Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.Nationalität der Herzogthümer gefährdenden Projects sprachen beide Stände¬ So war denn gleich zu Anfang der beabsichtigte Hauptstreich an dem Nationalität der Herzogthümer gefährdenden Projects sprachen beide Stände¬ So war denn gleich zu Anfang der beabsichtigte Hauptstreich an dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0152" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101145"/> <p xml:id="ID_421" prev="#ID_420"> Nationalität der Herzogthümer gefährdenden Projects sprachen beide Stände¬<lb/> versammlungen, die fchleswigfche wie die holsteinische, einmüthig die Bitte aus<lb/> diesen dem allgemeinen Wunsche in den Herzogthümern wie auch den Verhält¬<lb/> nissen in denselben völlig widerstreitenden Plan aufzugeben und sowol die Ge¬<lb/> setzgebung als die Verwaltung des Kirchen- und Unterrichtswesens nach wie<lb/> vor gänzlich abgesondert von diesen RegierungSzweigen im Königreiche zu<lb/> halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_422" next="#ID_423"> So war denn gleich zu Anfang der beabsichtigte Hauptstreich an dem<lb/> einstimmigen Widersprüche der Stände Schleswigs und Holsteins gescheitert.<lb/> Es gab dies jener unermüdlichen Partei, von der die Freunde Schleswig-Holsteins<lb/> Energie und Ausdauer lernen können, nur Veranlassung, auf andere Mittel und<lb/> Wege zur Erreichung ihrer Zwecke Bedacht zu nehmen. Mit Rücksicht hierauf<lb/> wurden in den dänischen Ständeversammlungen der Jahre bis -I8LK"<lb/> immer von neuem Anträge gestellt, welche großentheils unter der bescheidenen<lb/> Bitte: „es möchten von Seiten der Negierung Veranstaltungen zur Aufrecht¬<lb/> erhaltung und zum Schutze der dänischen Nationalität in Schleswig getroffen<lb/> werden," auf eine Umgestaltung der gesammten administrativen und rechtlichen<lb/> Verhältnisse des Herzogthums abzielten. Dieselben gingen so weit, daß selbst<lb/> der dänische Regierungscommissär, Minister Oersted, nicht umhin konnte, darauf<lb/> hinzuweisen, daß diese Vorschläge, zu deren Einreichung die dänischen Stände-<lb/> Versammlungen durchaus nicht berechtigt seien, eine totale Umwälzung in dem<lb/> Rechtszustande herbeiführen würden, welcher seit undenklichen Zeiten in dem<lb/> aufs engste mit Holstein verbundenen Lande stattgefunden habe. Es wurde<lb/> nämlich unter andern verlangt, daß die Unterrichtsanstalten des Herzogthums<lb/> Schleswigs, so wie sämmtliche höhere Regierungs- Und Gerichtsbehörden in<lb/> dänischen Sinne ümgestaliel würden, obgleich es auf der Hand lag, daß eine<lb/> derartige Veränderung dem Wunsche und Bedürfnisse der Schleswiger und den .<lb/> Ansichten ihrer Vertreter von Grund aus widerspreche, und daß diese unberufene<lb/> Einmischung in die innern Verhältnisse des selbstständigen Herzogthums sowol<lb/> die deutsch als die dänisch redenden Bewohner des Herzogthums empfindlich<lb/> kränke. Die Ansicht, es sei dies ein Mittel, das letztere enger an die dänische<lb/> Monarchie zu knüpfen und die Pflicht der Selbsterhaltung rechtfertige die<lb/> äußersten, an sich unzulässigen Mittel, übertönte die von besonnenen Dänen<lb/> vielfach ausgesprochnen Warnungen, daß diese Bestrebungen in vielleicht nicht<lb/> ferner Zukunft gradezu die entgegengesetzte Wirkung haben würden. Zur Be¬<lb/> gründung jener Anträge findet sich nichts Andres angeführt, als die durch<lb/> Thatsachen nicht unterstützte Behauptung, es werde fortwährend in großen<lb/> Strichen Schleswigs die dänische Sprache geflissentlich durch deutschen Unterricht<lb/> ausgerottet, indem die Schulämter vorzugsweise mit deutsch gebildeten Semi¬<lb/> naristen besetzt würden, die Besetzung der Kirchen- und Justizämter mit parteiischer</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0152]
Nationalität der Herzogthümer gefährdenden Projects sprachen beide Stände¬
versammlungen, die fchleswigfche wie die holsteinische, einmüthig die Bitte aus
diesen dem allgemeinen Wunsche in den Herzogthümern wie auch den Verhält¬
nissen in denselben völlig widerstreitenden Plan aufzugeben und sowol die Ge¬
setzgebung als die Verwaltung des Kirchen- und Unterrichtswesens nach wie
vor gänzlich abgesondert von diesen RegierungSzweigen im Königreiche zu
halten.
So war denn gleich zu Anfang der beabsichtigte Hauptstreich an dem
einstimmigen Widersprüche der Stände Schleswigs und Holsteins gescheitert.
Es gab dies jener unermüdlichen Partei, von der die Freunde Schleswig-Holsteins
Energie und Ausdauer lernen können, nur Veranlassung, auf andere Mittel und
Wege zur Erreichung ihrer Zwecke Bedacht zu nehmen. Mit Rücksicht hierauf
wurden in den dänischen Ständeversammlungen der Jahre bis -I8LK"
immer von neuem Anträge gestellt, welche großentheils unter der bescheidenen
Bitte: „es möchten von Seiten der Negierung Veranstaltungen zur Aufrecht¬
erhaltung und zum Schutze der dänischen Nationalität in Schleswig getroffen
werden," auf eine Umgestaltung der gesammten administrativen und rechtlichen
Verhältnisse des Herzogthums abzielten. Dieselben gingen so weit, daß selbst
der dänische Regierungscommissär, Minister Oersted, nicht umhin konnte, darauf
hinzuweisen, daß diese Vorschläge, zu deren Einreichung die dänischen Stände-
Versammlungen durchaus nicht berechtigt seien, eine totale Umwälzung in dem
Rechtszustande herbeiführen würden, welcher seit undenklichen Zeiten in dem
aufs engste mit Holstein verbundenen Lande stattgefunden habe. Es wurde
nämlich unter andern verlangt, daß die Unterrichtsanstalten des Herzogthums
Schleswigs, so wie sämmtliche höhere Regierungs- Und Gerichtsbehörden in
dänischen Sinne ümgestaliel würden, obgleich es auf der Hand lag, daß eine
derartige Veränderung dem Wunsche und Bedürfnisse der Schleswiger und den .
Ansichten ihrer Vertreter von Grund aus widerspreche, und daß diese unberufene
Einmischung in die innern Verhältnisse des selbstständigen Herzogthums sowol
die deutsch als die dänisch redenden Bewohner des Herzogthums empfindlich
kränke. Die Ansicht, es sei dies ein Mittel, das letztere enger an die dänische
Monarchie zu knüpfen und die Pflicht der Selbsterhaltung rechtfertige die
äußersten, an sich unzulässigen Mittel, übertönte die von besonnenen Dänen
vielfach ausgesprochnen Warnungen, daß diese Bestrebungen in vielleicht nicht
ferner Zukunft gradezu die entgegengesetzte Wirkung haben würden. Zur Be¬
gründung jener Anträge findet sich nichts Andres angeführt, als die durch
Thatsachen nicht unterstützte Behauptung, es werde fortwährend in großen
Strichen Schleswigs die dänische Sprache geflissentlich durch deutschen Unterricht
ausgerottet, indem die Schulämter vorzugsweise mit deutsch gebildeten Semi¬
naristen besetzt würden, die Besetzung der Kirchen- und Justizämter mit parteiischer
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