Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Haupttheil der Lafette gedeckt ist, so verbleibt Dennoch ver Uebelstand, daß
das Laden der Gewehre nur dann gedeckt geschehen kann, wenn die Mann¬
schaft niederkniee, daß in den Gräben kein Raum zur rückwärtigen Truppenauf-
stellung und auch hinter den Auswürfen keiner vorhanden ist, der gegen Bo¬
genschusse auch nur bis auf 4 Fuß Höhe gedeckt wäre, falls nicht das Terrain
"och rückwärts abfällt. Etwaige Reserven würden daher in den Fall kommen,
sich auf den Bauch niederlegen zu müssen.

Diesem Uebelstande wird vorgebeugt, wenn man unter normalen Um¬
ständen die zur Deckung bestimmten Aufwürfe bis über Manneshöhe, also
mindestens auf sechs und einen halben Fuß erhöht und behufs der Anwendung
des kleinen Gewehrs Auftritte hinter ihnen anschüttet, die bis vier Fuß unter
ihre Erete, und für die Geschütze Bänke oder Plattformen, welche bis drei Fuß
unter dieselbe reichen. Die gesammte Anschüttungsmasse oberhalb der Auftritte
oder Bankette und der Geschützbänke nennt man die Brustwehr und die unter¬
halb den Wall; Bankette und Geschützbänke aber begreift man unter dem Namen
der Feuerpvsilionen.

Hindernißmittcl (im Besonderen Gräben) Communieati oren
(Brücken, Rampen) Deckungsmittel (Aufwürfe, Einschnitte) und Fen erpo-
litionen, deren Bedeutung hiermit entwickelt worden ist, sind ganz allgemein ge¬
nommen das, was man die Elemente, nicht nur der Feldfortification, sondern
der Befestigung überhaupt nennt. Sie sind im Besonderen die Bestandtheile,
aus welchen sich jene größeren sortificatvrischen Ganzen, die man unter dem
Namen der Werke begreift, zusammensetzen. Der Specialauödruck in der Feld¬
fortification für diesen Begriff ist Schanze.,

Eine Schanze besteht demnach aus vier Haupttheilen. Aus Auftritten
oder Banketten, respective Geschützbänken, als kunstgerecht angelegte Positionen
für den wirksamen Gebrauch der Feuerwaffen, aus davor gelegenen Deckungen,
aus einem gegen die 'Annäherung des Feindes schützenden, meistens das Ganze
umschließenden Hinderniß, und aus Eommunicationen, welche, im letzteren
Falle, der Besatzung dazu dienen, jenes je nach Belieben zu Passiren, sei es
um den Feind mit der blanken Waffe anzugreifen, oder um die Schanze be¬
hufs des Rückzugs zu verlassen. Dieses Hinderniß wird in den meisten Fällen
ein Graben, und die darüber hinführende Communication eine Brücke oder
ein baumartiger, stehengebliebener Erdteil sein. Liegt das Werk an einem
AbHange, so kann man den Graben ersparen, indem man jenen escarpirt.

Die Schanzen zerfallen in drei Classen, jenachdem sie offene oder ge¬
schlossene sino. Offene Werke machen nur nach einigen Seiten hin mit ihren
Vertheidigungslinien Fronte; geschlossene dagegen sind nach jeder Richtung hin
wehrfähig: am'meisten nach denen, welchen sie eine Frontlinie, am wenigsten
nach den anderen, denen sie nur einen Winkel zukehren.


Grenzboten, Hi. 1836. 8

Haupttheil der Lafette gedeckt ist, so verbleibt Dennoch ver Uebelstand, daß
das Laden der Gewehre nur dann gedeckt geschehen kann, wenn die Mann¬
schaft niederkniee, daß in den Gräben kein Raum zur rückwärtigen Truppenauf-
stellung und auch hinter den Auswürfen keiner vorhanden ist, der gegen Bo¬
genschusse auch nur bis auf 4 Fuß Höhe gedeckt wäre, falls nicht das Terrain
»och rückwärts abfällt. Etwaige Reserven würden daher in den Fall kommen,
sich auf den Bauch niederlegen zu müssen.

Diesem Uebelstande wird vorgebeugt, wenn man unter normalen Um¬
ständen die zur Deckung bestimmten Aufwürfe bis über Manneshöhe, also
mindestens auf sechs und einen halben Fuß erhöht und behufs der Anwendung
des kleinen Gewehrs Auftritte hinter ihnen anschüttet, die bis vier Fuß unter
ihre Erete, und für die Geschütze Bänke oder Plattformen, welche bis drei Fuß
unter dieselbe reichen. Die gesammte Anschüttungsmasse oberhalb der Auftritte
oder Bankette und der Geschützbänke nennt man die Brustwehr und die unter¬
halb den Wall; Bankette und Geschützbänke aber begreift man unter dem Namen
der Feuerpvsilionen.

Hindernißmittcl (im Besonderen Gräben) Communieati oren
(Brücken, Rampen) Deckungsmittel (Aufwürfe, Einschnitte) und Fen erpo-
litionen, deren Bedeutung hiermit entwickelt worden ist, sind ganz allgemein ge¬
nommen das, was man die Elemente, nicht nur der Feldfortification, sondern
der Befestigung überhaupt nennt. Sie sind im Besonderen die Bestandtheile,
aus welchen sich jene größeren sortificatvrischen Ganzen, die man unter dem
Namen der Werke begreift, zusammensetzen. Der Specialauödruck in der Feld¬
fortification für diesen Begriff ist Schanze.,

Eine Schanze besteht demnach aus vier Haupttheilen. Aus Auftritten
oder Banketten, respective Geschützbänken, als kunstgerecht angelegte Positionen
für den wirksamen Gebrauch der Feuerwaffen, aus davor gelegenen Deckungen,
aus einem gegen die 'Annäherung des Feindes schützenden, meistens das Ganze
umschließenden Hinderniß, und aus Eommunicationen, welche, im letzteren
Falle, der Besatzung dazu dienen, jenes je nach Belieben zu Passiren, sei es
um den Feind mit der blanken Waffe anzugreifen, oder um die Schanze be¬
hufs des Rückzugs zu verlassen. Dieses Hinderniß wird in den meisten Fällen
ein Graben, und die darüber hinführende Communication eine Brücke oder
ein baumartiger, stehengebliebener Erdteil sein. Liegt das Werk an einem
AbHange, so kann man den Graben ersparen, indem man jenen escarpirt.

Die Schanzen zerfallen in drei Classen, jenachdem sie offene oder ge¬
schlossene sino. Offene Werke machen nur nach einigen Seiten hin mit ihren
Vertheidigungslinien Fronte; geschlossene dagegen sind nach jeder Richtung hin
wehrfähig: am'meisten nach denen, welchen sie eine Frontlinie, am wenigsten
nach den anderen, denen sie nur einen Winkel zukehren.


Grenzboten, Hi. 1836. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99985"/>
            <p xml:id="ID_159" prev="#ID_158"> Haupttheil der Lafette gedeckt ist, so verbleibt Dennoch ver Uebelstand, daß<lb/>
das Laden der Gewehre nur dann gedeckt geschehen kann, wenn die Mann¬<lb/>
schaft niederkniee, daß in den Gräben kein Raum zur rückwärtigen Truppenauf-<lb/>
stellung und auch hinter den Auswürfen keiner vorhanden ist, der gegen Bo¬<lb/>
genschusse auch nur bis auf 4 Fuß Höhe gedeckt wäre, falls nicht das Terrain<lb/>
»och rückwärts abfällt. Etwaige Reserven würden daher in den Fall kommen,<lb/>
sich auf den Bauch niederlegen zu müssen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_160"> Diesem Uebelstande wird vorgebeugt, wenn man unter normalen Um¬<lb/>
ständen die zur Deckung bestimmten Aufwürfe bis über Manneshöhe, also<lb/>
mindestens auf sechs und einen halben Fuß erhöht und behufs der Anwendung<lb/>
des kleinen Gewehrs Auftritte hinter ihnen anschüttet, die bis vier Fuß unter<lb/>
ihre Erete, und für die Geschütze Bänke oder Plattformen, welche bis drei Fuß<lb/>
unter dieselbe reichen. Die gesammte Anschüttungsmasse oberhalb der Auftritte<lb/>
oder Bankette und der Geschützbänke nennt man die Brustwehr und die unter¬<lb/>
halb den Wall; Bankette und Geschützbänke aber begreift man unter dem Namen<lb/>
der Feuerpvsilionen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_161"> Hindernißmittcl (im Besonderen Gräben) Communieati oren<lb/>
(Brücken, Rampen) Deckungsmittel (Aufwürfe, Einschnitte) und Fen erpo-<lb/>
litionen, deren Bedeutung hiermit entwickelt worden ist, sind ganz allgemein ge¬<lb/>
nommen das, was man die Elemente, nicht nur der Feldfortification, sondern<lb/>
der Befestigung überhaupt nennt. Sie sind im Besonderen die Bestandtheile,<lb/>
aus welchen sich jene größeren sortificatvrischen Ganzen, die man unter dem<lb/>
Namen der Werke begreift, zusammensetzen. Der Specialauödruck in der Feld¬<lb/>
fortification für diesen Begriff ist Schanze.,</p><lb/>
            <p xml:id="ID_162"> Eine Schanze besteht demnach aus vier Haupttheilen. Aus Auftritten<lb/>
oder Banketten, respective Geschützbänken, als kunstgerecht angelegte Positionen<lb/>
für den wirksamen Gebrauch der Feuerwaffen, aus davor gelegenen Deckungen,<lb/>
aus einem gegen die 'Annäherung des Feindes schützenden, meistens das Ganze<lb/>
umschließenden Hinderniß, und aus Eommunicationen, welche, im letzteren<lb/>
Falle, der Besatzung dazu dienen, jenes je nach Belieben zu Passiren, sei es<lb/>
um den Feind mit der blanken Waffe anzugreifen, oder um die Schanze be¬<lb/>
hufs des Rückzugs zu verlassen. Dieses Hinderniß wird in den meisten Fällen<lb/>
ein Graben, und die darüber hinführende Communication eine Brücke oder<lb/>
ein baumartiger, stehengebliebener Erdteil sein. Liegt das Werk an einem<lb/>
AbHange, so kann man den Graben ersparen, indem man jenen escarpirt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_163"> Die Schanzen zerfallen in drei Classen, jenachdem sie offene oder ge¬<lb/>
schlossene sino. Offene Werke machen nur nach einigen Seiten hin mit ihren<lb/>
Vertheidigungslinien Fronte; geschlossene dagegen sind nach jeder Richtung hin<lb/>
wehrfähig: am'meisten nach denen, welchen sie eine Frontlinie, am wenigsten<lb/>
nach den anderen, denen sie nur einen Winkel zukehren.</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten, Hi. 1836. 8</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0065] Haupttheil der Lafette gedeckt ist, so verbleibt Dennoch ver Uebelstand, daß das Laden der Gewehre nur dann gedeckt geschehen kann, wenn die Mann¬ schaft niederkniee, daß in den Gräben kein Raum zur rückwärtigen Truppenauf- stellung und auch hinter den Auswürfen keiner vorhanden ist, der gegen Bo¬ genschusse auch nur bis auf 4 Fuß Höhe gedeckt wäre, falls nicht das Terrain »och rückwärts abfällt. Etwaige Reserven würden daher in den Fall kommen, sich auf den Bauch niederlegen zu müssen. Diesem Uebelstande wird vorgebeugt, wenn man unter normalen Um¬ ständen die zur Deckung bestimmten Aufwürfe bis über Manneshöhe, also mindestens auf sechs und einen halben Fuß erhöht und behufs der Anwendung des kleinen Gewehrs Auftritte hinter ihnen anschüttet, die bis vier Fuß unter ihre Erete, und für die Geschütze Bänke oder Plattformen, welche bis drei Fuß unter dieselbe reichen. Die gesammte Anschüttungsmasse oberhalb der Auftritte oder Bankette und der Geschützbänke nennt man die Brustwehr und die unter¬ halb den Wall; Bankette und Geschützbänke aber begreift man unter dem Namen der Feuerpvsilionen. Hindernißmittcl (im Besonderen Gräben) Communieati oren (Brücken, Rampen) Deckungsmittel (Aufwürfe, Einschnitte) und Fen erpo- litionen, deren Bedeutung hiermit entwickelt worden ist, sind ganz allgemein ge¬ nommen das, was man die Elemente, nicht nur der Feldfortification, sondern der Befestigung überhaupt nennt. Sie sind im Besonderen die Bestandtheile, aus welchen sich jene größeren sortificatvrischen Ganzen, die man unter dem Namen der Werke begreift, zusammensetzen. Der Specialauödruck in der Feld¬ fortification für diesen Begriff ist Schanze., Eine Schanze besteht demnach aus vier Haupttheilen. Aus Auftritten oder Banketten, respective Geschützbänken, als kunstgerecht angelegte Positionen für den wirksamen Gebrauch der Feuerwaffen, aus davor gelegenen Deckungen, aus einem gegen die 'Annäherung des Feindes schützenden, meistens das Ganze umschließenden Hinderniß, und aus Eommunicationen, welche, im letzteren Falle, der Besatzung dazu dienen, jenes je nach Belieben zu Passiren, sei es um den Feind mit der blanken Waffe anzugreifen, oder um die Schanze be¬ hufs des Rückzugs zu verlassen. Dieses Hinderniß wird in den meisten Fällen ein Graben, und die darüber hinführende Communication eine Brücke oder ein baumartiger, stehengebliebener Erdteil sein. Liegt das Werk an einem AbHange, so kann man den Graben ersparen, indem man jenen escarpirt. Die Schanzen zerfallen in drei Classen, jenachdem sie offene oder ge¬ schlossene sino. Offene Werke machen nur nach einigen Seiten hin mit ihren Vertheidigungslinien Fronte; geschlossene dagegen sind nach jeder Richtung hin wehrfähig: am'meisten nach denen, welchen sie eine Frontlinie, am wenigsten nach den anderen, denen sie nur einen Winkel zukehren. Grenzboten, Hi. 1836. 8

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/65
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/65>, abgerufen am 22.12.2024.