Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.auserlesener Truppen gegen sie. aber die vollständige Niederlage derselben Der bcdeutenste Ort nächst Achalzyk ist die Festung Ardaghcm mit dem 33*
auserlesener Truppen gegen sie. aber die vollständige Niederlage derselben Der bcdeutenste Ort nächst Achalzyk ist die Festung Ardaghcm mit dem 33*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0283" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101276"/> <p xml:id="ID_852" prev="#ID_851"> auserlesener Truppen gegen sie. aber die vollständige Niederlage derselben<lb/> lieferte ihm den deutlichsten Beweis, daß seine Macht gegen diese Provinz<lb/> nichts vermöge. Nach dieser Erfahrung begnügten sich die osmanischen Sultane<lb/> mit dem freiwilligen Gehorsam der tapfern und kühnen Bewohner dieser Pro¬<lb/> vinz, gestatteten ihnen vollkommene Unabhängigkeit in der Verwaltung, und<lb/> jeder Verbrecher, welcher zu ihnen floh, wurde sür das Schwert des Gesetzes<lb/> unerreichbar. Die Einwohner zahlten keine Abgaben an den Staat und nur<lb/> unbedeutende Procente für die eingeführten Lurusbedürfnisse. Sie unterwarfen<lb/> sich denjenigen Paschas, die ihnen gefielen, und schickten die andern ohne<lb/> weiteres zurück. Der Divan duldete dies, weil er es nicht hindern konnte,<lb/> begnügte sich, aus der Provinz gute Truppen zu ziehen, kümmerte sich aber<lb/> sonst um diese Grenze gar nicht und schickte nur von Achalzyk, wie von Araya<lb/> und Poli aus häufig fanatische Glaubensprediger in den Kaukasus, um die<lb/> Bergvölker gegen Rußland in Aufstand zu bringen und Unzufriedenheit in<lb/> Grüften und andern russischen Provinzen zu verbreiten. Ein Beweis für die<lb/> Unabhängigkeit Achalzyks von der Pforte liegt auch darin, daß der vorige<lb/> Sultan, Mahmud II., den Fernau zur Vernichtung der Janitscharen dort<lb/> nicht publiciren ließ, weshalb diese auch daselbst in vollkommener Freiheit<lb/> lebten. Während deS vorigen russich-türkischen Krieges wurde die Festung<lb/> Achalzyk trotz der verzweifelten Tapferkeit der Besatzung und der Mitwirkung<lb/> eines türkischen Corps unter den Paschas Mustapha und Mehmet Kios von<lb/> den Nüssen unter Paskewitsch erstürmt, und durch den Frieden von Adrianopel<lb/> 1829 kam sie mit einem Theil des Paschaliks an Rußland (s. oben). Die Be¬<lb/> zwingung dieser Feste und die Ansiedlung von Armeniern aus Erzerum darin<lb/> hielt man für wichtig für die künftige Beruhigung und Unterwerfung der<lb/> kaukasischen Bergvölker. Auch während des gegenwärtigen orientalischen Kriegs<lb/> war die Provinz Achalzyk im Herbst 1833 der Schauplatz heftiger Kämpfe<lb/> zwischen Russen und Türken.</p><lb/> <p xml:id="ID_853" next="#ID_854"> Der bcdeutenste Ort nächst Achalzyk ist die Festung Ardaghcm mit dem<lb/> nahegelegenen festen Schlosse Azkur oder Azchur am Eingange einer die Haupt¬<lb/> verbindung zwischen Achalzyk und Kartalmien vermittelnden Schlucht. Westlich<lb/> vom Tschildyrgebirge, in einer weiten Ebene, am Fuße eines von diesem Ge¬<lb/> birge sich erstreckenden steilen, nur von der Südseite zugänglichen, obgleich nicht<lb/> hohen Vorgebirges, am Zusammenflüsse zweier kleiner Flüsse, deS Gendara-<lb/> Tschai und Topawaran-Tschai, liegt Achalkalaki, eine unbedeutende, von einem<lb/> unregelmäßigen Viereck mit Bastionen umschlossene Stadt. Viel höher als<lb/> diese liegt die ebenfalls mit Mauern umgebene Citadelle. Da aber beide von<lb/> ihrer Umgebung beherrscht werden, so ha^ der Platz, auch seiner geographischen<lb/> Lage nach, keine große militärische Bedeutung. Etwas oberhalb des Einflusses<lb/> des aus der Vereinigung der beiden genannten Flüsse entstehenden Achalkalaki-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 33*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0283]
auserlesener Truppen gegen sie. aber die vollständige Niederlage derselben
lieferte ihm den deutlichsten Beweis, daß seine Macht gegen diese Provinz
nichts vermöge. Nach dieser Erfahrung begnügten sich die osmanischen Sultane
mit dem freiwilligen Gehorsam der tapfern und kühnen Bewohner dieser Pro¬
vinz, gestatteten ihnen vollkommene Unabhängigkeit in der Verwaltung, und
jeder Verbrecher, welcher zu ihnen floh, wurde sür das Schwert des Gesetzes
unerreichbar. Die Einwohner zahlten keine Abgaben an den Staat und nur
unbedeutende Procente für die eingeführten Lurusbedürfnisse. Sie unterwarfen
sich denjenigen Paschas, die ihnen gefielen, und schickten die andern ohne
weiteres zurück. Der Divan duldete dies, weil er es nicht hindern konnte,
begnügte sich, aus der Provinz gute Truppen zu ziehen, kümmerte sich aber
sonst um diese Grenze gar nicht und schickte nur von Achalzyk, wie von Araya
und Poli aus häufig fanatische Glaubensprediger in den Kaukasus, um die
Bergvölker gegen Rußland in Aufstand zu bringen und Unzufriedenheit in
Grüften und andern russischen Provinzen zu verbreiten. Ein Beweis für die
Unabhängigkeit Achalzyks von der Pforte liegt auch darin, daß der vorige
Sultan, Mahmud II., den Fernau zur Vernichtung der Janitscharen dort
nicht publiciren ließ, weshalb diese auch daselbst in vollkommener Freiheit
lebten. Während deS vorigen russich-türkischen Krieges wurde die Festung
Achalzyk trotz der verzweifelten Tapferkeit der Besatzung und der Mitwirkung
eines türkischen Corps unter den Paschas Mustapha und Mehmet Kios von
den Nüssen unter Paskewitsch erstürmt, und durch den Frieden von Adrianopel
1829 kam sie mit einem Theil des Paschaliks an Rußland (s. oben). Die Be¬
zwingung dieser Feste und die Ansiedlung von Armeniern aus Erzerum darin
hielt man für wichtig für die künftige Beruhigung und Unterwerfung der
kaukasischen Bergvölker. Auch während des gegenwärtigen orientalischen Kriegs
war die Provinz Achalzyk im Herbst 1833 der Schauplatz heftiger Kämpfe
zwischen Russen und Türken.
Der bcdeutenste Ort nächst Achalzyk ist die Festung Ardaghcm mit dem
nahegelegenen festen Schlosse Azkur oder Azchur am Eingange einer die Haupt¬
verbindung zwischen Achalzyk und Kartalmien vermittelnden Schlucht. Westlich
vom Tschildyrgebirge, in einer weiten Ebene, am Fuße eines von diesem Ge¬
birge sich erstreckenden steilen, nur von der Südseite zugänglichen, obgleich nicht
hohen Vorgebirges, am Zusammenflüsse zweier kleiner Flüsse, deS Gendara-
Tschai und Topawaran-Tschai, liegt Achalkalaki, eine unbedeutende, von einem
unregelmäßigen Viereck mit Bastionen umschlossene Stadt. Viel höher als
diese liegt die ebenfalls mit Mauern umgebene Citadelle. Da aber beide von
ihrer Umgebung beherrscht werden, so ha^ der Platz, auch seiner geographischen
Lage nach, keine große militärische Bedeutung. Etwas oberhalb des Einflusses
des aus der Vereinigung der beiden genannten Flüsse entstehenden Achalkalaki-
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