Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.und hohen, nur von einer Seite durch einen schneckenförmigen Weg zugäng¬ und hohen, nur von einer Seite durch einen schneckenförmigen Weg zugäng¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0285" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101278"/> <p xml:id="ID_856" prev="#ID_855" next="#ID_857"> und hohen, nur von einer Seite durch einen schneckenförmigen Weg zugäng¬<lb/> lichen Felscnschlosse. Die Festung Hassan-Kate, die stets und schon seit ihrer<lb/> Erbauung durch die Römer für den Schlüssel der Straße nach Erzerum galt,<lb/> liegt östlich von letzterer Stadt aus einem steilen AbHange des Kiratschly, auf<lb/> der Wasserscheide zwischen dem Euphrat und ArareS, und ist aus der nördlichen<lb/> und nordwestlichen Seite von steinigem Gebirge, auf den übrigen Seiten aber<lb/> von grasreichen Ebenen umgeben. , Die Festung besteht aus einem Quadrat<lb/> von S00 Ellen Länge und 17!i Ellen Breite, hat doppelte Feldsteinmauern,<lb/> von denen die innere mit vier viereckigen Thürmen zur Geschützvertheidignng<lb/> versehen, die äußere aber mit einem Graben umgeben ist, den man mit Wasser<lb/> anfüllen kann. Diese Festung ist nicht blos durch ihre Lage wichtig, sondern<lb/> hatte früher auch starke Werke, die aber die indolenten Türken sehr in Verfall<lb/> gerathen ließen. Baiburt oder Babert aus dem Wege von Erzerum nach<lb/> Trapezunt, in dem fruchtbaren Tschorochthal, daS reich an Honig, Wachs und<lb/> Bauholz und berühmt durch die Schönheit der dortigen Mädchen ist, hatte<lb/> früher eine alte, mitten in der Stadt auf einem hohen Felsen gelegene Festung,<lb/> die aber 1829 von den Russen in die Lust gesprengt wurde. Im Jahre ki-7'Z<lb/> fiel hier eine Schlacht vor zwischen dem siegreichen Mohammed II. und Ahnen<lb/> Hassan, und im Jahre wurde Baiburt durch die Türken unter Bikli<lb/> Mohammed Pascha erobert. Am 19. Juli 18T9 nahmen es die Russen und<lb/> am 7. Octsber 18S9 fiel in der Nähe eine Schlacht zwischen den stegenden<lb/> Russen unter Paskewitsch und dem Seraskier von Erzerum vor. Die<lb/> wichtige Fortsetzung der oben bezeichneten drei Straßen von Erzerum weiter<lb/> nach Konstantinopel fuhrt über Baiburt oder auch über Erzingan zunächst nach<lb/> Siwas. Die Straße über Baiburt ist, mit Ausnahme einiger Stellen bei<lb/> Kara-Hissar, bequem, wogegen die andere über Erzingan sich bergiger gestaltet.<lb/> Aber beide führen durch ein fruchtbares und bevölkertes Kant, durchschneiden<lb/> die einzige Verbindung Stambuls mit Diarbekr und Bagdad und trennen<lb/> sämmtliche asiatisch-türkische Provinzen gleichsam in zwei Theile. Sie sind<lb/> daher von großer Wichtigkeit und würden, wenn die Russen einst von Erzerum<lb/> aus gegen die Hauptstadt des türkischen Reichs vorrücken sollten, die natürliche<lb/> Operativnslinie bilden, welche sie einschlagen würden. Die Stadt Erzingan<lb/> (Erz-Jnghian, Ersendschan oder Arsendschan) liegt am westlichen Ende einer<lb/> fruchtbaren Ebene, welche 3 Meilen lang und 3—4 Meilen breit ist. Die<lb/> Dudschikberge bilden ihre Südgrenze, und an ihrem Fuße fließt der Kara-su'<lb/> Der Winter ist hier nie streng, der Sommer warm. An der Nordseite der<lb/> Ebene ist der Fuß der sie begrenzenden Berge mit Dörfern bedeckt, die von<lb/> sehr ausgedehnten Gärten umgeben sind, woraus die benachbarten Districte bis<lb/> Erzerum, Baiburt und Gumisch-Khane mit vortrefflichen Früchten, namentlich<lb/> Trauben und Melonen, versehen werden. Die Ernten sind hier sehr^ üppig,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0285]
und hohen, nur von einer Seite durch einen schneckenförmigen Weg zugäng¬
lichen Felscnschlosse. Die Festung Hassan-Kate, die stets und schon seit ihrer
Erbauung durch die Römer für den Schlüssel der Straße nach Erzerum galt,
liegt östlich von letzterer Stadt aus einem steilen AbHange des Kiratschly, auf
der Wasserscheide zwischen dem Euphrat und ArareS, und ist aus der nördlichen
und nordwestlichen Seite von steinigem Gebirge, auf den übrigen Seiten aber
von grasreichen Ebenen umgeben. , Die Festung besteht aus einem Quadrat
von S00 Ellen Länge und 17!i Ellen Breite, hat doppelte Feldsteinmauern,
von denen die innere mit vier viereckigen Thürmen zur Geschützvertheidignng
versehen, die äußere aber mit einem Graben umgeben ist, den man mit Wasser
anfüllen kann. Diese Festung ist nicht blos durch ihre Lage wichtig, sondern
hatte früher auch starke Werke, die aber die indolenten Türken sehr in Verfall
gerathen ließen. Baiburt oder Babert aus dem Wege von Erzerum nach
Trapezunt, in dem fruchtbaren Tschorochthal, daS reich an Honig, Wachs und
Bauholz und berühmt durch die Schönheit der dortigen Mädchen ist, hatte
früher eine alte, mitten in der Stadt auf einem hohen Felsen gelegene Festung,
die aber 1829 von den Russen in die Lust gesprengt wurde. Im Jahre ki-7'Z
fiel hier eine Schlacht vor zwischen dem siegreichen Mohammed II. und Ahnen
Hassan, und im Jahre wurde Baiburt durch die Türken unter Bikli
Mohammed Pascha erobert. Am 19. Juli 18T9 nahmen es die Russen und
am 7. Octsber 18S9 fiel in der Nähe eine Schlacht zwischen den stegenden
Russen unter Paskewitsch und dem Seraskier von Erzerum vor. Die
wichtige Fortsetzung der oben bezeichneten drei Straßen von Erzerum weiter
nach Konstantinopel fuhrt über Baiburt oder auch über Erzingan zunächst nach
Siwas. Die Straße über Baiburt ist, mit Ausnahme einiger Stellen bei
Kara-Hissar, bequem, wogegen die andere über Erzingan sich bergiger gestaltet.
Aber beide führen durch ein fruchtbares und bevölkertes Kant, durchschneiden
die einzige Verbindung Stambuls mit Diarbekr und Bagdad und trennen
sämmtliche asiatisch-türkische Provinzen gleichsam in zwei Theile. Sie sind
daher von großer Wichtigkeit und würden, wenn die Russen einst von Erzerum
aus gegen die Hauptstadt des türkischen Reichs vorrücken sollten, die natürliche
Operativnslinie bilden, welche sie einschlagen würden. Die Stadt Erzingan
(Erz-Jnghian, Ersendschan oder Arsendschan) liegt am westlichen Ende einer
fruchtbaren Ebene, welche 3 Meilen lang und 3—4 Meilen breit ist. Die
Dudschikberge bilden ihre Südgrenze, und an ihrem Fuße fließt der Kara-su'
Der Winter ist hier nie streng, der Sommer warm. An der Nordseite der
Ebene ist der Fuß der sie begrenzenden Berge mit Dörfern bedeckt, die von
sehr ausgedehnten Gärten umgeben sind, woraus die benachbarten Districte bis
Erzerum, Baiburt und Gumisch-Khane mit vortrefflichen Früchten, namentlich
Trauben und Melonen, versehen werden. Die Ernten sind hier sehr^ üppig,
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