Kollision mit der Regierung der Vereinigten Staaten zu ver¬ meiden, hervorheben, und bei dieser Gelegenheit die Versicherung wiederholen, daß jeder Verstoß gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten im Widerspruch mit ihren Wünschen und den ihren Beamten ertheilten Instruktionen stehe. Daß ihre Agenten denselben zuwidergehandelt hätten, erlaubte sie sich aus Mangel an Beweisen' vor der Hand zu bezweifeln. So befriedigt war Mr. Buchanan mit dieser Antwort, daß er seiner voll¬ kommenen Zufriedenheit damit nicht allein in einer Note vom 18. Juli Ausdruck gab, sondern auch eine mittlerweile von . seiner Regierung abgesandte Note zurückhielt, welche zwar d.le Beschwerden in etwas bestimmterer Form wieder¬ holte, die er aber durch die ihm jetzt von der englischen Negierung mitgetheilte Note für erledigt hielt. Nun ruhte die ganze Angelegenheit mehre Monate, und das englische Ministerium hielt dieselbe sür vollständig abgemacht, als am 3. September eine neue amerikanische Note eintraf. Sie enthielt nicht etwa neue Beschwerden über seit der letzten Note vorgekommene Verletzungen der Neu¬ tralitätsrechte durch britische Agenten, sondern wiederholte nur die alten in ihrer Allgemeinheit, und beanspruchte abermals Satisfaction, obgleich nach Mr.' Buchanans Urtheil, welches derselbe durch Jnnebehaltung der amerikani¬ schen Note vom 1ö. Juli kund that, diese bereits gegeben war, da England nicht angestanden hatte, der Hoffnung des Präsidenten, „daß sie das Benehmen ihrer Agenten (im Fall sie sich unterfangen sollten, auf amerikanischem Gebiet Truppen zu werben) ernst rügen und entschiedene Maßregeln treffen werde, ihm ein Ende zu machen," vollständig zu entsprechen. Es blieb daher der briti¬ schen Negierung nichts übrig, als auch ihrerseits auf das früher Gesagte zurück¬ zukommen und nochmals zu wiederholen, daß sie nicht glauben könne, einer ihrer Vertreter oder Agenten habe ihren Jnstructionen, die Neutralität und die Gesetze der Vereinigten Staaten auf daS sorgfältigste zu achten, zuwider¬ gehandelt. Mit dieser Erklärung wollte sich aber Mr. Marcy, der amerikanische Staats¬ sekretär, nicht zufrieden stellen. In einer Note vom 13. October wiederholte er die ganz im Allgemeinen gehaltenen Beschuldigungen, daß englische Beamte die Gesetze der Vereinigten Staaten verletzt hätten, und kam auf die verschol¬ lene Note vom 1ö. Juli zurück, welche nach seiner Meinung aussprach, welches Maß der Genugthuung die nordamerikanische Negierung beanspruche. Wie es schien, wuchsen die Forderungen auf jener Seite mit her Nachgiebigkeit, welche England an den Tag zu legen sich beeilte. Erst hatte der Präsident sich für

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/412>, abgerufen am 28.07.2024.