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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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zweifelhaft (?) wie die auf dem Jupiter von äquatorialen Luftströmungen, gleich
unsern Passatwinden hervorgebracht werden. Veränderliche Massen von Ge¬
wölk bringen Abwechslung auf seine Oberfläche, indem sie bisweilen ihren Oro
ändern, bisweilen aber auch so lange ein und dieselbe Stellung behaupten,
daß sie auf einer Seite der Scheibe des Planeten an demselben Orte wieder
erscheinen, welchen sie fünf Stunden vorher inne hatten, als sie auf der andern
Seite verschwanden.

- Bei den beiden entferntesten Planeten, Uranus und Neptun, ist der Haupt¬
punkt der Vergleichung mit unsrer Erde darin, daß sie von Monden erleuchtet
werden -- Uranus von sechs und Neptun von einem oder vielleicht zweien,
obschon wir nicht zweifeln, daß man finden wird, er besitze gleich den andern
fernen Planeten eine größere Anzahl. Die Kraft unsrer besten Teleskope hat
die Sternkundigen noch nicht in den Stand gesetzt, Wolken oder Gürtel
aus diesen beiden Planeten zu entdecken und so ihre tägliche Bewegung zu be¬
stimmen. Ebenso muß die runde Form ihrer Scheiben erst noch festgestellt
werden. Aber ungeachtet des Mangels dieser Vergleichspunkte kann schon die
bloße Existenz solcher großer, sich um die Sonne drehender und von Monden
erhellter Kugeln von Stoff nicht verfehlen, das vorurtheilsfreie und nach dem
Zwecke fragende Gemüth zu überzeugen, daß sie zu einem großen, ihres
Schöpfers würdigen Zweck erschaffen sind. Auf dem gegenwärtigen Stand¬
punkt unsers Wissens ist es unmöglich, sich einen andern Zweck vorzustellen,
als den, daß sie Wohnstätten animalischen und geistigen Lebens sind.

Von Jupiter und den Planeten, die sich jenseits seiner Bahn um die
Sonne drehen, gehe" wir jetzt zur Prüfung von Mars, Venus und Merkur
über, und hier werden wir mehr oder minder auffallende Aehnlichkeiten mit
den Verhältnissen unsrer Erde finden. In dieser Gruppe von Planeten ist
bis jetzt noch kein Mond oder Satellit entdeckt worden, und es ist wahrschein¬
lich, daß es auch keine gibt. Eine Atmosphäre von großer Hohe und eigen¬
thümlicher Beschaffenheit, welche aus den Planeten das Licht der Sonne viele
Stunden nachdem sie untergegangen, zurückstrahlt, könnte bei ihnen allen die
Stelle eines Mondes ersetzen. Die Dichtheit des Mars und der Venus ist
ziemlich dieselbe wie die der Erde, die deS ersten nämlich ist 0,93, die der
Venus 0,92, während die des Merkur ein wenig größer ist und 1,12 beträgt.
Da der Durchmesser der Venus dem der Erde beinahe gleich ist, so wird die
Schwerkraft auf ihrer Oberfläche fast genau dieselbe sein, und auf dem Mars
und Merkur, deren Durchmesser etwa halb so groß als der Erddurchmesser ist,
wird das Gewicht von Körpern etwa die Hälfte dessen sein, welches sie haben
würden, wenn sie auf der Erde sich befänden.

Aus dem Mars, der Venus und dem Merkur ist die Länge des Tages
fast ganz die auf der Erde der Tag auf dem Merkur hat 2i Stunden


zweifelhaft (?) wie die auf dem Jupiter von äquatorialen Luftströmungen, gleich
unsern Passatwinden hervorgebracht werden. Veränderliche Massen von Ge¬
wölk bringen Abwechslung auf seine Oberfläche, indem sie bisweilen ihren Oro
ändern, bisweilen aber auch so lange ein und dieselbe Stellung behaupten,
daß sie auf einer Seite der Scheibe des Planeten an demselben Orte wieder
erscheinen, welchen sie fünf Stunden vorher inne hatten, als sie auf der andern
Seite verschwanden.

- Bei den beiden entferntesten Planeten, Uranus und Neptun, ist der Haupt¬
punkt der Vergleichung mit unsrer Erde darin, daß sie von Monden erleuchtet
werden — Uranus von sechs und Neptun von einem oder vielleicht zweien,
obschon wir nicht zweifeln, daß man finden wird, er besitze gleich den andern
fernen Planeten eine größere Anzahl. Die Kraft unsrer besten Teleskope hat
die Sternkundigen noch nicht in den Stand gesetzt, Wolken oder Gürtel
aus diesen beiden Planeten zu entdecken und so ihre tägliche Bewegung zu be¬
stimmen. Ebenso muß die runde Form ihrer Scheiben erst noch festgestellt
werden. Aber ungeachtet des Mangels dieser Vergleichspunkte kann schon die
bloße Existenz solcher großer, sich um die Sonne drehender und von Monden
erhellter Kugeln von Stoff nicht verfehlen, das vorurtheilsfreie und nach dem
Zwecke fragende Gemüth zu überzeugen, daß sie zu einem großen, ihres
Schöpfers würdigen Zweck erschaffen sind. Auf dem gegenwärtigen Stand¬
punkt unsers Wissens ist es unmöglich, sich einen andern Zweck vorzustellen,
als den, daß sie Wohnstätten animalischen und geistigen Lebens sind.

Von Jupiter und den Planeten, die sich jenseits seiner Bahn um die
Sonne drehen, gehe« wir jetzt zur Prüfung von Mars, Venus und Merkur
über, und hier werden wir mehr oder minder auffallende Aehnlichkeiten mit
den Verhältnissen unsrer Erde finden. In dieser Gruppe von Planeten ist
bis jetzt noch kein Mond oder Satellit entdeckt worden, und es ist wahrschein¬
lich, daß es auch keine gibt. Eine Atmosphäre von großer Hohe und eigen¬
thümlicher Beschaffenheit, welche aus den Planeten das Licht der Sonne viele
Stunden nachdem sie untergegangen, zurückstrahlt, könnte bei ihnen allen die
Stelle eines Mondes ersetzen. Die Dichtheit des Mars und der Venus ist
ziemlich dieselbe wie die der Erde, die deS ersten nämlich ist 0,93, die der
Venus 0,92, während die des Merkur ein wenig größer ist und 1,12 beträgt.
Da der Durchmesser der Venus dem der Erde beinahe gleich ist, so wird die
Schwerkraft auf ihrer Oberfläche fast genau dieselbe sein, und auf dem Mars
und Merkur, deren Durchmesser etwa halb so groß als der Erddurchmesser ist,
wird das Gewicht von Körpern etwa die Hälfte dessen sein, welches sie haben
würden, wenn sie auf der Erde sich befänden.

Aus dem Mars, der Venus und dem Merkur ist die Länge des Tages
fast ganz die auf der Erde der Tag auf dem Merkur hat 2i Stunden


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[0320] zweifelhaft (?) wie die auf dem Jupiter von äquatorialen Luftströmungen, gleich unsern Passatwinden hervorgebracht werden. Veränderliche Massen von Ge¬ wölk bringen Abwechslung auf seine Oberfläche, indem sie bisweilen ihren Oro ändern, bisweilen aber auch so lange ein und dieselbe Stellung behaupten, daß sie auf einer Seite der Scheibe des Planeten an demselben Orte wieder erscheinen, welchen sie fünf Stunden vorher inne hatten, als sie auf der andern Seite verschwanden. - Bei den beiden entferntesten Planeten, Uranus und Neptun, ist der Haupt¬ punkt der Vergleichung mit unsrer Erde darin, daß sie von Monden erleuchtet werden — Uranus von sechs und Neptun von einem oder vielleicht zweien, obschon wir nicht zweifeln, daß man finden wird, er besitze gleich den andern fernen Planeten eine größere Anzahl. Die Kraft unsrer besten Teleskope hat die Sternkundigen noch nicht in den Stand gesetzt, Wolken oder Gürtel aus diesen beiden Planeten zu entdecken und so ihre tägliche Bewegung zu be¬ stimmen. Ebenso muß die runde Form ihrer Scheiben erst noch festgestellt werden. Aber ungeachtet des Mangels dieser Vergleichspunkte kann schon die bloße Existenz solcher großer, sich um die Sonne drehender und von Monden erhellter Kugeln von Stoff nicht verfehlen, das vorurtheilsfreie und nach dem Zwecke fragende Gemüth zu überzeugen, daß sie zu einem großen, ihres Schöpfers würdigen Zweck erschaffen sind. Auf dem gegenwärtigen Stand¬ punkt unsers Wissens ist es unmöglich, sich einen andern Zweck vorzustellen, als den, daß sie Wohnstätten animalischen und geistigen Lebens sind. Von Jupiter und den Planeten, die sich jenseits seiner Bahn um die Sonne drehen, gehe« wir jetzt zur Prüfung von Mars, Venus und Merkur über, und hier werden wir mehr oder minder auffallende Aehnlichkeiten mit den Verhältnissen unsrer Erde finden. In dieser Gruppe von Planeten ist bis jetzt noch kein Mond oder Satellit entdeckt worden, und es ist wahrschein¬ lich, daß es auch keine gibt. Eine Atmosphäre von großer Hohe und eigen¬ thümlicher Beschaffenheit, welche aus den Planeten das Licht der Sonne viele Stunden nachdem sie untergegangen, zurückstrahlt, könnte bei ihnen allen die Stelle eines Mondes ersetzen. Die Dichtheit des Mars und der Venus ist ziemlich dieselbe wie die der Erde, die deS ersten nämlich ist 0,93, die der Venus 0,92, während die des Merkur ein wenig größer ist und 1,12 beträgt. Da der Durchmesser der Venus dem der Erde beinahe gleich ist, so wird die Schwerkraft auf ihrer Oberfläche fast genau dieselbe sein, und auf dem Mars und Merkur, deren Durchmesser etwa halb so groß als der Erddurchmesser ist, wird das Gewicht von Körpern etwa die Hälfte dessen sein, welches sie haben würden, wenn sie auf der Erde sich befänden. Aus dem Mars, der Venus und dem Merkur ist die Länge des Tages fast ganz die auf der Erde der Tag auf dem Merkur hat 2i Stunden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/320>, abgerufen am 23.07.2024.