Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

enthüllte viele Geheimnisse, sowol der Aerzte, als auch der übrigen anwesenden
Personen, sie verspottend ob ihrer eitlen Bemühungen, einen Menschen zu
heilen, von dem er Besitz genommen habe. Es gibt verschiedene Autoren
(insbesondere Balduinus in seinen Gewissensfällen und Darret in seiner Ge¬
schichte der sieben Besessenen in Lancashire), welche es versucht haben, eine Be¬
schreibung und Charakteristik der Besessenen zu entwerfen, und von ihnen werden
folgende Erscheinungen als Kennzeichen des Bescssenseins angeführt: -I.Wenn
das betreffende Individuum verborgene Dinge, entweder vergangene oder zu¬
künftige offenbart, die ohne übernatürlichen Beistand nicht bekannt sein können.
2. Wenn es in fremden Sprachen redet oder Fertigkeit in Künsten und Wissen¬
schaften zeigt, die von ihm nie erlernt worden. 3. Wenn es Lasten tragen
und Dinge verrichten kann, welche die menschliche Kraft übersteigen, i". Wenn
Worte ohne Hilfe der Sprachwerkzeuge ausgestoßen werden oder wenn man
Personen reden hört, deren Zunge und Lippen regungslos bleiben, so ist dies
ein Zeichen, daß ein böser Geist aus ihnen spricht, ö. Wenn der Körper
starr wird. 6. Wenn der Bauch sich plötzlich aufbläht und augenblicklich wieder
einschrumpft."

"Die Erfahrung," docirt Malser weiter, ,,hat nur zu oft bewiesen, daß
es Menschen in der Welt gibt, die mit der Hölle in Verbindung stehen. Man
hat notorische Zauberer gekannt, die sogar anderen die Ceremonien lehrten,
mittelst deren sie ihren Verkehr mit Dämonen unterhielten. Das Buch des
Trithemius 6s Ssptem lrUeIIixLiUÜ8 und die Schriften Cornelius Agrippas
über occulte Philosophie, in welchen diese verruchten Greuel nur allzugenau
beschrieben werden, befinden sich in Vieler Händen. Es eristiren noch mehre
andre Bücher, welche ausdrücklich von der Art und Weise, sich mit Dämonen
in Verbindung zu setzen, handeln, deren Titel, so wie die Namen der Autoren,
die sie veröffentlicht haben, ich absichtlich unerwähnt lasse, damit nicht vielleicht
jemand, in dessen Harpe diese Abhandlung geräth, sie aus gottloser Neugier
Zum Verderben seiner Seele aufsuchen möge. Auch hat man weltbekannte
Geschichten von Leuten, die ihre paisclrl oder dienstbaren Geister hatten, welche,
bald in der einen, bald in der andern Gestalt sie überall begleiteten; so in
alten Zeiten Apollonius von Thyana, in neueren Michael save und Josephus
Niger. Cardanus (6s 8ubI,iMatk, lib. XIX., p. 963) schreibt gleichfalls, daß
sein eigner Vater dreißig Jahr nacheinander mit einem solchen Hausgeist ver¬
gehen war. Ebenso hatte Christoph Wagner einen in der Gestalt eines Affen,
der ihn sieben Jahre lang begleitete, was auch bei Tolpardus der Fall war,
welche beiden letzteren endlich bei lebendigem Leibe von dem Teufel entführt
wurden, teil? sie ihre Seelen verschrieben hatten. Auch gibt es eine wahre
laußer der romantischen) Geschichte von Faust. Der vortreffliche Camerarius
erzählt in seinen Horas Subseeivas seltsame Dinge über ihn, die er von Leuten


enthüllte viele Geheimnisse, sowol der Aerzte, als auch der übrigen anwesenden
Personen, sie verspottend ob ihrer eitlen Bemühungen, einen Menschen zu
heilen, von dem er Besitz genommen habe. Es gibt verschiedene Autoren
(insbesondere Balduinus in seinen Gewissensfällen und Darret in seiner Ge¬
schichte der sieben Besessenen in Lancashire), welche es versucht haben, eine Be¬
schreibung und Charakteristik der Besessenen zu entwerfen, und von ihnen werden
folgende Erscheinungen als Kennzeichen des Bescssenseins angeführt: -I.Wenn
das betreffende Individuum verborgene Dinge, entweder vergangene oder zu¬
künftige offenbart, die ohne übernatürlichen Beistand nicht bekannt sein können.
2. Wenn es in fremden Sprachen redet oder Fertigkeit in Künsten und Wissen¬
schaften zeigt, die von ihm nie erlernt worden. 3. Wenn es Lasten tragen
und Dinge verrichten kann, welche die menschliche Kraft übersteigen, i«. Wenn
Worte ohne Hilfe der Sprachwerkzeuge ausgestoßen werden oder wenn man
Personen reden hört, deren Zunge und Lippen regungslos bleiben, so ist dies
ein Zeichen, daß ein böser Geist aus ihnen spricht, ö. Wenn der Körper
starr wird. 6. Wenn der Bauch sich plötzlich aufbläht und augenblicklich wieder
einschrumpft."

„Die Erfahrung," docirt Malser weiter, ,,hat nur zu oft bewiesen, daß
es Menschen in der Welt gibt, die mit der Hölle in Verbindung stehen. Man
hat notorische Zauberer gekannt, die sogar anderen die Ceremonien lehrten,
mittelst deren sie ihren Verkehr mit Dämonen unterhielten. Das Buch des
Trithemius 6s Ssptem lrUeIIixLiUÜ8 und die Schriften Cornelius Agrippas
über occulte Philosophie, in welchen diese verruchten Greuel nur allzugenau
beschrieben werden, befinden sich in Vieler Händen. Es eristiren noch mehre
andre Bücher, welche ausdrücklich von der Art und Weise, sich mit Dämonen
in Verbindung zu setzen, handeln, deren Titel, so wie die Namen der Autoren,
die sie veröffentlicht haben, ich absichtlich unerwähnt lasse, damit nicht vielleicht
jemand, in dessen Harpe diese Abhandlung geräth, sie aus gottloser Neugier
Zum Verderben seiner Seele aufsuchen möge. Auch hat man weltbekannte
Geschichten von Leuten, die ihre paisclrl oder dienstbaren Geister hatten, welche,
bald in der einen, bald in der andern Gestalt sie überall begleiteten; so in
alten Zeiten Apollonius von Thyana, in neueren Michael save und Josephus
Niger. Cardanus (6s 8ubI,iMatk, lib. XIX., p. 963) schreibt gleichfalls, daß
sein eigner Vater dreißig Jahr nacheinander mit einem solchen Hausgeist ver¬
gehen war. Ebenso hatte Christoph Wagner einen in der Gestalt eines Affen,
der ihn sieben Jahre lang begleitete, was auch bei Tolpardus der Fall war,
welche beiden letzteren endlich bei lebendigem Leibe von dem Teufel entführt
wurden, teil? sie ihre Seelen verschrieben hatten. Auch gibt es eine wahre
laußer der romantischen) Geschichte von Faust. Der vortreffliche Camerarius
erzählt in seinen Horas Subseeivas seltsame Dinge über ihn, die er von Leuten


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0173" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101700"/>
          <p xml:id="ID_415" prev="#ID_414"> enthüllte viele Geheimnisse, sowol der Aerzte, als auch der übrigen anwesenden<lb/>
Personen, sie verspottend ob ihrer eitlen Bemühungen, einen Menschen zu<lb/>
heilen, von dem er Besitz genommen habe. Es gibt verschiedene Autoren<lb/>
(insbesondere Balduinus in seinen Gewissensfällen und Darret in seiner Ge¬<lb/>
schichte der sieben Besessenen in Lancashire), welche es versucht haben, eine Be¬<lb/>
schreibung und Charakteristik der Besessenen zu entwerfen, und von ihnen werden<lb/>
folgende Erscheinungen als Kennzeichen des Bescssenseins angeführt: -I.Wenn<lb/>
das betreffende Individuum verborgene Dinge, entweder vergangene oder zu¬<lb/>
künftige offenbart, die ohne übernatürlichen Beistand nicht bekannt sein können.<lb/>
2. Wenn es in fremden Sprachen redet oder Fertigkeit in Künsten und Wissen¬<lb/>
schaften zeigt, die von ihm nie erlernt worden. 3. Wenn es Lasten tragen<lb/>
und Dinge verrichten kann, welche die menschliche Kraft übersteigen, i«. Wenn<lb/>
Worte ohne Hilfe der Sprachwerkzeuge ausgestoßen werden oder wenn man<lb/>
Personen reden hört, deren Zunge und Lippen regungslos bleiben, so ist dies<lb/>
ein Zeichen, daß ein böser Geist aus ihnen spricht, ö. Wenn der Körper<lb/>
starr wird. 6. Wenn der Bauch sich plötzlich aufbläht und augenblicklich wieder<lb/>
einschrumpft."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_416" next="#ID_417"> &#x201E;Die Erfahrung," docirt Malser weiter, ,,hat nur zu oft bewiesen, daß<lb/>
es Menschen in der Welt gibt, die mit der Hölle in Verbindung stehen. Man<lb/>
hat notorische Zauberer gekannt, die sogar anderen die Ceremonien lehrten,<lb/>
mittelst deren sie ihren Verkehr mit Dämonen unterhielten. Das Buch des<lb/>
Trithemius 6s Ssptem lrUeIIixLiUÜ8 und die Schriften Cornelius Agrippas<lb/>
über occulte Philosophie, in welchen diese verruchten Greuel nur allzugenau<lb/>
beschrieben werden, befinden sich in Vieler Händen. Es eristiren noch mehre<lb/>
andre Bücher, welche ausdrücklich von der Art und Weise, sich mit Dämonen<lb/>
in Verbindung zu setzen, handeln, deren Titel, so wie die Namen der Autoren,<lb/>
die sie veröffentlicht haben, ich absichtlich unerwähnt lasse, damit nicht vielleicht<lb/>
jemand, in dessen Harpe diese Abhandlung geräth, sie aus gottloser Neugier<lb/>
Zum Verderben seiner Seele aufsuchen möge. Auch hat man weltbekannte<lb/>
Geschichten von Leuten, die ihre paisclrl oder dienstbaren Geister hatten, welche,<lb/>
bald in der einen, bald in der andern Gestalt sie überall begleiteten; so in<lb/>
alten Zeiten Apollonius von Thyana, in neueren Michael save und Josephus<lb/>
Niger. Cardanus (6s 8ubI,iMatk, lib. XIX., p. 963) schreibt gleichfalls, daß<lb/>
sein eigner Vater dreißig Jahr nacheinander mit einem solchen Hausgeist ver¬<lb/>
gehen war. Ebenso hatte Christoph Wagner einen in der Gestalt eines Affen,<lb/>
der ihn sieben Jahre lang begleitete, was auch bei Tolpardus der Fall war,<lb/>
welche beiden letzteren endlich bei lebendigem Leibe von dem Teufel entführt<lb/>
wurden, teil? sie ihre Seelen verschrieben hatten. Auch gibt es eine wahre<lb/>
laußer der romantischen) Geschichte von Faust. Der vortreffliche Camerarius<lb/>
erzählt in seinen Horas Subseeivas seltsame Dinge über ihn, die er von Leuten</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0173] enthüllte viele Geheimnisse, sowol der Aerzte, als auch der übrigen anwesenden Personen, sie verspottend ob ihrer eitlen Bemühungen, einen Menschen zu heilen, von dem er Besitz genommen habe. Es gibt verschiedene Autoren (insbesondere Balduinus in seinen Gewissensfällen und Darret in seiner Ge¬ schichte der sieben Besessenen in Lancashire), welche es versucht haben, eine Be¬ schreibung und Charakteristik der Besessenen zu entwerfen, und von ihnen werden folgende Erscheinungen als Kennzeichen des Bescssenseins angeführt: -I.Wenn das betreffende Individuum verborgene Dinge, entweder vergangene oder zu¬ künftige offenbart, die ohne übernatürlichen Beistand nicht bekannt sein können. 2. Wenn es in fremden Sprachen redet oder Fertigkeit in Künsten und Wissen¬ schaften zeigt, die von ihm nie erlernt worden. 3. Wenn es Lasten tragen und Dinge verrichten kann, welche die menschliche Kraft übersteigen, i«. Wenn Worte ohne Hilfe der Sprachwerkzeuge ausgestoßen werden oder wenn man Personen reden hört, deren Zunge und Lippen regungslos bleiben, so ist dies ein Zeichen, daß ein böser Geist aus ihnen spricht, ö. Wenn der Körper starr wird. 6. Wenn der Bauch sich plötzlich aufbläht und augenblicklich wieder einschrumpft." „Die Erfahrung," docirt Malser weiter, ,,hat nur zu oft bewiesen, daß es Menschen in der Welt gibt, die mit der Hölle in Verbindung stehen. Man hat notorische Zauberer gekannt, die sogar anderen die Ceremonien lehrten, mittelst deren sie ihren Verkehr mit Dämonen unterhielten. Das Buch des Trithemius 6s Ssptem lrUeIIixLiUÜ8 und die Schriften Cornelius Agrippas über occulte Philosophie, in welchen diese verruchten Greuel nur allzugenau beschrieben werden, befinden sich in Vieler Händen. Es eristiren noch mehre andre Bücher, welche ausdrücklich von der Art und Weise, sich mit Dämonen in Verbindung zu setzen, handeln, deren Titel, so wie die Namen der Autoren, die sie veröffentlicht haben, ich absichtlich unerwähnt lasse, damit nicht vielleicht jemand, in dessen Harpe diese Abhandlung geräth, sie aus gottloser Neugier Zum Verderben seiner Seele aufsuchen möge. Auch hat man weltbekannte Geschichten von Leuten, die ihre paisclrl oder dienstbaren Geister hatten, welche, bald in der einen, bald in der andern Gestalt sie überall begleiteten; so in alten Zeiten Apollonius von Thyana, in neueren Michael save und Josephus Niger. Cardanus (6s 8ubI,iMatk, lib. XIX., p. 963) schreibt gleichfalls, daß sein eigner Vater dreißig Jahr nacheinander mit einem solchen Hausgeist ver¬ gehen war. Ebenso hatte Christoph Wagner einen in der Gestalt eines Affen, der ihn sieben Jahre lang begleitete, was auch bei Tolpardus der Fall war, welche beiden letzteren endlich bei lebendigem Leibe von dem Teufel entführt wurden, teil? sie ihre Seelen verschrieben hatten. Auch gibt es eine wahre laußer der romantischen) Geschichte von Faust. Der vortreffliche Camerarius erzählt in seinen Horas Subseeivas seltsame Dinge über ihn, die er von Leuten

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/173
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/173>, abgerufen am 05.07.2024.