Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.historische Stil hervorgeht. Wir werden gar nicht daran erinnert, daß wir ein Deutsche Geschichte. Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Grün¬ Mit einer Arbeitskraft, die alle Vorstellungen übersteigt, strebt Herr Hauffer Bei der wehvollcn Zeit der Jahre 1806 bis 1812 kam es zunächst darauf historische Stil hervorgeht. Wir werden gar nicht daran erinnert, daß wir ein Deutsche Geschichte. Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Grün¬ Mit einer Arbeitskraft, die alle Vorstellungen übersteigt, strebt Herr Hauffer Bei der wehvollcn Zeit der Jahre 1806 bis 1812 kam es zunächst darauf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101887"/> <p xml:id="ID_920" prev="#ID_919"> historische Stil hervorgeht. Wir werden gar nicht daran erinnert, daß wir ein<lb/> Kunstwerk vor uns haben, wir können uns unbefangen in die Sache vertiefen,<lb/> und diese Sache verdient unser ernsthaftestes Studium schon um des richtigen<lb/> Verständnisses unserer eignen Zustände willen, denn wenn man früher in der<lb/> allen Welt die Muster suchte, wie man sich die Gegenwart vorstellen müsse, so<lb/> ist die neue Welt, in welcher wir primitive Zustände im Zusammenhang mit<lb/> der raffinirtesten Bildung sich entwickeln sehen, am geeignetsten, an dem fremden<lb/> Stoff unsern Blick sür die eignen Zustände zu schärfen. — Wir begnügen uns<lb/> hier mit diesen Andeutungen und behalten uns vor, den Stoss selbst nach der<lb/> Anleitung der drei Schriftsteller im Zusammenhang darzustellen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutsche Geschichte.</head><lb/> <p xml:id="ID_921"> Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Grün¬<lb/> dung des deutschen Bundes. Von Ludwig Hauffer. Dritter<lb/> Theil. Bis zu Napoleons Flucht aus Nußland (1811). Berlin, Wcid-<lb/> mannsche Buchhandlung. —</p><lb/> <p xml:id="ID_922"> Mit einer Arbeitskraft, die alle Vorstellungen übersteigt, strebt Herr Hauffer<lb/> der Vollendung seines Werkes zu. Noch sind kaum zwei Jahre seit dem Er¬<lb/> scheinen des ersten Bandes verflossen und schon haben wir drei starke Bände,<lb/> welche die wichtigste Zeit der deutschen Entwicklung umfassen, und die Vollen¬<lb/> dung des Ganzen mit dem vierten Bande ist noch für den Herbst dieses Jahres<lb/> in Aussicht gestellt. Der Erfolg des Buchs wird durch diese schnelle Arbeit<lb/> unstreitig gefördert, während die innere künstlerische Vollendung wahrscheinlich<lb/> bei einer langsameren, sorgfältigeren Durcharbeitung gewonnen haben würde.<lb/> Indeß wollen wir mit dem Verfasser darüber nicht rechten, daß wir manches<lb/> besser wünschten, da das, was er wirklich gibt, durchaus gut zu nennen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_923" next="#ID_924"> Bei der wehvollcn Zeit der Jahre 1806 bis 1812 kam es zunächst darauf<lb/> an, den ernsten Charakter der Begebenheiten durch einen ernsten, charakterfester<lb/> Avr angemessen wiederzugeben. Dies ist dem Verfasser vollkommen gelungen-<lb/> Man steht, wie er mit seiner tapfern Gesinnung in jenen schweren Kämpfe»<lb/> wie in der Gegenwart lebt, wie seine klare Einsicht in den Zusammenhang der<lb/> Begebenheiten durch einen unsträflichen Charakter getragen wird. Er' läßt sich<lb/> niemals durch den Schein der Größe verblenden, den Maßstab des sittlichen<lb/> Urtheils aus den Augen zu lassen; er gibt sich aber auch nicht zum Apologe¬<lb/> ten des bloßen guten Willens her, wo sich dieser mit Schwäche verbunden<lb/> zeigt; er strebt nicht nach kalter Objectivität, er läßt sein warmes Gefühl<lb/> überall durchblicken, aber er vermeidet wenigstens im Ganzen die blos rhetori-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
historische Stil hervorgeht. Wir werden gar nicht daran erinnert, daß wir ein
Kunstwerk vor uns haben, wir können uns unbefangen in die Sache vertiefen,
und diese Sache verdient unser ernsthaftestes Studium schon um des richtigen
Verständnisses unserer eignen Zustände willen, denn wenn man früher in der
allen Welt die Muster suchte, wie man sich die Gegenwart vorstellen müsse, so
ist die neue Welt, in welcher wir primitive Zustände im Zusammenhang mit
der raffinirtesten Bildung sich entwickeln sehen, am geeignetsten, an dem fremden
Stoff unsern Blick sür die eignen Zustände zu schärfen. — Wir begnügen uns
hier mit diesen Andeutungen und behalten uns vor, den Stoss selbst nach der
Anleitung der drei Schriftsteller im Zusammenhang darzustellen.
Deutsche Geschichte.
Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Grün¬
dung des deutschen Bundes. Von Ludwig Hauffer. Dritter
Theil. Bis zu Napoleons Flucht aus Nußland (1811). Berlin, Wcid-
mannsche Buchhandlung. —
Mit einer Arbeitskraft, die alle Vorstellungen übersteigt, strebt Herr Hauffer
der Vollendung seines Werkes zu. Noch sind kaum zwei Jahre seit dem Er¬
scheinen des ersten Bandes verflossen und schon haben wir drei starke Bände,
welche die wichtigste Zeit der deutschen Entwicklung umfassen, und die Vollen¬
dung des Ganzen mit dem vierten Bande ist noch für den Herbst dieses Jahres
in Aussicht gestellt. Der Erfolg des Buchs wird durch diese schnelle Arbeit
unstreitig gefördert, während die innere künstlerische Vollendung wahrscheinlich
bei einer langsameren, sorgfältigeren Durcharbeitung gewonnen haben würde.
Indeß wollen wir mit dem Verfasser darüber nicht rechten, daß wir manches
besser wünschten, da das, was er wirklich gibt, durchaus gut zu nennen ist.
Bei der wehvollcn Zeit der Jahre 1806 bis 1812 kam es zunächst darauf
an, den ernsten Charakter der Begebenheiten durch einen ernsten, charakterfester
Avr angemessen wiederzugeben. Dies ist dem Verfasser vollkommen gelungen-
Man steht, wie er mit seiner tapfern Gesinnung in jenen schweren Kämpfe»
wie in der Gegenwart lebt, wie seine klare Einsicht in den Zusammenhang der
Begebenheiten durch einen unsträflichen Charakter getragen wird. Er' läßt sich
niemals durch den Schein der Größe verblenden, den Maßstab des sittlichen
Urtheils aus den Augen zu lassen; er gibt sich aber auch nicht zum Apologe¬
ten des bloßen guten Willens her, wo sich dieser mit Schwäche verbunden
zeigt; er strebt nicht nach kalter Objectivität, er läßt sein warmes Gefühl
überall durchblicken, aber er vermeidet wenigstens im Ganzen die blos rhetori-
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