Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Kunstgeschichte.
Geschichte d er-Ar es it c ken r von den,ältesten Zeiten bis auf die Ge-
genwart. Dargestellt von Wilhelm Lübke. Mit 17i> Holzschnitten.
Leipzig, Graul. --
Handbuch der Kunstgeschichte. Zum Gebrauche für Künstler und Studirende
und als Führer aus der Reise. Von l>>>. A. Springer in Bonn. Mit einem
Vorwort von Th. Bischer. Mit 93 Illustrationen und einem kunst-
historischen Wegweiser. Stuttgart, Rieger. --
Geschichte der deutschen Kunst von Ernst Förster. 3. Theil. Von der Mitte
des 16. bis Ende des "18. Jahrhunderts. Mit 9 Stahlstichen. Leipzig,
T. O. Weigel. --
Geschichte der griechischen Künstler. Von Heinrich Brunn. Zweiter
Theil, erste Abtheilung. Braunschweig, Schwetschke und Sohn. --
Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolf Stahr.
Zweiter Theil. Braunschweig, Vieweg und Sohn. --

Man hat häufig die Bemerkung gemacht, daß eS kein sehr günstiges Zeichen
für die Fortentwicklung der Kunst ist, wenn die Kunstgeschichte und die
Kunstkritik sich zu sehr vordrängen. Sollte dieser Grundsatz unbedingt richtig
sein, so müßte man grade in diesen letzten Jahren über das weitere Schicksal
der Kunst die größten Besorgnisse hegen, denn noch zu keiner Zeit hatte diese
Gattung der Literatur eine so außerordentliche Ausdehnung gewonnen. Auf
der andern Seite können wir es aber als einen Fortschritt bezeichnen, daß
mehr und mehr das Philosophiren über die Kunst aufhört und statt dessen ein
gründliches Studium des Technischen eintritt. Die Schriftsteller, die jetzt
über Kunstgeschichte schreiben, suchen sich vorher einen klaren Blick in das zu
verschaffen, worauf es eigentlich ankommt, um einerseits dem Urtheil der so¬
genannten Gebildeten nnter die Arme zu greisen, andererseits die Künstler selbst
zu fördern.

Bei keinem Zweig der bildenden Kunst ist es wichtiger, die richtigen
Grundsätze so scharf und deutlich als möglich auszusprechen, als in der Bau¬
kunst. Sculptur und Malerei erleiden von der Theorie nur einen sehr mittel¬
baren Einfluß, denn hier tritt der individuelle Geschmack des Künstlers und
seine besondere Schule in den Vordergrund, während der Architekt auf Be¬
stellung arbeitet und daher den Bedürfnissen des gebildeten Publicums Rech¬
nung, tragen muß. Auf der einen Seite ist das Baufach der allwissenschaft-
lichste Zweig der bildenden Kunst, auf der andern wird am meisten darin billet-


Kunstgeschichte.
Geschichte d er-Ar es it c ken r von den,ältesten Zeiten bis auf die Ge-
genwart. Dargestellt von Wilhelm Lübke. Mit 17i> Holzschnitten.
Leipzig, Graul. —
Handbuch der Kunstgeschichte. Zum Gebrauche für Künstler und Studirende
und als Führer aus der Reise. Von l>>>. A. Springer in Bonn. Mit einem
Vorwort von Th. Bischer. Mit 93 Illustrationen und einem kunst-
historischen Wegweiser. Stuttgart, Rieger. —
Geschichte der deutschen Kunst von Ernst Förster. 3. Theil. Von der Mitte
des 16. bis Ende des "18. Jahrhunderts. Mit 9 Stahlstichen. Leipzig,
T. O. Weigel. —
Geschichte der griechischen Künstler. Von Heinrich Brunn. Zweiter
Theil, erste Abtheilung. Braunschweig, Schwetschke und Sohn. —
Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolf Stahr.
Zweiter Theil. Braunschweig, Vieweg und Sohn. —

Man hat häufig die Bemerkung gemacht, daß eS kein sehr günstiges Zeichen
für die Fortentwicklung der Kunst ist, wenn die Kunstgeschichte und die
Kunstkritik sich zu sehr vordrängen. Sollte dieser Grundsatz unbedingt richtig
sein, so müßte man grade in diesen letzten Jahren über das weitere Schicksal
der Kunst die größten Besorgnisse hegen, denn noch zu keiner Zeit hatte diese
Gattung der Literatur eine so außerordentliche Ausdehnung gewonnen. Auf
der andern Seite können wir es aber als einen Fortschritt bezeichnen, daß
mehr und mehr das Philosophiren über die Kunst aufhört und statt dessen ein
gründliches Studium des Technischen eintritt. Die Schriftsteller, die jetzt
über Kunstgeschichte schreiben, suchen sich vorher einen klaren Blick in das zu
verschaffen, worauf es eigentlich ankommt, um einerseits dem Urtheil der so¬
genannten Gebildeten nnter die Arme zu greisen, andererseits die Künstler selbst
zu fördern.

Bei keinem Zweig der bildenden Kunst ist es wichtiger, die richtigen
Grundsätze so scharf und deutlich als möglich auszusprechen, als in der Bau¬
kunst. Sculptur und Malerei erleiden von der Theorie nur einen sehr mittel¬
baren Einfluß, denn hier tritt der individuelle Geschmack des Künstlers und
seine besondere Schule in den Vordergrund, während der Architekt auf Be¬
stellung arbeitet und daher den Bedürfnissen des gebildeten Publicums Rech¬
nung, tragen muß. Auf der einen Seite ist das Baufach der allwissenschaft-
lichste Zweig der bildenden Kunst, auf der andern wird am meisten darin billet-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101093"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Kunstgeschichte.</head><lb/>
          <list>
            <item> Geschichte d er-Ar es it c ken r von den,ältesten Zeiten bis auf die Ge-<lb/>
genwart. Dargestellt von Wilhelm Lübke. Mit 17i&gt; Holzschnitten.<lb/>
Leipzig, Graul. &#x2014;</item>
            <item> Handbuch der Kunstgeschichte. Zum Gebrauche für Künstler und Studirende<lb/>
und als Führer aus der Reise. Von l&gt;&gt;&gt;. A. Springer in Bonn. Mit einem<lb/>
Vorwort von Th. Bischer. Mit 93 Illustrationen und einem kunst-<lb/>
historischen Wegweiser.  Stuttgart, Rieger. &#x2014;</item>
            <item> Geschichte der deutschen Kunst von Ernst Förster. 3. Theil. Von der Mitte<lb/>
des 16. bis Ende des "18. Jahrhunderts. Mit 9 Stahlstichen. Leipzig,<lb/>
T. O. Weigel. &#x2014;</item>
            <item> Geschichte der griechischen Künstler. Von Heinrich Brunn. Zweiter<lb/>
Theil, erste Abtheilung.  Braunschweig, Schwetschke und Sohn. &#x2014;</item>
            <item> Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolf Stahr.<lb/>
Zweiter Theil.  Braunschweig, Vieweg und Sohn. &#x2014;</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_275"> Man hat häufig die Bemerkung gemacht, daß eS kein sehr günstiges Zeichen<lb/>
für die Fortentwicklung der Kunst ist, wenn die Kunstgeschichte und die<lb/>
Kunstkritik sich zu sehr vordrängen. Sollte dieser Grundsatz unbedingt richtig<lb/>
sein, so müßte man grade in diesen letzten Jahren über das weitere Schicksal<lb/>
der Kunst die größten Besorgnisse hegen, denn noch zu keiner Zeit hatte diese<lb/>
Gattung der Literatur eine so außerordentliche Ausdehnung gewonnen. Auf<lb/>
der andern Seite können wir es aber als einen Fortschritt bezeichnen, daß<lb/>
mehr und mehr das Philosophiren über die Kunst aufhört und statt dessen ein<lb/>
gründliches Studium des Technischen eintritt. Die Schriftsteller, die jetzt<lb/>
über Kunstgeschichte schreiben, suchen sich vorher einen klaren Blick in das zu<lb/>
verschaffen, worauf es eigentlich ankommt, um einerseits dem Urtheil der so¬<lb/>
genannten Gebildeten nnter die Arme zu greisen, andererseits die Künstler selbst<lb/>
zu fördern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_276" next="#ID_277"> Bei keinem Zweig der bildenden Kunst ist es wichtiger, die richtigen<lb/>
Grundsätze so scharf und deutlich als möglich auszusprechen, als in der Bau¬<lb/>
kunst. Sculptur und Malerei erleiden von der Theorie nur einen sehr mittel¬<lb/>
baren Einfluß, denn hier tritt der individuelle Geschmack des Künstlers und<lb/>
seine besondere Schule in den Vordergrund, während der Architekt auf Be¬<lb/>
stellung arbeitet und daher den Bedürfnissen des gebildeten Publicums Rech¬<lb/>
nung, tragen muß. Auf der einen Seite ist das Baufach der allwissenschaft-<lb/>
lichste Zweig der bildenden Kunst, auf der andern wird am meisten darin billet-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0100] Kunstgeschichte. Geschichte d er-Ar es it c ken r von den,ältesten Zeiten bis auf die Ge- genwart. Dargestellt von Wilhelm Lübke. Mit 17i> Holzschnitten. Leipzig, Graul. — Handbuch der Kunstgeschichte. Zum Gebrauche für Künstler und Studirende und als Führer aus der Reise. Von l>>>. A. Springer in Bonn. Mit einem Vorwort von Th. Bischer. Mit 93 Illustrationen und einem kunst- historischen Wegweiser. Stuttgart, Rieger. — Geschichte der deutschen Kunst von Ernst Förster. 3. Theil. Von der Mitte des 16. bis Ende des "18. Jahrhunderts. Mit 9 Stahlstichen. Leipzig, T. O. Weigel. — Geschichte der griechischen Künstler. Von Heinrich Brunn. Zweiter Theil, erste Abtheilung. Braunschweig, Schwetschke und Sohn. — Torso. Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten. Von Adolf Stahr. Zweiter Theil. Braunschweig, Vieweg und Sohn. — Man hat häufig die Bemerkung gemacht, daß eS kein sehr günstiges Zeichen für die Fortentwicklung der Kunst ist, wenn die Kunstgeschichte und die Kunstkritik sich zu sehr vordrängen. Sollte dieser Grundsatz unbedingt richtig sein, so müßte man grade in diesen letzten Jahren über das weitere Schicksal der Kunst die größten Besorgnisse hegen, denn noch zu keiner Zeit hatte diese Gattung der Literatur eine so außerordentliche Ausdehnung gewonnen. Auf der andern Seite können wir es aber als einen Fortschritt bezeichnen, daß mehr und mehr das Philosophiren über die Kunst aufhört und statt dessen ein gründliches Studium des Technischen eintritt. Die Schriftsteller, die jetzt über Kunstgeschichte schreiben, suchen sich vorher einen klaren Blick in das zu verschaffen, worauf es eigentlich ankommt, um einerseits dem Urtheil der so¬ genannten Gebildeten nnter die Arme zu greisen, andererseits die Künstler selbst zu fördern. Bei keinem Zweig der bildenden Kunst ist es wichtiger, die richtigen Grundsätze so scharf und deutlich als möglich auszusprechen, als in der Bau¬ kunst. Sculptur und Malerei erleiden von der Theorie nur einen sehr mittel¬ baren Einfluß, denn hier tritt der individuelle Geschmack des Künstlers und seine besondere Schule in den Vordergrund, während der Architekt auf Be¬ stellung arbeitet und daher den Bedürfnissen des gebildeten Publicums Rech¬ nung, tragen muß. Auf der einen Seite ist das Baufach der allwissenschaft- lichste Zweig der bildenden Kunst, auf der andern wird am meisten darin billet-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/100
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/100>, abgerufen am 23.07.2024.